Die Weltenbummler in Indien. Gerhard Moser
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30.01.20, Donnerstag
Nach Mitternacht krachten Böller und Schüsse. Ob es eine Feier war, oder der Versuch die Krähen zu verscheuchen, konnten wir nicht feststellen. Danach machten sich die Moskitos über mich her. Es kam mir vor, als sei es ein ganzer Schwarm. Ich ging leise ins Bad und sprühte mich mit Anti Moskito Spray ein. Danach war Ruhe. Gegen sechs hörte ich im Nachbarzimmer ein Schimpfen und Fluchen. Jetzt versuchten die Moskitos anscheinend den Nachbarn zu piesacken. Gegen halb neun standen wir auf. Draußen erschien es uns heute kühl und windig. Wir beschlossen, entgegen unserer sonstigen Gewohnheit, heute einen Strandtag zu machen. Wir legen uns eigentlich nie in die Sonne. Achim wollte sich probehalber eine Massage machen lassen. Ich packte Lesestoff und Sonnencreme ein. Lakshmi meinte, es seien so wenige Touristen da, weil Thomas Cook Pleite gemacht hätte. Dass die Globalisierung auch ganz andere Auswirkungen hatte, kam ihr nicht in den Sinn. Als sie im Gespräch hörte, dass uns allein das Visa über 200 € kostete und das umgerechnet fast 200.0 INR waren, fiel sie beinahe in Ohnmacht. Sie konnte nicht verstehen, wo das ganze Geld blieb, wenn ein Visum schon so viel kostete, wie sie in zwei Monaten umsetzen musste, um existieren zu können. Wenn sie es nicht verstand, wie sollten dann wir es kapieren? Am Strand gingen wir links herum in Richtung Süden. Das Meer hatte sich extreme Mengen am Strand abgegraben und wieder eine steile Kante im Sand gebildet. Enorm, welche Kraft Wasser hatte. Wir gingen gut einen Kilometer, bevor wir uns entschlossenen, ins Little Ibiza zu gehen. Deren Liegen sahen zwar gammelig aus, aber die Handtücher darauf waren frisch. Die Inderin, die uns ansprach, erschien uns recht bedürftig. „Ja, die Massage ist gut, das Essen ist sauber, die Toiletten sind sauber und die Säfte sind frisch.“ Damit waren die wichtigsten Fragen beantwortet und wir hatten die Auswahl zwischen gut 50 Liegen, die heute anscheinend keiner wollte. Bei dem lebhaften Wind kein Wunder. Auch in den Nachbaranlagen war kaum etwas los. Nach und nach kamen noch einige Touristen dazu. Die Bedienung aus dem Restaurant wollte uns direkt die Mittagskarte bringen Wir vertrösteten ihn auf später und bestellten zunächst frischen Saft und eine Flasche Wasser.
Die „Masseurin“ fing umgehend bei Achim an, ihre Kunst zu zeigen. „Denk daran, eine Stunde und 5 Minuten“, machte Achim noch einen Scherz. Die Stunde sollte 800 INR kosten (gut 10 €). Sie schmierte und knetete. „Dafür hätte ich mir besser noch ein halbes Dutzend T-Shirts gekauft“, war Achims anschließender Kommentar, da er schon bessere Massagen erlebt hatte. Trotzdem war es ein schweres Los, auf diese Art sein Geld zu verdienen. Kurz nach 13 Uhr bestellten wir uns das Mittagessen, vergaßen aber, „nicht scharf“ zu erwähnen. So kam, was kommen musste: Im Essen war massig grüner Chili. Ob wir die Schärfe schon gewohnt waren? Es machte uns in der Tat wenig aus und wir aßen mit großem Appetit. Danach legten wir uns noch eine halbe Stunde auf die Liegen, bevor wir uns auf den Weg zurück machten. Viele der Inder gingen tatsächlich mit Jacken oder Pullover spazieren. Ins Wasser ging heute kaum jemand.
Auch die Banana Rides, Air Jumper und Para Sailer warteten heute vergebens auf Kundschaft.
Die Dusche im Hotel tat gut. Endlich den Sand abspülen. Die Sonne hatte, trotz wir im Schatten lagen, kräftig zugeschlagen. Der Schlaf hinterher tat gut. Danach gab es zum Kaffee und Tee den restlichen Kuchen und die Kekse vom Vortag. Während Achim sein Buch weiterlas, schrieb ich Tagebuch. Vila schwirrte mal wieder vorbei. „Habt ihr gesehen, dass ich euch ein extra Handtuch gegeben habe?“ Wir verstanden zwar Sinn und Zweck des Handtuchs nicht, legten es aber gerne im Badezimmer auf die Ablage. Hätte er mal besser heute keine drei Flaschen Wasser ins Zimmer stellen lassen. Darum hatten wir ihn am Morgen gebeten, da wir bald einen Handel mit Wasser eröffnen konnten. Diesen Wunsch gab er zwar direkt an den Roomservice weiter., doch war es nicht klar, ob es bis zum morgigen Putzen noch einer von ihnen behielt.
