Glück macht glücklich. Michael Herz
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Kommen wir aber geistig irgendwann in die Lage über den Tellerrand hinaus zu schauen, sollten wir uns weiterentwickeln und nicht im Mainstream stecken bleiben. So sollten wir bald in die Lage kommen, die Grenzen unserer künstlichen Scheinwelt zu überschreiten, und auch das wäre nur der Anfang, denn wir sind für die wirklichen Aufgaben dieser Welt geboren worden und haben bereits die ganze Weisheit in uns. Wir brauchen somit keinen mehr, der uns die Welt immer wieder aufs Neue erklärt. All die Hierarchien mit ihren vielen halbwissenden Experten sind doch überhaupt nicht erforderlich.
Bewegen wir uns in der Spiritualität, dann sehen wir all diesen Irrsinn, der sich hier in der nicht realen Welt ausbreitet. Gestern haben wir noch fleißig mitgemacht, heute wollen wir mit unserem Bewusstseinssprung nicht mehr in der Realität spielen gehen.
In der Spiritualität brauchen wir auch nicht mehr nachdenken und kombinieren, was denn das Problem sein könnte, denn wir sehen ganz einfach die Ziellosigkeit mit der einhergehenden Zerstörung, die von den Menschen mit maximaler Entschlossenheit verfolgt wird. Nicht nur, dass wir uns in der Realität völlig entkräften, wir erschaffen zudem auch nichts Nachhaltiges für uns und den Rest der Welt.
Wenn wir den Zugang zur Spiritualität haben, und das haben viel mehr Menschen als ihnen bewusst ist, sollten wir unsere geistigen Fähigkeiten auch kontinuierlich ausbauen. Es gibt beispielsweise genügend Angebote von Yogaschulen, die uns den Zugang erleichtern, die uns die ersten guten Erfahrungen ermöglichen. Nutzen wir doch diese Möglichkeiten.
Selbst wenn uns die Meditation fremdartig erscheint und vielleicht auch ein wenig seltsam, so sollte es doch in unseren Kopf kommen, dass wir unsere Gedanken beruhigen, besänftigen müssen, damit unser Atem und unser Puls auf physiologische Werte zurückkommen. Allein das würde uns doch schon vor dem eigenen Wahnsinn schützen.
JE MEHR DINGE WIR HABEN, DESTO MEHR HABEN DIE DINGE UNS
Über die Jahrzehnte sammelt sich der Konsum bei uns an. Weil auch die Idealvorstellung eines Menschen ein eigenes Haus ist, gibt es genügend Fläche, die es zu bewirtschaften gilt. Je mehr Dinge wir uns anschaffen, umso mehr Kapazität braucht auch unser Gehirn all diese Dinge zu verwalten. Zwar können wir uns an das meiste nicht konkret erinnern, aber dennoch ist es bei uns gespeichert und hält uns damit unnötig in der Realität fest.
Alle Dinge, die wir haben, halten uns in der Realität fest. Haben wir keine Dinge, sind wir realitätsfrei. Für was sollen wir uns noch Gedanken um die Realität machen, wenn wir eh nichts mehr dort haben? Stichwort Konsum. Wir können gehen wohin wir wollen. Neue Gefühle, neue Bekanntschaften lassen uns mühelos weiterziehen. Wir sind frei. Wir sind nicht mehr an ein irdisches Zuhause gebunden, bei dem wir ursprünglich dachten, dass es etwas Positives, etwas Beständiges bedeute, auf dem sich ein geregeltes Leben aufbauen lässt. Unser Leben ist nicht beständig und meistens auch nicht positiv. Es nimmt uns die Lebensenergie, weil wir uns in der Realität festgebissen haben und dadurch unfähig geworden sind, etwas loszulassen. Es ist nicht das ganz normale Leben, denn die Momente des Ausgebranntseins, das Ansteigen der gesundheitlichen Einschränkungen zeigen deutlich unsere Grenzen auf.
All die künstlichen Dinge in unserem Leben, aber auch all die Freunde und Partner in der Realität lebend, halten uns Jahr für Jahr, Jahrzehnt für Jahrzehnt in der Realität fest, sodass wir die Spiritualität komplett vergessen haben. Ja wir haben ganz vergessen, woher unsere frühere Lebensfreude einstmals herkam.
Sobald wir aber zum Beispiel Yoga betreiben oder unsere Mediation durchführen, bei dem wir wieder mittelfristig unsere Gedanken zu ordnen lernen, gelangen wir ganz unbemerkt zurück in die Spiritualität und damit sinkt auch das Interesse an unseren Ersatzbefriedigungen wie an der Macht, dem Geld, dem Konsum und den Genussgiften von Alkohol, Nikotin und Koffein. Es ist ein schleichender Prozess, der uns erst nach und nach auffällt, wenn wir uns über unsere Unordnung in den Dingen ärgern.
