Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer. Отсутствует
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›Zehn Fragen/Antworten zum Lebensweg von Walo Kamm
›Zur Holdingfirma Globetrotter Group AG gehörende Reiseunternehmen
›Unternehmen der Globetrotter Group
Walo Kamm entdeckt und durchquert 1975 als erster Trekker die zuvor verbotene Himalayaregion Zanskar.
«Wenn ich mit einem echten Reisefan einen interessanten Nachmittag verbracht habe, ist mir egal, ob ich etwas verkaufe oder nicht. Ich lasse auch über die Preise mit mir reden. Wir sind ja kein Reisebüro und wollen um Himmels willen auch keines werden.»
Walo Kamm, 1978
Selbsthilfe der Jet-Nomaden
Rund 2000 Schweizer Reisefans im Globetrotter Club
Individuelles Weltenbummeln zu fördern und pauschalreisegewohnte Touristen zu emanzipieren ist das Anliegen des Globetrotter Clubs, dem schon rund 2000 SchweizerInnen angehören. Billigflüge und Bücher zu Schleuderpreisen, in Clubunterlagen reisserisch angepriesen, wecken zunächst Zweifel am erklärt unkommerziellen Charakter der Organisation. Beatrice Emmenegger hat im Gespräch mit Clubgründer Walo Kamm trotzdem mehr Idealismus als Geschäftssinn entdeckt.
Erfahrungsaustausch und Erziehung zu alternativem Reisen sind Hauptziele des Globetrotter Clubs, der, 1974 aus einer Stammtischrunde von Reisefans entstanden, immer grössere Ausmasse annimmt und in seiner Art wohl einzigartig ist. Nur als existenzsichernde Nebenaktivität zu werten ist, laut Gründer Walo Kamm, der Verkauf von Flugbilletten, deren Preise auch auf Linienflügen weit unter dem offiziellen Tarif liegen. Auf dem grauen Markt purzeln vor allem die Flugpreise in asiatische Länder, hingegen existiert die halb offizielle Billettbörse für Nordamerikaflüge nicht. USA-Destinationen sind aber durch normale Charterflüge schon so billig zu haben, dass auch sie ins Budget des Globetrotters passen.
Weltenbummler fliegen heute in ferne Länder, meist solche der «Dritten Welt», um von dort aus mit dem Rucksack ausgedehnte Entdeckungsreisen auf eigene Faust zu beginnen. Überhaupt haben sich die Zeiten für Individual- und Abenteuerreisende verändert. Walo Kamm, 36, ehemaliger Journalist und seit fast zwei Jahrzehnten Weltenbummler aus Überzeugung, glaubt: «Heute ist es praktisch unmöglich geworden, sich während der Reise durch Jobs jeweils das Geld für die nächste Etappe zu verdienen. Aber die Vorstellung mancher Leute, für einen sechsmonatigen Trip brauche man 20000 Franken, ist auch unsinnig.»
Weniger sehen, dafür gründlich
Die Welt ist nach wie vor für wenig Geld zu haben – nur muss man wissen, wie. Kamm: «Auf eigene Faust eine Reise nach, beispielsweise, Asien zu machen, ist billiger und bringt mehr als eine Pauschalreise im Programm eines normalen Reisebüros.» Hotels mit Air-Condition und Farb-TV im Zimmer sind für den Rucksacktouristen zwar nicht drin, aber saubere, einfache Unterkünfte, Speis und Trank nach Art des Landes und öffentliche Verkehrsmittel, deren Benützung auch den Kontakt zur einheimischen Bevölkerung mit einschliessen, sehr wohl. «Das Traurige ist doch, dass die Masse der Normaltouristen in möglichst kurzer Zeit möglichst viel Verschiedenes sehen möchte, anstatt sich auf einen kleineren Raum zu beschränken, den aber gründlich kennenzulernen», ereifert sich Kamm.
