Katholisch...oder?. Oliver Grudke
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Das Fass war voll!
„Also, ich muss doch sehr bitten! Her damit! Wer sind Sie und ich raten Ihnen, dieses schnell zu erklären!“ Der Ton von Alex Kanst war sehr rüde und er hatte unbemerkt den Schirm wie einen Knüppel erhoben.
Das Grinsen aus dem Gesicht des dürren Mannes war nun schlagartig gewichen, während er seine rechte Hand unter sein Sakko schob.
„Gemach, gemach, meine Herren! Natürlich muss ich mich zuerst für mein Eindringen entschuldigen. Aber die dringenden Umstände erfordern ein schnelles Handeln! Dr. Kanst, ich bin Monsignore Alberto Meininger und möchte Sie in einer dringenden kirchlichen Angelegenheit um Hilfe bitten.“
Nun hatte sich auch Dr. Kanst gesetzt, der noch immer eine Hose, aber kein Hemd trug.
„Um Hilfe, mitten in der Nacht? Wir hätten auch morgen in meiner Praxis …“
„Nein, nein! Nicht morgen, jetzt sofort! Dr. Kanst, Sie wurden mir von der Fürstin empfohlen. Sie hatte gesagt, Sie seien einer der Besten!“
Jetzt hatte der Psychiater etwas mehr Haltung angenommen, als hätte das Lob aufputschende Wirkung. Und wenn Sie ihn empfohlen hatte, na dann hatte ja so wieso alles seine Richtigkeit. Und überhaupt war ein Auftrag für die Kirche sicherlich sehr werbewirksam, und auch ertragsreich.
Noch oft würde Dr. Kanst an diese unsägliche Nacht zurückdenken, in der er sich so geirrt hatte!
„Gut, wie kann ich Ihnen helfen, als Psychiater?“
„Dr. Kanst!“ Der Monsignore lächelte. „Sicher sind Sie eine Koryphäe, aber es gibt im Vatikan weit bessere Ansprechpartner für seelische Notstände! Nein, ich brauche Sie als Profiler!“
Nun fühlte er sich etwas gedemütigt. Was sollten das für „bessere Ansprechpartner“ sein, er war der Beste! Natürlich hatte er schon hi und dafür die Polizei gearbeitet und auch einige schwere Fälle gelöst. Man konnte schon sagen, er hatte für solche mysteriösen Kriminalfälle ein Händchen. Jedoch wollte er nicht, dass dies nun zu einem Beruf werden würde. Ziemlich sicher hätte er hier an dieser Stelle das Gespräch beendet und die Herren vor die Tür gesetzt, natürlich vor die Außentür. Aber sie hatte ihn empfohlen. Und sie wollte er unter keinen Umständen enttäuschen.
„Gut, um was geht es denn so Dringendes?“ Alex Kanst stand auf, um sich ein Hemd zu holen, da es ihm jetzt auch kühl geworden war. Erst jetzt bemerkte er, dass Rita wohl die Tür aufgelassen hatte. Als er die Wohnungstür schließen wollte, fiel ihm der Windstoß auf, der durch das Treppenhaus fuhr. War die Haustür auch offen? Nein, diese hatte einen automatischen Schließmechanismus. Dennoch, er sollte nachsehen gehen.
„Dr. Kanst! Bitte!“ Die Stimme des Monsignore überschlug sich fast. Also ignorierte er seine „Innere Stimme!“ und schloss die Wohnungstür.
Der Monsignore war aufgestanden und lief nun sehr aufgeregt vor den Panoramafenstern der Dachterrasse auf und ab. Während sein Begleiter immer noch auf der Couch saß. Seine Knie gingen ihm dabei fast bis zur Brust.
„Es gab heute Nacht einen Vorfall im Pfarrhaus!“
„Im Pfarrhaus? Wo? Hier in Hechingen?“
„Bitte unterbrechen Sie mich nicht dauernd!“
Dr. Kanst nickte.
Der Monsignore tupfte sich mit einem roten Taschentuch die Stirn ab. Er schwitzte, obwohl es nun auch in der Wohnung von Dr. Kanst eher kühl war.
„Also, wo war ich …. ah ja, Vorfall. Die Ermittlungen dauern noch an. Ich muss Sie bitten, äußerst diskret vorzugehen. Bitte machen Sie sich selber ein Bild vor Ort und helfen Sie, den Fall aufzuklären. Damit der römisch-katholischen Kirche kein Schaden entsteht. Giacomo!“ Er winkte seinen Begleiter herüber. Dieser stellte den ledernen Koffer ab und öffnete diesen. Er grinste nun schon wieder richtig unangenehm. Dr. Kanst verschlug es den Atem. Der Koffer war bis an den Rand mit Geldbündeln gefüllt.
