Katholisch...oder?. Oliver Grudke
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Alle Gläubigen gingen zur Kommunion und dieses zog sich ewig hin. Damit es nicht so still war, trällerte die Asiatin die ganze Zeit selbsterfundene Lieder von irgendeiner Mutter. Plötzlich berührte ihn eine Hand. Alex blickte auf und schaute in die leuchtenden und funkelnden Augen von Tina. Welche ihm verrieten, dass sie stolz war, ihn auch hier zu sehen.
Nun war alles klar. Das war der Grund - Tina musste zum Arsi-Tag. Und jetzt fiel es ihm auch auf, dass sie jeden Monat einmal früher losmusste. Er hatte dieser Tatsache nie eine Bedeutung beigemessen, doch nun lief es ihm eiskalt den Rücken herunter.
Tina bei der Arsi-Familie!? Warum nicht! Es war etwas sonderbar, aber eigentlich doch nur ein katholischer Gottesdienst. Vielen seiner Patienten, welche allein waren, gab er oft den Rat, Halt in der katholischen Gemeinschaft zu suchen.
Noch wusste Alex Kanst nicht, wie sehr er dies eines Tages bereuen würde!
Die Kommunion war vorbei und eigentlich auch der Gottesdienst, normal. Doch nicht bei der Arsi-Familie. Zwei Männer aus der zweiten Bank traten nun in den Chorraum und verschwanden in der Sakristei. Als diese zurückkamen, trugen sie eine riesige Monstranz. Diese war fast zwei Meter groß und selbst zu zweit schafften sie es nicht.
„In Afrika verhungern Menschen und hier …“, dachte Dr. Kanst, als der Priester eine Hostie in der Größe eines Kuchentellers einlegte.
Alex Kanst stand auf und ohne Wenn und Aber verließ er die Kirche, die Arsi-Familie und den Kuchenteller.
Als er vor die Kirche trat, hatte sich der Nebel verstärkt und da er ja in der Kirche seine Jacke angelassen hatte, begann er zu frösteln.
Still, menschenleer und ruhig sind die Abende im November in Hechingen. Er beschloss, denselben Weg zurückzugehen wie er gekommen war. Dann musste er halt morgen noch einmal in dieses Pfarrbüro. Rita wegen! Er hatte es versprochen. Jetzt war er richtig erschöpft und Heim wollte er auch noch nicht. Zeit für „Jimmy´s Eck“
Warm und heimelig war es, als er die Kneipe im Stile eines englischen Pubs in der Seitenstraße des Marktplatzes betrat. Nur wenige Gäste waren hier, es war ja auch Montag.
„Hey, Alex! Später Feierabend?“, begrüßte ihn Jimmy. Jimmy war Brite durch und durch und vermischte das erlernte Schwäbisch mit einen Oxfordakzent. Er war klein und trug stets eine Fliege. Der Bereich hinter dem Tresen, welcher fast durch die ganze Kneipe ging, war erhöht und so merkte kaum jemand, dass Jimmy so klein war.
„Ja und nein!“, sagte Alex.
„Ha, jetzt du machst mich neugierig, well!“
„Export?“
„Doppelbock!“, konterte Alex, der alle zwanzig Biersorten bei Jimmy liebte.
„Well done! Es muss sein schwer heute!“
„Heute und gestern!“ Alex nahm einen großen Schluck des dunklen Weizenbieres mit 9 % Alkoholanteil.
„Gestern war Sonntag! Es ist doch dein heiliger Tag!“
„Oh Jimmy, mit heilig kannst du mir gestohlen bleiben!“, sagte Alex, als ihm das blaue Leuchten oberhalb des Schildes für Oxford Pints auffiel. Alex stand von seinem Hocker auf, ging den Tresen entlang und da hing es an der Wand:
Darth Vader oder vielmehr eine weiße Arsi-Figur mit einem blauen LED-Lämpchen beleuchtet.
„Jimmy, was ist das?“
„Ha, meine neueste Errungenschaft. Irgendeine Heilige, müsstest du doch besser wissen. Ich bin ja nicht der Katholik unter uns.“ Jimmy lachte.
