Helle und die kalte Hand. Judith Arendt

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Helle und die kalte Hand - Judith Arendt Helle Jespers ermittelt

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schon dort drucken. Der Inhaber war Mitglied der ersten Stunde. Und Kieran kannte ihn persönlich. Sie waren nebeneinander marschiert, auf den frühen Demonstrationen, als die Nationalpartiet sich gezeigt hatte, als sie aus den Hinterzimmern in die Öffentlichkeit getreten war.

      Und jetzt taten sie sich gegenseitig den einen oder anderen Gefallen. Eine Hand wäscht die andere.

      Aber es schadete nie, Kontrolle auszuüben, und dieser Praktikant sollte lernen, was er im Leben noch früh genug würde lernen müssen: Es krümmt sich das Häkchen beizeiten, das ein Haken werden will.

      Guter Spruch von seiner Großmutter. Er hatte sich immer daran gehalten. Und hatte er tatsächlich mal vergessen, sich danach zu richten, dann setzte es was. Da waren weder seine Großmutter noch sein Vater zimperlich gewesen. Kieran führte das auf seine deutschen Vorfahren zurück. Deutsche waren diszipliniert. Und fleißig. Die Preußen!

      Er bewunderte die Deutschen, allerdings hatte das Bild 2015 einen tiefen Riss bekommen. Dass die einfach ihre Grenzen öffneten, das war doch vollkommen verrückt! Und was machten die ganzen Kriminellen? Genau, sie zogen weiter in den Norden. Nach Dänemark.

      Wo sie nicht hingehörten.

      Keine Diskussion.

      Wie die Wildschweine, die durften sie in Deutschland ja auch nicht einfach so schießen. Und jetzt kamen die Schweine über die grüne Grenze. Ganz selbstverständlich, ohne dass das jemand kontrollierte.

      Sauerei. Zum Glück hatten sie jetzt den Zaun.

      Sein Blick fiel auf Katrine, die von draußen ins Büro kam. Unwillkürlich musste er lächeln. Was für eine Frau. Sie war der Sechser im Lotto, das Pfund, mit dem sie wucherten. Niemals wäre die Nationalpartiet da, wo sie jetzt stand, ohne Katrine. Sie war schön, sie war klug – ein bisschen zu klug für Kierans Geschmack –, und sie war tough. Du meine Güte, er hatte sie erlebt, wenn sie so richtig in Fahrt war. Sie war vermutlich härter als manch ein Mann in ihrer Partei. Sie hatte es verdient, gewählt zu werden. Die Kommunalwahl war die Feuertaufe. Diese Hürde würde sie mit Leichtigkeit nehmen. Irgendwann würde sie Ministerpräsidentin werden, da war sich Kieran ganz sicher. Und er wollte helfen, dass es wahr wurde. Dann würde ein für alle Mal Schluss sein. Mit allem, was Kieran nicht passte.

      Sie klopfte an den Türrahmen.

       »Knock, knock.«

      »Immer rein in die gute Stube!«

      Kieran sprang sofort auf und zog den Drehstuhl für Gäste vor seinen Schreibtisch. Dem Praktikanten gab er einen Klaps auf den Hinterkopf.

      »Du kannst nachher weiterzählen.«

      »Hundertachtundzwanzig …«

      »Nachher! Und jetzt raus.«

      Der Praktikant bemerkte erst jetzt, dass Katrine in das Büro gekommen war, und bekam große Augen. So ging es allen, die sie das erste Mal live sahen, dachte Kieran stolz. Sie ist in Wirklichkeit noch schöner und beeindruckender als auf den Plakaten oder im Fernsehen.

      Katrine nahm ihm gegenüber Platz, lächelte und schlug die langen Beine übereinander.

      »Wie geht es dir, Kieran?«

      Er wusste, dass es sie einen feuchten Kehricht interessierte, wie es ihm ging. Aber das gehörte zu ihrer Art, sie war jedem gegenüber verbindlich. Sie kannte alle, die für sie arbeiteten, mit Namen. Auch die, die nicht für sie oder sogar gegen sie arbeiteten. Ja, vielleicht wusste sie über die Letzteren besonders viel.

