8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld

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8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld

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Er dachte: Was würde ich denn tun? Ich, der Freund, der Leidensgenosse von Korea. Der Mann, den Mike Ferrenc in einem Dreckloch operiert hatte, unter Artilleriebeschuss. Verteufelt, das alles. Heh, Alexander, jetzt ist dein Konzept alle, wie? Was tut ein aufrechter Mann, wenn sein Freund in Gefahr ist? Hat sich Mike Ferrenc Gedanken gemacht, als du selbst im Dreck gelegen hast? Hat er sich überlegt, dass er sein eigenes Leben riskiert, dass er das gibt, was ein Mensch überhaupt geben kann? Das Leben! Er hat vielleicht daran gedacht. Aber er ist schließlich doch nach vorne gekrochen, wider den Rat der anderen. Nur mit einer Tasche, mit Medikamenten, mit einer Sonde, mit einem Besteck.

      Und er musste überlegen, was er zu tun hatte, wenn Freund Mike in Gefahr war. Da musste er überhaupt erst überlegen?

      Es ging um Mord! Um ein Verbrechen! Und dieser Freund sollte ein Mörder sein?

      „Du armer Narr“, hörte der Baron Mike plötzlich in seine Überlegungen hinein sagen. Überrascht blickte er Mike an, und sah ihn lachen.

      „Du hast sogar recht, Mike“, erwiderte der Baron ernüchtert. „Ich ekle mich vor mir selbst.“

      „Nein! Du brauchst dich nicht zu ekeln. Du sitzt in der Patsche, so sehr wie ich. Sieh mal, Alexander, ich weiß, dass ich unschuldig bin. Wenn ich es auch nicht beweisen kann. Aber ich weiß es von mir selbst. Du weißt es nicht. Für dich kann ich ein Mörder sein oder ein Ehrenmann. Die Ungewissheit macht dich fertig. Du glaubst, du müsstest mir helfen, fühlst eine Verpflichtung. Als Freund, als der Mensch, dem ich einmal geholfen habe. Eine Selbstverständlichkeit, längst vergessen für mich selbst.“

      „Für mich nicht, Mike!“

      „Richtig, und es wäre besser, du würdest es nicht so deutlich vor dir sehen. Alexander, ich glaube, du solltest die Sache doch einem anderen übertragen. Du fährst dich fest, weil du dich immerzu fürchtest, etwas zu entdecken, das mich eindeutig überführen könnte.“

      Er hatte recht, so sehr recht. Alexander war wirklich in diesem Falle wie ein Dilettant vorgegangen. Was hatte er denn überhaupt erreicht bis jetzt? Nichts. Was überhaupt erreicht worden war, verdankte die Öffentlichkeit Inspektor Hartman. Nicht ihm! Und Mike sprach es aus, warum das so sein konnte. Er sagte es, was er selbst nur im Unterbewusstsein ahnte. Er hatte Angst vor der Wahrheit.

      „Alexander, du solltest es aufgeben oder mir vertrauen.“ Er stoppte den Wagen und sah den Baron an. Diesmal sagte Alexander nicht, dass er hinter James bleiben solle. Er erwiderte den Blick von Mike und spürte, dass er ihm in den letzten Stunden tatsächlich misstraut hatte.

      „Ich bin wirklich ein Narr, Mike, du hast recht.“

      Er lächelte versöhnlich. „Und ein Mensch. Alle Menschen können Narren sein. Du hast dich sogar noch tapfer verhalten, die meisten kippen um, wenn sie in deine Lage versetzt werden.“

      „Okay, ich mache weiter!“, sagte Alexander entschlossen.

      Mike schob den Gang hinein und nickte zufrieden. „Danke, Alexander, ich habe es eigentlich nicht anders erwartet. Und glaub mir, du kannst es getrost tun.“

      Wieder kam beim Baron ein leichter Zweifel. Er dachte an die Argumente, die Hartman ins Feld zu führen wusste. Die Operationen in New Orleans und San Francisco. Waren das Zufälle?

      Sie hatten James wieder eingeholt und bogen in die Lincoln Road ein.

      „Mike, ich wollte dir eigentlich ein paar Fragen gestellt haben. Wann kann ich dich sehen?“, fragte der Baron, als sie anhielten.

