Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018. Cedric Balmore

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Auswahlband Schicksalsroman 8 Romane in einem Buch September 2018 - Cedric Balmore

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zu haben, aus hunderttausend Gründen. Aber mit dem Transport ist das in seinem Zustand so eine Geschichte. Ich würde Sie für morgen freistellen, wenn Sie sich um ihn kümmern, bis es ihm besser geht. Auch übermorgen, wenn es sein muss. Ich komme schon notfalls auch ohne Sie zurecht. Aber wir können ihn natürlich auch in die Klinik schaffen.“

      Doris schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde mich um ihn kümmern. Kommen Sie morgen noch einmal vorbei?“ Er lächelte ihr zu. „Glauben Sie, dass ich es so viel besser gemacht habe als Sie? Bis jetzt waren Ihre Maßnahmen alle richtig. Wir müssen nur ein sekretverflüssigendes Mittel haben. Und das befindet sich in meiner Manteltasche.“ Er ging hinaus, um es zu holen, gab den Saft Doris und sagte: „Sechs Löffel am Tag. Verteilen Sie das über die Zeit. Geben Sie ihm ruhig noch drei heute. Aber natürlich nacheinander. Sie wissen ja Bescheid. Und er soll viel trinken, wenn er es verträgt. Tee oder was immer er mag. Nicht zu viel Fruchtsaft. Ich will mir noch seinen Hals ansehen, aber der ist bestimmt wund. Und deshalb langsam mit den Fruchtsäften.“

      Sie maß noch einmal Fieber, und es war trotz Aspirin und Wadenwickel noch ein wenig angestiegen. Winter schien das nicht zu beängstigen. Er gab Dr. Graf selbst eine Digitalis-Injektion und verabschiedete sich anschließend.

      Doris war wieder mit Dr. Wieland Graf allein. Einem erneuten Schüttelfrost war ein Schweißausbruch gefolgt. Ein Hustenanfall kam anschließend. Und wieder dieser ziegelrote Auswurf. Sie kannte das ja, und doch war es für sie anders als bei einem normalen Patienten.

      Der Anfall hatte ihn so geschwächt, dass er schlief. Er war offenbar total ermattet.

      Sie nutzte die Zeit, um in der Wohnung etwas aufzuräumen, soweit das jene Frau Hofer nicht schon getan hatte. Sehr gründlich schien diese Frau Hofer nicht zu sein. Dafür umso geschwätziger. Denn durch sie erfuhr ja Schwester Silke alles. Nur in diesem Falle, der Krankheit von Dr. Graf, hatte die Geschwätzigkeit einmal etwas Gutes gehabt.

      Doris straffte das Bett, ohne dass ihr Patient darüber wach wurde. Sie wischte ihm den Schweiß von der Stirn, erneuerte regelmäßig die Wadenwickel, und selbst davon wurde er nicht wach.

      Dass er so tief und fest schlief, machte sie besorgt. Sie maß erneut seinen Blutdruck, fühlte seinen Puls, hörte ihn mit dem Stethoskop ab, aber nichts war den Umständen gemäß unnormal.

      Draußen begann es zu dunkeln. Sie machte Licht an und saß am Bett des Kranken.

      Als sie starken Hunger verspürte und sich etwas zu essen machen wollte, fand sie nur angeschimmeltes Brot im Brotkasten. Der Kühlschrank war so gut wie leer.

      Diese Frau Hofer, dachte sie, hat sich in Wahrheit um nichts gekümmert.

      Wer weiß, wie gut er sie dafür bezahlen musste.

      Die Wohnung war ziemlich verdreckt. Frau Hofer schien tatsächlich ihr Geld nie wert gewesen zu sein.

      Es war schon zu spät, um noch etwas einzukaufen, und Doris überlegte, wie sie an etwas Essbares kommen konnte. Sie brauchte ja auch etwas für ihn, wenn er wirklich etwas wollte.

      Sie hatte sich überlegt, ihm ein Apfelkompott zu machen oder etwas Ähnliches. Vielleicht auch einen Obstsalat. Womöglich hätte er eine Suppe gewollt. Aber nichts von dem war im Haus zu finden.

      Da fiel ihr Silke ein. Sie ging draußen zum Telefon und rief ihre Kollegin an. Sagte ihr, was hier los war und bat sie, ihr doch irgendetwas zu schicken.

