Die Weltenbummler in Indien. Gerhard Moser

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Die Weltenbummler in Indien - Gerhard Moser

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keine Ahnung, wie weit das sein würde, gingen aber lustig darauf los. Auch heute waren unzählige Inder am Meer, welches derzeit den Höchststand der Flut zu haben schien. So blieben nur wenige Meter, um an der Böschung des Strandes entlangzulaufen, bevor dann der rund ein Meter hohe Absatz, worauf die Liegen standen, kam. Wir konnten nicht zählen, wie oft uns eine Liege, ein kaltes Bier oder etwas zum Essen angeboten wurde. Auch Frauen und Drogen waren im Angebot. Nach mindestens einer Stunde strammer Wanderung, war es an der Zeit, etwas zu trinken. So setzten wir uns in eine ziemlich vergammelte Hütte, da wir mit Getränken kaum etwas falsch machen konnten. Ein bestellter, frischer Ananassaft konnte auch prompt nicht geliefert werden, da kein Strom vorhanden war. So tranken wir Wasser aus der Flasche. Auf dem weiteren Rückweg mussten wir in einem Lokal Halt machen, weil mich ein menschliches Rühren nötigte, die leider nicht sehr einladende Toilette aufzusuchen. So verbanden wir das mit einem kleinen Mittagessen, da es bestimmt längst Essenszeit war. Es schmeckte lecker und kostete mit Getränken (für uns Beide) knapp 5 €. Auf dem Weg zurück sahen wir am Strand ein großes Schild: „Wir akzeptieren ihre Kreditkarte. Sollte das Gerät heute nicht funktionieren, zahlen sie bitte in bar“. Vermutlich sollte das für alle Lokale am Beach gelten.

      Am Shop von Mutter Lakshmi war heute die Tochter da. Ein alter Schwede saß bei ihr und erzählte uns, als er hörte, dass wir aus Köln kommen, dass er im Jahre 1972 Mal dort gewesen sei, weil er mit dem Auto zwischen Bonn und Köln liegengeblieben sei. Er schwärmte vom Dom und der tollen Altstadt.

      Nach der Mittagspause, in welcher Achim die Bilder des heutigen Strandganges auswertete und ich eine Stunde herrlich schlafen konnte, erledigten wir verschiedene Anrufe in die Heimat. Schon toll, dass man so weit von Deutschland entfernt recht gut telefonieren konnte. Manches Mal hörte es sich etwas verzerrt an, insgesamt aber zufriedenstellend. Auch Videoanrufe über WhatsApp klappten gut.

      Auf dem Weg zum Strand bestellten wir bei Lakshmi im Shop eine Tischdecke, die meine Schwester in Auftrag gegeben hatte. Lakshmi hatte heute kräftig Betel gekaut. Lippen und Zunge waren tiefrot. Vermutlich musste sie etwas gegen ihre Müdigkeit und die Anstrengungen tun. Da kam das Kauen der Betelnuss bestimmt gerade recht. Zum Quasseln war sie nicht aufgelegt, da noch andere „Freunde“ in ihrem Shop saßen. Am Strand gingen wir heute direkt in den ersten Laden, da uns diese Ganoven seit Tagen immer wieder einluden, in ihrem Restaurant etwas zu essen. Zunächst wurde die Musik mit enormen Bässen laut aufgedreht. Als wir uns über die Lautstärke beschwerten, drehte die Bedienung sofort leiser. Das bestellte Essen war lecker und es reichte eine bestellte Portion wieder für uns beide. Heute hatte ich Lust auf ein Bier und bestellt mir ein Kingfisher. Es schmeckte, war jetzt aber nicht der Knaller, den ich mir jeden Abend reinziehen könnte. Wie war es möglich, dass viele Touristen sich schon zum Frühstück ein, zwei oder drei Flaschen von diesem Gesöff hinter die Binde kippten? Des Menschen Wille war sein Himmelreich.

      Wir genossen die Ruhe am Meer, das Plätschern der Wellen und die leise Musik aus den umliegenden Anlagen. Anschließend zahlten wir knapp acht Euro für das ganze Vergnügen. Als wir gegen halb neun ins Hotel kamen, wollten wir noch etwas auf dem Balkon chillen. Nach wenigen Minuten gaben wir jedoch auf, da die Moskitos uns zu sehr nervten.

      27.01.20, Montag

      Unsere innere Uhr war auf halb neun gestellt und funktionierte recht gut. Während wir auf dem Balkon auf das vorbestellte Frühstück warteten, kam ein weißes Mercedes Coupé angefahren und ein mit dicker Goldkette behangener, braungebrannter Mann stieg aus. „Wie geht es euch? Alles in Ordnung? Da mein Manager zwei Tage frei hat, muss ich heute mal nach dem Rechten schauen. Das Haus gehört mir“. Oha, der Chef und Eigentümer begab sich in die niedrigen Gefilde. Sein Händedruck war kräftig und energiegeladen. Als er hörte, dass unser Frühstück seit 15 Minuten überfällig war, ging er direkt hoch in die Küche. Keine drei Minuten später brachte uns die Bedienung unser Frühstück. Tee und Kaffee waren heute sogar heiß. Achims indisches Frühstück war „very spicy“, obwohl er schon an eine gute Schärfe gewöhnt war. Er brachte es zurück und bestellte sich ein Rührei. Nach dem Frühstück liefen wir zum Shop, da uns Lakshmi verschiedene Tischdecken zur Auswahl mitbringen wollte. Der Shop war geöffnet, aber keiner da. Wir warteten einige Minuten und gingen dann zurück ins Hotel.

