8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld страница 44
Sie blieb stehen und ließ die Tasche fallen. Zögernd hob sie die Hände, obgleich ihr das Tom nicht befohlen hatte.
Mecki wandte sich an den Baron: „So, Mister, der Rest ist für dich! Wir haben noch andere Sorgen heute! Ihr habt ja Telefon, könnt euch ja einen Wagen kommen lassen“, erklärte Tom und lachte. „Außerdem müssen wir herausbekommen, wer Wake ist. Eh, Madam, wer ist dieser Wake, den Sie hier gesucht haben?“
Sie zitterte am ganzen Leibe vor Angst. Stotternd erwiderte sie: „Wake, das … das ist… Mr. Emmenter.“
„Danke!“ Mecki Tom ließ seinen Kumpanen vorbei und hielt Mary Keil und den Baron mit der Pistole in Schach, bis er die Tür erreicht hatte. Dann lief er hastig seinem Freund Johnny nach. Der Motor des Taxis heulte auf, Reifen kreischten, und das Auto schoss über den Kies dahin.
Der Baron zog seine Automatic aus dem Holster und lud sie mit dein Reservemagazin auf, das er immer in der linken Tasche trug. Denn in der Eile hatte Mecki Tom vergessen, ihm die Munition zurückzugeben.
„Miss Keil, wo wohnt dieser Wake Emmenter und was ist er?“, wollte jetzt der Baron wissen.
Sie schien in seiner Gegenwart etwas beruhigter und sagte gefasst: „Er ist Kaufmann. Ein … ja, ein Freund von Dr. Ferrenc.“
„Wohnt wo?“
„Lincoln Road in Miami Beach.“
„Kommen Sie! Rasch!“ Der Baron schleppte sie zum Telefon. Von da rief er die Polizei an und verständigte sie. Dann forderte er noch einen Wagen an. Hoffentlich gelang es der Polizei, inzwischen die beiden Gangster zu fangen, die wahrscheinlich schon auf dem Weg zu Emmenters Wohnung waren.
Nach dem Telefonat mussten die beiden warten, bis der Wagen kam. Indessen wollte der Baron dem Mädchen etwas auf den Zahn fühlen. Mary Keil hatte just erst das gemeinsame Abenteuer mit Dr. Proud halbwegs heil überstanden.
„Waren es dieselben Burschen, die Ihnen vor dem Club aufgelauert hatten?“ Sie zuckte die Schultern und fürchtete sich offensichtlich, es zuzugeben, so dass der Baron sagte: „Die tun Ihnen nichts mehr. Sagen Sie es!“
„Der große, dicke Mann war dabei, den habe ich erkannt“, erklärte sie ängstlich. „Und die Stimme des anderen habe ich auch gehört.“
„Und was wollten Sie hier um diese Stunde?“
Sie vermied es, den Baron anzusehen. Dann aber flüsterte sie, dass er es kaum verstehen konnte: „Wake hatte mich angerufen und mir gesagt, dass ich sofort hierherkommen sollte.“
„Zu Fuß?“
„Ich bin mit einem Taxi gekommen. Es hat vor dem Grundstück gehalten.“
„Und was sollten Sie hier?“
„Das … das kann ich nicht sagen.“ Sie sah sich verzweifelt um, als wolle sie flüchten. Und dabei krampfte sie ihre schlanken Finger um die Handtasche.
Die Handtasche wirkte wie ein Magnet auf den Baron. Er hatte den Drang, die Tasche geöffnet vor sich zu haben. Er packte plötzlich die Tasche. Mary Keil schrie auf, wollte die Tasche festhalten, aber da hatte er sie schon. Er machte sie auf und sah die Blechröhrchen. Silberne Röhrchen, wie für Kopfschmerztabletten.
„Nicht! Nicht!“, schrie das Mädchen.
Baron Strehlitz öffnete eine Dose und sah das Schraubglas. Eine schwarzbraune dicke Brühe war darin. Er wusste Bescheid.
