Europa - Tragödie eines Mondes. Uwe Roth
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„Ja, ist gut. Ich werde gleich aufbrechen. Aber zuerst muss ich noch diese Daten analysieren“, erklärte sie ihm. Der Professor wusste, wenn Zeru die Sprache entschlüsseln könnte, dann würde das ein entscheidender Vorteil im Umgang mit den Intelligenzen sein und die Expedition eine ganz andere Gewichtung bekommen.
„Du nimmst die Daten doch sowieso mit an Bord des Aufstiegsschiffs. Dort kannst du in Ruhe deine Forschung weitertreiben. Aber sieh dir erstmal die Nachricht an, die für dich hinterlegt wurde!“, erklärte er ihr.
Sie war sehr aufgeregt. Sie wusste, dass diese Nachricht für ihr weiteres Leben eine Wendung bedeuten würde. Sie war zwar für die Mission angenommen wurden, aber es könnte immer noch eine Absage erfolgen.
Zeru öffnete mehrere Ordner, bis sie auf der Seite der Nachricht für sie angelangte. Sie hoffte auf eine positive Nachricht des Kommandos. Nach den vielen Anträgen und Begutachtungen der Forschungsergebnisse war lange nicht klar, ob die Expedition stattfinden würde. Vor 10 Zyklen war dann endlich das OK gekommen. Sie war so erleichtert. Sie war gespannt, was nun in der Mitteilung stehen würde. Dort las sie, dass der Start auf übermorgen vorverlegt wurde. Sie solle sich morgen in der Kommandozentrale melden, wo anschließend alle Startvorbereitungen getroffen werden sollten. Mit einer unendlichen Genugtuung schaltete sie den Monitor aus. Sie hob ihren Kopf und lächelte den Professor an, der erwartungsvoll versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen.
Sie würde nicht unbedingt behaupten, der Professor wäre wie ein Vater für sie. Aber eine sehr freundschaftliche Beziehung hatte sie schon zu ihm. Bei ihm war diese Bindung etwas stärker ausprägt. Ihm lag sehr viel daran, wie Zeru ihr Leben weiterlebte. Daher empfand er tiefste Trauer und doch gleichzeitig freute er sich für sie. Wenn er daran dachte, dass sie auf diese sehr gefährliche Mission ging, schauderte es ihm. Aber wiederum gönnte er ihr diese einmalige Chance, dieses Oben aus der Nähe zu erforschen. Wenn er jünger wäre, würde er selbst auf diese aufregende Mission gehen. Dafür war er aber zu alt.
„Es freut mich für dich. Ich wünsche dir alles Gute auf eurer Fahrt. Und pass mir ja gut auf dich auf. Ich möchte meine beste Mitarbeiterin wieder gesund zurückhaben.“
Der Professor nahm sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
Manchmal konnte er so ein Biest sein. dachte sie sich. Und dann war er wieder der gute Freund, der sie so oft gefördert hatte. Sie war unendlich traurig, dass er nicht mitkommen konnte. Aber da ließen die alten den jungen Forschern doch den Vortritt.
„Zeichnet ja alles auf, was dort oben passiert, damit wir hier unten eine Menge Arbeit haben.“
„Das tun wir. Jetzt werden wir endlich erfahren, wie unsere Welt dort oben beschaffen ist, was sich dort oben verbirgt. Ich bin so stolz darauf, mit dabei sein zu dürfen.“
„Ich werde die neuen Daten noch auf einen Datenspeicher übertragen, damit du sie weiter untersuchen kannst“, erklärte er ihr, “vielleicht sind sie hilfreich, dort wo ihr hinschwimmen werdet.“ Er drückte sie nochmals und ließ sie schließlich ziehen. Als sie in ihrem Flitzer die Forschungseinrichtung verließ, schaute ihr auch der Techniker Verkum hinterher. Er hoffte, sie bald wiederzusehen.