Zum Abendessen gingen wir gleich links am Strand in Vionas Shack, die wir Ganovenhochburg nannten. Heute gab es eine andere Crew. Der junge Mann erinnerte uns sehr an Hamdan in Indonesien / Lombok. Er jammerte die ganze Zeit, erzählte von Europäern, die seine Kinder finanziell unterstützen würden und gab den ganzen Abend keine Ruhe. Das Essen war recht lecker. Wir versuchten zum ersten Mal süß sauer. Während wir die Bestellung aufgaben, kam ein älteres, schwäbisches Ehepaar und fragte nach dem Café Roma, einem Literatur Café, gleich neben der deutschen Bäckerei. Den Namen hatten wir in der unendlichen Dichte der Lokale schon gesehen, waren uns jetzt aber nicht sicher, ob rechts oder links. „Komm Fraule, mer laufe jetzt and Hauptstross und nämme uns a Taxi…“ Der bärtige Schwabe lief einfach los, während seine Frau noch mit uns über die Literaturveranstaltung redete.
In der Tat war es heute Abend recht kühl. Achim hätte gerne seine leichte Jacke angezogen, wenn sie nicht gut versorgt im Hotel im Koffer geruht hätte. Tatsächlich liefen die zwei Bedienungen jetzt in Anoraks herum. Es windete und das Meer warf seine Wellen an den Strand. Ob morgen wieder so viel Strand im Meer verschwunden war?
Zum Glück kamen zwei russische Ehepaare, die ihre Meeresfrüchte mitbrachten und diese in der Küche zubereiten ließen. So war unsere Bedienung endlich abgelenkt. Lakshmi hatte ihren Laden längst geschlossen, als wir anschließend ins Hotel gingen. Wer wollte bei diesem Wetter auch Kleidung kaufen. Die Deutschen im Nachbarzimmer waren heute abgereist. Trotzdem brannte Licht und die Klimaanlage lief. Welch eine Verschwendung.
Wir setzten uns heute nicht auf den Balkon, da es zu kühl war. Im Zimmer war es dagegen angenehm, da sich die Wärme des Tages gut gehalten hatte. Gegen halb elf war für uns der Tag gelaufen und wir löschten das Licht.
31.01.20, Freitag
Wie uns Vila erzählte – und wir im Unterbewusstsein mitbekamen – waren um vier Uhr im Nachbarzimmer neue Gäste aus Deutschland eingezogen. Ansonsten war die Nacht ruhig und wir hatten recht gut geschlafen.
In den Kontoauszügen sah ich, dass wir zum Umrechnungskurs 10.0 INR = 130 € mit der Master Card Geld gezogen hatten. Das war ein recht guter Kurs. So lagen wir in den bisherigen Umrechnungen recht realistisch.
Wir machten uns nach dem Frühstück auf den Weg ins Dorf. Lakshmi passte uns ab, da an „ihr ja kein Weg vorbeiführte“. „Wollt ihr nicht noch die ein oder andere Kleinigkeit bei mir kaufen, bevor ihr übermorgen abreist?“ Wenn sie wüsste, dass wir im Dorf die ganzen Klamotten gekauft hatten – und das zu Preisen, da würde ihr die Schamesröte ins Gesicht steigen.
Das Meer hatte wieder eine recht große Fläche des Sandstrandes abgegraben. Es kam in früheren Zeiten schon vor, dass die Lokale, die ja meist zwischen 15 und 40 m vom Meer entfernt lagen, evakuiert werden mussten, da das Wasser drohte, sie zu untergraben. Das läge aber schon einige Jahre zurück.
Heute war es nicht mehr so windig und die Sonne brannte kräftig vom Himmel. Da Achim ohnedies noch mit dem Sonnenbrand von gestern zu tun hatte, dehnten wir unseren Strandspaziergang nicht so weit aus. In der Apotheke erstanden wir ein Mittel gegen den grauen Star, welches sich eine Freundin gewünscht hatte. Angeblich sollten die verschreibungspflichtigen Tropfen gegen Haarausfall helfen. In Deutschland kostete eine Tropfflasche um die 60 €. Hier bekamen wir die Flasche für etwas mehr als 6 € und konnten mitnehmen, soviel wir wollten. Hauptsache, wir zahlten bar.
In einer Sackgasse sah Achim einen Friseur. Bei ihm ließ ich mir für umgerechnet 2 € die Haare kurz schneiten. Der Anblick danach war auch für mich befremdend, fühlte sich aber bei der Hitze angenehm an. Auf dem Markt kauften wir Bananen, Mandarinen, Trauben und Passionsfrüchte für knapp 4 €. Die Tage bis zur Weiterreise