Europa - Tragödie eines Mondes. Uwe Roth

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Europa - Tragödie eines Mondes - Uwe Roth

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die Signalfolge auf unser Gehör umzurechnen. So, dass die Schallgeber ohne Schwierigkeiten diese Signale wiedergeben können.“

      Verkum hantierte über den Monitor seines DVKs. Alle anderen schwammen zu ihm rüber und schauten gespannt über seine Schultern.

      „So, nun muss der DVK nur noch rechnen. In wenigen Minuten muss die fertige Datei erscheinen.“ Verkum versetzte sich in eine bequeme Lage, in dem er sich schwebend die Arme verschränkte und besonders Zeru ansah. Er hatte sich mit der jungen Maborierin angefreundet, seitdem sie hier im Institut arbeitete. Aber trotzdem wusste er nicht viel von ihr. Gerne würde er sie näher kennenlernen wollen. Er hoffte, dass sich bald eine Gelegenheit dazu ergeben würde. Nach kurzer Rechenzeit war der DVK auch schon fertig. Auf dem Monitor erschien die gleiche Signalfolge, nur um etwa 70 khz gesenkt. Als ob der jetzige Tastendruck die Welt anhalten würde, sahen alle Mitglieder der kleinen Forschungsgruppe auf die Hand des Professors, der die Ehre besaß, die Datei jetzt noch mal abspielen zu lassen. Umso erschrockener war jeder, nachdem die Datei auf dem Monitor ablief und ein undefiniertes Zirpen mit rhythmischen Auf- und Abschwellungen zu hören war.

      „Was ist das?“, versuchte Zeru als erste die Stille zu brechen.

      „Nimm die Frequenz noch etwas niedriger“, forderte der Techniker Zeru auf. Nachdem Verkum nochmals alles durch den DVK gejagt und den Professor aufgefordert hatte, auf den Wiedergabebutton zu drücken, ertönte ein viel feinerer Ton aus den Schallgebern. Dumpfe Töne, als ob jemand Sätze sprach, ertönten im Raum. Immer, nach ein paar Sekunden dieser Töne, setzte eine Pause von wenigen Sekunden ein. Wonach wieder die gleichen Tonfolgen zu hören waren.

      „Das ist ja unglaublich. Das hört sich ja wirklich wie Sprache an, eben nur zu schrill. Das bedeutet ja, dass dort oben doch Leben existiert. Aber was ist dort oben im Schleier, dass dort wirklich Lebewesen existieren können?“

      Der Professor war fassungslos vor Aufregung.

      „Es sind definitiv gesprochene Worte“, folgerte Zeru, nachdem der Professor die Datei mehrmals hinter einander hatte ablaufen lassen. Sie griff mit der Flossenhand an ihren kleinen Bauchrucksack, in dem sich das Artefakt befand. Sie spürte die ungewöhnliche Wölbung des Artefakts, bis hindurch zu ihrem dünnen, hautengen Gewand, das sie trug. Es beulte nur sehr wenig die enge Kleidung aus, die ihre natürliche Beschuppung erahnen ließ. Sie spürte regelrecht die Zusammengehörigkeit des Artefaktes zu den Funksprüchen der Fremden. Es schien in diesem Augenblick, so nah an ihrem Körper, zu glühen. Aber nach nur wenigen Augenblicken dieses Glücksgefühls wandte sie sich wieder dem Monitor zu. Nach dem gleichen Prinzip gingen sie bei den anderen Dateien vor, die in kleinen Zeitabständen aufgezeichnet wurden.

      „Hier handelt es sich definitiv um die gleiche Art von Sprache.“ Niemand wollte das Wort Sprache aussprechen, aber jeder von ihnen wusste, dass es sich nur um Sprache handeln konnte.

      „Aber diese ist von einem anderen Individuum gesprochen worden“, erklärte Zeru, die als Kommunikationswissenschaftlerin die meiste Erfahrung im Umgang mit Sprachen hatte.

      „Sehen Sie, Professor. Die Frequenzen dieser Datei, die nur wenige Sekunden später eintraf, sind etwas kleiner. Damit also etwas tiefer in der Stimme, würde ich sagen.“ Ihre Entdeckung faszinierte den Professor.

      „Da hat sie doch mal wieder den richtigen Riecher gehabt“,

      dachte er und war sehr stolz auf sie. Es war die richtige Entscheidung von ihm, Zeru diesen Posten anzubieten. Seine Hartnäckigkeit gegenüber dem Vorstand hatte sich voll bezahlt gemacht. Er nickte ihr zustimmend zu.

      „Und wenn wir uns die nachfolgenden ansehen“, folgerte der Professor weiter, “dann stellen wir fest, dass es sich wieder um den ersten Sprecher handelt.“ Zutreffender konnte der Professor das nicht sagen, überlegte Zeru und ließ den Professor weiterreden.