Mir ging es so als ich über eine Werbung für das Buch „Simplify your life“, in dem die zwölf größten Fehler aufgelistet wurden, stolperte. Für mich war damals sofort klar, dass ich Ordnung für mich brauchte, und so fing es an, dass ich Dinge entsorgte, die seit zehn Jahren und länger nicht mehr angefasst wurden. Ich weiß noch wie heute wie völlig unverhofft das Herz leichter wurde, als die ersten Dinge das Haus verließen.
Diese Strategie des Entsorgens habe ich bis heute aufrechterhalten und bekomme, wenn auch nicht mehr so intensiv, immer noch das mulmige Gefühl überfrachtet zu sein, letztendlich nicht richtig organisiert zu sein. Bis gestern musste bei mir noch alles genau so sein, heute nenne ich es plötzlich Unordnung und ich weiß nicht wirklich warum.
Unordnung empfinden wir immer dann, wenn unser Bewusstsein wächst, wobei die vorliegende Ordnung plötzlich nicht mehr mit unserer neuen Erwartung übereinstimmt. Bewusstsein wünscht sich Leichtigkeit und Leichtigkeit heißt frei von Materie und Jedermann zu sein. Alles kann, aber nichts muss. Leider müssen wir alle zu viel und können zu wenig.
Ordnung mit sinkendem Konsum wird mit zunehmender Spiritualität immer wichtiger. Alles soll mit den Jahren neu geordnet werden mit dem Ergebnis, dass immer mehr das Haus verlassen wird. Immer wieder werden wir über unseren Konsum scannen und neue Entscheidungen über den Verbleib der restlichen Dinge treffen. So wird es von Jahr zu Jahr, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer weniger, und jedes Mal, wenn wir eine solche Wegwerfaktion hinter uns haben, werden wir ein Stück entspannter und glücklicher, um dann wenige Monate später das Thema wieder neu zu beleben.
Ordnung schaffen endet damit, dass wir irgendwann nur noch ein Minimum haben und das bestimmt unseren Grad der Verhaftung in der Realität. Die Tibeter haben einen Stuhl, einen Tisch, ein Bett und einen Schrank und haben damit nur sehr wenig Bezug zur Realität. Das Ganze finden wir nur deshalb für uns unvorstellbar, weil unsere Spiritualität so unnatürlich niedrig ist.
Mit wachsender Spiritualität verlieren sich somit die Dinge, die uns in der Realität festhalten, bis wir eines Tages aus der Realität draußen sind. Nun haben wir nur noch Dinge, die wir als essentiell erachten und diese erfüllen nur den Zweck, um in diesem Moment, dem Jetzt, gerade noch „vernünftig“ leben zu können, und dienen ganz sicher nicht mehr dazu, unser Umfeld damit noch irgendwie zu beeindrucken.
Dieser Minimalismus heißt nicht Armut, er heißt nicht Kompromiss, es ist auch keine Spinnerei, die irgendwann wieder vergeht. Dieser Schritt ist die Konsequenz für unseren neuen geistigen Reichtum. Denn je spiritueller wir werden, umso armseliger wird unsere Realität geschmückt sein, was uns zuerst verwundert – vielleicht auch ein wenig erschreckt, aber dann erfreut, weil wir uns insgesamt freier fühlen, und freier fühlen heißt sich glücklicher zu fühlen. So verhindern wir zum großen Teil unser Glück nur dem Müll, den wir über die Jahrzehnte angehäuft haben.
Obwohl diese Lebensweise so viele Vorteile hätte, ist es für viele doch schwierig sich darauf einzulassen, weil ohne Konsum, wer sind wir dann noch? Über was wollen wir mit diesen Spiritualisten denn reden? Mein Haus, mein Auto, meine Familie, das zieht nicht mehr. Wir spüren, dass wir keine Brücke zu ihnen bauen können. Die Unterschiede sind zu groß, sodass wir schon im Ansatz aufgeben. Lassen wir uns dennoch mit ihnen ein, weil wir irgendwie den Eindruck gewinnen, dass es vielleicht das Richtige für uns sein könnte, fühlen wir uns sofort verschlungen. Sie akzeptieren kein Drumherum, sie wollen Deine Seele sehen, nur das macht sie noch an, nur das treibt sie noch an. All Deine Benimmregeln und Wissenschaftsquatscherei, alles was du schon getan hast und was du noch tun willst, haben keine Bedeutung für sie. Mit nichts aus der Realität können wir sie noch beeindrucken.
Wenn wir also wieder frei sein wollen, wirklich wollen, dass unsere Seele wieder atmen kann, dass wir wieder so unbeschwert werden, wie in unserer Jugend, voller Tatendrang, geradeaus, den Schalk im Nacken, die Gefühle ohne Umschweife auszuleben, dann sollten wir alsbald anfangen unseren Ballast von uns zu werfen, wovon der