      Heute stand Obsteinkauf im Ort an. Dabei wollten wir gleich Geld abheben, was uns bisher noch kein einziges Mal gelungen war. Kaum waren wir dreihundert Meter gelaufen, quasselte uns ein Taxifahrer an. Warum nicht, es war ohnedies drückend heiß heute. Wir handelten den Fahrpreis mit ihm aus und er brachte uns zunächst zur Bank. Mehrere Versuche schlugen fehl und wir gaben auf. Vor dem Markt ließ er uns aussteigen, nicht ohne uns vorher seine Visitenkarte zu geben. „Ihr könnt jederzeit über die Rezeption eures Hotels bei mir anrufen. Über den Preis werden wir uns dann schon einig“. Sprach‘s und fädelte sich wild hupend in den zähfließenden Verkehr ein. Am Stand für Obst versuchte einer der Verkäufer uns heute höhere Preise aufs Auge zu drücken. „Warum soll alles heute teurer sein? Vor zwei Tagen haben wir 20% weniger bezahlt.“ Jetzt erkannte uns der Verkäufer wieder und ging mit den Preisen runter. Im Endeffekt sparten wir 10 Cent, was den Kohl auch nicht fett machte. Auf eine Kokosnuss verzichteten wir heute, weil die angebotenen nicht schön aussahen. Das Fleisch und der Fisch, welche wir in den entsprechenden Abteilungen zu sehen bekamen, bestätigten uns mal wieder, in Goa überwiegend vegetarisch zu leben. Da saß die Oma am Boden, hackte Gulasch, und warf alles zu ihren Füßen auf einen Haufen. Überall schwirrten die Fliegen herum. Danach packte sie die Fleischstücke in eine Tüte und legte diese wieder auf das Verkaufsbrett. Guten Appetit! In der „Bäckerei“ nahmen wir erneut Kekse und Marmorkuchen mit. Frisch gebacken. Das Tuk-Tuk brachte uns anschließend zurück ins Hotel. Allerdings mussten wir auch heute dem Fahrer den Weg erklären.

      Der Ausflug zum Meer fiel heute sprichwörtlich ins Wasser. Die Flut hatte ihren Höhepunkt erreicht und es blieb nur ein schmaler Streifen des Strandes, um sich darauf zu bewegen. Die Luft war drückend, schwül und sehr feucht. Das Meer sah aus, als würde es im Nebel versinken. Heute waren weniger Touristen am Meer. Vor allem waren kaum Inder zu sehen. Wir kamen nicht weit, da mir das Wetter auf den Kreislauf schlug. So liefen wir zurück zu Gregs Hütte und bestellten eine Kleinigkeit zum Mittagessen. An den Tisch nebenan setzte sich eine deutsche Familie, die jedoch überhaupt nicht begeistert war, von uns angesprochen zu werden. Typisch.

      Da unser Zimmer noch nicht gemacht war, als wir zurückkamen, machten wir der Bedienung mit Händen und Füßen klar, dass wir heute keinen Service bräuchten, nur drei Flaschen Wasser und die Kaffeebeutel. Trotzdem stand der junge Mann 20 Minuten später erneut vor der Tür. „Room Service?“ Alles nochmal. Seine Englischkenntnisse waren schlechter als schlecht.

      Nach dem Mittagsschlaf gab es den frischen Kuchen und einen leckeren Kaffee. Danach ging es ans Tagebuch. Leider funktionierte unsere Seite im Internet immer noch nicht. Auch Christian, der Administrator unserer Blogseite kam nicht dahinter, was da falsch lief.

      Gegen Abend fing es in meinem Bauch an zu rumpeln. Waren es die Nudeln vom Mittagessen, die zu fettig waren? Vielleicht auch die unbekannte Soja Soße, die ich zu reichlich darüber gegossen hatte? Es könnten aber auch die Pilze gewesen sein, die unter die Nudeln gemischt waren. Egal, es putzte mich richtig durch. Danach war Ruhe. So gingen wir frohgemut an den Strand und aßen im Domino ein Gemüse Masala mit Reis. Im Shop nahmen wir die zwei Tischdecken mit, die Lakshmi besorgt hatte. Ob das Motiv der Elefanten oder das von Sonne-Mond-Sterne besser gefiel, blieb dahingestellt. Wir zahlten 1.700 INR (21 €) und bekamen einen dünnen, orangefarbenen Sarong dazu geschenkt.

      Zurück im Hotel kamen neue Gäste an. Zwei Zimmer wurden mit deutschen Touristen belegt. Kurz danach fiel mal wieder der Strom aus. Was im Domino den tollen Effekt hatte, dass wir den Nachthimmel besser sehen konnten und die Dunkelheit die romantische Stimmung hob, machte hier leider das Lesen unmöglich und die Luft im Zimmer wurde schnell stickig. Nach einer guten halben Stunde gab es wieder Strom.

      28.01.20, Dienstag

      Um acht waren wir wach. Gegen halb neun saßen wir

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