Die fünfte Jahreszeit. Anette Hinrichs

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Die fünfte Jahreszeit - Anette Hinrichs

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Schock ein. Die Folge der Austrocknung.«

      Fricke trat vom Obduktionstisch zurück. »Hat sie während der Folterung noch gelebt?«

      »Leider ja. Man kann nur hoffen, dass sie schnell die Bewusstlosigkeit erreicht hat.«

      Malin schloss die Augen und kämpfte mit einer weiteren Welle der Übelkeit.

      Fricke brach das Schweigen. »Wie lange hat es gedauert, bis der Tod eingetreten ist?«

      »Lange. Unter Berücksichtigung aller Faktoren würde ich sagen, mindestens zehn bis zwölf Stunden.«

      »Und wie hat sie sich diese Brandverletzungen zugezogen? Ich meine, die Leiche sieht ja nun nicht gerade aus, als hätte sie im Ofen gelegen.«

      »Leider kann ich in diesem Punkt nur Vermutungen anstellen. Die Haut weist unterschiedliche Verbrennungsgrade auf. Ich würde auf Strahlung tippen.«

      »Es waren Sonnenstrahlgeräte, solche, wie sie in den Sonnen­studios benutzt werden«, platzte es aus Malin heraus.

      »Brodersen, der Mörder hat doch keine Sonnenbank in die Fabrik geschafft und sie dann darin gebraten«, erwiderte Fricke schmunzelnd.

      »Lassen Sie Frau Brodersen ausreden«, mischte sich Dr. Steinhofer ein und nickte Malin aufmunternd zu.

      »Natürlich hat der Mörder keine komplette Sonnenbank in die Fabrik geschafft. Die Geräte gibt es auch in kleinen Formaten, sozusagen für den Hausgebrauch. Meistens werden sie fürs Gesicht und den Oberkörper genutzt. Der Mörder hat die Strahler mit Stahlseilen an den Haken der Decke befestigt. Deshalb auch die Farbabplatzungen. Dann hat er sie immer weiter von der Decke abgesenkt, bis sie irgendwann nur noch wenige Zentimeter vom Körper entfernt waren. Er hat sich Zeit gelassen, um sein Opfer möglichst lange am Leben zu erhalten. Und um es länger zu quälen.« Malins Stimme war nur noch ein Flüstern.

      »Brodersen, was in Teufels Namen hat Sie zu dieser verrückten Theorie veranlasst?«

      Malin sagte es ihm.

      11

      Das Ermittlungsteam hatte sich diesmal im Konferenzraum versammelt. Wie im gesamten Polizeipräsidium herrschte auch hier eine nüchterne und kühle Arbeitsatmosphäre. Ein Konferenztisch aus hellem Holz dominierte umsäumt von Metallschwingern mit grünen Sitzflächen den Raum. Jemand hatte die Whiteboards mit den Tatortfotos zu beiden Seiten eines Fernsehbildschirmes aufgestellt.

      Davor stand ein ernst blickender Fricke. »Bisher wurden beide Fälle von uns separat bearbeitet, doch jetzt haben sich die Dinge geändert. Wie es aussieht, gibt es eine Verbindung zwischen den Morden. Brodersen, Sie sind dran.«

      Malin hielt vier Taschenbücher in die Höhe – Bände von Charlotte Leonberger. Vereinzeltes Lachen war zu hören.

      »Das gibt’s doch nicht, jetzt kommt die wieder mit ihrer Krimitheorie«, kam es von Andresen. »Brodersen, wir befinden uns hier in Hamburg. Wir haben vielleicht ein Drogen­problem, aber doch keinen verrückten Serienmörder aus einem deiner Psychothriller.« Er schlug sich auf die Schenkel.

      »Lass sie doch erst einmal anfangen«, mischte Bartels sich ein.

      »Von mir aus, ich bin es ja schließlich nicht, der sich blamiert«, erwiderte Andresen achselzuckend.

      »Fangen Sie an, Brodersen«, forderte Fricke sein jüngstes Teammitglied auf.

