Katholisch...oder?. Oliver Grudke
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„Hey Karl! Ich bin es, der Alex!“
„Alex? Ja Mensch, di hon i ja gar itta kennt, do in dr Naaacht! “, sagte nun Karl auf Schwäbisch.
„I di glei!“, antwortete Alex.
„Ja wa willscht du jetzt do in dr Naacht?“
„Ha, di ärgera!“
Beide lachten ausgiebig.
„Ja aber mal im Ernst, was tust du hier?“
„Ich bin hier im Auftrag des Vatikans, oder so ähnlich!“ Alex zeigte eine umfassende Vollmacht, die er von Giacomo? bekommen hatte.
Karl nickte und hob das Flatterband an, sodass Alex, ohne sich zu bücken, hindurch konnte.
„He, pass uff. Die isch gräg druff heit naaacht! “
Alex winkte und betrat das Büro der Seelsorgeeinheit. Das Licht war an und alle Türen standen auf. Stimmengewirr kam aus der Etage darüber. Also folgte er den Stimmen. Das Treppenhaus war schlicht gestaltet, nur in den Nischen hatte man Platz für Kruzifixe mit Kerzen. Als er oben ankam, lag ein langer Gang mit Parkettboden aus Buche vor ihm. Überall brannte Licht und die Stimmen kamen alle aus dem Raum am Ende des Ganges.
Dies waren die Momente, wo er sich grundsätzlich alleine fühlte und wieder den Gedanken eines Assistenten oder einer Assistentin aufgriff. Doch für den Moment war dies nur eine Vision.
„Also, gestehen Sie gleich, dann haben wir es hinter uns!“, sagte eine rauchige Stimme, die er nur zu gut kannte. Gleichzeit durchzog seine Schulter wieder ein stechender Schmerz, der ihn an seine „Lebensretterin“ erinnerte.
„Hallo! Dürfen wir mal durch? Bitte!“, sagte ein sehr junger Mann in einem dunklen Anzug aus Samt, welcher in Begleitung eines anderen einen Blechsarg durch den Gang trug.
Offensichtlich war jemand zu Tode gekommen. In der Nacht, im Pfarrhaus, im schwäbischen Hechingen. Er folgte den Trägern. Noch einmal tief Luft holen, und dann würde er den Raum betreten. Er würde wie eine Maschine umschalten auf Professionalität und Selbstsicherheit, auch wenn er sich seit Sonntag nicht so wirklich selbstsicher fühlte.
„Na, was jetzt? Ich denke, gerade Sie sind ein Mann der Wahrheit, oder irre ich mich da etwa?“
„Guten Abend!“, sagte Alex Kanst und machte einen ausfallenden Schritt in den Raum. Dieser war von einer grellen Neonröhre hell erleuchtet. Die Wände waren weiß, schlicht und nur ab und zu durch ein aufgehängtes Kruzifix oder ein Heiligenbild unterbrochen. In der hinteren Ecke des Raumes stand ein billiger Schreibtisch aus den Sechzigern. Auf diesem leuchtete ein Bildschirm. Der Bildschirmschoner war bereits aktiv und es liefen die Sprüche eines Rosenkranzes in wechselnden Regenbogenfarben über den Bildschirm.
Doch das Schlimme war, dass auf dem Boden eine gekrümmte Leiche lag. Dass es eine Leiche war, sah man daran, dass bereits die Bestatter einen Blechsarg hereingetragen hatten und jemand ein Leichentuch mit der Aufschrift „Kriminalpolizei Balingen“ daraufgelegt hatte. Eines war jedenfalls sehr deutlich: ein immenser Blutverlust. Überall an den Rändern des Tuches sickerte die Flüssigkeit bereits heraus und in den Parkettboden. Sicherlich müsste man diesen austauschen.
„Was das für einen Aufwand auslösen würde!“ Die Gedanken von Dr. Kanst schweiften ab, bis ihn die rauchige Stimme jäh zurückholte.
