Glück macht glücklich. Michael Herz
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Woher kommt diese Sucht, Klarheit für sich zu gewinnen? Ich habe nie in meinem Leben jemanden um eine Erklärung für irgendetwas gebeten. Mich interessiert lediglich der Mensch in diesem Moment. Mir käme gar nicht die Idee zu fragen, wo meine Partnerin beispielsweise gestern Abend war. Sie war nicht bei mir, dafür hatte sie ihre Gründe. Gründe die mir vielleicht nicht gefallen, aber das muss sie mir nicht sagen, denn ich spüre es in diesem Moment, ob sie bei mir ist, ob wir noch zusammen gehören, oder ob unsere Verbindung bereits bröckelt. Meine Gefühle sind zu jeder Zeit so aussagekräftig, dass mir schon allein der Gedanke, danach zu fragen, völlig abwegig erscheint. Warum sollte ich noch fragen, wenn sie doch schon abweisend zu mir ist? Die Würfel sind gefallen, keine Wahrheit wird diesen Zustand noch ändern können. Was hilft es mir, wenn sie sagt, dass sie jemand Netten getroffen hat und sie nun nicht so recht weiß, wie es weitergehen soll. Dass unsere Beziehung wackelt habe ich doch schon längst vor diesem Bekenntnis gewusst – ich fühle es einfach.
Meiner ersten Freundin wurde nachgesagt, dass sie für vieles offen war. Als mir das gesagt wurde, musste ich erst nachdenken, was mir das jetzt sagen sollte. Aber kaum war sie wieder bei mir, habe ich das Nachfragen vergessen, weil sie für mich einfach da war. Sie war hundert Prozent sie selbst, ich wäre überhaupt nicht auf die Idee gekommen nachzufragen. In diesem Moment gab es nur uns und ich hätte es definitiv gespürt, wenn ich nicht mehr für sie wichtig gewesen wäre.
Im Nachhinein würde ich sagen, dass sie eine echte Seele war, sie hat mir das Vertrauen, die Geborgenheit gegeben, die sich wohl jeder gewünscht hätte, und ich bin auch so froh, dass ich nie nachgefragt habe. Was hätten diese „Informationen“ wohl bei mir angerichtet?
Immer wieder treffe ich Frauen, die genau diese Bedingungslosigkeit in sich tragen. Sie lieben oder sie lieben nicht. Es schwingt oder es schwingt nicht. Natürlich wird dabei auch geredet und man möchte natürlich den anderen kennenlernen, aber eigentlich steht es schon nach der ersten Minute fest, ob wir verschmelzen wollen oder nicht. Liebe auf den zweiten Blick gibt es nicht, da ist dann schon viel zu viel Vernunft drin.
Wenn wir wirklich eine Seele sind, dann nehmen wir die Menschen so wie sie sind. Wir müssen dieses Verhalten auch nicht erst erlernen, um unserer Sucht, Menschen kontrollieren zu wollen, widerstehen zu können.
Entweder wir lieben den Menschen, so wie er ist und dabei ist es unerheblich, ob er als Gangster oder als braver Bürger seine Kreise zieht, oder wir sind wieder in der Realität gelandet, und versuchen den Marktpreis unseres Objektes der Begierde zu erhöhen, indem wir erwarten, dass es uns aus der Hand frisst. Immer wenn wir erwarten, dass sich unser Partner uns unterwirft, indem er sich transparent, letztendlich nackig macht, ist die Beziehung eigentlich schon keine mehr.
Seelen, wenn wir denn welche sein wollen, orientieren sich nur nach ihren Gefühlen und dabei bleibt sämtliche Vernunft außen vor. Keine Essmanieren oder sonstige einstudierte Rollen interessieren uns dann noch. Die Wärme ist der Magnet der uns anzieht, und wenn die Wärme irgendwann mal fehlen sollte, löst sich auch stillschweigend diese Verbindung wieder, bis sie wieder mit einem kleinen Ruck verschwunden ist.
Verbindungen, die mit Mitteln der Realität, also mit Vernunft und Zeit aufgebaut werden, sind ihren Aufwand nicht wert. Wir glauben vielleicht, dass eine Beziehung, an der wir jahrelang gearbeitet haben, doch etwas wert sei und eine Stabilität erreicht haben müsste, die so manche Unebenheit aushalten sollte. Mitnichten, sie ist innerhalb einer Stunde der Schnee von gestern, wenn uns eine wirkliche Seele streift und sie in unsere Mitte kommt; dann haben wir nur noch Augen für sie und unser jahrelanges Projekt einer Vernunftsbeziehung ist bereits archiviert.
Das Geheimnis gehört uns, wir sind wir, nichts von uns gehört jemandem anderen. Sobald uns jemand angeht, indem er etwas fordert, ist die Beziehung am Ende.
