Irren ist göttlich. Daniel Sand

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Irren ist göttlich - Daniel Sand

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verdammter Glückspilz!«, meinte die Gestalt jetzt, während sie sich Tränen aus den Augen rieb.

      »Warum?«, fragte Thariel den Mann, der braune Hosen und ein weißes Hemd trug. Als Antwort kam ein schallendes Gelächter, als ob Thariel einen Scherz gemacht hatte.

      »Was denkst du wohl, wie hoch die Chance ist, im Blumenmeer nicht zu ertrinken, wenn man hineinspringt?«

      Erinnerungen kehrten zurück. Die Wiese, der Himmel, die Blumen, die Düfte, der Sprung.

      HATSCHI! HATSCHI! HATSCHI!

      Das Niesen schüttelte den Mann hin und her, dessen Augen dadurch nur noch mehr tränten. Erneut kam das Taschentuch zum Einsatz.

      »Das Blumenmeer«, begann Thariel und nur langsam ordneten sich die Worte, »ist ein Meer?«

      »Warum heißt es wohl Blumenmeer?« Der Kerl mit den Holzzähnen grinste wieder sein Fichtenlächeln. Sein Atem roch angenehm nach Harz, »ich habe noch nie erlebt, wie sich jemand mit vollem Anlauf in dieses Meer stürzte.«

      »Ich dachte«, begann Thariel, ließ es dann aber sein, weil jede Erklärung doch nur weiteres Lachen auslösen würde. Stattdessen interessierten ihn zwei andere Dinge.

      »Von wem wurde ich gerettet?«

      »Von Nichtadmiral Nelson!«, erklärte der Mann stolz, verbeugte sich leicht und unterband mit großer Willenskraft ein erneutes Niesen, »ich sah dich springen und wusste, dass ich heute Geschichte schreiben werde! Zum ersten Mal wurde ein Mensch aus dem Blumenmeer gerettet.«

      HATSCHI!

      »Zum ersten Mal?«

      Nichtadmiral Nelson nickte zur Bestätigung: »Wenn wir wollen, ist es das erste Mal. Unterschätze nie die Kraft der Fantasie!«

      »Aber, wenn ich doch schon untergegangen war, wie …«

      »Willst du es wirklich wissen?« Nichtadmiral Nelson zeigte wieder sein Holzgrinsen und Thariel nickte, obwohl er sich in diesem Moment nicht sicher war, ob er es wirklich wissen wollte.

      »Dann frage ich dich zuerst: Weißt du, warum sie tränen?«

      Das Gesicht kam Thariel jetzt sehr nahe und sprach weiter, »ich bin dir hinterher getaucht, nur über ein Seil mit dem Schiff verbunden. Und gegen irgendeine der gottverdammten Blumen bin ich wohl allergisch. Meine Güte, vermutlich bin ich allergisch gegen jede einzelne Blume in diesem elenden Blumenmeer!«

      Er musste ein Taschentuch ziehen und sich die Nase schnäuzen, bevor er wieder nieste.

      »Nichtadmiral Nelson«, begann Thariel, »haben Sie vielen Dank dafür, dass Sie mich gerettet haben.«

      »Gern geschehen.«

      »Aber darf ich noch eine Frage stellen?«

      »Natürlich, du bist doch kein Gefangener!«

      »Gut, dass sie das ansprechen, denn strenggenommen bin ich genau das.«

      HATSCHI! HATSCHI! HATSCHI!

      »Wie kommst du darauf?«

      »Im Wesentlichen wohl, weil ich an den Fahnenmast gebunden bin.«

      »Das macht dich zu einem angeschnallten Mann, nicht zu einem Gefangenen.«

      »Aber ich kann mich nicht befreien.«

      »Das sollst du ja auch nicht!«

      HATSCHI!

      Nichtadmiral Nelson zog wieder das Taschentuch hervor, »wie soll ich dich denn sonst auf dem Sklavenmarkt in Mammama verkaufen können?«

      Er lächelte, aber nicht auf eine fiese Art, sondern auf eine aufrichtig erstaunte. Anscheinend wunderte er sich über die Naivität seines Mitreisenden.

      HATSCHI!

      Er versuchte, das Positive zu sehen. Er kam schnell voran. Für die Strecke, die Thariel nun auf dem Blumenmeer in wenigen Tagen zurücklegte, hätte er zu Fuß Wochen gebraucht.

      Nichtadmiral Nelson zeigte sich außerdem als großzügiger Begleiter, der Thariel am reichen Anekdotenschatz seiner Abenteuer teilhaben ließ.

      »Ich bin auch Erfinder«, meinte er eines Abends, als sie gemeinsam die Sonne beobachteten, die hinter dem Blumenmeer unterging.

      »Kenne ich etwas von dir?«

      »Bestimmt!« Zufrieden kaute Nichtadmiral Nelson auf einem Blumenstängel, »zum Beispiel das O-Boot.«

      Thariel hatte davon noch nie etwas gehört.

      »Das O-Boot!«, wiederholte Nichtadmiral Nelson lauter, als ob es ein Problem mit den Ohren war.

      »Kenne ich nicht, was ist das?«

      Ein leicht gekränktes Lachen entfuhr der Kehle des Kapitäns.

      »Nun, das ist im Grunde ein Schiff, nur, dass es nicht auf dem Wasser hinweggleitet, sondern über ihm schwebt!«

      »Es berührt das Wasser nicht?«

      »Ganz genau! O-Boot.« Nichtadmiral Nelson konnte den Stolz auf seine Erfindung nicht verbergen.

      »Und wo ist dein O-Boot?«

      »Du willst es sehen?«

      »Ja.«

      Nichtadmiral Nelson lief mit seinen Holzzähnen und breiter Brust zu einer großen Truhe. Begleitet von einigem Seufzen und Ächzen, wuchtete er ein etwa drei Fuß langes Gerät hervor, das aus einem Holztorso bestand, der im vorderen Bereich von einem Querbalken und weiter hinten von einem kürzeren Querbalken gekreuzt wurde. Die Fläche dazwischen wurde von aufgespannten Fellen und Netzen ausgefüllt. Ganz hinten befanden sich Rotorblätter, ebenso ganz vorne, nur waren diese kleiner. Am Torso hingen Schlaufen herab, wohl um Beine und Arme einzuhaken. Das Ganze wirkte wie ein Gerät, mit dem man sich auf Volksfesten blamierte, weil es vor aller Augen direkt nach dem Sprung von der Brücke zerbricht und man im Wasser landet.

      »Beeindruckend«, log Thariel.

      »Nicht wahr«, freute sich Nichtadmiral Nelson, dessen Niesen und Augentränen mittlerweile fast aufgehört hatten.

      »Aber wo soll das eingesetzt werden?«

      »Eines Tages, du wirst schon sehen, wird es Schwebhafen geben, die von O-Booten angeflogen werden. Von gewaltigeren O-Boote als meinem, die werden von mächtigen Flugtieren über den Himmel gezogen werden. Das hier ist ja nur ein Prototyp.«

      »Wenn du das sagst!«

      »Du wirst schon sehen! Ich habe meine Pläne dazu schon an alle Städte geschickt. Das Schwebhafen-Zeitalter steht kurz bevor!«

      »Aber dann bist du arbeitslos, wenn niemand mehr ein Schiff braucht!«

      Nichtadmiral

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