Katholisch...oder?. Oliver Grudke

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Katholisch...oder? - Oliver Grudke Killer Tal Krimi Reihe

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heilige … was?“

      „Arsi!“

      Dr. Kanst war katholisch und in seiner Kindheit natürlich auch Messdiener. Später unterstützte er noch die Katholische Gemeinde in seinem Heimatort als ehrenamtlicher Pfarrgemeinderat.

      In seinem alten Leben, in einer anderen Zeit.

      Dennoch hatte er noch nie etwas von einer heiligen Arsi gehört.

      „Komm, du verkaufst mich für dumm!“ Dr. Kanst lachte und bemerkte plötzlich, wie sich das Gesicht von Tina verfinsterte.

      „Nein, bestimmt nicht! Das ist die hl. Arsi aus Slepvice. Das ist ein Ort in Bosnien. Dort erscheint die Heilige jeden Monat einem emeritierten Priester in einer Höhle. Sie beschützt uns und hält die bösen Mächte von uns fern! Du musst ja nicht daran glauben, aber so lange fünf blaue Kerzen brennen, ist sie in demselben Raum zugegen!“ Tina stöckelte an dem verdutzten Dr. Kanst vorbei und rief den nächsten Patienten auf.

      Eine Mitarbeiterin des Landratsamtes hatte einen Burn-out. Ein Routinefall, doch Dr. Kanst konnte sich nicht konzentrieren.

      „Die hl. Arsi!???“, ging dem Psychologen nicht aus dem Kopf. Tina arbeitete nun schon fast acht Jahre bei ihm. Man konnte alles mit ihr durchstehen, doch gläubig war sie nie und auch bestimmt kein Kirchgänger. Er beschloss, alles über diese Figur aus Gips herauszufinden, denn in seinem Magen machte sich ein mulmiges Gefühl breit.

      „11.03 Uhr!“ Tina hatte kurz die Tür aufgestoßen und schon eher schnippisch Alex Kanst an seinen so wichtigen Termin erinnert!

      „Ich habe doch recht, oder? Herr Doktor?“, sagte die leicht übergewichtige kurzhaarige Mittfünfzigerin, welche auf dem schwarzen Ledersofa im Behandlungszimmer von Alex Kanst saß.

      „Ja, natürlich! Das sehe ich genauso!“, bestätigte Dr. Kanst. Doch um was es eigentlich ging, konnte er nicht sagen, da er überhaupt nicht zugehört hatte. Auf seinem Block stand: Magarete Blümle, 54, fühlt sich gemobbt. Sachbearbeiterin im Umweltamt Referat 21 des Zollernalbkreises. Also alles in allem ein Routinefall für den Psychologen. Alex Kanst gingen immer noch die blauen Kerzen auf seinem Tresen im Kopf herum. Er lächelte Frau Blümle an.

      „Deshalb sehe ich schon bald eine Lösung in Ihrem Problem!“ Dr. Kanst stand auf und streckte Frau Blümle seine Hand entgegen. Doch Frau Blümle war verdutzt und blieb sitzen.

      „Ja, … aber, ich meine … sind wir schon fertig?“

      „Für heute, wir werden natürlich noch die eine oder andere Sitzung benötigen. Lassen Sie sich am besten gleich einen neuen Termin geben. Frau Flammer ist am Empfang!“ Dr. Kanst hatte bereits die Tür zu seinem Sprechzimmer geöffnet und die immer noch verdutzte, aber mittlerweile aufgestandene Frau Blüm sachte in den Korridor geschoben. Dann griff er nach seiner grauen Fließjacke. Eine neue Anschaffung aus dem Forstfachkatalog. Noch immer könnte er eigentlich alles aus diesem Katalog brauchen, und doch benötigte er eigentlich nichts mehr in seinem neuen Beruf. Er versuchte, sich seine Eile nicht anmerken zu lassen und ging betont und ruhig am Tresen vorbei, wo gerade Tina Frau Blümle einen neuen Termin im neuen Jahr schmackhaft zu machen versuchte. Tina sah nicht auf.

      „11.18 Uhr!“, zischte es schadenfreudig hinter dem Tresen hervor.

      Alex Kanst nahm die Treppe, nicht den Aufzug. Er war sich sicher, wenn er zwei Stufen auf einmal nehmen würde, dann würde er schneller als der hochmoderne Aufzug sein. Als er über den Kirchplatz rennen wollte, kam gleich eine ganze Kolonne von Autos und keines hielt an, obwohl dies eine Fußgängerzone war und eigentlich nur Anlieger durchfahren dürfen. Kurz dachte er an die so nette Frau vom Ordnungsamt, ob diese sich auch den so netten Autofahrern widmete oder nur einigen Falschparkern.

