Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore

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Fertigsuppe eben, die ihr Silke mitgebracht hatte.

      Als er gegessen hatte, fragte sie ihn:

      „Wie kommen Sie überhaupt an diese Lungenentzündung? Haben Sie sich erkältet?“

      Er überlegte erst, bevor er sprach, und schien mit sich zu ringen, ob er den Grund dafür erzählen sollte oder nicht. Doch dann sagte er:

      „Ich glaube, es war am Dienstag. Da habe ich während der Sprechstunde, wie Sie wissen, Schwester Heidi als Hilfe gehabt und erwähnte im Gespräch mit einem Patienten, dass ich ein Grundstück suche. Ein Haus irgendwo abseits des Großstadtgetümmels. Ich will dieses Haus kaufen. Und dieser Patient ist von Beruf Immobilienmakler.“

      „Ich weiß, wen Sie meinen, Herrn Schranz.“

      Er nickte. „Ach ja, stimmt. Den hatten wir ja in der letzten Zeit ein paarmal bei uns. Ja, also wie gesagt, ich sagte ihm, ich suche ein Grundstück. Wir sprachen darüber. Schwester Heidi hatte es gehört. In der Mittagspause überraschte sie mich mit dem Vorschlag, mir ein Grundstück zu zeigen. Das Vorwerk eines alten Gehöftes nördlich von München. Sie beschrieb mir das so genau, dass ich tatsächlich äußerst interessiert war. Ich bat sie um die Adresse, aber sie erklärte sich bereit, mich dorthin zu begleiten. Nach Dienstschluss bin ich mit ihr hingefahren. Und dieses Vorwerk liegt an einem See. Es war tatsächlich sehr romantisch da. Wunderschön. Ich hätte es kaufen, aber auch pachten können. Sie kannte zufällig den Sohn des Besitzers. Wir wurden sehr schnell einig. Danach bat mich Schwester Heidi, mit ihr eine Ruderpartie auf dem See zu machen. Es gab da ein Ruderboot. Es war nicht sonderlich gut in Takt, aber wir nahmen es und fuhren los.“

      „Aber es war doch schön warm und herrliches Wetter“, meinte Doris.

      „Das stimmt. Es wimmelte sogar von Mücken auf dem Wasser. Aber da geschah etwas, was ich nicht eingeplant hatte. Irgendwie muss mich Schwester Heidi missverstanden haben. Ich hatte mich bei ihr bedankt und ihr ein paar nette Worte gesagt für ihre Vermittlung. Da stand sie plötzlich im Boot auf und wollte vom Heck, wo sie saß, in die Mitte. Aber sie verlor das Gleichgewicht. Das Boot schwankte, und weil ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte, machte ich keine Gegenbewegung. Das Boot schwankte so sehr, dass sie ins Wasser flog.“

      „Und Sie sind hinterhergeschwommen, nicht wahr?“

      „Nicht sofort. Sie schrie aus Leibeskräften und machte keine Anstalten, sich am Bootsrand festzuhalten. Das wäre sehr leicht möglich gewesen. Ich nahm an, dass sie sich verletzt hatte. Zuletzt schrie sie auch gar nicht mehr. Sie tauchte einfach weg. Da bin ich natürlich hinterhergesprungen. Ich konnte sie nicht fassen. Sie war ja weggetaucht.“

      „Und da haben Sie sich erkältet.“

      „Erkältet hatte ich mich schon vorher. Ich habe mir irgendwo einen grippalen Infekt eingefangen gehabt. Und das Bad hat mir noch den Rest gegeben.“ Er lächelte gequält. „Jedenfalls habe ich sie aus dem Wasser geholt. Ihr war nichts passiert. Sie krampfte sich so an mich, dass ich fürchtete, selbst unterzugehen. Und inzwischen war auch das Boot ein Stück abgetrieben. Na ja, ich habe sie jedenfalls in Sicherheit gebracht.“

      „Hatten Sie wenigstens Gelegenheit, Ihre nassen Sachen auszuziehen und zu trocknen?“

      „Nein, nein. Ich habe eine Decke gehabt, in die habe ich sie eingepackt und sie dann so rasch wie möglich nach Hause gefahren.“