2. Das Aufstiegsschiff
Am frühen Morgen des nächsten Zyklusses bestieg Zeru die Vakuumbahn, die sie zum Kontrollzentrum der Mission bringen sollte. Da sich der Bahnhof nicht weit von ihrer Wohnsiedlung entfernt befand, begab sie sich schwimmend dort hin. Sie war froh, nicht ewig nach einer Dockingstation für ihren Flitzer suchen zu müssen. Es war lange her, dass sie auf eine solche geschäftige Flut von Maboriern traf. Das Eingangsportal zu den einzelnen Vakuumbahnen schien durch die Massen an Maboriern zu verstopfen. Jeder schien als Erster durch die enge Röhre die Innenhalle beschwimmen zu wollen. Zeru hatte keine Wahl. Sie musste sich in den Strom der Schwimmer einreihen. Körper an Körper drängten sich die vielen Reisenden vorwärts. Unentwegt wurde Zeru von fremden Maboriern angestoßen und zur Seite gedrängt. Deren Atemwasserzüge drangen bis tief in ihre Ohren ein, die zwar eng an ihren flachen Kopf anlagen, aber immer wieder versuchten, die vielen Geräuschen zu orten. Wäre sie nicht schon in engen, verfallenden Ruinen herumgeschwommen, die manchmal enger waren als dieser Strom an Reisenden, wäre sie bestimmt in Panik verfallen. So aber schwamm sie ruhig und gelassen dem Ende der Eingangsröhre entgegen. Sekunden später erblickte sie glücklicherweise das Ende des Tunnels. Sie sah, wie die Reisenden vor ihr am Ende des Tunnels auseinander strömten und sich in der Halle verloren. Wenige Augenblicke später erreichte auch sie das Ende der Röhre und schwamm ebenfalls, wie die Reisenden vor ihr, zur Seite in die riesige Empfangshalle ein. Gegenüber der Enge der Eingangsröhre schien die Empfangshalle riesig zu sein. Aber umso tiefer sie in die Empfangshalle eintauchte, umso gewaltiger wurde sie auch. Sie war erfüllt von den Reisenden, die über ihr, unter ihr oder neben ihr wimmelten. Viele reihten sich in Schlangen vor Kiosken und Ticketterminals ein. Diesen Eindruck aber schnell beiseite schiebend orientierte sie sich und suchte ihren Bahnzustiegsbereich. Als sie anschließend ihren Bahnsteig von dem ihre Bahn starten sollte erreichte, erkannte sie, dass sie viel zu früh aufgebrochen war. Das war ihr aber egal. Eine gute Chance den Reisenden zuzuschauen, die unentwegt an ihr vorbei schwammen. Da jeder Bahnzustiegsbereich nur die Höhe der vorhandenen Bahnzustiegsschleuse maß, huschten die vielen Reisenden nur in ihrer Augenhöhe an ihr vorbei. Wenn sie an die riesige Vorhalle dachte, die sie noch vor kurzem durchschwommen hatte, gab diese Enge dem ganzen Treiben eine klaustrophobische Atmosphäre. Mit ihr befanden sich noch etwa ein Dutzend andere Maborier, die ebenfalls auf ihre Bahn warteten, im Bahnzustiegsbereich. Sie stellte fest, dass mehr als 80 Prozent der Reisenden hier im Bahnhof von Lorkett ankamen. Sie überlegte, ob es sich bei diesen vielen Maboriern um Flüchtlinge handelte. Wenn das so wäre, würde ihre schöne Heimatstadt bald überfüllt sein. Aber davon durfte sie sich jetzt nicht ablenken lassen. Sie dachte wieder an die seltsamen Funksprüche, die sie seitdem nicht aus ihrem Kopf bekam. Wenn sie die Intelligenzen finden würde, dann könnten diese bestimmt den vielen Flüchtlinge helfen, ihre Heimat nicht weiterhin durch die Eisbarriere zu verlieren. Sie wandte sich von dem Strom der eintreffenden Maborier ab und richtete ihren Blick nach vorn, auf die noch verschlossene Bahnschleuse, die die wasserleere Röhre vom Bahnsteig trennte. Eine Anzeige über der Schleuse, die grell blau leuchtete, so dass ihre Augen schmerzten, signalisierte, dass die Bahn in dem Moment einfuhr. Nun brauchte sie nur noch wenige Sekunden zu warten, um ihre aufregende Reise zu beginnen. Die Signalleuchte änderte ihre Farbe. Nur wenige Sekunden später öffnete sich die Schleuse und gab den Blick ins Innere der Bahn frei. Aber ehe sie die Vakuumbahn beschwimmen konnte, strömte ihr ein erneuter Schwall von Maboriern entgegen.
Die Vakuumbahn brachte sie pünktlich und sicher zum Startzentrum der Mission. Sie kannte sich hier ein wenig aus, da sie schon einige Male hierher eingeladen worden war, um sich mit der Mission vertraut zu machen. Sie schwamm durch mehrere Korridore und gelangte schnell in den für die Crew reservierten Raum. In einer Ecke hing ein Monitor in Schwimmhöhe der Maborier. Er wurde von einem elegant gebogenen Korallenarm getragen, dessen kantige Form von grünen, ekligen Algen abgerundet wurde. Zeru achtete nicht weiter auf den Monitor, da eine unwichtige, belanglose Sendung lief. Sie schwamm ein wenig verloren in dem Raum umher und wunderte sich, dass man sie nicht empfing. Sie war sicherlich viel zu früh, überlegte sie. Aber diesen Gedanken musste sie nicht lange weiterverfolgen, da sich in diesem Moment die Tür öffnete. Sie drehte sich zur Tür um und erkannte den Captain der Mission, Captain Tarom, der gleich auf sie zu geschwommen kam. Hinter ihm schwamm ein schlaksiger, dünner Maborier in den Raum.
„Hallo, Zeru, ich heiße Sie herzlich willkommen auf unserem wundervollen Gelände. Ich hoffe, sie hatten eine angenehme Anreise?“, begrüßte er sie herzlich.
„Ja, danke, die Reise war schon angenehm, wenn die Züge nicht so voll wären.“
„Ja, die vielen Flüchtlinge aus den betroffenen Gebieten. Das ist schon traurig. Aber darf ich Ihnen unseren Missionsleiter vorstellen?“