Die Weltenbummler in Indien. Gerhard Moser
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Gegenüber dem Hotel fragten wir die dort sitzenden Taxifahrer nach der Fahrt am morgigen Tag nach Calangute Beach, unserer nächsten Station. Sie wollten sich keinen Preis aus der Nase ziehen lassen. „Kommt doch morgen einfach mit dem Gepäck, dann können wir über den Preis reden“, meinte einer der zehn Fahrer. Wir drehten uns um und ließen sie sitzen. „800 Rupees“, rief uns einer nach. Wir gingen einfach weiter.
Tatsächlich war die Strecke zur Bank weiter als 20 Minuten. Unterwegs machten wir einen Stopp an der Magic Pharmacy. Die anwesende Apothekerin empfahl mir ein anderes Medikament für das rote Auge. Zehn Ampullen kosteten auch heute wieder 20 INR. Schließlich kamen wir bei der Bank an. Zehn Meter vor dem Ziel fragten wir einem älteren Herrn nach der Bank, da wir sie (um die Kurve liegend,) nicht sehen konnten. Dieser schüttelte nur den Kopf, da er kein Englisch sprach. In der Bank angekommen, schüttelte wiederum der Angestellte den Kopf, als wir nach Geldabheben fragten. Er zeigte auf eine Bank, die auf der Straßenseite gegenüber lag. Auch da wurden wir ins nächste Gebäude geschickt, wo aber nur ein ATM (Geldautomat) stand, Maximalbetrag rund 120 €. Da wir 500 € abheben wollten (und dies bei unserem Letzten Urlaub in Indien auch konnten), gaben wir uns damit nicht zufrieden. Da konnten wir auch Bares beim Geldwechsler am Hotel tauschen. So liefen wir die halbe Stunde zurück und versuchten in der Wechselstube Geld über die Master Card zu holen. Die Gebühren waren allerdings auch hier viel zu hoch. So tauschten wir 500 € in Bar und waren vorerst zufrieden.
An einem der unzähligen „Supermarkets“ versuchten wir ein neues Messer zum Obstschneiden zu erstehen. Wir standen in der Reihe, wurden aber immer wieder von Indern übergangen, die zwar nach uns kamen, sich aber einfach vor uns einreihten. Schließlich gaben wir auf und gingen zum nächsten Shop weiter. Für 30 INR (ca. 39 Cent) bekamen wir ein stabil aussehendes Messer. Diese Sorte verwendete die Verkäuferin, nach eigener Aussage „selbst seit Jahren in ihrem Haushalt.“ Im Tanvi bestellten wir ein Taxi für morgen, da er vor der Tür ein Schild „Taxi Dienst“ stehen hatte. Wir tranken jeder noch einen frischen Saft und bestellten einen heißen Brownie mit Vanilleeis. Diese Erfahrung hätten wir uns auch sparen können. Achim machte ein Foto von der brutzelnden Zuckermasse.
Gierige Kinderaugen sahen über die Mauer des Restaurants neidisch auf das begehrte Zuckerwerk. Kurzerhand ging Achim zum Verkaufstresen und bestellte für die vier Kids ein Eis. Zunächst konnten sie es nicht glauben, griffen dann aber schnell zu, bevor diese Chance ungenutzt vorbeiging.
Nach der Mittagsruhe, die Achim wieder zur Bildbearbeitung nutzte, machten wir uns auf zum Pool, wo Achim seine Runden drehte und ich am Tagebuch arbeitete. Danach ging es ans Kofferpacken. Wir waren froh, dass wir unsere eigenen Kissen und die extra gekauften Luftmatratzen (sogenannte Matratzen Topper) zum Abpolstern der harten Betten gekauft hatten. Das Schlafen wurde dadurch entschieden bequemer.
Junian hatte heute vermutlich seinen freien Tag. So gab es keinen Mocktail. Wir lasen bis halb sieben auf der Liege am Pool. Jackson kam zu uns und nervte Achim eine gute halbe Stunde, indem er ihn ausführlich über das dicke Buch ausfragte, welches er am Lesen war. Gut, dass ihn eine Arbeitskollegin dann in die Küche rief. Zum Abendessen hatten wir uns vorgenommen, nochmals im Hotel zu essen. Wir bestellten verschiedene Gerichte. Nach kurzer Zeit kam eine Kollegin aus dem Restaurant und erklärte uns, dass die bestellten Sachen vermutlich zu scharf für uns seien. Sie empfahl Achim etwas, das vom Schärfegrad besser zu ertragen sei. So bestellten wir um. Nach und nach wurden die Sachen geliefert. Alles nur Gerichte, die Achim für sich bestellt hatte. Als Achim fast fertig war, kam Ittu und fragte, ob es mir nicht schmecken würde. „Es kann mir nicht schmecken, wenn ich noch überhaupt nichts bekommen habe.“ Er schaute mich ungläubig an. „Es ist doch alles da.“ „Und mein Reis und das indische Gericht?“, fragte ich zurück. Wir kamen uns vor wie in Thailand. Auf unserer ersten Reise dahin mussten wir drei Mal bei drei verschiedenen Bedienungen ordern – und dann kam doch was ganz Anderes. „Die Kollegin hat euch doch erklärt, dass die bestellten Gerichte viel zu scharf sind. Da habt ihr euch auf dieses Gericht geeinigt…“ Mal wieder ein typisches Missverständnis. Der Reis wurde zügig nachgeliefert und ich wurde auch noch satt.
