Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer. Отсутствует

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer - Отсутствует страница 7

Globetrotter, ein unternehmerisches Abenteuer - Отсутствует

Скачать книгу

während der kaufmännischen Lehre kurzerhand auf Baustellen, wo er in den Ferien als Hilfsarbeiter etwas Geld für den Kauf von Kleidern oder für das am Stadtrand dringend notwendige Fahrrad verdienen konnte. Ungeachtet der harten Umstände (2 Franken Stundenlohn) konnte der Bursche etwas sparen, um sich kleine Freiräume zu schaffen: «Schon damals war ich neugierig auf die unbekannte Welt ausserhalb der Katzenseegegend, wollte mit eigenen Augen sehen, was hinter dem nächsten und übernächsten Horizont ist.»

       Frühe Herausforderungen

      Bereits beim ersten Abstecher ins Ausland gab es Ereignisse, mit denen Walo Kamm nicht gerechnet hatte. Als 16-jähriger Lehrling war er mit einem Sportsack, einem Reservehemd und sehr wenig Geld nach Paris aufgebrochen. Was er in der Tasche hatte, reichte nicht für Hotelübernachtungen. Der Weltentdecker-Neuling versuchte sich anders zu behelfen. Am Ufer der Seine sah er nachts eine alte Matratze liegen. Übermüdet und unerfahren legte er sich schlafen und bemerkte nicht, dass sich nach einiger Zeit Schatten um ihn herum bewegten.

      Am Morgen fehlte alles: Portemonnaie, Uhr, Sportsack. In der harten Realität aufgewacht, dachte der Weltenbummler-Lehrling aber keineswegs ans Aufgeben. Er meldete sich auf der Schweizer Botschaft und bat um ein bescheidenes Darlehen, um sich doch noch ein paar Tage Paris ansehen zu können, versprach eine Rückzahlung in der Schweiz. Die zuständigen Beamten wollten davon nichts wissen: Er habe unverzüglich in die Heimat zurückzukehren, wurde ihm barsch beschieden. Noch hatte er aber nichts gesehen und wandte sich vom Schalter ab.

      «Als ich halb verzweifelt und mit verweinten Augen im Foyer herumstand, wurde ein Herr, der eben eingetreten war, auf mich aufmerksam, sprach mich an und fragte nach meiner Geschichte», erinnert sich Kamm. «Ohne dass ich darum gebeten hätte, gab er mir als Nothilfe 20 Franken – ein ordentlicher Batzen bei einem Lehrlingslohn von 100 Franken im Monat. Bei dem Herrn mit dem besonderen Mitgefühl handelte es sich um den Diplomaten Dr. Emil Stadelhofer, Schweizer Vertreter bei der OECD. Mit Interesse habe ich seine spätere Karriere verfolgt: Als Schweizer Botschafter in Kuba vertrat er während der Krisenzeit auch die Interessen der USA und heckte mit Staatschef Fidel Castro bei privaten Gesprächen in Havannas Nachtcafés weltpolitisch wichtige Lösungen aus.»

      Die Nothilfe, die der Gestrandete erhalten hatte, verwendete dieser aber weder für Essen noch Übernachtung, sondern ausschliesslich für Métro-Billets und Eintrittskarten: für den Louvre, den Eiffelturm und Ähnliches. Noch vier Tage lang nächtigte er unter Brücken; gegen den Hunger fischte er Sandwichreste aus Abfallbehältern und trank Wasser von Brunnen. Für die Rückfahrt streckte die Botschaft schliesslich das Geld vor, wenn auch nur sehr widerwillig.

      Das Erlebnis am Seineufer dämpfte Walo Kamms Reiselust keineswegs. In den folgenden Sommern bereiste er per Autostopp andere Länder Europas, und ein paar Jahre später fuhr er zusammen mit einem Kollegen, der einen VW Käfer besass, rund ums Mittelmeer und durchquerte in zwei Monaten 15 Länder. Nebst Kennenlernen von alten Kulturen beinhaltete das auch etliche deftige, exotische Abenteuer.

       Mehrere mögliche Lebenswege

      Auf eine bestimmte Richtung im Leben wollte sich Walo Kamm noch keineswegs festlegen. Nach der Lehre und Rekrutenschule sammelte er Erfahrungen an verschiedensten Stellen, bei einer Grossbank in der Nummernkonto-Abteilung («Geldwäscherei») ebenso wie in einer Grossbäckerei, als Inserate-Akquisiteur oder als Speditionsgehilfe im Nachtdienst einer Zeitungsdruckerei. Er wanderte in Zürich auch als Sandwichmann herum, als mobile Plakatsäule. Raue, abenteuerliche Sitten herrschten in Redaktion und Fotoarchiv der Agentur Filmpress und auch bei den Ausseneinsätzen des Manager-Journalisten, der vom Filmfestival Locarno 1962 als Pressechef angeheuert worden war: Der Alkohol floss in Strömen, junge Russinnen gewährten ihre Gunst freizügig, und in der Filmjury kam es zu ständigen Intrigen. Schliesslich flogen beide in hohem Bogen raus – der Pressechef vom Festival und sein Assistent Walo Kamm vom Filmpress-Job.

