Katholisch...oder?. Oliver Grudke
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Читать онлайн книгу Katholisch...oder? - Oliver Grudke страница 15
Kopfschüttelnd ging er die Treppe hinunter und wollte endlich in die kühle, nasskalte Luft des nächtlichen Hechingen treten. Doch die Tür war abgeschlossen. Gerade als er zu einem ausgedehnten Fluch Konzert anlegen wollte, fiel ihm wieder der Ort ein. Also unterdrückte er seinen inneren Drang.
„Das hat diese Jemain absichtlich getan!“, knurrte er. Alex stapfte nun den Gang entlang, drückte die Klinke nach unten und stand im Büro der Seelsorgeeinheit.
„Na also!“ Dass die Tür hier offen war, das glaubte er nun doch nicht. Aber durch eines der Fenster konnte man leicht auf die Straße klettern.
Könnte man, doch als er eines der Fenster geöffnet hatte, starrte Alex Kanst auf weiße Gitterstäbe. Fassungslos schloss er das Fenster wieder.
Jetzt war er mitten in der Nacht, oder war es nun schon bald Morgen, im Büro der Seelsorgeeinheit eingeschlossen, wie ein Gefangener im Knast.
Alex war nun müde, hatte keinen Sex seit einer unheimlich langen Zeit (zumindest für ihn) und wollte eine heiße Dusche.
Was sollte er nun tun, warten, bis die absolut hübschen Bürodamen erschienen? Die Polizei rufen?
Nein und nein!
Er würde hier ausbrechen! Jetzt erst recht, dann würde die Jemain dumm gucken morgen! Genau, so müsste es gemacht werden, die wartet doch bloß darauf, dass sie ihn morgen hier abholen kann.
Doch leider waren alle Fenster im Parterre vergittert.
„So eine elendige …!“ wieder unterdrückte er einen sehr schwäbischen Fluch. Plötzlich fiel ihm ein, dass zur Münzgasse ja eine Garage war. Nach zahlreichen vergeblichen Versuchen (er war in einem kleinen Saal, in einer Teeküche, im Heizraum) stand er in der Garage, wo mindestens vier Autos Platz hatten. Doch da stand nur ein Porsche Cayenne. Wobei das Wort „nur“ ja echt fehl am Platze war.
Ungläubig schüttelte Dr. Kanst den Kopf. Hatte das Jesus vorgegeben? Lebt bescheiden und kauft einen Porsche? Oder folgt mir nach … im Porsche!?
Wohl kaum.
Doch nun zum eigentlichen Problem: Er musste das Tor öffnen.
Und hier machte man es ihm ja leicht, es gab einen elektrischen Öffner.
Plötzlich und ohne Vorwarnung öffnete sich das Tor, und Alex war sich sicher, den Schalter noch nicht berührt zu haben. Instinktiv machte er einen Schritt zurück. Einen zu viel und er stolperte rückwärts über eine Holzkiste und fiel danach in einen Haufen mit blauen Müllsäcken.
Seine rechte Hand schmerzte wie Feuer und dennoch blieb er liegen, denn er hörte Stimmen.
Durch einen Lücke in den Säcken konnte er die Garage genau im Blick behalten. Ein dunkler Kleinbus mit getönten Scheiben fuhr in die Garage. Eine bekannte Stimme im Befehlston gab Anweisungen. Leider auf Italienisch und Dr. Kanst sprach außer Schwäbisch nur noch Englisch einigermaßen akzeptabel. Die Stimme gehörte zum dürren Begleiter seines Auftraggebers.
Aus dem kleinen Bus stiegen drei Personen, welche in Schutzanzüge gehüllt waren und diverses Putzwerkzeug dabeihatten.
„Morgen gut?“, sagte nun ein kleiner indischer Mann in einer braunen Kutte zum dürren Mann. Dieser nickte und der Inder setzte ein zufriedenes Lächeln auf. Dann verschwanden alle im Pfarrhaus.
„Höchste Zeit abzuhauen!“, brummte Alex und als ihm ein stechender Schmerz durch das Handgelenk fuhr, hatte er schon wieder einen Fluch auf den Lippen.