„Wer hat es Ihnen gegeben, das Mescal?“
„Ich … es … nein, ich sage nichts!“
„Wer?“, fragte der Baron jetzt schärfer. Gleich musste der Wagen kommen, bis dahin wollte er alles wissen.
Sie zitterte wieder, blickte sich scheu um, sah zum Fenster, und im gleichen Augenblick geschah es. Das Glas des Verandafensters zersprang. Miss Keil schrie jäh auf und fasste sich an die Brust. Zu spät für den Baron, sie noch zu Boden zu reißen. Er selbst konnte sich noch fallen lassen, als der zweite Schuss fiel.
Dann hörte er draußen Hundegebell. Es musste drüben an der Baustelle sein. Wieder fiel ein Schuss, und jetzt feuerte der Baron zurück. Zuerst auf die Lampe, dann auf das Fenster. Mit einem Sprung war er an der Tür, hinaus auf den Flur, zum Nebenzimmer. Durch den dunklen Raum bis ans Fenster. Da sah er den Schein zweier Taschenlampen von der Baustelle her auf das Haus strahlen. Sie blendeten ihn, so dass er nicht sehen konnte, wo der Heckenschütze lauerte.
Plötzlich brüllte ein Automotor auf, vorn an der Straße. Scheinwerfer strahlten, dann jagte ein Wagen in Richtung auf Miami.
Der Baron hastete zum Telefon und gab der Polizei Alarm. Dann erst konnte er sich um Miss Keil kümmern. Um sie überhaupt untersuchen zu können, musste er eine Stehlampe suchen, weil die Deckenlampe zerschossen war.
Das Hundegebell kam näher, und eine Stimme rief: „Wer hat geschossen? Ist was passiert?“
Mary Keil hatte einen Brustschuss. Sie blutete stark und war ohne Bewusstsein.
„Wer ist draußen?“, fragte der Baron.
„Der Nachtwächter von der Baustelle!“ Der Hund kläffte dazwischen, man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen.
„Kommen Sie durch die Tür!“, rief der Baron. Endlich hatte er in Dr. Ferrenc‘ privatem Praxisraum Verbandszeug gefunden. Draußen beruhigte der Nachtwächter den Hund, dann schlug die Tür zurück. Mit schweren Schritten kam der Mann ins Haus. Mary Keil war noch immer ohnmächtig. Er legte ihr eine Kompresse auf die Wunde und sah auf den Nachtwächter, der lehmbeschmierte Gummistiefel trug und sich einen Umhang über die Schultern gehängt hatte. Ein bärtiger, älterer Mann war es.
„Haben Sie schon den Arzt gerufen?“, fragte er. „Ich hab‘ gesehen, wie ein Wagen abgefahren ist. War‘s ein Überfall?“
„Ja, ein Überfall, holen Sie das Kissen drüben. Ich muss ihr den Kopf hochlegen. Ah, da kommt schon ein Wagen, hoffentlich die Ambulanz.“ Sirenengeheul näherte sich. Der Hund draußen bellte wie angestochen.
„Gehen Sie hinaus und kümmern Sie sich um das Tier, damit es nicht noch die Polizei auffrisst!“, rief der Baron dem Wächter zu, und er nickte. Als er draußen war, wurde der Hund ruhig. Er hörte Stimmen, dann tauchten drei Polizisten auf.
„Wo bleibt die Ambulanz?“, fragte der Baron und zog seinen Ausweis heraus. Sie salutierten und der eine meinte: „Muss gleich da sein, der Krankenwagen. Es ist ein Arzt dabei.“
Wieder Sirenengeheul, und wieder bellte der Hund draußen. Wenige Minuten später kam ein Arzt mit zwei Krankenträgern. Der junge Mediziner kümmerte sich sofort um Mary Keil, dann gab er Anweisung, sie auf die Trage zu legen.
Alle hatten gespannt zugesehen, und als der Arzt aufstand, fragte der Baron: „Nun?“
Er zuckte die Schultern. „Vielleicht bekommen wir sie nicht einmal lebend ins Hospital.“
„Sir“, rief ein Polizist dem Baron zu, der als vierter gerade ins Haus gekommen war. „Sie möchten ans Sprechgerät kommen.“