Der Venezianische Löwe. Volker Jochim

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Der Venezianische Löwe - Volker Jochim Kommissar Marek Krimi

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in dieser gottverlassenen Gegend das Genick bricht.“

      „Da hat ihm wohl jemand dabei geholfen“, ertönte hinter ihnen die wohlbekannte Stimme von Dottore Lovati.

      „Müssen Sie mich immer so erschrecken Dottore?“, jammerte Ghetti, dem der Schreck sichtbar in die Glieder gefahren war.

      „Buon giorno, commissario, ciao Michele. Stell dich nicht so an. Ich habe dir schon einmal gesagt, hier unten beißt dich niemand mehr.“

      „Buon giorno, dottore. Schön Sie mal wieder zu sehen. Was haben Sie eben gesagt?“

      „Sie haben richtig gehört. Das war niemals ein Unfall. Der Junge weist Hämatome an beiden Armen und Handgelenken sowie Druckstellen am Hals auf. Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen.“

      Lovati eilte voraus in den Obduktionssaal, wo der Körper des jungen Mannes sich unter einem blassgrünen Tuch abzeichnete. Bevor er das Laken zurückzog, steckte er sich mit seinem Zigarettenstummel einen weiteren Glimmstängel an.

      „Sehen Sie diese Flecken hier am Hals? Da hat jemand von hinten mit enormer Kraft zugedrückt. Und hier an den Handgelenken diese Hämatome. Beides eindeutig vor seinem Tod verursacht.“

      „So wie es aussieht, wurde er an beiden Armen festgehalten und jemand hat ihm das Genick gebrochen.“

      „Genau Commissario, so würde ich es auch sehen. Dafür würden auch die leichten Druckstellen am Kiefer sprechen. Da hat ihm jemand klassisch den Hals umgedreht.“

      „Das würde auf einen Spezialisten hindeuten. Nahkampfausbildung beim Militär oder Kampfsportler.“

      „Das könnten ja dann Millionen sein“, meinte der Brigadiere, der sich bis dahin, wie immer wenn er in diese Gefilde musste, diskret im Hintergrund gehalten hatte.

      „Das schon, aber es könnte wichtig sein diese Merkmale zu kennen, wenn wir einen Verdächtigen haben sollten. Danke Dottore, Sie waren wie immer eine große Hilfe. Und du Michele kannst dir gratulieren, dass du den armen Kerl hierher geschickt hast und nicht auf die Unfallinszenierung reingefallen bist.“

      „Danke. Du meinst also auch, dass es für uns inszeniert wurde?“

      „Nach allem was du mir erzählt hast und was der Dottore gesagt hat, muss es so gewesen sein. Komm lass uns zum Tatort fahren.“

      Ghetti setzte ein erleichtertes Lächeln auf.

      „Heißt das, du machst mit?“

      „Naturalmente, das wolltest du doch, oder?“

      Marek und Ghetti verabschiedeten sich von Lovati und machten sich auf den Weg. Während der Fahrt sprach keiner ein Wort. Zu sehr waren beide in Gedanken vertieft. Das Ganze versprach, wieder ein ziemlich komplizierter Fall zu werden. Das spürte Marek.

      Eine halbe Stunde später bogen sie in die Zufahrt zum Wasserwerk ein. Marek bat Ghetti, den Wagen am Anfang des Weges stehen zu lassen. Er wollte den Rest zu Fuß gehen, um sich ein umfassendes Bild vom Tatort machen zu können. Langsam gingen sie den leicht ansteigenden Weg hinauf. Marek suchte angestrengt nach irgendwelchen Hinweisen, die man übersehen haben könnte, inspizierte beinahe jeden Schotterstein.

      „Hier war es“, sagte plötzlich Ghetti in die Stille hinein, als sie vor einem großen Ast standen, „hier lag das Fahrrad und er lag dort unten.“

      Ghetti wies mit dem Finger in die Rinne, die parallel zum Weg verlief.

      Marek sah sich um.

