Die Weltenbummler in Indien. Gerhard Moser
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25.01.20, Samstag
Welch eine ruhige Nacht. Kein Klappern und schlagen von Türen, kein Gerede vor der Tür. Zwischendurch hörte man schon mal ein kleines Kind weinen, einen Hund bellen oder einige Krähen schreien, aber ansonsten himmlische Ruhe. Es war die erste Nacht, die wir durchschliefen. Auch im Nebenzimmer hörte man nichts. Statt Klimaanlage hatten sie dort heute Nacht den Ventilator laufen, den man aber nur durch ein sehr leises Surren wahrnahm. Kurz nach halb neun wurden wir wach, sahen uns erstaunt an und waren überrascht, wie herrlich ruhig es die ganze Nacht war. Wir machten uns fertig, da wir das Frühstück auf halb zehn bestellt hatten. Es wurde auch pünktlich geliefert. Kombiniert mit dem von uns selbst gekauften Obst, war es ausreichend und lecker.
Danach machten wir uns auf, um in nördliche Richtung den Strand zu erkunden. Schon bei der Ankunft am Beach merkten wir, dass es Wochenende war. Es waren noch mehr Gäste, vor allem einheimische, am Strand. Diese knubbelten sich besonders dort, wo Banana-Boats, Para Sailing oder Wassermotorräder angeboten wurden. Die Inder standen in Gruppen, teilweise voll angezogen in den Wellen, bewarfen sich mit Sand oder schaufelten Sandberge auf einzelne Personen, die sich wie kleine Kinder freuten. Welch ein Getümmel. Oft kamen junge Inder und wollten mit uns einfach nur ein Selfie machen. So liefen wir bis ans Ende des Strandes, bestimmt drei Kilometer, bevor wir in eines der Lokale gingen, um etwas zu trinken. Für 4 € bekamen wir jeder einen frisch gepressten Saft und eine große Flasche Wasser. Es tat richtig gut, den Flüssigkeitsverlust aufzufüllen. Auf dem Rückweg machten wir Mittagspause im Gregs. Die Bedienung erkannte uns sofort wieder. Vermutlich hatten die 100 INR Trinkgeld einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen. Wir bestellten ein Pilz Curry und eine Platte Reis, die wir uns wieder teilten und trotzdem dicke satt waren. Als wir im Hotel ankamen, fingen die Angestellten gerade an, unser Zimmer zu machen. So setzten wir uns auf den Balkon und warteten, bis sie fertig waren. Danach kam das Übliche: Duschen und Mittagsschlaf. Danach gab es zum Kaffee, die gestern gekauften Kekse. Achim setzte sich zum Lesen raus, ich nahm den Laptop und fing an, das Tagebuch zu schreiben. Vilas, der Manager meldete sich für die nächsten Tage ab, da er auf eine Schulung außerhalb Goas fahren musste. Gegen halb sechs setzte schlagartig ein Riesentumult der Krähen ein. Hunderte von Krähen setzten sich in die Bäume und Palmen rund ums Hotel und schrien im Chor. Es erinnerte an Hitchcocks Vögel, nur in mehrfacher Lautstärke. Da die Moskitos jetzt auch anfingen zu beißen, verzogen wir uns lieber ins Innere.
Später, auf dem Weg zum Abendessen am Strand, kamen wir wieder an dem kleinen Shop von Mutter Lakshmi vorbei. Heute Mittag lief sie noch durch die verschiedenen Lokale am Strand und bot ihr Sortiment an. Dort grüßte sie uns, ging aber direkt weiter. Jetzt sah sie müde und erledigt aus. „Wie war der Erfolg am Strand heute Mittag?“, fragte Achim aus Interesse. „Katastrophal. Ich war zwei Stunden unterwegs und habe nur ein Teil für 300 INR verkauft. Derzeit sind nur wenig Touristen da.“ „Aber der Strand war doch voll heute Morgen“, versuchte Achim dieses Dilemma zu verstehen. „Wir haben Wochenende und da kommen viele Inder an den Strand. Die kaufen nichts.“ Sollten wir das glauben oder einfach so stehen lassen? „Wir merken ganz enorm die Thomas Cook Pleite. In den Jahren davor kamen im Januar mindestens doppelt so viele Touristen hierher und wir hatten tolle Umsätze. Jetzt kämpfen wir Tag für Tag und kommen an manchen Tagen kaum auf das Minimum, welches wir umsetzen müssen, um existieren zu können.“ „Und was ist das Minimum?“ „Wir müssen 2.000 bis 3.000 INR (25 bis 37 €) erreichen, damit wir alles bezahlen können.“ So eng hängt alles durch die Globalisierung zusammen. Sogar das kleine Goa merkte, dass eine Flug- und Reisegesellschaft in Europa pleitegegangen war.