„Ja wen haben wir denn da? Den Doc! Können Sie nicht schlafen oder was machen Sie mitten in der Nacht in meiner Ermittlung, zudem noch an einem Tatort, der eigentlich abgesperrt sein sollte.“ Kommissarin Jasmin Jemain kam auf Dr. Kanst zu und warf bei ihren letzten Worten einen strengen Blick in Richtung des uniformierten Polizisten, welcher gelangweilt am Fenster stand. Sie trug enge Jeans, die in kniehohen braunen Stiefeln steckte. Dazu eine lilafarbene, enganliegende Daunenjacke, über der sie den Holster für ihre Waffe gezogen hatte. Der silberne Revolver blitze im Schein der Neonröhre. Sie war ja auch ohne Stiefel mit Absätzen schon fast so groß wie Alex Kanst, heute jedoch überragte sie ihn schon fast, was ihr etwas Bedrohliches verlieh. Dies konnten auch ihre kurzen, und heute Nacht noch kürzer wirkende blonden Haare nicht kaschieren. Mit zwei großen Schritten kam sie nun auf Dr. Kanst zu, welcher schon leicht einen, zumindest kleinen, Schritt zurück machte.
„Also: Was-Machen-Sie-hier?“, fragte die Kommissarin und klopfte dabei mit ihrem Zeigefinger sehr energisch auf die Brust von Alex. Erst jetzt fiel dem Psychiater der Pfarrer auf. Dieser saß auf einer schäbigen Couch aus den frühen Siebzigern wie ein Häufchen Elend. Dabei hatte er die Knie angezogen und wippte mit seinem Körper leicht vor und zurück. Sein Blick war starr nach vorne gerichtet und Dr. Kanst erkannte sofort, dass der Leiter dieser Seelsorgeeinheit einen Schock erlitten hatte.
„Hallo, hallooooo! Rede ich undeutlich oder sollte ich es in einer anderen Sprache versuchen?“ Jasmin Jemain war nun sehr ungeduldig.
„Ich bin beauftragt, mich meines Mandanten und Patienten anzunehmen!“ Alex versuchte sehr ruhig zu bleiben.
„Mandant? Patient? Wer? Der da?“ Jasmin zeigte auf den wippenden Pfarrer.
„Genau, hier ist eine Vollmacht!“ Dr. Kanst grinste und hob seine Vollmacht hoch.
Für die Dauer eines Wimpernschlages schien der Kommissarin der Wind aus den Segeln genommen worden sein.
Doch zu schnell war dieser kurze Moment der Überlegenheit vorbei und Jasmin Jemain ließ das Dokument einfach auf den Boden vor die Füße von Dr. Kanst fallen.
„Mir ist egal, was Sie hier wieder für eine Nummer abziehen, aber jetzt verlassen Sie sofort diesen Tatort oder ich werde Sie wegen Behinderung der Kriminalpolizei ebenfalls verhaften lassen.“ Nach diesen Worten schnippte sie mit dem Finger und zwei uniformierte Beamte kamen auf den immer noch wippenden Pfarrer zu. Einer zückte bereits die Handschellen. Jasmin schien den ungläubigen Blick von Alex in den Augenwinkeln bemerkt zu haben und sagte, ohne ihn dabei anzusehen:
„Es besteht dringender Tatverdacht!“
„Chef, Chef, Chef!“ Plötzlich sprintete eine sehr junge Frau (Alex schätzte diese gerade auf Anfang 20) in den Raum. Sie hatte kurze Stoppelhaare, die eine Hälfte pechschwarz, und die andere in pink. Ein Freund von Alex, der bei der Telekom arbeitet, hätte dies eher als Magenta bezeichnet. Sie trug eine gelbe Leggins, braune halbhohe Stiefel und eine olive Bomberjacke. Durch ihre beiden Nasenlöcher war ein Piercing-Ring gezogen.
„Was!“, schrie die Kommissarin die junge Frau an.
„Also, ich habe alle Zimmer überprüft, und … äh hallo!“ Sie lächelte Dr. Kanst an.
„Hallo, Alex Kanst!“
„Lilly! Ähm, also Anwärterin im Kriminaldienst Lilly Baur, ohne E.“
„Angenehm!“ Alex lächelte.
„Vorsicht, Frau Baur! Also weiter bitte!“ Jasmin Jemain schien sehr ungeduldig zu sein.
„Mensch was für a Sauerei!“, sagte nun einer der Bestatter, als er gemeinsam mit seinem Kollegen die Leiche in den Blechsarg legte. Und tatsächlich musste alles Blut aus dem Körper ausgelaufen sein. Dabei konnte Dr. Kanst einen kurzen Blick auf die Leiche werfen. Ein junger Mann Anfang 20, und er kam Dr. Kanst irgendwie bekannt vor.
„Ha,