      Ferrenc lachte, kratzte sich am Kinn und meinte: „Dafür schleppt einen dieser Kerl durch die Gegend. Und meine Anwälte warten. Also sehen wir uns zum Mittagessen? “

      „Okay, und wo?“

      „Im Kennel Club. Ich warte dort, bis du auftauchst.“

      „Okay, dann bis nachher.“

      Als der Baron aussteigen wollte, zupfte Mike ihn am Ärmel und sagte: „Alexander, du solltest ein paar Stunden schlafen. Siehst aus wie dein eigener Geist. Ich warte auch bis vier Uhr, wenn es sein muss.“

      Der Baron nickte zustimmend. Irgendwie war er erleichtert, trotz aller weiteren Bedenken. Er lachte sogar und hätte es gewiss nicht getan, wenn er im Bilde gewesen wäre, was ihn gleich erwartete.

      Mike winkte ihm zu und fuhr ab. Dann kam James und fragte: „Und den lassen Sie einfach abzischen?“

      „Kommen Sie jetzt, die warten oben schon.“.

      „Sehen Sie mal dort. Die warten auch!“, meinte James und zeigte auf die große, dunkle Limousine auf der anderen Straßenseite. Der Baron kannte diese Stationcars nur zu gut. Homicide Guard, Mordkommission.

      Und eine Minute später standen der Baron und James vor dem Grund, warum die Mordkommission auch hier aufgekreuzt war und noch auf das Kommen des Barons gewartet hatte.

      Im Keller des Hauses hatte Evans eine Leiche gefunden. Die Leiche einer dunkelblonden Frau von etwa zweiunddreißig Jahren. Ermordet mit einem Messer oder einem ähnlichen spitzen Gegenstand. Der Polizeiarzt war schon da, die Spurensicherung hatte gerade begonnen. Die Tote bot einen erschreckenden Anblick.

      „Wer ist sie?“, fragte der Baron den stämmigen Evans.

      Er schnippte sich den Hut ins Genick und berichtete routiniert: „Ist noch nicht bekannt. Der Doc sagt, sie sei seit etwa einem Tag tot, vielleicht auch eineinhalb. Länger nicht. Der Mord ist keinesfalls hier passiert, sagt auch der Doc, und dass sie eine starke Raucherin war, sagt er ebenfalls. Er will sie sezieren, und der Chemiker sagt, er würde sich für die Jacke interessieren, da wären irgendwelche Krümmel dran. Stichwunde von hinten am Schulterblatt vorbei. Sofort tödlich, sagt wiederum der Doc. Wollen Sie noch mehr wissen?“

      „Leider ja.“ Der Baron sah sich die Tote an. Der Mörder hatte sie unter den Kohlen verborgen gehalten. „Wie habt ihr sie gefunden?“

      Evans tippte sich an die Nase. Richtig, das war nicht zu verkennen, der Geruch.

      Nun kamen auch die übrigen Beamten herein. Voran der Lieutenant von der Homicide Guard. Er war ein dicker Mann mit eisgrauem Haar. Einer aus Hartmans Generation. Abgebrüht, routiniert, mit allen Wassern gewaschen.

      „Ah, ich erinnere mich, Sie schon einmal gesehen zu haben. Aber es sind schon viele Jahre her“, polterte er. Dann fragte er Evans aus.

      Der Baron wollte es sich nicht noch einmal anhören und ging hinauf in Wake Emmenters Wohnung. Hier lag alles durcheinander. Evans musste wohl den letzten Winkel umgedreht haben.

      Die Wohnung war modern, mit großen Fenstern, teuren Gardinen, kostbaren Möbeln. Die Miete in dieser exquisiten Wohngegend konnte nicht niedrig sein. Geschmack hatte dieser Emmenter übrigens auch. Die Bilder an der Wand zeugten davon. Und auch sonst sah man trotz des Durcheinanders, wie viel Wert der Besitzer auf Auslese gelegt hatte.

      „Sir, Sie möchten sofort zum Hospital kommen! Es ist brandeilig!“

      „Wer sagt es?“

      Der Corporal musste erst schlucken, dann sprudelte er heraus: „Inspektor Hartman selbst hat angerufen.“

      „Ist der geflogen?“, murmelte der Baron und

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