Im Schutze der Dunkelheit schlich er sich auf den Parkplatz der Münzgasse und dann langsam die Treppen hinauf in Richtung seines Penthouses. Kurz bevor er in die Seitengasse vom Marktplatz abbog, drehte er sich wieder um. Das Pfarrhaus lag in tiefer Dunkelheit. Und dies, obwohl gerade jetzt mindestens fünf Personen sich darin aufhielten.
Überwacht wurde dies alles von einem Streifenwagen, der direkt vor dem Pfarrhaus auf dem Behindertenparkplatz parkte.
„Die dürfen das!“, knurrte Alex, der über seinen Strafzettel noch immer nicht richtig hinweg war.
Oben in seiner Wohnung angekommen leuchteten ihm die grellen Buchstaben seiner futuristischen Uhr am Herd entgegen und konfrontierten ihn mit der nackten Wahrheit.
Es war 5.29 Uhr.
Dienstag (4. Tag ohne Sex!!)
Die heiße Dusche tat gut. Doch der Gestank war hartnäckig, erst nach dem vierten Mal einseifen wurde es besser. Alex beschloss, alle Kleidungsstücke der Nacht zu entsorgen. Seine rechte Hand war geschwollen und heiß.
Er überlegte, doch die Apotheke war zu. Noch! Er könnte Maria anrufen, vielleicht hatte sie ja Frühdienst, andererseits war sie ja seit dem Sommer recht schlecht auf ihn zu sprechen und damit sich ihr Ehemann wieder beruhigt, hatte sie ja eine Pause vereinbart.
Galt dies auch für Notfälle? Sicher nicht und wenn er sich seine Hand so ansah, dann war dies ein Notfall.
Natürlich hätte er auch in die Notaufnahme des neuen fürstlichen Krankenhaus in der Weilheimer Straße fahren können, oder wenn es nicht ging sogar laufen.
Doch das kam nicht in Frage. Er mochte keine Krankenhäuser, ja er hatte sogar panische Angst davor. Seine Mutter meinte, dies rührte von einem größeren Aufenthalt als Dreijähriger. Egal, eine andere Lösung musste her.
Sein Hausarzt Dr. Prank. Es hieß, es wäre ein junger kompetenter Arzt. Dr. Kanst wusste es nicht, er hatte diesen noch nicht kennengelernt. Der langjährige Vorgänger war in der Affäre um den Staatsanwalt Habermann im Sommer unter der Verstrickung eines hiesigen Profilers verhaftet worden. Zwei Wochen später hatte sich der Arzt in seiner Zelle erhängt.
In circa einer Stunde kam Tina, dann würde sie wissen, was zu tun wäre. Also beschloss er, zuerst einmal zu warten. Mit seiner Linken schaltete er das Morgenmagazin ein.
Der Anblick erheiterte den Psychologen. Eine neue Moderatorin mit langen blonden Haaren lächelte in sein Penthouse. Nun machten sich aber schon wieder die Hormone bereit.
„Heute Nacht muss ein Date her“, beschloss der Arzt.
Vor Müdigkeit war ihm nun ganz schlecht. Also beschloss er, einen extrem starken Kaffee zu machen. Er hatte ja einen dieser sündhaft teuren Vollautomaten.
„Bitte Bohnen einfüllen!“, leuchtete am Display.
„Herrschaftszeiten!“, fluchte er nun, da er sich in seiner eigenen vier Wänden befand. Hier war Fluchen erlaubt.
„Aaaaaaa!“ Der Versuch, die Tüte mit den Bohnen aufzureißen, war ein Fehlschlag. Nun schmerzte seine Hand umso mehr. Irgendwo gab es einen Medizinschrank.
Rot und mit satinierter Scheibe, und gefüllt. Tja, er war ja auch ein Arzt. Es gab alles, Pflaster, Mullbinden, Schmerztabletten, Nasenspray, seine Sinupret und neu im Sortiment Bronchipret. Er hatte ja jedes Jahr einmal eine Bronchitis. Aber es gab keine Zerrsalbe.
Aber er war sich sicher, er hatte eine. Sogar der Name fiel