Jittu hatte einen Kollegen zum Anlernen bei sich. Als er meinen leeren Teller abräumte, sollte der Kollege das leere Saftglas nehmen, griff sich aber mein noch halb volles Wasserglas. Schnell griff ich ein, was Jittu offensichtlich peinlich war. Hätten wir gewusst, wie schief heute alles lief, wären wir besser nochmals ins Tanvi Café gegangen. Da hätte es bestimmt besser geschmeckt und es wäre um einiges günstiger gewesen. Auf dem Zimmer lasen wir noch und ich schrieb das Tagebuch für heute fertig. Wir freuten uns auf das neue Quartier am Calangute Beach. Das Taxi war für zwölf Uhr bestellt. Zum Kofferpacken war morgen noch genug Zeit.
23.01.20, Donnerstag, Weiterreise nach Calangute
Die Nacht war, bis auf einige knallende Türen, recht ruhig und wir konnten bis halb neun schlafen. Beim Frühstück kamen die ersten vom Personal und verabschiedeten sich. „Schade, ihr wart so nett“, sagte der kleine Gartenzwerg, eine immer lächelnde Inderin. Danach ging es ans Kofferpacken, was recht zügig vonstattenging. Kaum waren wir mit den Koffern aus dem Aufzug raus, kamen die Leute vom Personal angelaufen und wollten uns die Koffer abnehmen. Das war nett gemeint und brachte jedem nochmals 100 INR. An Trinkgeldern waren wir die ganzen Tage nicht knausrig. An der Rezeption hatten wir dann nur noch das Frühstück des ersten Tages zu bezahlen. Das sollte dann aber auch fast 1.100 INR (knapp 14 €) kosten. Meinem erstaunten Gesichtsausdruck entnahmen die drei Angestellten hinterm Tresen, dass ich diese Zahlung als überhöht ansah. Der Restaurant Manager stand auch dabei. „Dann nehmen wir die Service Steuer raus“, sah er mich fragend an. Die 50 Cent machten den Braten jetzt auch nicht fett. Ich zahlte den Betrag und die Sache war für uns erledigt. Punkt 12 kam vom Taxistand gegenüber dem Hotel einer der Fahrer und fragte nach uns. „Also doch die Fahrer von gegenüber“, war mein Gedanke. „Die ganze Rasselbande hängt zusammen.“ Wir bestätigten die Fahrt und er lief rüber, um seinen Wagen zu holen. Als wir das Auto beladen hatten, fiel Achim auf, dass sein Hut fehlte. Einer der Angestellten wurde losgeschickt, um das fehlende Teil aus dem geräumten Zimmer zu holen. Beim Packen hatte Achim seinen Hut auf die Sessellehne gelegt. Dieser war vermutlich danach auf den Boden gefallen und uns beim letzten Rundumblick nicht aufgefallen. Welch ein Glück, dass es Achim früh genug aufgefallen war. Der Hut war eines seiner wichtigsten Stücke im Kampf gegen die Sonne.
Schließlich hatten wir alles verstaut und es konnte losgehen. Unser Fahrer fuhr recht vorsichtig. Ob es daran lag, dass er noch recht jung war und den Führerschein noch nicht so lange hatte, oder ob er die Fahrzeit einfach strecken wollte? Uns wurde gesagt, dass die Fahrt knapp eine Stunde dauern würde. Die Landschaft, die ans uns vorüberflog war herrlich grün, aber alles am Wegesrand war mit dem allgegenwärtigen, roten Staub überzogen. Überall wurde gebaut. Mal waren es riesige Baustellen an der Straße selbst, dann wieder Häuser, die neu entstanden. Das Autofahren in Indien bestand überwiegenden aus dem Betätigen der Hupe. Mit der Hupe wurde alles geregelt: Ich habe Vorfahrt, ich gebe jetzt Gas, Vorsicht, ich komme. Und dann, nichts wie durch. Der Lkw hatte immer Vorfahrt, gefolgt vom normalen Auto, dann kamen Motorrad und Moped, danach der Fahrradfahrer. Ganz zum Schluss, der Fußgänger. Wer diese Hierarchie nicht einhielt, kam schnell unter die Räder. Am Straßenrand stehend konnten wir vor wenigen Tagen beobachten, wie ein Autofahrer auf seinem Recht beharrte, einem Mopedfahrer gegenüber der Stärkere zu sein. Der Mopedfahrer stand am Straßenrand und unterhielt sich mit einer Einheimischen, hatte jedoch das hintere Teil seines Mopeds etwas weit auf der Straße stehen. Der Autofahrer meinte, genug Platz zu haben, gab Gas und wollte vorbei. Der Ständer zum Abstellen des Fußes für den Beifahrer bohrte sich in die Stoßstange des Autos und zog das ganze Moped mit. Ein lautes Palaver begann. Schon nach kurzer Zeit hatten sich die Zwei genug angebrüllt. Der Autofahrer stieg ein – und fuhr davon. Auf einen Kratzer oder eine Beule mehr oder weniger schien es nicht anzukommen. Bei uns wäre das Mindeste gewesen, die Polizei zu rufen.
Nach