      „Es handelt sich also um zwei Teilnehmer, die miteinander kommunizieren.“ Urplötzlich schlug er kurz kräftig mit seinen Flossenbeinen und schwamm nachdenkend in dem großen Raum herum.

      „Nein, nein, das kann nicht sein“, sagte er und wiegte dabei seinen großen, nicht mehr so stromlinienförmigen Kopf, hin und her. „Es sind bis dort oben unvorstellbare Weiten, die überbrückt werden müssen. Und ich rede da noch nicht mal von dem ungeheuerlichen Minusdruck, den diese Wesen ausgesetzt sind.“ Er schwamm wieder zu dem Monitor, der die unwiderlegbaren Daten anzeigte. Zeru und die anderen machten ihm ausreichend Platz, damit er ungehindert zum Monitor gelangen konnte. Diese plötzlichen Ausbrüche kannten die Mitarbeiter schon zu genüge. Dann durfte man ihm nicht in die Quere kommen. Er schwamm unaufhörlich in dem großen Raum herum. Das Wasser wurde so sehr aufgewirbelt, dass Zeru und die anderen Mitarbeiter sich nur durch leichte Flossenbewegungen an ihren Plätzen halten konnten.

      Sie alle arbeiteten hier am Rande der Legalität. Von der Regierung wurden sie nur geduldet, weil sie sich von den Forschungen Hinweise auf die Kältekatastrophen der letzten Zeit erhofften. Im Allgemeinen vertraten die Behörden der Regierung sowie die alteingesessenen Gremien die Meinung, dass nur ihre Welt, hier am Grund des Wassers, intelligentes Leben hervorbrachte, sonst nirgendwo. Das in dem Oben, in dem Schleier, keine Art von Leben, geschweige denn intelligentes Leben, existieren könnte. Andere Behauptungen galten als Ketzerei. Aber als es vor einem Zeitzyklus schließlich zu der Befallskatastrophe kam und nun die Kälte auf dem Vormarsch war, billigte man solche Forschungen wie die um Professor Bereu. Als die Situation immer bedrohlicher wurde, hatte man sogar in Erwägung gezogen, eine bemannte Expedition in den Schleier zu entsenden, an der sogar eine Mitarbeiterin ihrer Forschungseinheit teilnehmen sollte. Die Teilnehmerin hieß Zeru. Ich werde Zeru sehr vermissen, stellte Professor Bereu fest, als er mit dieser Erkenntnis daran erinnert wurde. Die Zyklen vergingen. Die analysierten Daten wurden noch ausgiebiger untersucht. Jede noch so kleine Nuance in der Tonfolge schaute sich Zeru daraufhin immer wieder an. Sie wollte keine Einzelheit überhören, die eventuell wichtige Ergebnisse liefern könnte. Diese Entdeckung bestärkte sie noch mehr in ihrem Glauben an die Intelligenzen im Schleier. Umso mehr fieberte sie dem Start der Expedition entgegen. Schon bald würde es soweit sein, dachte sie. Dann endlich könnte sie in Erfahrung bringen, um was es sich bei dem Artefakt handelte, das sie bei sich trug. Während sie wieder über den Analysen der Daten hing, schwamm der Professor in ihr kleines Labor. Die kahlen Muschelwände schimmerten in verschiedenen Perlmuttfarben, an denen sich in den Ecken ein leichter Algenbefall befand. Die beiden Monitore, die Zeru zur Analyse ihrer Daten benutze, hingen an vier Korallenstangen, die in der Decke verankert waren. Schwebend verharrte sie vor den Monitoren, deren Tastatur sich in einer kleinen Muschelplatte befand, die mit samt dem dazugehörigen Unterbau in einem Gewirr von Korallengeäst befestigt war, das sich wiederum mit den Korallenstangen der Monitore verband. Mit den flinken Fingern ihrer Flossenhand tippte sie über mehrere winzige in Kristallen eingebettete Symbole, die nacheinander auf dem Monitor erschienen.

      Sie bemerkte sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. So aufgelöst hatte sie den Professor das letzte Mal gesehen, als sie die seltsamen fremden Töne aus dem Schallgeber hörten. Irgendetwas Unvorhersehbares musste geschehen sein, vermutete Zeru. Langsam ließ sich der Professor vor Zerus Monitor sinken und blickte ihr ernst in die Augen.

      „Zeru, es ist so weit. Ich erhielt soeben die Nachricht, dass die Expedition vorverlegt wurde.“

      Ihr kleiner, schmaler Kopf erhob sich von dem Monitor und schaute den Professor mit einem leichten Lächeln an. Auch wenn Zeru wusste, dass diese Expedition insbesondere wegen der Eisbarriere stattfand, konnte sie eine leichte Freude nicht unterdrücken.

      „Jetzt schon? Aber Professor wieso denn?“, fragte sie den Professor.

      „Ich weiß es nicht. Aber ich nehme an, dass es mit dem schnelleren Fortschreiten der Barriere zu tun hat“, erklärte der Professor, der ebenfalls von diesem schnellen

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