      „Geschickter Ort für eine Unfallinszenierung. Alles von Bäumen umgeben, von der Straße aus nicht einsehbar, aber was zum Teufel macht einer mitten in der Nacht mit einem Fahrrad in dieser Einöde? Vor allem wenn man bedenkt, dass er in Triest gewohnt hat und das ist mit dem Auto schon über eine Stunde Fahrt. Und warum wurde er umgebracht? Hatte er etwas gesehen, was er nicht sehen durfte? Bis jetzt haben wir nur Fragen. Ihr habt auch nichts Brauchbares gefunden?“

      Ghetti schüttelte resigniert den Kopf.

      „Leider nichts. Reifenspuren auf diesem Schotter sind auch nicht zu gebrauchen.“

      Marek holte die kleine Digitalkamera, deren stolzer Besitzer er seit ein paar Wochen war, aus seiner Tasche und fing an den gesamten Bereich zu fotografieren. Vielleicht würde ihm beim Studium der Bilder noch etwas auffallen. Man weiß ja nie. Plötzlich stutzte er und nahm die Kamera herunter. Auf seinem Display hatte er etwas entdeckt.

      „Was ist das da hinten?“

      „Das ist eine alte, verrostete Schranke.“

      „So. Und was ist hinter dieser Schranke?“, fragte Marek ungeduldig.

      „Da ist nur ein verwildertes Grundstück mit einem verfallenem Gebäude. Warum?“

      „Habt ihr das Grundstück auch untersucht?“

      Ghetti wurde sichtlich verlegen. Dem peinlichen Eingeständnis etwas Wichtiges übersehen, oder vergessen zu haben, wurde er jedoch gleich enthoben.

      „Hol‘ sofort die Spurensicherung hierher. Das ganze Programm. Sùbito!“, herrschte Marek ihn an und der Brigadiere griff gleich zum Telefon.

      Während sie langsam zur Straße zurückgingen um auf das Eintreffen der Kriminaltechniker zu warten, steckte sich Marek eine Zigarette an und inhalierte tief. Sein Puls hatte sich wieder normalisiert und so wurde sein Ton auch moderater, als er weiter sprach.

      „Mensch Michele, so etwas darf nicht passieren. Wenn du schon den Verdacht hattest, dass da etwas nicht stimmt, reicht es nicht, nur diesen Weg hier zu untersuchen. Ihr hättet die ganze Umgebung systematisch absuchen müssen. Auch auf die Gefahr hin, eben einmal nichts zu finden.“

      „Ja, du hast recht, aber es war Sonntag früh und die Leute hatten eigentlich alle frei. Der Dottore sagte, es wäre ein Unfall, hier auf dem Weg wurde auch kein Hinweis auf Dritte gefunden und die Leute waren dementsprechend genervt.“

      „Das ist ihr verdammter Job! Bei der Polizei gibt es keinen Sonntag oder Feiertag. Seit dem Fall im Sommer weißt du ja, dass dies auch für einen kleinen Ort wie diesen hier gilt.“

      „Wird nicht wieder vorkommen. Versprochen.“

      Marek schlug Ghetti auf die Schulter.

      „Schon gut. Ist jedem am Anfang einmal passiert. Du solltest nur daraus lernen.“

      „Dir auch?“, fragte der Brigadiere verblüfft, für den der Commissario aus Deutschland so etwas wie Götterstatus hatte.

      „Klar, jedem, also auch mir“, lachte Marek.

      ***

      Etwa eine halbe Stunde später bog der Wagen der Spurensicherung in den Weg zum Wasserwerk ein. Ghetti lotste sie bis zu der Schranke, die Marek entdeckt hatte.

      „Nach was genau sollen wir hier suchen?“, fragte einer der Männer.

      Noch bevor der Brigadiere antworten konnte, fuhr Marek dazwischen: „Nach allem, von Reifenspuren über Zigarettenkippen bis zum gebrauchten Kondom. Alles kann wichtig sein. Wir brauchen von

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