Geheimnisse machen einen auch nicht anziehender oder interessanter oder was auch sonst. Geheimnisse interessieren Seelen in keiner Weise. Uns interessiert nur dieser Moment, diese Sekunde, sonst interessiert uns nichts. Wir brauchen auch das Wort Geheimnis in unserem Wortschatz nicht, wenn wir denn eine Seele sind.
Immer wieder höre ich dieses „Ja, aber“, als gäbe es irgendeinen Grund, Elemente der Realität mit in unsere Spiritualität nehmen zu müssen. Die Realität und die Spiritualität sind zwei grundverschiedene Welten und über kurz oder lang müssen wir uns für eine entscheiden. Wir können nicht nur ein wenig spirituell unterwegs sein, weil uns das vielleicht gerade so gefällt.
Entweder wir leben in der Spiritualität, bei der unser Ich mit all seiner Wärme frei rumlaufen kann, oder wir bleiben bei unserer Lieblingsrolle, und versuchen in der Realität unsere Schmerzen irgendwie in Grenzen zu halten.
DIE DEPRESSIONEN DER SEELEN
Es ist ein negativ behaftetes Thema für beide Seiten, für die, die die Depressionen haben und die, die sehen, dass jemand unter Depressionen leidet. Beide Seiten sind überfordert damit umzugehen, die richtigen Schritte einzuleiten, damit das Leiden ein Ende erhält.
Depressionen werden von unserer Gesellschaft als Schwäche ausgelegt, aus unserem Leben nichts Vernünftiges gemacht zu haben, quasi einen Versager in den eigenen Reihen zu haben.
Depressionen werden für einen persönlich akut, wenn wir uns nicht getragen fühlen, wenn wir uns nicht der Gesellschaft zugehörig fühlen. Wir können tun und lassen was wir wollen, es interessiert keinen und genau das lässt uns verzweifeln. Wir werden nicht wahrgenommen, wir sind Luft. Wir sind für niemanden wichtig. Wichtig zu sein für jemanden ist aber wichtig für unser Überleben, vor allem, wenn wir noch so stark in der Realität verhaftet sind.
Depressionen bekommen jene, deren Sensorik einem Spiritualisten gleicht, aber nicht um ihre Gedankenkraft wissen. Wir haben die Kanäle der Gefühle voll auf und fühlen den unendlichen Schmerz in dieser Welt. Wir verstehen dabei nicht, wie unbarmherzig diese Welt, ja auch unser direktes Umfeld sein kann. Wenige Worte der Liebe würden uns auftauen lassen, aber warum versagt man uns die Liebe, wo wir sie doch gerade jetzt so dringend bräuchten?
Gerade in einer solchen Phase ist der Wunsch nach einem starken Partner hoch, der uns so liebt, wie wir in unserer Zerbrechlichkeit gerade sind. Aber zerbrechliche Menschen möchte keiner, denn diese sind in unserer scheinbaren Leistungsgesellschaft ein Klotz am Bein.
Die Medizin hat sie für sich entdeckt und hat Wege gefunden, aus ihrem Leid Kapital zu schlagen - obwohl dieser Zustand ein absoluter Notfall ist. Keine Seele hat es verdient auf dieser Erde zu leiden. Statt Liebe sofort rund um die Uhr zu spenden, erhalten diese Menschen auf unpersönlichem Wege Medikamente, die sie mental lahmlegen und ihre Körper über die Jahre zerstören. Statt sie endlich zu integrieren werden sie durch Medikamente weiter isoliert.
Wir leben in einer Welt in der keiner für keinen da ist. Grob die Hälfte der westlichen Menschen sind Singles, obwohl sie doch gerne in Gemeinschaften leben würden. Aber warum ist das so? Auch die Minifamilien mit den Mamas, Papas und ihren Kindern versprechen keine viel höhere Stabilität hier auf Erden.
Wir Menschen sind doch nicht hier auf der Welt, um mit maximal einer Person enger zu leben, nein, wir sind dazu ausersucht, mit allen Menschen gleichermaßen in Verbindung zu stehen. Wir sind eine große Familie, wir sind alle eins, wir sind ein Geist. Natürlich kommen da gleich Bedenken, dass so etwas ja gar nicht gehen kann, weil irgendeiner daraus wieder Kapital schlagen wird oder versucht, die Gemeinschaft als harmonisches Gebilde durch Gesetze, Kriege, Geld, Religionen, Medien, Intrigen etc. zu zerstören. Exakt, genau das wird passieren, aber nur, weil wir uns nicht auf den Weg machen unsere Verbindung zum Universum wieder herzustellen. Wir selbst müssen anfangen, andere Seelen können uns nur ermuntern, können uns streckenweise ihre Liebe schenken,