Europa - Tragödie eines Mondes. Uwe Roth

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Europa - Tragödie eines Mondes - Uwe Roth страница 7

Europa - Tragödie eines Mondes - Uwe Roth

Скачать книгу

wurden. Mehrere Generationen von Maboriern kannten größere Beben nur aus alten Erzählungen. Aber das Beben, welches sich vor zwei Zeitzyklen ereignet hatte, war anders als alle anderen gewesen. Kurze Zeit nach diesem Beben gab es schließlich diesen merkwürdigen Befall einer Stadt in der Nähe von Lorkett, wo unbekannte Gesteinsbrocken auf die Dächer der Stadt Darimar herabregneten. Die Seismologen stellten fest, dass dieses Beben nicht aus dem Inneren ihrer Welt kam, sondern vom Oben, dem sogenannten Schleier. Zeru erinnerte sich sehr deutlich an diesen Zyklus. Sie trat damals ihre Arbeit in dem Institut von Professor Bereu erst vor wenigen Zyklen an. Auch wenn sie unter ihren neuen Kollegen sehr angesehen war, hielt sie sich doch in dieser Zeit immer noch im Hintergrund. Sie saßen gerade an ihren Instrumenten, als ein schwerer Schlag durch das gesamte Gebäude fuhr. Sämtliche Einrichtungsgegenstände wurden erschüttert. Eigentlich hätte es eine gewaltige Katastrophe werden können. Aber da der Lebensraum dieser Wesen rundherum abgedichtet war, wurde die Schockwelle nur von einem Punkt des Mondes auf die andere Seite des Mondes getragen. Die Auswirkungen auf der Mondoberfläche erwiesen sich als viel verheerender, als es sich die Maborier vorstellen konnten. Da sie aber nichts von der Mondoberfläche wussten, brauchten sie sich auch keine Gedanken darübermachen.

      „Professor, was war das denn?“, fragte Zeru damals den Professor, der wie sie keine Erklärung für dieses Ereignis hatte. Sie sah sich erschrocken um. Sämtliche Gegenstände, die sich, der Schwerkraft folgend, im Laufe der Zeit auf den unterschiedlichsten Regalen abgesenkt hatten, trieben nun daraufhin losgelöst im Raum herum. Wie sie später erfuhr, kroch anschließend diese gewaltige Welle durch Maborien, die nicht nur Darimar verwüstete, sondern unzählige andere Ortschaften Maboriens. Glücklicherweise wurde die Region um Lorkett von dieser Welle verschont. „Das kann ich auch nicht sagen“, gestand der Professor, der verwundert die unzähligen treibenden Gegenstände betrachtete, „ich werde mich bei der seismologischen Station informieren.“

      Der Professor schaltete die Datenverwaltungskontrollen ein, die sowohl als Rechner fungierten, als auch zur Kommunikation und Bildinformationsübertragung dienten. Auf dem Bildschirm erschien ein mit tiefen Furchen und Narben besetztes Gesicht. Seine Schwimmfinger drehten im Hintergrund an mehreren Apparaten. Der Seismologe, dessen seismologische Station eine Direktverbindung zu dem Institut hatte, in dem Zeru und ihre Kollegen nach Antworten über den oberen Schleier suchten, erschien auf dem Monitorbild.

      „Ah Apuretus, ich grüße sie. Was war das eben?“, fragte der Professor ungläubig den Seismologen. Zeru und der Professor sahen den Maborier im Monitor gespannt an. Zeru wusste, dass er ein Vertrauter des Professors war. Er sprach des öfteren mit der seismologischen Station. So war es auch nicht verwunderlich, dass Professor Bereu gleich eine Verbindung zu ihm aufbauen konnte.

      „Tja, ein Kernbeben war das nicht. Wir haben keinerlei Kernbewegungen registriert. Wir können uns das auch nicht erklären.“, stammelte der Seismologe. Zerus Blick schweifte von dem Monitor zu einem anderen Monitor ab, der die Daten von dem Oben aufzeichnete.

      „Professor, sehen sie. Unsere soeben empfangenen Daten.“

      Der Professor wandte sich von Apuretus ab und blickte zu Zeru rüber, die verwundert auf einen anderen Monitor sah. Professor Bereu erkannte sofort die außergewöhnlichen Anzeigen, die der Monitor präsentierte.

      „Was geht da bei ihnen vor sich, Professor?“, wollte Apuretus wissen, der mitbekam, wie Professor Bereu sich von ihm abwand.

      „Einen kleinen Augenblick Geduld, Apuretus“, unterbrach ihn der Professor forsch. Er schaute Zeru aufgeregt an. Er wusste um die Bedeutung der Entdeckung, auf die sie ihn aufmerksam machte.

      „So, wie es aussieht, lag der Ausgangspunkt über uns“, interpretierte der Professor die Daten zweifelnd.

      „Professor Bereu, wie meinen sie das?“ Apuretus, der ungeduldig am anderen Ende der Verbindung schwamm, wollte Näheres wissen. Er konnte nicht fassen, dass man ihn so lange hinhielt. Ihn, der in der Wissenschaftswelt hoch angesehen war. Aber er wusste auch, dass er sich bei Professor Bereu in Geduld üben musste.

