Gesammelte Weihnachtsgeschichten. Charles Dickens

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Gesammelte Weihnachtsgeschichten - Charles Dickens

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sagte sie zum kleinen Karl. „Ich möchte wissen, ob du verdienst, dass man deinethalben bis an der Welt Ende läuft!“

      Aber Gretchen klopfte ihr die Wangen, und fragte nach dem Prinzen und der Prinzessin.

      „Die sind nach fremden Ländern gereist!“ sagte das Räubermädchen.

      „Aber die Krähe?“ fragte Gretchen.

      „Ja, die Krähe ist tot!“ erwiderte sie. „Die zahme Geliebte ist Witwe geworden und geht mit einem Stückchen schwarzen wollenen Garn um das Bein; sie klagt ganz jämmerlich, und Geschwätz ist das Ganze! – Aber erzähle mir nun, wie es dir ergangen ist und wie du ihn erwischt hast.“

      Gretchen und Karl erzählten.

      Das Räubermädchen nahm beide an die Hände und versprach, dass, wenn sie je durch ihre Stadt kommen sollte, so wolle sie hinauf kommen, sie zu besuchen, und dann ritt sie in die weite Welt hinaus. Aber Karl und Gretchen gingen Hand in Hand, und wie sie gingen, war es herrlicher Frühling mit Blumen und mit Grün; die Kirchenglocken läuteten, und sie erkannten die hohen Türme, die große Stadt, es war die, in der sie wohnten, und sie gingen in dieselbe hinein und hin zu der Tür der Großmutter, die Treppe hinauf, in die Stube hinein, wo Alles wie früher, auf derselben Stelle stand. Die Uhr sagte: „Tick! Tack!“ und die Zeiger drehten sich; aber indem sie durch die Tür gingen, bemerkten sie, dass sie erwachsene Menschen geworden waren. Die Rosen aus der Dachrinne blühten zum offenen Fenster herein, und da standen noch die kleinen Kinderstühle. Karl und Gretchen setzten sich ein jeder auf den seinigen und hielten einander bei den Händen; die kalte leere Herrlichkeit bei der Schneekönigin hatten sie gleich einem schweren Traum vergessen. Die Großmutter saß in Gottes hellem Sonnenschein und las laut aus der Bibel: „Werdet ihr nicht wie die Kinder, so werdet ihr das Reich Gottes nicht erben!“

      Karl und Gretchen sahen einander in die Augen, und sie verstanden auf einmal den alten Gesang:

      „Rosen, die blüh’n und verwehen,

      Wir werden das Christkindlein sehen.“

      Da saßen sie beide, erwachsen und doch Kinder, Kinder im Herzen; und es war Sommer, warmer, wohltuender Sommer.

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      Christoph von Schmid

      Der Weihnachtsabend

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      von Schmid, Christoph: Der Weihnachtsabend

      Hamburg, SEVERUS Verlag 2015

      ISBN: 978-3-95801-928-7

      SEVERUS Verlag, Hamburg, 2015

      Der SEVERUS Verlag ist ein Imprint der Bedey Media GmbH.

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      © SEVERUS Verlag

      http://www.severus-verlag.de, Hamburg 2015

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      Erstes Kapitel

      Das Weihnachtslied

      An dem heiligen Abende vor dem Weihnachtsfeste wanderte der arme Anton, ein holder Knabe von acht Jahren noch durch die schneebedeckte Gegend hin. Der arme Kleine hatte seine blonden Locken, die von der Kälte angeduftet waren, noch mit dem leichten schwarzen Strohhute vom letzten Sommer her bedeckt, und seine beiden Wangen glühten hochrot von Frost. Er war nach Soldatenart gekleidet, und hatte eine niedliche scharlachrote Husarenjacke an. In der Rechten führte er einen dicken Stecken von Schlehdorn, und auf dem Rücken trug er ein kleines Reisebündelein, in dem sich all sein Hab und Gut befand. Er war aber fröhlich und guter Dinge, und hatte an der schönen, weißen Winterlandschaft umher und an den bereiften Hecken und Gesträuchen am Wege seine herzliche Freude. Indes ging die Sonne glutrot unter. Die angedufteten Halme und Zweige umher flimmerten wie mit rötlichen Fünklein bestreut und die Gipfel des nahen Tannenwaldes strahlten im Abendgolde.