Und wieder kamen wir an dem kleinen Toilettenhäuschen vorbei, welches uns täglich zum Schmunzeln brachte. Es gehörte zu einem der Lokale am Strand, lag 50 m landeinwärts und man brauchte einen Schlüssel, wenn man das stille Örtchen besuchen wollte. Auf der seitenwand des Häuschens klebte ein riesiges Plakat: „Wir akzeptieren Kartenzahlung, egal ob Visa oder Master Card“. Da die Benutzung des Örtchens kostenlos war, konnte mit der Bezahlung nur das Chelsea Lokal am Strand gemeint sein. Am Liebsten war Indern Barzahlung, egal wo, wann und wofür.
Heute Abend, es war schon fast dunkel und die Sonne längst verschwunden, nur der bunte Himmel war noch zu sehen, gingen wir am Beach linksherum in südliche Richtung und wollten uns eines der bunt beleuchteten Lokale aussuchen. Wir blieben bei Domino hängen, einem Portugiesen, der seit seiner Kindheit in Indien lebt. Es waren nur noch zwei weitere Tische belegt. Das Essen wurde, wie fast überall, frisch zubereitet und brauchte somit eine gewisse Zeit, bis es auf den Tisch kam. Domino kam zwischendurch an den Tisch und erzählte uns von der Hochzeit, die gestern in seinem Lokal stattgefunden hatte. Wir hatten die Musik und die ausgelassene Stimmung am gestrigen Abend gehört, aber nicht registriert, dass es so nahe war. Es waren zwei Skandinavier, die sich hier gestern das Versprechen der ewigen Liebe gaben. Der Brautstrauß, den wir gestern auf dem Hochzeitsauto an der Straße gesehen hatten, hing nun unterm Dach, über dem Eingang zum Lokal.
Während Achim ein Gemüse Curry mit Reis bestellte, hatte ich eine Portion Penne mit roter Soße. Beides nicht scharf und sehr lecker. Auch das Naan war passend. Mit Wasser und Saft zahlten wir wieder knapp 10 €. Der helle Abendstern hing auch heute strahlend am Himmel und wir prosteten unseren Lieben zu, die uns sehen konnten, wo immer sie sein mochten. Unterwegs, am Dorfplatz, nahe des Hotels war eine große Leinwand aufgebaut und rund 20 Leute standen davor und besahen sich das Fußballspiel: Kerala gegen Goa. Es stand 0: 1 für Goa.
Zurück auf dem Zimmer, lasen wir noch bis halb elf. Zwischendurch knallte mal wieder die Sicherung durch. Erstaunlicherweise waren aber nur das Zimmer und Teile der Außenbeleuchtung betroffen. Im Bad – Achim war eben dabei sich die Zähne zu putzen – brannten noch alle Lampen.
26.01.20, Sonntag
In der Nacht hatten die Nachbarn wieder den 5-Minuten-Rhythmus der Klimaanlage eingeschaltet. Nervend und schlafraubend. Um 1 Uhr kam die Dorfjugend laut jubilierend von den verschiedenen Partys nach Hause. Ihr Gesang und Lachen waren nicht zu überhören, ebenso das Bellen der Hunde, welche sie begleiteten. Kurz nach sechs ging im Zimmer nebenan die Diskussion erneut los. Konnten die sich endlich einigen, wer zuerst ins Bad ging? Nun denn, sie zogen heute ja aus. Um halb neun streckten wir uns ein letztes Mal und machten uns fertig fürs Frühstück. So kalt, wie das Rührei und der Kaffee heute waren, war das Frühstück bestimmt schon fertig, bevor wir wach wurden. Was konnten wir für 1 € auch mehr