      „Sie haben recht, Apuretus, Das Beben war wirklich kein Kernbeben.“, erklärte der Professor Apuretus endlich.

      „Sondern? Sagen sie schon, was war es?“, wurde er eindringlicher von Apuretus aufgefordert, ihm endlich zu antworten. Der Professor schwamm zu den vielen Apparaturen, die für die Erkundung der oberen Hemisphäre zuständig waren. Er überprüfte Skalen und checkte Datenmengen ab. Aufgeregte Blicke wanderten zwischen Zeru und ihm hin und her. Beide waren sich über die Ergebnisse einig. Zeru fühlte sich äußerst zufrieden. Sie verspürte eine innere Zufriedenheit bei der gemeinsamen Betrachtung und anschließenden Analyse der Daten.

      „Professor, was geht da vor sich?“ Unaufhaltsam verlangte am anderen Ende der Kommunikation Apuretus eine Erklärung vom Professor. Langsam und mit ernstem Gesicht drehte sich der Professor zu dem Kommunikationsmonitor um.

      „So wie es aussieht, haben wir die ersten vernünftigen Daten von der oberen Hemisphäre erhalten. Das Beben kam von dort oben. Irgendetwas ist dort oben passiert. Ich kann mir nicht erklären, was das gewesen sein könnte. Die Daten sagen ganz deutlich, dass dort oben eine riesige Erschütterung stattgefunden hat.“ Der Professor schaute begeistert und doch besorgt den Seismologen an.

      „Wie kann das sein, Professor? Sind sie sich da ganz sicher? Vielleicht gibt es Störungen in ihren Geräten?“, spekulierte A-puretus.

      „Unsere Geräte funktionieren einwandfrei. Die Erschütterung kam eindeutig vom Schleier.“, sprach Bereu beleidigt und voller Überzeugung in die Kommunikationsanlage. Zeru ahnte damals noch nicht, welche Auswirkungen dieser Zyklus in ihrem Leben und dem Leben aller Bewohner Maboriens bedeuten würde.

      Wie lange war das nun schon her, dachte sie, wie doch die Zeit verging. Und wir haben seitdem keine neuen Erkenntnisse über die Ursache der Erschütterung erhalten. Das empfand sie als sehr frustrierend. Aber immer, wenn sie Enttäuschungen und Niederlagen hinnehmen musste, erinnerte sie sich wieder an das kleine Ding, das mit den seltsamen kleinen Schriftzeichen, das sie seit damals in einem kleinen Bauchrucksack mit sich trug, der sich eng an ihre Kleidung schmiegte. Es gab ihr immer wieder die Kraft, weiter zu Forschen und niemals aufzugeben.

      Mehrere Monate nach diesen Ereignissen kam es zu gravierenden Veränderungen in der Unterwasserwelt. Zuerst fing es damit an, dass das Forschungsinstitut, dass sich mit der Erforschung der oberen Hemisphäre beschäftigte, seltsame Ergebnisse erhielt. In den oberen Bereichen sank die Temperatur rapide ab. Wurden bei 1000 Metern noch vor dem Ereignis etwa 10 Grad gemessen, so waren es nun nur noch 8 Grad. Das war nicht weiter besorgniserregend. Es gab immer mal wieder Abweichungen von den üblichen Werten, aber diese normalisierten sich schnell wieder. Nun aber blieb es bei den Werten. In den nördlichen Stadtwelten sank ebenfalls die Temperatur. Aber dort war es erschreckender. War die Temperatur auf dem gesamten Innenraum ihrer Welt stets gleich gewesen, etwa 24 Grad, so sank sie in den nördlichen Bereichen bereits auf 18 Grad. Die Tierwelt flüchtete von den nördlichen Bereichen in den Süden, wo es keine Temperaturveränderung gab. Die Pflanzenwelt starb langsam ab. Man begann damit, diese Bereiche zu evakuieren. Aber viele der Bewohner wollten ihr Zuhause nicht verlassen. Man begann damit, Heizapparaturen in den Wohnsiedlungen zu installieren. Das entschärfte erstmal die Situation. Einige Viertel Zeitzyklen später begann sich die Situation zu verschärfen. Die lichtgebenden Pflanzen starben in entlegenen Gebieten vollends ab und damit auch die Kristalle. Es wurde immer dunkler. Das Licht, was von den Kristallen abgegeben wurde, begann in den nördlichen Bereichen immer schwächer zu werden. Die Temperatur sank abermals um 10 Grad, auf gerade mal 8 Grad. Nun gab es hier kein Leben mehr. Alle Bewohner packten ihre Sachen und wurden aus dem Gefahrenbereich evakuiert. In den übrigen Lebensräumen der Unterwasserbewohner breitete sich die bekannte Algengefahr erschreckend weit aus. Es kam zu Übergriffen von Riesenschwimmungeheuern, einer sonst in entlegenen Breiten verkommene Art von Raubtieren,

Скачать книгу