Vögel im Naturgarten. Engelbert Kötter
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Geh mal ans Fenster und schaue, was passiert, wenn ein Vogel auf einem Zweig landet. Genau! Er landet und geht sofort in die Hocke. Was du dabei nicht siehst: Vom Oberschenkelmuskel des Vogels bis hinunter in die letzten Zehenglieder verläuft, über das Knie hinweg, eine lange Sehne. Vom Unterschenkelmuskel des Vogels bis hinunter in die letzten Zehenglieder verläuft, über die Ferse hinweg, ebenfalls eine lange Sehne. Also eine Sehne vorn, eine hinten. Sobald der Vogel sich nun hinhockt, entsteht eine Anspannung der Sehnen und sie ziehen folglich die Vogelzehen dicht an den Zweig heran. Allein durch die Sehnenspannung, ohne ermüdende Anstrengung der Beinmuskeln, klammert sich der Vogel fest. Die Sehnen lösen die Umklammerung erst auf, wenn der Vogel aus der Hocke aufsteigt. – Wenn du mal wieder denkst, „Ach, sind doch bloß Vögel!“: Du kannst so etwas nicht!
Sammle nur Federn, die halbwegs sauber sind. Lasse auf alle Fälle solche unbeachtet, die mit Vogelkot oder anderem unhygienischen Schmutz behaftet sind. Auch Vogelfedern aus alten Vogelnestern sind üblicherweise nicht dazu geeignet, sie in deine Sammlung mit aufzunehmen.
Körperpflege – für Vögel ganz schön aufwendig
Wenn du dich duschst, ist das für dich eine Frage der Sauberkeit. Für Vögel kommt etwas Wichtiges hinzu: Bei ihrer Gefiederpflege reinigen sie nicht nur die Federn, sie halten zugleich auch die Funktionsfähigkeit ihrer Federn in Schuss. Ohne flugtaugliche Federn schließlich kein Vogelflug!
Das Vogelbad dient nicht nur der Hygiene – es macht auch Spaß.
Stufe 1: Kratzen
Wenn ein Parasit, z. B. eine Milbe, den Vogel zwickt, kann der ihn mit seinen Krallen wegkratzen. Aber schau mal genau hin! Spechte z. B. kratzen sich „vornherum“: einfach am Flügel vorbei, dort, wo es juckt. Die überwiegende Anzahl unserer heimischen Vögel aber kratzt sich „hintenherum“: Sie lassen einen Flügel hängen und kratzen sich dann mit dem Fuß derselben Körperseite. Über den Flügel hinweg genau dort, wo es sie juckt. Fischreiher haben sogar eine spezielle Kratzvorrichtung, die sogenannte Putzkralle. Das ist die speziell ausgebildete mittlere Fußkralle. Damit können sie sich besonders wirksam kratzen.
Stufe 2: Putzen
Hinter dem Putzen verbirgt sich meist weniger das Reinigen als das Ordnen der Federn. Dazu plustert sich der Vogel auf und bearbeitet die Federn mit dem Schnabel, von der Basis bis zur Spitze. Die Federn von Schwingen und Schwanz zieht er stattdessen in einem Rutsch durch den Schnabel. Dabei repariert er Federästchen (genauer: die „Fahne“ der Feder dort, wo ihre Strahlen und Häkchen sich voneinander gelöst haben, siehe „Frag den Böhm“, Seite 17).
Stufe 3: Baden
Beobachte mal: Baden Vögel zuerst Bauch und Schwanz – oder zunächst Kopf, Brust und Schultern? Warum gehen die Vögel stets mit aufgeplustertem Gefieder ins seichte Wasser? Und wie werden sie wieder trocken und flugfähig? Wusstest du, dass Meisen nicht mit ihrem kompletten Körper ins Vogelbad gehen, sondern sich lediglich an regen- oder taunassem Blattwerk mit Wasser benetzen? Feldlerchen gar baden nicht – sie duschen: Bei Regen legen sie sich mit ausgebreiteten Schwingen auf den Ackerboden. Apropos Boden: Sperlinge kannst du häufig beim Baden im Sand beobachten – eine Methode, Parasiten loszuwerden.
Stufe 4: Einölen
An der Schwanzoberseite, dem Bürzel, befinden sich Fett absondernde Drüsen. Bei Tauben (aber auch Graureihern) ist es statt Fett eine Art „Puder“, das von speziellen Dunenfedern gebildet wird.
Mit dem Schnabel holt sich der Singvogel das Fett von der Bürzeldrüse, überträgt es auf seine Zehen und Krallen und ölt damit sein Kopfgefieder ein. Anschließend nutzt er den eingeölten Kopf dazu, seine Schwingen zu fetten. Der Zweck des Ganzen? Die Schwungfedern müssen elastisch und flugtauglich sein, der Rest des Gefieders dicht – sowohl wasserdicht als auch wärmeisolierend.
Nach dem Baden Federn pflegen.
Schreiben wie Harry Potter
Die Schreibfeder hat eine jahrhundertelange Geschichte. Ab dem 4. Jahrhundert n. Chr. hat man in Europa Federkiele zum Zeichnen und Schreiben verwendet – meist waren es zugespitzte Schäfte der Schwungfedern von Gänsen. 1748 hat Johannes Janssen, der damalige Bürgermeister von Aachen, die „Aachener Stahlfeder“ erfunden, die erst hundert Jahre später den Federkiel in vielen Schulen abgelöst hat.
In den Geschichten von Harry Potter schreiben die Schüler von Hogwarts mit prächtigen Adlerfedern. Im Mittelalter hingegen waren meist die Federn von Gänsen, in Ausnahmefällen auch von Schwänen, Raben, Truthähnen und großen Greifvögeln im Einsatz – je nachdem, wie fein die Striche sein sollten. Federkiele waren wertvoll und von jeder Gans erhielt man nur zehn bis zwölf wirklich gute Kiele. Experten wissen, dass sich nur die fünf äußersten Schwungfedern jedes Flügels gut eignen, von denen die zweite und dritte die besten sind. Wenn ein Vogel die Feder verloren hat, ist sie bereits verhornt und hart genug, um ein gutes Schreibwerkzeug abzugeben. Du erkennst sie am durchsichtigen Kiel. Noch nicht verhornte Federn, die du manchmal im Handel bekommst, müssen in heißem Sand gehärtet werden.
Du brauchst: