Katholisch...oder?. Oliver Grudke
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Читать онлайн книгу Katholisch...oder? - Oliver Grudke страница 14
„Ja also, alle Zimmer sind, bis auf eines, fast leer, nur gelegentlich alte Möbel darinnen.“
„Und was ist in diesem einen?“
„Das sollten Sie selber sehen!“ Lilly trat einen Schritt zurück und gab somit den Weg in den Flur frei.
Jasmin Jemain atmete schwer ein und trabte los.
„Vorne rechts!“, rief Lilly hinter her.
Alex folgte, da ihn derzeit daran auch niemand hinderte.
Demonstrativ lehnte sich die Kommissarin an den Türrahmen, sodass Alex gezwungen war, unter ihrem Arm durchzusehen. Und irgendwie war es schon ein vertrautes Bild, was er da zu sehen bekam.
„Was ist das? Ein Tempel oder so?“, schrie die Kommissarin lautstark, als hätte einer der Beamten im Hof danach gefragt.
Das Zimmer war in blaues Licht getaucht, welches aus diversen Deckenstrahlern strömte, die auf eine dunkle Figur am Ende des Zimmers gerichtet waren. Die Figur stand auf einer Treppe aus Holz. Dahinter waren überall blaue Tücher, welche recht stümperhaft mit Reisnägeln befestigt waren.
„Darth!“
„Was!?“
„Na das da. Das ist Darth Vader, oder?“ Alex lächelte.
„Verarschen kann ich mich selber, Doktorchen! Ich werde den da jetzt verhaften und wenn Sie nicht augenblicklich das Haus verlassen, Sie auch.
„Ich denke, dass Sie jetzt den Rettungsdienst rufen und den Herrn Pfarrer zuerst einmal in eine Klinik bringen. Von mir aus auch mit Bewachung.“
„So denken Sie! Herr Müller, bitte verhaften Sie diesen Mann hier!“ Jasmin Jemain schnippte mit den Fingern.
„Aber Sie möchten doch nicht, dass ich die neue Staatsanwältin Bettina anrufe. Jetzt um diese Zeit. Ähm, ich meine natürlich Frau Balk!“ Alex grinste.
Nachdem der alte Staatsanwalt nach einem Pornoskandal verhaftete wurde, war gerade vor zwei Wochen eine Frau neu in dieses Amt eingeführt worden. Darüber hatte er natürlich in der Hohenzollerischen Zeitung ausführlich online gelesen. Zu seinem Bedauern hatte er die recht hübsche Frau noch nicht kennengelernt. Doch dies wusste ja Jasmin Jemain nicht, und sein Ruf in Sachen Frauen ging Dr. Kanst voraus. Demonstrativ zückte er sein Smartphone.
Jasmin runzelte die Stirn.
„Sie kennen Frau Balk, und haben ihre Nummer!?“
Dr. Kanst grinste über beide Backen.
„Chef, ich denke auch, dass der Pfarrer zuerst zu einem Arzt sollte. Also ich habe da mal von einem Fall gehört, natürlich auf der Uni, und da …“
„Genug, Frau Baur! Rufen Sie den Sanitäter, oder einen Arzt. Wird ja noch einer draußen rumrennen, oder?“
„Eine gute Entscheidung!“, sagte Dr. Kanst sehr siegreich.
Jasmin Jemain drückte erneut ihren Zeigefinger auf die Brust von Alex.
„Halten Sie sich bloß hier raus. Sonst geht es dieses Mal nicht so glimpflich aus für Sie!“, zischte die Kommissarin und stapfte die Holztreppe hinunter.
„Ja dann, äh, bis bald!“ Lilly Baur lächelte, obwohl ja die Situation alles andere als lustig war.
„So, wir müssen jetzt auch mal durch!“, sagte nun einer der Bestatter und obwohl der Gang recht breit wirkte, brachten die Bestatter den Sarg nur schwer hindurch.
„Irgendwoher kenne ich das Opfer!“, sagte Alex.
„Ja klar, das ist der junge Giehr, Max oder so!“, antwortete nun der hintere Träger.
„Giehr? Etwa der von dem Medizin-Guru?“
„Ja genau. Hat nur einen Sohn, da möchte ich auch nicht hin, um ihm die frohe Botschaft zu überbringen, also Tschüss dann!“
„Der Sohn von Albert Giehr!“ Die Gedanken begannen langsam zu kreisen. „Mitten in der Nacht bei einem katholischen Pfarrer!“
„Wumm!“ Die Bestatter oder einer der uniformierten Beamten hatte die Tür zugeschlagen. Jetzt war alles ganz still. Zeit, um sich selber ein Bild von allem hier zu machen. Das war seine beste Eigenschaft. Nicht umsonst war er einer der besten Profiler in Europa, auch wenn dies noch niemand so genau bezeichnet hatte.
Doch leider hatte Lilly recht. Es gab kaum etwas zu untersuchen, oder zu entdecken, da fast alle Zimmer leer waren. Nur das Andachtszimmer mit der heiligen Arsi gab es. Irgendwie musste hier ein neuer Kult am Entstehen sein. Als ob es nicht schon genug Heilige gab.
In einem Zimmer stand noch ein frisch bezogenes karges Bett. Vermutlich war dies für Gäste gedacht. Das Blut war nun schon in den lackierten Parkett aus Buche eingesickert und färbte diesen fast schwarz.
„Schade!“, brummte Alex, der genau wusste, dass dieser doch schon alte, aber sehr wertvolle Parkett nicht mehr zu retten war. Er machte einen großen Ausfallschritt, um jeden Kontakt seiner Schuhsohlen mit Blut auszuschließen. Der Schreibtisch war leer, fast. Nur am rechten Rand lag ein Terminplaner mit christlichen Symbolen darauf. Alex war erstaunt, dass noch jemand seine Termine in Schriftform in einen Kalender eintrug. Er blätterte.
Zuerst fiel ihm nichts auf, doch dann wiederholten sich Termine. Wöchentlich. Alex wurde es ganz schlecht.
„Oh nein, bitte nicht!“, flüsterte er zu sich selbst.
In jeder Woche gab es einen Termin bei Frau Piffpaff. Er würde dieses, ob er wollte oder nicht, überprüfen müssen.
Bei Frau Gertrud Piffpaff.
Resigniert stand er auf, als ihm der Bildschirmschoner wieder auffiel, welcher noch immer Sprüche aus dem Rosenkranz über den Bildschirm laufen ließ.
„Ob der Computer wohl gesichert ist?“
Alex hatte Pech! Er war passwortgesichert. Also waren Pfarrer doch nicht immer so altmodisch wie er dachte. Gelangweilt tippte er Wörter ein und …
„Ping!“
„Ha!“, rief Alex „Das war ja einfacher als gedacht!“ Mit Arsi, seiner zweiten Wahl, hatte er sich Zugang zum Computer verschafft. Leider war er in diesen Computerdingen kein Profi, doch er kannte einen. Fatman! Und deshalb hatte er immer an seinem Schlüsselbund einen Megastick, welcher einmal eingesteckt binnen Sekunden alle Daten kopierte.
„So!“ Alex war zufrieden, denn mehr gab es fürs Erste einmal nicht zu tun. Jetzt war es aber echt Zeit für das Bett. Und das Problem mit Rita hatte sich nun sicherlich auch gelöst. Im Zustand des Pfarrers hatte der nun andere Sorgen als außereheliche Aktivitäten seiner Schafe. Gleich Morgen würde er Rita die gute Nachricht übermitteln, und dann dort weitermachen, wo man vorher aufgehört hatte.
Gerade als er die Wohnung verlassen wollte, fiel ihm im Andachtsraum, fast nicht sichtbar, eine kleine Holztür auf. Das wollte er nun genauer wissen. Und tatsächlich, als er diverse blaue Vorhänge beiseitegeschoben hatte,