      »Also gut. Es gibt verschiedene Verbindungen, die uns immer wieder zu einer Person führen. Charlotte Leonberger.« Malin machte eine kurze Pause und sammelte sich, bevor sie mit fester Stimme fortfuhr. »Der Mörder hat, sowohl beim Torhausmord als auch beim Fabrikmord, die Tatorte aus den Krimis von Charlotte Leonberger detailgetreu nachgestellt. Er benutzt sozusagen ihre Bücher als Anleitung für seine Morde.« Sie zog aus ihrer Tasche einen Stapel Papiere und verteilte sie an ihre Kollegen. Das letzte Exemplar drückte sie ihrem Vorgesetzten in die Hand. »Ich habe euch die entsprechenden Stellen markiert. Bevor ihr irgendetwas sagt, lest es.«

      Die Teammitglieder folgten der Aufforderung. Nur von Sven Andresen war verhaltenes Lachen zu hören, während er die Seiten durchblätterte und schließlich beiseitelegte. »Das ist doch ein Witz, oder? Müssen wir uns von dieser Miss Marple wirklich einen solchen Bockmist erzählen lassen?«

      »Sven, halt den Mund. Brodersen, fahren Sie fort«, wies Fricke Malin an.

      Andresens Gesicht färbte sich feuerrot.

      »Es gibt noch weitere Hinweise, die uns zu Charlotte Leon­berger führen. Ich hatte gestern ein interessantes Telefonat mit Henriette Woy, der Witwe unseres ersten Opfers. Sie hat bestätigt, dass ihr Mann die Krimiautorin kannte. In den Siebzigern war er ihr Kinderarzt. Auch zwischen Viktoria Steiner und Charlotte Leonberger gibt es eine Verbindung. Ich habe in der Wohnung der Toten alle vier Krimibände gefunden, alle mit persönlicher Widmung. Charlotte Leonberger …« Sie legte die signierten Bände vor sich auf den Tisch und ließ dann die Bombe platzen. »Charlotte Leonberger war die beste Schulfreundin von Viktoria Steiner. Falls jemand an der Richtigkeit meiner Aussage zweifeln sollte: Ihr findet im Anhang eine Klassenliste aus dem Jahr 1977«, beendete Malin ihren Bericht. Ihr Herz pochte und ihre Hände zitterten.

      Es blieb still. Alle anwesenden Augenpaare sahen erst zu Malin und dann zu Fricke.

      Fricke räusperte sich. »Sie haben mich überzeugt, Brodersen, wir werden der Sache nachgehen.«

      »Aber das ist doch total irre, was für ein Verrückter kommt auf so eine Idee?«, fragte Ole Tiedemann. Sein ohnehin blasses Gesicht wirkte jetzt kreidebleich.

      »Es ist unsere Aufgabe, das rauszufinden, Ole. Ich befürchte nur, wir werden uns fachliche Unterstützung holen müssen.« Fricke wendete sich wieder Malin zu. »Mal abgesehen von Ihren Privatermittlungen, was hat die Befragung von Eliza­beth Völkers ergeben?«

      Malin wechselte einen kurzen Blick mit dem übernächtigt aussehenden Bartels. »Ich habe sie gestern noch aufgesucht. Sie hat den Montagabend mit Viktoria Steiner in einer Weinstube am Großneumarkt verbracht. Gegen elf sind beide aufgebrochen. Getrennt. Viktoria Steiner war mit dem Wagen da, Völkers hat ein Taxi genommen«, berichtete Malin.

      »Wurde das überprüft?«

      »Das Taxiunternehmen hat die Angaben bestätigt.«

      »Der Mörder könnte sie auf dem Weg zum Auto abgepasst haben.«

      »Wurde denn das Auto schon gefunden?«, ertönte eine dunkle Stimme. »Vielleicht hat der Mörder sein Opfer auch vor der Tür abgepasst.« Malin sah neugierig zu der brünetten Frau, die zwischen den anderen Ermittlern saß. Die Beamtin war von kräftiger Statur und trug ihr Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. Dass auffälligste Merkmal waren ihre zahlreichen Sommersprossen und das tiefe Timbre ihrer Stimme.

      »Nele Richter vom KDD«, erklärte Fricke, »war eine der ersten Kollegen vor Ort beim Torhausmord. Sie wurde uns vorübergehend zur Unterstützung zugeteilt. Vielen Dank, dass Sie gekommen sind. Und ein guter Einwand, den Sie vorgebracht haben. Das können Sie dann auch gleich überprüfen. Fred, du befragst die Leute in der Weinstube. Sven und Ole, ihr knöpft euch die Familie und Nachbarn vor. Sie, Brodersen, kümmern sich um die Adresse von dieser Krimiautorin.«

      »Habe ich bereits.«

      »Gut.

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