8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld

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8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld

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des Briefes an Mrs. Mitchell.“

      „Ihr Schufte!“, schrie Lucy verzweifelt.

      „Das hat die andere auch gesagt, dann musste sie trotzdem sterben. Lächerlich. Wollte nicht gewusst haben, was in der Spritze ist, die sie diesem Lieutenant gegeben hat. Nachher Gewissensbisse, Komplexe. So eine Narrheit. Wenn ich nicht aufgepasst hätte, wäre alles schiefgegangen. Wollte doch tatsächlich diesen Baron anrufen. Ja, das hat sie das Leben gekostet.“

      „Hör auf damit, Wake!“, befahl Buster barsch. „Ich bin nicht aus Zucker, aber du bist ja krank, dass du dich so in diesen Dingen suhlen kannst.“

      Noch eine Stunde und zwanzig Minuten. Nicht länger sollten Lucy Gillmore und Mike Ferrenc zu leben haben.

      15

      1 Uhr 40 abends. F. E. C.Station. Endpunkt der großen Expresszüge. Gloria Mitchell ließ sich vom Schlafwagenschaffner ihr Abteil zeigen. Ein Zugpage trug ihre beiden Koffer. Das übrige Gepäck war bereits im Packwagen. Gloria gab dem Schwarzen ein Trinkgeld und schob die Tür des geräumigen Abteils zu. Erleichtert ließ sie sich auf den Sitz sinken, der dem Bett gegenüberstand. Die Vorhänge waren geschlossen. Die Tür verriegelt. Nur der Schaffner konnte sie öffnen. Jetzt noch zwölf Stunden Fahrt, dann war alles überstanden.

      Sie holte tief Luft und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Noch jetzt drohte sie die Aufregung der überstürzten Abreise zu überwältigen. Da fiel ihr die flache Ledertasche ein. Sie stand spontan auf und öffnete einen Koffer. Obenauf lag die schwarze Tasche. Sie nahm sie heraus, überzeugte sich nochmals, dass alle Vorhänge dicht waren und öffnete die Tasche. Sie wusste, dass man es ihr verboten hatte, aber sie konnte die Neugierde nicht bezwingen.

      Ich soll sie zwischen die Wäsche legen, hat er gesagt, überlegte Gloria. Aber erst will ich wissen, was es alles ist.

      Langweilig, dachte sie, als sie die Papiere sah. Ein paar Zeichnungen, dann Text in komischen Wörtern, die kein Mensch aussprechen kann, Zahlenreihen, das war alles. Sie steckte alles in die Tasche zurück. Dann verpackte sie die Papiere tief im Koffer.

      Draußen ertönte das Läuten der Lokomotive, dann ein schriller Pfiff. Warum in Amerika die Züge nur fortwährend läuten, wenn sie in einen Bahnhof einlaufen und abfahren?, dachte sie. Sie erinnerte sich an einen Europabesuch, wo das auf Bahnhöfen nicht der Fall gewesen war.

      Da ruckte der Zug schon an. Die Räder begannen sich zu drehen.

      Gott sei Dank, dachte Gloria. Noch zwölf Stunden Fahrt. Sie wollte Miami nie wiedersehen.

      Zu diesem Zeitpunkt – zu dem die meisten Menschen der Stadt im tiefen Schlaf lagen – ermittelte der Erkennungsdienst, wer die Tote im Keller der Lincoln Road war. FBI und die Polizei von Miami stellten gemeinsam fest, dass es sich um die dreiunddreißig-jährige ehemalige Ärztin Dr. Doris Vauxhall aus San Francisco handelte. Vor zwei Jahren war sie die Assistentin von Dr. Ferrenc im Marinehospital von San Francisco gewesen. Er und sie hatten ein recht enges Verhältnis miteinander gehabt, das jäh geendet hatte, als Dr. Ferrenc dahintergekommen war, wie sehr sie der Rauschgiftsucht verfallen gewesen war. Mehr noch. Sie hatte einem berüchtigten Gangster Rezepte ausgeschrieben, womit er Rauschgifte beziehen konnte. Des Skandals wegen quittierte Dr. Ferrenc seinen Dienst in San Francisco, um nach Miami zu gehen, wo er trotz seiner Chefstellung weniger verdiente. Dr. Doris Vauxhall wurde das Recht zur Ausübung einer Praxis abgesprochen, die Ausübung des Arztberufes für zehn Jahre untersagt. Einer Gefängnisstrafe entging sie wegen mangelnder Zurechnungsfähigkeit zum Zeitpunkt der Tat.