      Die Aussicht auf günstige Flugtickets veranlassten Kamm schliesslich dazu, einen Job als Junior Accountant bei der TWA Trans World Airlines in Zürich anzunehmen (Fr. 950.– Monatslohn). Jeder Angestellte hatte das Recht, für ein geringes Entgelt (zum Beispiel 4 Dollar bis Tel Aviv, 12 Dollar bis Hongkong) das Streckennetz zu benutzen. Kamm packte die Gelegenheit beim Schopf: «1964 flog ich durch die USA, ein Jahr später rund um die Welt, dann nach Ostafrika. Nur reichten die bloss drei Wochen Ferien pro Jahr niemals aus, die besuchten Länder wirklich kennenzulernen.»

      Bereits Jahre zuvor hatte Kamm aber ein anderes Talent an sich entdeckt: das Schreiben. An Abenden und Wochenenden waren Kurzgeschichten und ein Romanfragment entstanden, die in der Literaturszene Beachtung fanden. Der Chef des Diogenes Verlags, Daniel Keel, war auf den Jungautor aufmerksam geworden, wollte einen Erzählband herausgeben und schickte Manuskripte an den NZZ-Feuilletonpapst Werner Weber. Also publizierte die angesehene Neue Zürcher Zeitung 1963 einen Text Kamms in der Rubrik «Junge Schweizer Autoren», neben Beiträgen anderer damaliger Neulinge wie Hugo Loetscher und Jürg Federspiel.

      «Schon seit frühester Jugend faszinierte mich die Welt der Literatur und der Nachrichten», erklärt Kamm. «Zeitung zu lesen hiess für mich von der dritten Schulklasse an, mehr über die Welt und das Leben kennenzulernen.» Lange schwankte er zwischen verschiedenen Möglichkeiten hin und her. Sollte er sich voll dem Abenteuer Schreiben widmen? Oder die Karrierechancen in der biederen Bürowelt wahrnehmen?

      Als 25-Jähriger kündigte Walo Kamm seine Stelle, ungeachtet einer anstehenden Beförderung zum Senior Accountant. Ein halbes Jahr las und schrieb er, verbrachte einen Sommer im Tessiner Ort Berzona als Nachbar der Schriftsteller Max Frisch und Alfred Andersch. «Doch ich spürte intuitiv, dass ich weg musste von der Schweizer Biedermann-Mentalität. Ich wollte die rauen Realitäten der ganzen Welt kennenlernen. Ich fühlte mich schon als junger Mensch als Weltbürger.»

      Ab 1967 hielt er sich für mehrere Jahre meist ausserhalb Europas auf. Auf einer ersten Langzeitreise erkundete er samt Freundin grosse Teile Asiens, benutzte fast immer den Landweg, und kehrte nach acht Monaten und 20 Ländern mit der Transsibirischen Eisenbahn in die Schweiz zurück. Das journalistische Resultat war «Die Strasse nach Japan», eine sechsteilige Serie von Bildreportagen in der Annabelle, die zwölfseitige Bildreportage «Transsibirische Eisenbahn» in der Schweizer Illustrierten sowie Bildreportagen «Wo der Gottkönig im Exil lebt» (Besuch beim Dalai Lama) und «Der abenteuerliche Weg nach Angkor» in der Weltwoche.

      Das nächste Ziel war Lateinamerika: Kamm reiste mit seiner (neuen) Freundin von Mexiko bis Feuerland meist per Autostopp, übernachtete bei Missionaren, auf Haziendas und in Billigstherbergen. In Chile und Argentinien nutzten sie eine Besonderheit: «Ich fand heraus, dass man überall bei den bomberos, der Feuerwehr, unentgeltlich übernachten konnte.»

       Unter Filmern und Freaks

      In Peru kam es Anfang 1970 zu ungewöhnlichen Begegnungen, als Walo Kamm in der Stadt Cuzco erfuhr, dass der Schauspieler und Regisseur Dennis Hopper – bekannt durch seinen Film Easy Rider – im Indiodorf Chinchero auf 3800 m ü. M. sein zweites Werk, The Last Movie, drehen werde. Kamm wurde gleich als Handwerker für den Aufbau eines Westerndorfes engagiert, danach als Assistent des Requisiteurs und Allround-Aushelfer. «In den drei Monaten mit den sehr freakigen, drogenfreudigen Mitgliedern der Filmcrew lernte ich weitere Hollywood-Stars kennen, die das wilde Anden-Abenteuer auskosteten: Peter Fonda, Jim Mitchum, Michelle Phillips, Sylvia Miles und andere. Besonders fiel mir ein angenehm-ruhiger Typ mit Gitarre auf, der hier mehrere Songs, darunter Me and Bobby McGee, komponierte und abends mit der Filmclique einübte – es war niemand anderes als der spätere Weltstar Kris Kristofferson. Einige der Originalmanuskripte habe ich bis heute aufbewahrt», erzählt Kamm.

      Auch mit dem coolen Inka-Archäologie- Abenteurer Gene Savoy, dem realen Vorbild für den späteren Filmhelden Indiana Jones, freundete er sich in Cuzco an.

Скачать книгу