      Jetzt schlug die Glocke der Hechinger Stiftskirche 11.30 Uhr. Dr. Kanst rannte, doch bremste noch einmal kurz vor der Tür des Büros der Seelsorgeeinheit ab. Noch einmal wollte er sich nicht den Kopf anschlagen.

      Er hatte Glück, denn es war noch geöffnet. Als er den Raum betrat, fiel ihm als Erstes der modrige Geruch nach abgestandener Luft auf.

      „Also, eigentlich haben wir schon geschlossen!“, krächzte eine Stimme aus der dunklen hinteren Ecke. Diese gehörte zu einer blassen dürren Frau um die 60, welche mit einem unheimlichen Aufwand an schwarzer Farbe und Lockenwicklern versucht hatte sich eine Frisur anzueignen.

      „Zuerst einmal grüß Gott! Was können wir denn für sie tun?“, sagte nun eine Stimme direkt vor ihm hinter einem billigen Tresen aus weißem Pressspanholz. Sowas wäre ja gänzlich unter seiner Würde. Sein Tresen am Empfang war natürlich aus 300-jährigem Eichenholz gezimmert.

      Erst jetzt blickte er in das Augenpaar, das zu der Stimme gehören musste. Die Frau war aufgestanden, denn sonst hätte sie aufgrund ihrer Größe keine Möglichkeit gehabt, den Besucher zu sehen.

      „Ja, ich würde gerne den Pfarrer sprechen!“, sagte Dr. Kanst mit belegter Stimme, dem seine Mission nun umso lästiger und peinlich erschien.

      „Hmm, ja zu welchem möchten Sie gerne?“, fragte die pummelige Frau mit rundem Gesicht.

      „Wieso? Gibt es mehrere?“

      „Ja, also wir haben den Kaplan Müller, dann den Vikar Dr. Amuso, dann den Pastoralreferenten Röricht und …“

      „Also er war ungefähr so groß und hatte einen Kinnbart!“, unterbrach Dr. Kanst und merkte, wie ihm plötzlich immer heißer wurde.

      „Ja du, Myriam, der meint doch den Pfarrer!“, sagte nun die Schwarzhaarige. Dr. Kanst atmete tief ein: Hatte er was anderes gesagt.

      „Ach so, sie wollen zum Leiter der Seelsorgeeinheit, Herrn Kinder!“, sagte nun die Pummelige.

      Aber genau das wusste er nicht, er hatte ja nicht nach dessen Namen gefragt, aber ein Leiter war immer der Chef und der würde diese lästige und peinliche Situation schon in den Griff bekommen.

      „Ja, aber doch nicht an einem Montag!“, krächzte jetzt wieder die Schwarzhaarige. Alex Kanst war verwirrt. Doch er wollte, und zwar heute, jetzt also halt an einem Montag.

      „Ich möchte den Herrn Pfarrer nur kurz in einer privaten Angelegenheit …“

      „… Beerdigungen können wir diese Woche keine mehr annehmen, alles voll. Und überhaupt, waren sie schon beim Bestatter? Weil der eigentlich alles direkt mit uns abstimmt, wissen sie!“, krächzte nun schon wieder die Schwarzhaarige!

      Das wusste Alex Kanst natürlich nicht, aber er war ja auch noch nicht beim Bestatter, sondern wollte nur den Pfarrer wegen Rita sprechen.

      „Also es geht nun wirklich nicht um eine Beerdigung, sondern …“

      „… Und Hochzeiten gehen erst wieder ab Mitte März bis zur Karwoche! Dann erst wieder ab …“

      „Ich möchte auch nicht heiraten! Sondern nur kurz den Herrn, ähm Kinder sprechen! Mein Name ist Alex Kanst, Dr. Alex Kanst.“

      „Uah!“, schrie nun die Pummelige plötzlich auf. Dr. Kanst wusste nun nicht, ob sein Name der Grund gewesen war oder ob diese Pummelige nun an einem Herzinfarkt herunterging. „Ist der Herr Pfarrer krank?“ Dr. Kanst atmete tief ein und wollte gerade zur Erklärung übergehen, als die Tür zum Büro erneut aufging und eine Frau um die Sechzig eintrat.

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