      Manchmal beobachtete er, wie sie einen kritischen Journalisten mit Vornamen begrüßte und sich nach irgendetwas Persönlichem erkundigte: Wie geht’s deiner Tochter? Geht sie noch in den Kindergarten? Deine Frau hat eine neue Haarfarbe, ich habe sie neulich beim Frisör gesehen. Wie fühlt sich dein Vater im Altenheim, geht es ihm gut?

      Nicht selten waren die von ihr Angesprochenen befremdet, sie wussten nicht, wie sie ihre Freundlichkeit und Verbindlichkeit einordnen sollten.

      Ging ihm genauso. Kieran hatte das Gefühl, dass es gar nicht so gut war, wenn Katrine zu viel von einem wusste. Das bedeutete, dass sie einen auf dem Radar hatte. Und das war nicht immer ein gutes Zeichen.

      Er schauderte kurz und sah, dass sie ihn mit ihren grünen Augen fixierte. Zwischen ihren schmalen Brauen zeichnete sich eine steile Falte ab.

      »Kieran, alles in Ordnung?«

      »Ja, sorry.« Er schüttelte sich. »Ich war in Gedanken. Magst du einen Kaffee?«

      Sie schüttelte den Kopf. »Danke. Ich war gerade im Bürgerzentrum. Ich habe aus Freundlichkeit keinen Kaffee abgelehnt, gefühlt waren das zehn Liter.«

      Sie lachte, und er fiel mit ein.

      »Wie ist es gelaufen?«, erkundigte er sich.

      Katrine zuckte mit den Schultern. »Es war okay. Ich habe mich bemüht, aber das ist natürlich nicht wirklich meine Welt. Die Arbeit für die Kinder und die Alten – das müssen wir unterstützen. Darauf werden wir auch in der Pressemitteilung gehen. Wir haben ein paar schöne Fotos.«

      Sie reichte ihm ihr Smartphone über den Tisch. Katrine, strahlend schön und blond, mit einem kleinen Mädchen auf dem Schoß. Es war ebenso blond wie sie, trug dünne abstehende Zöpfe und schien direkt aus einem Buch von Astrid Lindgren entsprungen. Perfekt!

      Auf einem anderen Foto sah man Katrine mit drei alten Menschen am Tisch sitzen, sie aßen Kekse – oder taten so – und tranken Kaffee. Katrine umschloss mit ihrer Hand die runzlige Hand einer der Frauen. Wunderbar. Das wollten die Leute sehen. So eine wurde gewählt.

      »Super.« Kieran reichte ihr das Handy zurück. »Damit machst du Stimmen.«

      Sie lächelte. »Danke. Das ist auch eure Arbeit. Ihr macht das alle großartig.«

      Kieran spürte, wie seine Brust anschwoll. Himmel, sie wusste, wie es lief. Ein paar warme Worte hier, ein paar da. Aber wenn es galt, klare Kante zu zeigen, dann war niemand schärfer als sie. Erst letztens war sie überall zitiert worden: »Muslimische Männer, die mit gezückten Messern durch unsere Städte laufen und ihre Frauen unter die Burka prügeln, haben in Dänemark nichts verloren.« Das hatte gesessen! Katrine hatte viel Schelte dafür einstecken müssen, von den »redlichen« Bürgern, aber sie hatte noch viel mehr Applaus von den Richtigen dafür geerntet.

      »Wie sehen die Bilanzen aus?«

      Kieran nickte. »Gut. Wir haben gut gehaushaltet. Ein paar der versprochenen Spenden stehen noch aus, aber …«

      »Wer?« Sofort wurde ihre Stimme scharf.

      »Eckdahl hat noch nichts überwiesen. Du hattest doch gesagt …?«

      Sie nickte. »Typisch. Er reißt immer das Maul auf, und dann kommt nichts. Ich spreche ihn noch einmal an.« Sie tippte etwas in ihr Handy.

      Kieran wurde schon wieder mulmig. Er bewunderte ihre Effizienz, aber sie machte ihm auch Angst. Ihm! Er beschloss, dass es besser wäre, keine weiteren Spendensünder beim Namen zu nennen, stattdessen hatte er seine Excel-Tabelle mit den Wahlkampfkosten geöffnet. Er drehte den Bildschirm zu Katrine, und sie studierte konzentriert die Zahlen.

      »Für

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