„Ja, ich weiß wer das ist, aber warum hast du eine solche Figur hier hängen?“
„Ja wegen dem Dicken, warte, wie heiß der noch?“ Jimmy fingerte an seinem Bierdeckel herum, als wenn dort eine Antwort zu finden wäre.
„Was für einem Dicken?“
„Na dem!“ Jimmy drehte den Bierdeckel von Dr. Kanst um. Dort stand in bunten Buchstaben: Adalbert Werbetechnik.
„Also ehrlich, Jimmy, folgen kann ich dir immer noch nicht!“, sagte Alex und leerte sein Weizenbier in einem Zuge.
„Noch eins?“ Jimmy grinste und Alex Kanst nickte.
„Ja, also von denen habe ich ja alles, mein Schild, die Bierdeckel und auch die Werbung unten am Highway!“
„Gut, viele, ja die meisten sind Kunde bei denen! Ich verstehe nicht, was das mit Darth Vader zu tun hat?“
„Mit Darth Vader?“ Jimmy runzelte die Stirn.
„Hmm, findest du nicht, dass die Figur mit der Kapuze fast so aussieht?“
„Hahahahahah! Ja, jetzt wo du es sagst! Hahahaah!“ Jimmy hatte vor Lachen Tränen in den Augen.“
„Also, die Firma Adalbert hat dir die Figur aufs Auge gedrückt?“
„Hmm, ja, nicht so ganz. Kürzlich war der alte Adalbert hier, und echt, der kann ganz schön was saufen. Und da hat er angefragt, ob er nicht regelmäßig mit einer Gruppe hier aufschlagen könnte. Ja, so alle vier Wochen mit vierzig Leuten. Glaubst du, da habe ich nein gesagt?“ Jimmy zeigte auf die fast leere Kneipe.
„Klar das ist okay! Aber Darth?“
„Ja, das war komisch. Er meinte, er sei sehr gläubig und der Gruppe würde es Halt geben, wenn das da hier hängen würde! Hey Alex, hier hängt so viel, da kommt es darauf nicht an, aber Gäste sichern dir deine Kneipe!“
Alex nippte an seinem zweiten 9-%-Weizen und dachte nach: „Gläubig!?“ Von dem, was er so wusste, ließ dieser Typ nichts anbrennen und zog jeden und alles über den Tisch. Hoffentlich nicht Jimmy.
Auf eine dritte Runde ließ er sich nicht ein, da es ja Montagabend war, noch! Er zahlte und gab Jimmy ein üppiges Trinkgeld. Danach zog er seine Fließjacke an und zog den Reisverschluss bis ganz nach oben zu.
Der Nebel war noch dicker geworden und es hatte begonnen fein zu nieseln. Irgendwie erinnerte dies Dr. Kanst an einen Film von Edgar Wallace.
Langsam und schon leicht beschwipst wankte er durch die Gasse über den Marktplatz. Er würde nun den Seiteneingang mit dem Glasaufzug für Bewohner zu seinem Penthouse nehmen. Als er gerade um die Ecke seiner Praxis bog, blieb er wie versteinert stehen. Im dicken Nebel schimmerte es „Blau!“
Leise fluchte der Psychologe: „Schon wieder Darth!“, dachte er und seine Stirn war schon sehr sorgenvoll. Als er näherkam, begann er laut zu lachen.
Die Hausverwaltung hatte direkt neben dem Seiteneingang bereits einen Christbaum aufgestellt. Natürlich wurde dieser in modischem Blau beleuchtet.
Erst als er die Haustür hinter sich zu fallen gelassen hatte und die automatische Beleuchtung im Flur anging und somit das Blaue vertrieb, bemerkte er, dass ihm Schweißtropfen von der Stirn fielen.
Irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Ganz und gar nicht. Er hatte ein Gefühl der Beklommenheit, ja fast schon eine Panikattacke aufgrund blauer Beleuchtung.
Seine