Am liebsten möchte er die Reisegewohnheiten der ganzen Nation verändern und auch «Konservative» davon überzeugen, dass jeder ein Individualtourist sein kann. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Kürzlich hat er für einen 80-Jährigen eine Asienreise zusammengestellt. Deshalb hat Walo Kamm den Globetrotter Club gegründet – in erster Linie ein Informationszentrum für alternatives Reisen, in zweiter Linie ein Dienstleistungsbetrieb in Sachen Fernweh. Wer noch selten auf eigene Faust ausserhalb Europas unterwegs war, kann sich in Kamms Büro am Rennweg 35 in Zürich beraten lassen. Er erhält neben Preisinformationen und Routenempfehlungen Adressen von guten Unterkünften sowie mancherlei Tipps aus der grossen Reiseerfahrung von Walo Kamm selber oder von andern Mitgliedern des Clubs. Und selbstverständlich Flugtickets und Globetrotter-Literatur.
Die Beratung ist auch für Nichtmitglieder unentgeltlich. Kamm ist nicht mal böse, wenn am Schluss doch kein Flug gebucht wird: «Wenn ich mit einem echten Reisefan einen interessanten Nachmittag verbracht habe, ist mir egal, ob ich etwas verkaufe oder nicht. Ich lasse auch über die Preise mit mir reden, wir sind ja kein Reisebüro und wollen um Himmels willen auch keines werden.» Wenn er einerseits Globetrottern oder solchen, die es werden wollen, auf seine Billigflüge noch Extrarabatt gibt, so verlangt Kamm andererseits von jenen, die es sich leisten können, mehr. Alles im Dienste des Alternativtourismus …
Eine Ausnahme vom Individualprinzip macht Globetrotter Kamm: Mit Gruppen bis zwölf Personen reist er alljährlich nach Ladakh (Westtibet). Dieses Gebiet ist touristisch noch unerschlossen, und öffentliche Verkehrsmittel, Unterkünfte und Möglichkeiten zum Einkauf von Nahrungsmitteln sind streckenweise überhaupt nicht vorhanden, sodass Individualreisende vor zu grossen Problemen stünden. Allerdings achtet Kamm auch auf dieser Reise darauf, dass die Teilnehmer «drauskommen» – andere nimmt er gar nicht erst mit.
Da bekanntlich einer, der eine Reise tut, auch etwas erzählen kann, sind die Clubabende, die periodisch stattfinden, immer rege besucht. Der gerade sesshafte Teil der rund 2000 Mitglieder trifft sich zum Gespräch, zum Erfahrungsaustausch und zu Diavorträgen verschiedener Clubangehöriger.
Auf eine eigentliche Gestaltung der Abende wird bewusst verzichtet; organisierte Diskussionen sind nach Ansicht Kamms ohnehin «verkrampft und fruchtlos». Auch Kontakte sollen sich spontan ergeben, was jedoch für neue und scheuere Mitglieder nicht immer einfach ist. Susie W., die seit einem halben Jahr dabei ist: «Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele gar nicht angesprochen werden wollen und lieber in den neuen Broschüren und Büchern blättern.» Der Globetrotter-Mentalität entsprechend erstaunt betonter Individualismus selbst an Clubabenden allerdings nicht.
Alle paar Wochen erhalten die Mitglieder «Club-News» mit Informationen über Neuerscheinungen auf dem Globetrotter-Literaturmarkt und Hinweisen auf Flugangebote. Auch Reiseberichte und Tipps von Mitgliedern werden veröffentlicht; zudem können in Gratisanzeigen Reisepartner gesucht werden.
Die Mitgliederbeiträge, 20 Franken im Jahr, decken höchstens einen kleinen Teil der Clubspesen. Das meiste muss durch den Verkauf der Flüge hereinkommen, denn auch der Bücherhandel bringt kaum etwas. Trotzdem würde Walo Kamm schon heute auf die kommerzielle Seite des Clubs verzichten: «Ich möchte viel lieber endlich all die Bücher über meine Reisen schreiben, als den ganzen Bürokram zu erledigen. Aber solange es den Club noch gibt, muss ich schauen, dass wir zumindest nicht defizitär sind.»