„Also, ähm, nehmen Sie es als Anzahlung. Nach Abschluss der Angelegenheit reichen Sie bei der zuständigen Verrechnungsstelle eine Rechnung ein!“
Der Monsignore machte bereits Anstalten, die Penthouse-Wohnung zu verlassen. Sein Bauchgefühl sagte Nein! Und das mit einer sehr lauten Stimme. Doch sie hatte ihn ja empfohlen, und dann das ganze Geld. Und dazu kam noch, dass man für eine sehr anständige Gemeinschaft arbeitete (So dachte er zu diesem Zeitpunkt!). Eigentlich hatte er ja das Geld nicht mehr nötig. Und doch: Seit den großen Problemen in seiner damaligen Forstgesellschaft sah Dr. Kanst die Dinge verkrampft. Jeder Euro sicherte das Überleben. Doch dies war ja alles Quatsch. Er verfügte über mehrere Millionen und könnte gut die Dinge die Dinge sein lassen.
Wäre da nicht der Ruhm und ihre Empfehlung.
„Äh, ja und was soll ich nun bitte tun?“, sagte Alex Kanst, als der Monsignore bereits in der Tür stand.
„Begeben Sie sich in das Pfarrhaus, gegenüber! Buona notte, Dr. Kanst!“ Und die Tür war zu.
„Warten Sie! Was soll ich da um diese Zeit? Monsignore? Hallo?“ Dr. Kanst hatte höchstens zwanzig Sekunden bis in das Treppenhaus benötigt, doch es war leer. Wohin waren die zwei so schnell verschwunden? Eines stand fest: Das Treppenhaus war sehr kalt. Dr. Kanst zog sich einen Pulli an und dann seine graue Fließjacke. Er stieg in den Aufzug, welcher alsbald unten ankam und tatsächlich: Die Tür stand auf!
„Mist, es ist arschkalt!“, brummte Alex und sein schwäbischer Akzent konnte nun nicht unterdrückt werden. Als er in die Seitengasse des Kirchplatzes trat, hatte es noch zu nieseln begonnen. Eines der ekligsten Wetterereignisse, die er sich vorstellen konnte. Eigentlich sollte er ja jetzt gerade mit Rita …
„Scheißglump!“, fluchte er erneut, als er erst nach zwanzig Schritt bemerkte, dass die Tür nicht schloss. Also trottete er zurück und wollte die Tür zuschieben. Doch diese klemmte. Bei genauerem Hinsehen war die automatische Tür mit einem kleinen grünen Plastikkeil verklemmt worden.
Voller Wut kickte er diesen heraus und die Tür schloss sich sofort wieder. Erneut machte er sich auf den Weg zu diesem Pfarrhaus. Oder hieß es nicht mehr Pfarrhaus, sondern Seelsorgeeinheitshaus? Alex musste schmunzeln. Doch dieses verging ihm sofort wieder, als er aus der Seitengasse um das Eck bog und im Dunst des Nebels blaues Licht sah.
„Nein, nicht schon wieder Darth Vader?“, schrie er, doch der Nieselregen in Verbindung mit dem Nebel erstickten den Schall und es hatte sicher niemand gehört.
Erst als er näherkam, sah er, dass das blaue Licht blinkte. Es waren zig Lichtquellen aus unterschiedlichen Fahrzeugen. Drei Polizeiautos konnte er auf Anhieb erkennen, dann den Audi- Notarztwagen mit dem Symbol des Fürstenhauses und zu seinem Schreck ein blaues Magnetlicht auf dem Dach eines Porsche Cayenne.
Dr. Kanst blieb stehen. „Nein, und nochmals nein! In diesem Jahr möchte ich diese Person nicht mehr sehen!“, brummte er. Doch in seinem Penthouse stand ja noch ein Koffer Geld. Also blieb ihm ja wohl nichts anderes übrig. Sehr missmutig schritt er auf einen der Beamten, die außerhalb eines blauweißen Flatterbandes als Sicherungsposten oder so ähnlich dienten, zu. Das Gute daran war, er kannte diesen. Dies sparte jede Menge an Zeit und Erklärungen: Was er hier zu suchen hatte, oder wer er war, oder dass hier für Gaffer nichts zu suchen wäre.
Das