8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld страница 52
Hartman sah den Baron so merkwürdig an, dann sagte er leise: „Baron, bis vor einer Stunde habe ich gedacht, ich hätte alles in der Tasche. Ich glaube, Sie sind ein paar Minuten im Voraus. Okay, geben wir Ihnen noch eine Stunde Vorsprung. Reicht das?“
„Dreißig Minuten können reichen, wenn ich Glück habe, und ein Tag kann zu knapp sein. Ich nehme James mit dem Wagen, und der Film läuft an.“
Larry betrachtete ihn verblüfft von der Seite. Hartman grinste nur verständnisvoll. „Viel Glück, Baron!“
„Sie werden mir mit jeder Minute sympathischer, Hartman“, erwiderte der Baron und boxte ihn liebevoll vor die Brust.
Er bellte den Baron in gemachter Wut an, und James meinte trocken: „Aus euch beiden wird auch noch ein Club.“
Nur Larry fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Er respektierte den Baron als alten Freund, hatte aber einen klaren Befehl in der Tasche. Aber die Kameradschaft siegte. Und sehr viel Jungenhaftes steckte ja auch noch in ihm, denn er grinste plötzlich keck und sagte: „Na schön, spielen wir dem Oberlehrer einen Streich. Ich mache mit.“
„Dann schreibe ich auf, was ich alles brauche“, sagte der Baron. „Da wäre zunächst ein Durchsuchungsbefehl und ein Haftbefehl beim Untersuchungsrichter …“ Alexander erklärte es ihnen ausführlich, und aus den Augenwinkeln heraus sah er das staunende Gesicht Hartmans. Er sagte nichts, aber er hätte es gern getan. Der Name, den der Baron nannte, verschlug ihm offenbar die Sprache.
Larry war übrigens ein wenig enttäuscht. Vielleicht darüber, weil er wieder an der Longe laufen musste. Hartman hingegen trug es mit Humor. Was man diesem miesepetrigen Burschen gar nicht zugetraut hätte.
„Und wo, Baron, wollen Sie suchen?“, fragte Larry.
„In nächster Nähe. Denn unser Vogel ist nicht ausgeflogen. Noch nicht. Es fragt sich nur“, fügte der Baron mit einiger Sorge hinzu, „ob es nicht schon für Lucy Gillmore zu spät ist.“
Larry ahnte wohl, was Lucy dem Baron bedeutete, denn er schielte ihn schräg von unten herauf an. Aber er sagte nichts darüber.
Nur Hartman, das alte Ekel, brummte: „Ja, ja, die Liebe …“
James lachte, und das war in dieser Situation sehr deplatziert.
„Also, meine Herren, wider jedes Reglement fügen wir uns jetzt den Anweisungen dieses Privatmenschen Baron Strehlitz“, sagte Hartman launig, und damit verabschiedeten sie sich.
Als sie mit dem Leihwagen von dem Baron weggefahren waren, sagte Alexander zu James: „So, kommen Sie ruhig wieder aus der Kiste heraus. Wir haben hier im Hospital noch einige Kleinigkeiten zu erledigen. Da wäre zuerst Miss Gloria Mitchell, die sich von dieser schönen Erde trennen wollte …“
Sie erlebten Überraschung Nummer eins. Miss Gloria Mitchell befand sich nicht auf ihrem Zimmer. Auch nicht ihre Kleidung. Auch nicht ihr Koffer. Miss Gloria Mitchell hatte ihr Zimmer mit ihrem Gepäck verlassen.
14
1 Uhr 30 abends. Im Untersuchungsgefängnis wurden Tom Vergin und Johnny Calm zum dritten Male verhört. Trotz der Nachtstunde. Inspektor Hartman stellte dieselben Fragen. Immer wieder. Aber die beiden schwiegen beharrlich, wenn sie nicht wiederholten, was sie schon dem Baron erzählt hatten. Es hörte sich so rührselig an, dass Hartman einem Wutausbruch nahe war.
Um die gleiche Zeit sechs Meilen östlich im Bootshaus am North-Shore Park. Draußen silbriges Mondlicht auf weißem Strand. Im Bootshaus der trübe Schein einer Öllampe. Er fiel auf die Gesichter von Dr. Mike Ferrenc und Lucy Gillmore. Beide waren gefesselt, beide hockten auf den feuchten Planken.
