8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009. Frank Rehfeld
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Читать онлайн книгу 8 Krimis: Killer kennen kein Gebot: Krimi Sammelband 8009 - Frank Rehfeld страница 50
„Ich wollte dir etwas sagen, aber jetzt wird es dich wohl nicht mehr interessieren.“
„Sag es trotzdem.“
Sie vermied es, Alexander anzusehen und betrachtete intensiv ihre Fingerspitzen.
„Alexander, besinnst du dich auf den Drohbrief?“
„Richtig, ist er nicht echt?“
„Doch, ich habe Angst. Heute morgen lag ein Zettel unten in meinem Briefkasten. Du weißt ja, wir Schwestern haben jede ein Fach.“ Sie holte einen Zettel aus der Tasche und gab ihn dem Baron. Darauf stand in steilen Buchstaben: „Noch Zeit bis heute Abend.“ Dahinter war ein Totenkopf gemalt.
„Gib ihn Inspektor Hartman!“
„Kommst du nicht zurück?“, fragte Lucy.
„Nicht in dieser Sache.“
Sie sah zu ihm auf. „Alexander, ist dieser Fall etwa schon abgeschlossen?“
Ihr Interesse wunderte den Baron. „Vielleicht, Darling.“
„Aber dann verstehe ich nicht …“
„Was verstehst du nicht?“
Der junge Mann kam zurück. „Sir, ich muss wirklich …“
„Moment noch! – Was verstehst du nicht, Lucy?“, fragte der Baron eindringlicher.
„Ach, Alexander, ich … ich … ach, du würdest es nicht begreifen. Gestern Abend, als ich in mein Zimmer kam, da war jemand oben. Ein Mann … Nein, er hat mir nichts getan, mich nicht mal angerührt, aber …“
„Sprich weiter!“
Sie zitterte. Der Baron merkte, wie sehr sie sich fürchtete. Vor ihm? Vor der Wahrheit? Oder vor diesem Jemand, der in ihrem Zimmer gewartet hatte?
„Wer war der Mann?“, fragte Alexander beharrlich.
„Ich kann es dir nur sagen, wenn niemand dabei ist“, flüsterte sie.
„Ich sagte Ihnen doch, dass ich gleich komme und Sie unten auf mich warten sollen!“, wandte sich der Baron an den jungen Mann, der seine Aufgabe offensichtlich mit großem Diensteifer zu vollziehen gedachte.
Nur widerstrebend ging der junge Beamte wieder.
Lucy drängte sich dicht an Alexander und flüsterte: „Geh nicht weg, Alexander, ich habe solche Angst!“
„Den Namen!“
Und dann sagte sie ihn leise dem Baron ins Ohr, bevor sie ihn auf die Wange küsste.
Es war der Name, mit dem er gerechnet hatte.
„Zieh dich um und komm zum Flughafen. Ein G-man wird dich begleiten. Beeil dich, Lucy, ich fahre voraus.“
Ihr Blick war trotzdem voller Angst und verriet, wie sie darauf hoffte, dass Alexander bleiben möge, um mit ihr gemeinsam zu fahren. Aber dieser beharrliche G-man würde das nicht begreifen, und der Baron wollte hier nicht noch Auseinandersetzungen heraufbeschwören. Für den jungen Mann galt nur der Spruch: Dienst ist Dienst und Befehl ist Befehl!
Sie lächelte, als Alexander ging. Ein gezwungenes, schmerzliches Lächeln.
12
Gesundheitlich hatte die Ablösung nicht schlecht auf den Baron gewirkt. Während des Fluges hatte er bestens geschlafen. Sehr zum Leidwesen der Stewardess, die ihre Leckerbissen unbedingt anzubringen hoffte.
Seelisch war ihm nach der Landung zumute wie einem Seemann, der dem Untergang seines Schiffes von einem Rettungsboot aus zugesehen hatte. Zum … Nein, das half auch nichts.
Dass es regnete, passte zu seiner Laune. Was nicht dazu passte war das vorzügliche Essen, was man ihm vorsetzte. Dennoch hätte er es vor Wut an die Wand klatschen können. Aus Mitleid mit den Köchen und seinem Magen schlang er es schließlich herunter. Und dann kam er zu einem alten Freund, der ihm einen Gefallen erwiesen hatte und jetzt sehr wütend aussah: Gouverneur Edmond Hages.
Er saß hinter seinem Schreibtisch, spielte mit dem Brieföffner und sah den Baron unter den buschigen Brauen hervor väterlich an. Er war ein gutaussehender Mittfünfziger. Ein Profi unter den Politikern.
Er hätte brüllen können, toben, von dem Baron aus mit einem Aktenordner nach ihm werfen, aber diesen Blick, den konnte er im Augenblick so gut vertragen wie eine Eiswürfeldusche.
„Alexander, Sie haben einen Schritt vom Wege getan. Und darüber wollen wir uns unterhalten.“ Sein Ton war geradezu sanft und versöhnlich. Wie ein Vater zum unartigen Kinde, dem er mit liebevoller Erläuterung die Fehler klarmachen will, die es getan hat.
Es war zum Davonlaufen. Was wusste dieser Mann von Mike Ferrenc, den der Baron kannte? Was wusste er von … er konnte es nicht wissen. Nur die Regeln, diese lausigen Regeln, die galten hier. Sonst nichts. Und in diesem Moment erschienen sie ihm unmenschlich. Richtig unmenschlich. Was würde er denn tun, wenn es sich herausstellte, dass irgendein naher Verwandter, ein Freund, gar sein Kind unter Mordverdacht stand. Kannte er da noch seine Regeln? Konnte er da noch kalt und stur nach seinem Prinzip verfahren?
Er ahnte wohl, was in dem Baron vorging und bestellte über die Sprechanlage Kaffee. Das war bei ihm eine Geste der Freundschaft. Heute bedeutete es dem Baron nichts. Er wollte keinen Zucker zu den bitteren Pillen. Sollte er endlich weitermachen und ihm seine Weisheiten verpassen.
„Alexander, ich kann mir denken, wie schwer es für Sie ist, erkennen zu müssen, dass ein Freund …“
„Ed, ich möchte darüber bitte nicht reden“, sagte Alexander schärfer als beabsichtigt. „Was ich im Falle Koog getan habe, kann ich verantworten. Es ist nichts geschehen, was etwa nicht zu vertreten wäre.“
Er richtete sich etwas im Stuhl auf.
Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich von väterlicher Milde zur strengen Miene. „Alexander, was ich da für Sie getan habe, könnte mir bei der nächsten Wahl das politische Genick brechen. Sie sind kein Politiker, und Sie sollten das Profis überlassen!“
Dem Baron platzte die Geduld. „Ed, ich will nicht wissen, wer Sie hier mit Informationen gefüttert hat, aber es sind schlechte Informationen. Ich habe kurz vor der Lösung gestanden, als Sie mich abrufen ließen. Zudem befindet sich jetzt ein Mensch in akuter Lebensgefahr. Miss Gillmore hat …“
„Alexander“, sagte er nun etwas freundlicher, „Sie haben einen Tag, eine Nacht und einen halben Tag auf dem Eis getanzt. Das war es. Und jetzt schlafen Sie sich erst aus. Ich weiß den Fall bei Tross in guten Händen. Außerdem ist dieser ausgekochte Hartman da, und Evans ist auch kein Anfänger, Sie aber sind in dieser Angelegenheit völlig falsch. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie es für Ferrenc tun wollten … Also das hätten Sie mir sagen können. Und dies werfe ich Ihnen vor.“
„Vielleicht ist das alles richtig. Ich bin nicht ganz okay.“