Der Venezianische Löwe. Volker Jochim

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Der Venezianische Löwe - Volker Jochim Kommissar Marek Krimi

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der Tote dann zu diesen Hämatomen? Hat er sich die selbst beigebracht?“, regte er sich auf.

      „Ist ja schon gut. Du hast ja recht“, beruhigte sie ihn wieder, „und was ist mit diesem Nardi? Warum hat er gelogen? Was glaubst du?“

      „Ehrlich gesagt kann ich mir noch keinen Reim darauf machen, aber mein Gefühl sagt mir, dass er etwas mit dieser Geschichte zu tun hat. Ich kann nur nicht sagen ob direkt, oder indirekt.“

      Zum Nachtisch nahmen sie noch einen Kuchen aus Orangencreme in Blätterteig mit einem Schuss Cointreau und als sie nach Caffè und Grappa dann auf der Piazza standen, zog Silvana ihn mit sich.

      „Komm, wir gehen noch zu mir. Ich habe noch eine Überraschung für dich.“

      Das duldete natürlich keine Widerrede.

      „Willst du mir nicht verraten, was es für eine Überraschung ist?“, fragte er von Neugier geplagt, als sie Silvanas Wohnung betraten.

      „Gleich. Ich hole uns nur noch etwas Wein. Geh schon mal vor.“

      Marek schritt, wie immer wenn er hier war, fasziniert die Bücherregale in Silvanas Wohnzimmer ab und hörte sie dabei in der Küche hantieren. Als sie sich dann neben ihn stellte, in der Hand eine Flasche gut gekühlten Rosé und zwei Gläser, strahlte sie, in freudiger Erwartung auf seine Reaktion, über das ganze Gesicht.

      „Würdest du uns bitte einschenken“, bat sie und reichte ihm Flasche und Gläser, „und nicht umdrehen.“

      Marek platzte nun vor Neugier, tat aber wie ihm geheißen. Dann spürte er wieder ihre Gegenwart hinter sich.

      „Du kannst dich rumdrehen“, sagte sie und hielt ihm ein Päckchen in hübschem Geschenkpapier mit passender Schleife vor die Nase.

      „Habe ich heute nochmal Geburtstag?“

      „Nein, aber vergangene Woche war der erste Jahrestag deines Umzugs nach Caorle. Nun mach schon auf. Ich bin gespannt, was du sagst.“

      Vorsichtig löste Marek die Schleife und sah dann fassungslos auf das, was er gerade ausgepackt hatte.

      „Du bist verrückt“, entfuhr es ihm, „die deutsche Erstausgabe von d‘Annunzio‘s Feuer in der Übersetzung von Gagliardi. Wie bist du denn daran gekommen?“

      „Freust du dich?“

      „Und wie. Danke.“

      „Ich kenne einen Buchhändler in Padova, der Verbindungen nach Deutschland hat. Der konnte mir das Buch besorgen.“

      Bis spät in die Nacht hinein diskutierten sie über Literatur im Allgemeinen und die Werke d’Annunzio‘s im Besonderen. Dabei leerten sie noch einige Gläser Wein, bis eine bleierne Müdigkeit sie übermannte.

      7

      Als Marek am nächsten Morgen aufwachte und den Arm nach Silvana ausstreckte, griff er ins Leere. Das Bett neben ihm war verwaist. Er richte sich auf und sah auf seine Armbanduhr.

      „Verdammt“, entfuhr es ihm, „schon gleich halb elf.“

      Er schob die Beine über die Bettkante und streckte seine schmerzenden Knochen. Sei einem Jahr hatte er den Vorsatz sich irgendwie wieder sportlich zu betätigen, doch bisher ist es nur bei dem Vorhaben geblieben.

      „Es kommt halt immer etwas dazwischen“, sagte er sich, „und als Pensionär hat man auch nicht soviel Zeit wie die Leute meinen.“

      Stöhnend erhob er sich und schlurfte in die Küche. Auf dem Tisch lag eine Nachricht von Silvana. Sie musste schon früh in die Redaktion und wollte ihn nicht aufwecken.

      Er füllte Caffè und Wasser in die Caffettiera und stellte sie auf den Herd. Dann schlurfte er zurück ins Schlafzimmer, um seine Zigaretten zu suchen. In diesem Moment hörte er sein Handy klingeln. Zuerst war er etwas orientierungslos bis ihm einfiel, dass er das Telefon in seiner Jackentasche hatte und die Jacke im Flur an der Garderobe hing.

       „Pronto!“

      „Buon giorno, Roberto“, meldete sich Brigadiere Ghetti mit erregter Stimme, „es gibt Neuigkeiten.“

      Sofort war Marek hellwach.

      „Nun rede schon. Machs nicht so spannend.“

      „Ich war gestern Abend noch in Triest und habe mit den Kollegen dort das Zimmer von Zorzi untersucht. Dabei haben wir Zeitungen gefunden, aus denen Buchstaben und Wörter ausgeschnitten waren.“

      „Das hört sich ja an wie in einem schlechten Krimi“, unterbrach ihn Marek.

      „Kommt noch besser. Wir haben seinen Computer mitgenommen und ihn überprüfen lassen. Rate mal, was darauf gespeichert war.“

      „Keine Ahnung. Erzähl‘ schon.“

      „Fotos.“

      „Was für Fotos? Nackte Mädchen? Fußball? Oder was?“

      „Nichts von alledem. Die Fotos zeigen unseren Freund Nardi vor einem Haus in Triest.“

      „Wieso fotografiert er seinen Chef oder ehemaligen Chef wie der in Triest herumlatscht … oh verdammt, mein Caffè kocht über … bleib dran.“

      Marek rannte in die Küche und nahm die Caffettiera vom Herd.

      „Nochmal gut gegangen. Also was ist an den Fotos so besonders?“

      „Das Gebäude, vor dem er fotografiert wurde und das er auch betreten hat, ist ein Nobeletablissement.“

      Marek pfiff leise durch die Zähne.

      „Hört sich nach Erpressung an, oder? Kleine Rache für den Rauswurf.“

      „Sieht ganz danach aus. Seine Mutter hat angegeben, dass ihr Sohn am Montag vergangener Woche, nachdem er von seiner täglichen Stellensuche zurückkam, am Abend noch einmal zur Post wollte. Er hatte einen größeren Umschlag dabei. Sie nahm an, dass es sich um eine Bewerbung gehandelt hatte. Daraufhin haben wir noch einmal die Sachen des Toten untersucht und fanden auf seinem Handy die gleichen Fotos wie auf seinem Computer.“

      „Sehr gut Michele. Sieht aus als wäre Nardi ihm zufällig über den Weg gelaufen und als er sah, welches Gebäude sein ehemaliger Chef betrat, wollte er die Gelegenheit für eine kleine Erpressung nutzen. Ich bin gespannt was unser Freund dazu sagt. Kannst du mich einsammeln? Ich bin in fünfzehn Minuten am Corso Ecke Strada Traghete.“

      „Gut, bis gleich. Ciao.“

      Marek trank seinen mittlerweile lauwarm gewordenen Caffè aus, nahm eine kurze Dusche, zog sich an und marschierte los. Unterwegs fiel ihm ein, dass er seine Frühstückszigarette vergessen hatte. Die musste dann wohl noch etwas warten. In diesem Moment war er richtig stolz auf sich, dass er die Packung stecken lassen konnte, ohne gleich Entzugserscheinungen zu bekommen. Er behauptete ja immer von sich Genussraucher zu sein und von Genuss könnte keine Rede sein wenn er sich jetzt eine ansteckte, während er zu seinem Treffpunkt hastete.

      ***

      Als

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