Die fünfte Jahreszeit. Anette Hinrichs

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Die fünfte Jahreszeit - Anette Hinrichs

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wartete, bis der Rest der Ermittlungsgruppe den Raum verlassen hatte, dann schaute er von Malin zu Bartels. »So, ihr beiden, und jetzt erklärt mir mal, warum Brodersen alleine eine wichtige Zeugin befragt. Woher wollt ihr wissen, dass sie nichts mit dem Mord an Viktoria Stein zu tun hat?«

      »Tja, Hans, also das war so …«, begann Bartels.

      »Es war meine Schuld, Chef.« Betreten sah Malin zu Boden. »Frederick hat gesagt, ich soll Andresen mitnehmen, aber irgendwie bin ich dann alleine los. Es tut mir leid.«

      »Verdammt, Brodersen, ich habe Ihnen doch neulich schon gesagt – keine Alleingänge. Schreiben Sie sich das gefälligst hinter die Ohren. Sie sind noch viel zu unerfahren. Und was Ihre ständigen Kabbeleien mit dem Kollegen Andresen angeht, klärt das, wir haben für solchen Kinderkram keine Zeit.« Er warf Andresen, der noch immer auf seinem Platz saß und Kaugummi kaute, einen finsteren Blick zu. Dann schaute er auf seine Uhr. »Ich muss noch einige Telefonate führen. Brodersen, wir treffen uns in zwei Stunden. Sie können jetzt gehen.«

      Das ließ sich Malin nicht zweimal sagen. Schnell folgte sie Bartels aus dem Raum.

      Sie hatten gerade beschlossen, eine Kleinigkeit essen zu gehen, als Fricke nochmals seinen Kopf aus der Tür streckte. »Fred, eins noch: Sorg bitte dafür, dass die Völkers noch mal zur Aussage aufs Präsidium kommt. Und, Brodersen?«

      »Ja, Chef?«

      »Mal abgesehen von der Sache mit dem Verhör – gute Arbeit, Mädchen. Sie sind hartnäckig, das gefällt mir.« Sein Kopf verschwand wieder im Inneren des Raumes.

      Unmittelbar darauf drang lautes Gebrüll durch die geschlossene Tür, teils von Hauptkommissar Fricke, teils von Kriminaloberkommissar Sven Andresen.

      Zwanzig Minuten später bog Malin in die Gertigstraße ein. Glücklicherweise fanden sie auf Anhieb einen Parkplatz.

      Bartels beförderte seine langen Beine umständlich aus dem Mini. »Ich finde es ja nett von dir, dass du mich zum Essen einlädst, aber nächstes Mal fahre ich. Dein Auto ist ja nur was für Zwerge.«

      »Danke. Schau, da ist es.« Malin wies auf einen unscheinbaren Laden mit großer Fensterfront. Durch die Scheibe konnte man die schlichte Einrichtung erkennen: Stehtische mit rot-weiß karierten Lackdecken und eine Ladentheke mit italienischen Spezialitäten. Auf einer Tafel waren in kritzeliger Schrift die Tagesgerichte notiert.

      »Du lädst mich in einen Stehimbiss ein?«, fragte Bartels irritiert.

      »Das ist kein Stehimbiss. Das ist der beste Italiener der Stadt, du wirst schon sehen.«

      »Bester Italiener? Deswegen ist wohl auch erst ein Tisch belegt?«

      »Fred, jetzt maul nicht rum, es ist noch nicht mal zwölf. Warte mal ab, was hier in einer Stunde los ist.«

      Die Türglocke kündigte ihr Eintreffen an. Eine rundliche Italienerin mittleren Alters trat durch einen Kettenvorhang. Als sie Malin erkannte, erhellte sich ihr Gesicht und sie breitete die Arme aus.

      »Commissaria, wie schön, Sie mal wieder zu sehen. Kommen Sie, lassen Sie sich drücken.« Sie umarmte Malin herzlich und musterte sie dann eingehend. »Aber Commissaria, Sie sind ja ganz dünn geworden. Dagegen müssen wir etwas tun. Lassen Sie mich nur machen. Ich habe gerade eine vorzügliche Pasta fertig.« Sie tätschelte Malin die Wange.