Vor ihnen standen Sam Buster, der Gangsterboss, und der bullige Wake Emmenter, von dem Mike Ferrenc einmal geglaubt hatte, er sei sein Freund.
Wake Emmenter blickte auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr. „Noch eine Stunde, dann geht die Flut zurück. Sind deine Leute soweit, Sammy?“
Sam Buster, einst Filmstar, dann dem Rauschgift verfallen, und nun ein Gangster, blickte verächtlich auf die beiden Gefangenen und sagte rau: „Alles okay. Nur die Zeit muss noch stimmen. Auch die Bombe ist fertig.“
Wake Emmenter nickte zufrieden. Es machte ihm nichts aus, dass Lucy Gillmore vor Angst am ganzen Leibe zitterte. „Also nochmals den ganzen Film, Sammy! Damit nichts schieflaufen kann. In einer Stunde bringen wir die beiden zum Boot. Sie fahren mit festgestelltem Ruder mit der abziehenden Flut hinaus. Wann genau explodiert die Bombe?“
„Dreißig Minuten nach dem Loslegen.“ Sam Buster rieb sich die Hände, als habe er ein gutes Geschäft gemacht. Für ihn gab es keine Skrupel. Sentimentalitäten waren ihm wesensfremd. Auch dem Manne gegenüber, der einmal an ihm als Arzt so gehandelt hatte, als sei Sam Buster ein anständiger Zeitgenosse. Sam Buster war es nie, und würde es nie sein. Ebenso wenig wie Wake Emmenter, der mit seinem weißen Haar und der Goldrandbrille eher wie ein seriöser Kaufmann aussah, aber nicht wie ein kaltblütiger Verbrecher.
In einer Stunde und dreißig Minuten würde eine Bombe losgehen. Draußen auf dem Atlantik. Und nicht nur das Boot, sondern auch Dr. Mike Ferrenc und die OP-Schwester Lucy Gillmore würden das nicht überleben. Denn Sam Buster wollte ihnen die Fesseln nicht lösen. Sogar im Boot anbinden würde er sie. Damit ja nichts schiefging.
Noch ein und eine halbe Stunde hatten die beiden Zeit zu leben.
Lucy Gillmore weinte aus Verzweiflung, nur Dr. Ferrenc starrte verbissen vor sich hin. Aber es gab keine Chance, mit den Männern fertig zu werden. Draußen waren noch zwei von Sam Busters Gang.
„Du brauchst nicht zu flennen!“, fauchte Wake Emmenter das Mädchen an. „Du verdienst es mehr als der Doktor. Der muss nur seinen Kopf hinhalten, damit unser Boss sauber dasteht. Aber du, du hast uns verraten. Nur weil du dich verknallt hast in diesen Schnüffler. Dein Verdienst ist es nicht, dass er abgerufen worden ist. Und trotzdem wette ich, dass du den Namen vom Boss verraten hast. Eh, sag, hast du ihm den Namen gesagt?“, schrie Wake Emmenter sie an.
Lucy hob den Kopf. Aus ihren Augen rannen die Tränen. Er wird mich wieder schlagen, dachte sie. Wie vorhin schon. Ewig halte ich das nicht aus. Einmal sagte ich es ihm doch, und dann …
„Nein“, keuchte sie, „ich habe nichts gesagt.“
„Du hast es schon diesem Proud gesagt, nicht wahr?“
„Nein!“, schrie sie, und Emmenter holte aus.
„Lass das!“, herrschte ihn Sam Buster an. „Sie schreit, und am Ende hört es doch jemand, trotz des Wellenrauschens.“
„Diese Katze! Ich wette, sie hat uns doch verpfiffen. Na, sie hat den Brief geschrieben, und mehr kann man nicht verlangen.“
„Hast du den Brief?“, erkundigte sich Sam Buster.
„Ja, die werden sich freuen bei der Polizei. Der böse Doktor ist mit seiner Geliebten geflohen. Der Boden ist ihm zu heiß unter den Füßen geworden. Ja, Doktorchen, man wird dich überall auf der Welt suchen, und man wird glauben, dass du mit diesem Boot zu einem Schiff gefahren bist, das euch beide zu euren Auftraggebern bringt. Weil ihr ja nun alle Aufträge