      „Und Sie saßen in den nassen Sachen und haben gefroren.“

      „Zunächst einmal gar nicht“, widersprach er. „Mir wurde erst später kalt. Und am nächsten Tag hatte ich einen Mordsschnupfen und dachte schon, dass es dabei bliebe. Aber Sie sehen, es ist mehr daraus geworden. Was ist mit ihr überhaupt? Haben Sie sie einmal gesehen?“

      „Ihr geht es glänzend, soviel ich weiß“, erwiderte Doris. „Ich hatte jedenfalls am Tag darauf, am Mittwochvormittag nämlich, nicht den mindesten Eindruck, dass es ihr irgendwelchen Schaden bereitet haben könnte. Im Gegenteil.“

      Er blickte sie verwundert an. „Wie meinen Sie das?“

      „Sie ist herumstolziert wie eine Pute. Und im Grunde ist sie das für mich sowieso.“

      Er lächelte. „Ich weiß, dass sie eine dumme Gans ist. Sie geht mir auch auf den Wecker. Aber mit diesem Grundstück hat sie mir einen Gefallen getan.“ Er erschrak plötzlich. „Du lieber Gott, ich hatte mich für heute verabredet. Was ist für ein Tag?“

      „Freitag.“

      „Ja, heute Morgen wollte ich mit ihm zum Notar. Verdammt, jetzt ist das Geschäft geplatzt. Können Sie mir nicht das Telefon bringen, dass ich ihn anrufe? Die Schnur ist lang. Sie langt bis zum Bett.“

      „Soll ich ihn nicht lieber anrufen? Ich meine diesen Notar.“

      „Nicht den Notar. Den Besitzerssohn. Irgendwo in meiner Jacke ist die Adresse, eine Visitenkarte von ihm.“ Doris fand die Karte voller Wasserflecken und rief auch gleich an. Sie hatte Glück und bekam den Mann an den Apparat, schilderte ihm, was Dr. Graf zugestoßen war und fand bei dem anderen Gesprächsteilnehmer vollstes Verständnis. Der sagte lediglich:

      „Wir haben die Sache mit Handschlag abgemacht. Da kommt es auf einen Tag oder eine Woche nicht an. Wenn der Herr Doktor wieder gesund ist, soll er sich bei mir melden. Ich hatte übrigens schon von Heidi erfahren, dass er krank sein muss.“

      Nach ein paar unpersönlichen Redewendungen legte Doris dann auf, berichtete Wieland Graf davon, und der schien sichtlich erleichtert.

      „Es ist wirklich ein schönes Grundstück. Ich will es kaufen. Das Geld dazu hätte ich. Und dann komme ich raus aus dieser Räuberhöhle hier. Ich habe mich nur gefragt, ob es Sinn hat. Da wäre nur noch Linda. Dieses Kapitel, hatte ich gehofft, sei abgeschlossen. Aber das dürfte ein Irrtum gewesen sein. Sie hat doch irgendwann letzte Nacht angerufen, nicht wahr?“

      „Hat sie. Sie wird sich auch morgen wieder melden.“

      Er ergriff plötzlich die Hand von Doris, sah sie an und fragte leise: „Sehen Sie mir doch mal in die Augen.“

      „Das tu ich doch“, meinte Doris.

      „Nein, noch näher. Richtig. Ich möchte auch in Ihre Augen sehen.“

      Sei beugte sich, ohne zu ahnen, was er vorhatte, etwas tiefer über ihn. „Sehen Sie meine Augen jetzt?“

      „Noch nicht richtig. Noch näher, noch näher.“ Und dann hatte er seinen Arm um ihren Nacken geschlungen und zog ihren Kopf an sein Gesicht.

      Seine Lippen pressten sich auf die ihren. Sie wollte sich aufrichten und stemmte sich aufs Bett. Aber er ließ sie nicht los.

      Alles in ihr sträubte sich gegen das, was er vorhatte. Und doch war ihr warm ums Herz. Als er ihren Widerstand spürte, löste er seinen Arm von ihrem Nacken.

      Sie richtete sich auf und machte ein wütendes Gesicht. „So nicht, Herr Doktor Graf. Ich bestimme selbst, wann ich das möchte und wann nicht. Und jetzt und so möchte ich es keinesfalls.“

      Er blickte zur Seite und murmelte: „Tut mir leid. Entschuldigen Sie.“

      „Jetzt fangen Sie wieder an wie damals nach dem Kino. Ich kann das nicht ausstehen.“

      Er schwieg und tat, als

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