      Bartels starrte seine Kollegin ungläubig an, seine unausgesprochene Frage schien ihm regelrecht auf die Stirn geschrieben.

      »Gut, dann nehmen wir zweimal von der Pasta«, beschloss Malin.

      »Commissaria, wer ist denn Ihr hübscher junger Freund?«

      Malin stellte sie einander vor. Emilia zwinkerte Bartels zu und verschwand dann in Richtung Küche.

      »Commissaria …?«, fragte Bartels.

      »Warum nicht? Hört sich doch gut an, außerdem sind wir schon alte Freunde, Emilia und ich.« Malin zuckte die Achseln.

      »Warum hast du eigentlich nicht mit mir geredet, Malin?«

      »Worüber?«

      »Tu nicht so, das weiß du doch genau.«

      »Gegenfrage: Hättest du mir denn geglaubt?«

      »Eins zu null für dich. Aber sag mal, wann hast du das alles überhaupt rausgefunden?«

      »Du meinst den Zusammenhang mit den Büchern?«

      Bartels nickte. Malin erzählte ihm von ihrem Déjà-vu beim Anblick der Torhausleiche, dem tagelangen Durchforsten der Bücher und dem letztendlich entscheidenden Hinweis, der die beiden Morde miteinander verknüpfte.

      »Ganz schön abenteuerlich.«

      Malin runzelte die Stirn. »Weißt du, was mir wirklich Kopfschmerzen bereitet? Die Tote hatte doch diese Münze um den Hals hängen. Davon stand nichts in dem Buch.«

      »Es könnte auch einfach nur eine Kette gewesen sein. Frauen tragen so etwas. Malin, du solltest dich wirklich nicht zu sehr auf die Sache einschießen, vielleicht erweist sich das alles doch noch als Sackgasse.«

      Malin schüttelte den Kopf. »Das wird es nicht. Ah, da kommt das Essen.«

      Emilia hatte sich eine Schürze um die Hüften gebunden, was sie noch dicker erscheinen ließ, und trug ein großes Tablett vor sich her. Sie stellte zwei Teller mit dampfender Pasta und einen Brotkorb auf den Tisch. Dann stellte sie noch unaufgefordert eine Karaffe mit Wein dazu. Bartels hob sofort abwehrend die Hände.

      »Ein kleines Schlückchen wird auch Ihnen gut tun, Commissario. In Italia trinkt jeder mittags Wein. Egal, ob Straßenfeger oder Polizist. Salute«, entgegnete Emilia resolut und verschwand wieder hinter ihrem Tresen.

      Mit kauenden Backen grinste Bartels Malin an.

      »Mmh, lecker«, sagte er, nachdem er seinen letzten Bissen mit einem Schluck Wein hinuntergespült hatte. Sein Teller war blitzblank. »Malin, ich muss sagen, du hattest recht. Das Essen ist geradezu fantastisch.« Alle Tische in dem kleinen Lokal waren mittlerweile belegt und um sie herum herrschte lautes Stimmengewirr.

      Malin schob ihren Teller beiseite. »Was war eigentlich gestern Nachmittag los? Warum konntest du nicht mit zur Völkers kommen?«

      Ein Schatten flog über Bartels’ Gesicht. »Meine Frau hat mich nach Hause zitiert, um mir ein Ultimatum zu stellen. Ich soll bis Ende der Woche ausziehen, sonst tauscht sie die Schlösser aus und meine Sachen landen auf dem Sperrmüll.«

      »Das kann sie doch nicht machen«, entgegnete Malin erbost. »Wer von euch beiden ist schließlich fremdgegangen? Ja wohl nicht du. Lass dir das bloß nicht gefallen.«

      »Und du? Wir sprechen immer nur von mir. Bist du mit jemandem zusammen?«

      Malin starrte auf ihr Wasserglas. »Zur Zeit nicht.« Diese Gesprächswendung behagte ihr nicht.

      »Aber es gab jemanden?«, hakte Bartels nach.

      »Natürlich, ich bin schließlich keine Nonne.«

      »Das

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