      Anton dachte das nächste Dorf, das jenseits des Waldes lag, noch leicht zu erreichen, und ging mutig in den dicken, finstern Wald hinein. Er hoffte in dem Dorfe gute Weihnachtsfeiertage zu bekommen; denn er hatte gehört, die Bauern dort seien sehr wohlhabende und gutherzige Leute. Allein er war noch keine Viertelstunde gegangen, so kam er vom rechten Wege ab, und verirrte sich in die wildeste Gegend des rauhen, bergichten Waldes. Er mußte fast beständig durch tiefen Schnee waten, und einige Male versank er beinahe in Gruben und Schluchten, die unter dem Schnee versteckt waren. Die Nacht brach ein und es erhob sich ein kalter Wind. Wolken überzogen den Himmel und verdunkelten jedes Sternlein, das durch die schwarzen Tannenäste funkelte. Es ward sehr finster und fing aufs neue an heftig zu schneien.

      Der arme Knabe fand keine Spur mehr von einem Wege, und wußte nicht mehr wo an und wo aus. Müde vom langen Umherirren vermochte er nicht mehr weiter zu gehen. Er blieb stehen, zitterte vor Frost, und fing an schmerzlich zu weinen. Er legte sein Wanderbündelein in den Schnee, kniete daneben nieder, nahm seinen Hut ab, erhob seine starren Hände zum Himmel, und betete unter heißen Tränen: »Ach du lieber Vater im Himmel! Ach laß mich doch nicht in diesem wilden Walde, in Nacht und Frost umkommen. Sieh, ich bin ja ein armes Waislein, und habe keinen Vater und keine Mutter mehr! Ich habe niemand mehr als dich. Aber du bist ja der Vater aller armen Waisen. O laß mich nicht erfrieren; erbarme dich deines armen Kindes. Es ist ja heute die Nacht, in der dein lieber Sohn zur Welt geboren wurde. Um seinetwillen höre mich! Ach laß nicht eben in der Nacht, da sich alle Welt über die Geburt des göttlichen Kindes freut, mich armen Knaben hier einsam im Walde sterben.« Er legte sein müdes Haupt auf sein kleines Bündelein, und schluchzte und weinte bitterlich.

      Aber horch – da erklang es mit einem Male seitwärts von der Höhe herab, lieblich wie Harfentöne, und ein wunderschöner Gesang erhob sich und hallte von den Felsen wieder. Dem Knaben war es nicht anders, als hörte er die heiligen Engel Gottes singen. Er stand auf, horchte und faltete die Hände. Der Wind hatte sich gelegt, und kein Lüftchen regte sich. Unaussprechlich lieblich erklang der Gesang in der tiefen nächtlichen Stille des Waldes. Jetzt vernahm er deutlich die Worte:

      O sei getrost in jeder Not,

      Denn sieh, den liebsten Sohn hat Gott

      Zum Heiland dir gegeben!

      Auf ihn vertrau’ und fasse Mut,

      Was schlimm ist, macht er wieder gut;

      Er liebt dich wie sein Leben.

      Jetzt war es wieder stille; nur klangen noch wie ein leiser Widerhall einige sanfte Harfentöne nach. Dem guten Anton wurde es wunderbar um das Herz. »Ach«, sagte er, »so muß es den Hirten zu Bethlehem gewesen sein, als sie in jener heiligen Nacht den himmlischen Gesang vernahmen. Ich will wieder frischen Mut fassen und fröhlich sein. Sicher wohnen gute Menschen in der Nähe, die sich meiner annehmen; denn ich hoffe, daß sie nicht nur so schön singen, wie Engel, sondern auch so gut und freundlich gesinnt seien, wie die Engel!« Er

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