      „Ich komme selbst“, sagte Schwester Silke und war eine halbe Stunde später mit einem ganzen Korb voller Lebensmittel da. Auch ein paar Flaschen mit Sprudel und Säften hatte sie mitgebracht.

      „Ich will mich nicht lange aufhalten, Doris“, sagte sie gleich in der Tür. „Mein Mann wartet unten mit dem Wagen.“

      „Nun komm wenigstens mal mit herein“, erwiderte Doris. „Schönen Dank, dass du mir das alles gebracht hast.“

      „Ach was, das macht mir nichts aus. Wenn es dir nur hilft.“

      „Hast du aufgeschrieben, was es kostet? Ich will es dir bezahlen.“

      „Ich werde verhungern, wenn du das nicht sofort tust“, spöttelte Silke. Dann standen sie zu zweit an Dr. Grafs Bett. Er schlief noch immer.

      „Mein Gott“, sagte Silke nur. „Wo hat er das nur erwischt?“

      „Das frage ich mich auch.“

      Silke warf Doris einen bezeichnenden und vielsagenden Blick zu, aber sie sagte nicht, was sie dachte. Doris ahnte es auch so.

      Als Silke ging und sie sich draußen auf dem Flur verabschieden wollte, sagte sie noch zu Doris:

      „Die Wohnung sieht ja schlimm aus. Er hat doch Frau Hofer. Na, so richtig geputzt hat die offenbar nie. Sie ist ja auch sehr alt, vielleicht sieht sie den Dreck gar nicht mehr. Hier müsste mal jemand aufräumen. Überhaupt, so eine Wohnung zu haben; so ein altes Loch. Ich möchte nur wissen, wo er vorgestern mit Heidi gewesen ist. Vielleicht waren die schwimmen, und er hat sich erkältet.“

      Doris hatte darauf keine Antwort, und es bedeutete ihr auch nichts. Auch wenn ihr die Sache mit Heidi nicht gerade sympathisch war, hatte das für sie im Augenblick keinerlei Bedeutung mehr. Es ging ihm nicht gut. Und hier zeigte sich, dass eben auch ein Arzt von einer schweren Krankheit erwischt werden konnte. Die Frage war nur, ob und wie schnell das Antibiotikum wirkte.

      Als Silke gegangen war, aß Doris ein paar Happen. Darüber wachte Wieland Graf auf. Schwach, aber in etwas besserer Verfassung als vorhin, lächelte er Doris an.

      Sie hatte noch den Mund voll, kaute rasch und schluckte den Bissen hinunter. „Möchten Sie etwas essen?“, fragte sie.

      „Durst“, sagte er nur. Und sie beeilte sich, ihm einen Schluck zu trinken zu holen. Sie hatte draußen abgekühlten Tee. Und den schluckte er gierig hinunter. Ein ganzes Glas davon und dann noch ein zweites. Danach war er so erschöpft, dass er wieder die Augen schloss und apathisch im Kissen lag.

      Bei dieser Gelegenheit gab sie ihm auch das sekretverflüssigende Mittel, das Professor Winter mitgebracht hatte.

      „So gefallen Sie mir schon besser“, sagte Doris. „Jetzt nehmen Sie wenigstens die Medizin und sind nicht mehr so störrisch.“

      Als sie dann Fieber maß, stellte sich heraus, dass es etwas abgesunken war. Er hatte nur noch 39,5.

      „Wie hoch?“, wollte er wissen.

      Sie sagte es ihm und fügte hinzu: „Vielleicht sind Sie morgen wieder über den Damm. Aber Sie müssen liegen bleiben. Und wenn es Ihnen morgen besser geht, machen wir Atemübungen. Sie wissen ja selbst, wie wichtig das ist.“ Er wusste alles. Wie viele Hunderte von Patienten hatte er schon behandelt, wenn sie unter Pneumonie litten. Doch er selbst gebärdete sich wie jemand, der nicht einmal wusste, was Lungenentzündung ist. Ganz kurios wurde es für Doris, als er plötzlich sagte:

      „Ich muss aufstehen. Ich muss ... mal auf die Toilette gehen.“

      „Aber nein. Das fehlte noch. Sie bleiben stramm liegen. Was ist es denn? Verdauung oder ...“

      Er schüttelte den Kopf. „Klein. Nur klein“, erwiderte er. „Aber ich kann doch ...“

      Er wollte sich aufrichten, und sie drückte ihn an den Schultern

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