      Als Hartman diese Ermittlungen erfuhr, sagte er bitter: „Wir haben dem Baron unrecht getan, er hatte die Nase eher drauf als wir.“

      16

      Es roch nach Lysol. In dem weißen Schrank hinter der Glasscheibe glänzten die Instrumente und Arzneiflaschen. Das Licht der grellen Deckenlampe spiegelte sich auch im Kunststoffbezug der Untersuchungspritsche. Auf dem grün bezogenen Schreibtisch lagen Rezepte, Berichte und der Tageszettel säuberlich geordnet. Das Brot aber fand der Baron in der mittleren Schublade. – Im Schreibtisch eines Arztes ein Brot! Mit einem Loch in der Mitte. Neben dem Loch schwarze Spritzer und Stofffasern. Ein erstaunlicher Fund, der dem Kenner eine Menge aussagte.

      Der Lappen lag ganz hinten im Schreibtisch, in einem Seitenfach, zugedeckt mit durcheinandergeratenen Akten. In den Akten waren Blutspritzer, auch der Lappen war blutig und in der Mitte neben einem Loch rußgeschwärzt. Der Baron nahm Brot und Lappen, wickelte beides sorgsam mit einer Zeitung ein, die er auf dem Fensterbrett fand, und legte es neben die Tür. Dann suchte er weiter.

      Im Schreibtisch war weiter kein Fund zu machen. Erst hinter dem Heizkörper unter dem Fenster hatte er wieder Glück. Dort lag ein zusammengeknüllter Lappen, an dem sich Reste von grüner Farbe befanden. So grün wie die Farbe in Dr. Ferrenc‘ Landhaus. Armer Mike, dachte der Baron, und dich habe ich tatsächlich eine Zeitlang verdächtigt.

      Es war still im Haus. Selten summte es auf dem Flur, und hastige Schritte trippelten vorbei. Irgendwo hatte ein Kranker geklingelt. Der Baron blieb ungestört. Der Mann, der hier den Tag über seinen Dienst versah, war nicht da.

      Er hatte dienstfrei. Er würde auch morgen nicht kommen. Nicht kommen können, um seinen Dienst zu versehen.

      Den nächsten Fund machte der Baron in der Garderobe, einem unansehnlichen Schrank im Nebenraum. Es waren nur zwei unscheinbare Perlen einer Damenhalskette. Echte Perlen, harmlos anzusehen. Beides nur scheinbar.

      Im gleichen Raum stand auf dem Tisch ein Mikroskop. Der Baron legte die eine Perle darunter und sah durch das Gerät. So erkannte er leicht den Rand rings um die Perle. Ein paar Sekunden später hatte er zwei Hälften in der Hand. Und innen befand sich ein kleiner Hohlraum, durch den die Schnurbohrung verlief.

      Eine der Perlen war leer, die andere hatte eine Füllung. Winzig klein diese Füllung, und hier half auch wieder das Mikroskop. So konnte er wenigstens erkennen, dass es sich um einen Mikrofilmausschnitt handelte. Was auf dem Ausschnitt zu sehen war, konnte er nicht erkennen. Dazu hätte er einen Projektor haben müssen. Das war nachzuholen.

      Als er diese Überlegung anstellte, sah er auf die Uhr. Es war kurz nach Mitternacht. Er merkte, dass er immer noch nicht ganz ausgeschlafen war und sehnte sich nach einem belebenden Trunk. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Es gab noch mehr zu suchen. Mochte James unterdessen unten einschlafen, er würde ihn so freundlich wecken, wie er es gestern mit ihm getan hatte.

      Als der Baron meinte, nichts mehr finden zu können, wollte er sich hinauf ins Schwesternzimmer von Gloria Mitchell begeben. Da sah er unweit von der Tür des Arbeitszimmers einen kleinen gummibereiften Karren auf dem Flur stehen, in dem Papierreste lagen. Sammelbecken aller Papierkörbe der umliegenden Büros und Sprechzimmer. Mehr durch Zufall als durch bewusstes Suchen sah er ziemlich obenauf einen Prospekt der F. E. C.-Bahnen liegen. Der wurde mitgeliefert, wenn man Fahrkarten im Voraus bestellte und sich ins Haus bringen ließ. Auf diesem Plan war die gesamte Fahrtroute abgedruckt, mit Uhrzeiten, Hinweisen auf den jeweiligen Zwischenbahnhof und die dazugehörige Ortschaft. Ein kleiner Kundendienst, von der Reklame finanziert, die dabei ist.

      Dieser Prospekt, den der Baron schon wieder wegwerfen wollte, war vom Zug 712, Abfahrt täglich 11 Uhr 48 abends von der F. E. C.-Station in Richtung Tampa, Mobile, New Orleans, Houston, San Antonio, El Paso, Yuma, Los Angeles, San Francisco. Einer der ganz großen Expresszüge quer durch den Kontinent, mit allem Komfort und mit einem unübertroffenen Service.

      Im

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