MAGNETSTURM. T. H. Isaak

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу MAGNETSTURM - T. H. Isaak страница 2

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
MAGNETSTURM - T. H. Isaak

Скачать книгу

durchmischt. Keine einseitigen Machtballungen.

      «Mein Beileid.»

      Für Pavlides kommt die Neuigkeit, wie offensichtlich auch für Papadopoulos, überraschend. Von einer Krankheit des Vizeministers ist der Öffentlichkeit nichts bekannt.

      «Und woran ist er denn gestorben? Er war ja nicht so alt.»

      «Ein Unfall. Es ist …, verflucht nochmal …»

      Lange Pause.

      Nun fehlen Papadopoulos tatsächlich auch noch die Worte. Pavlides stutzt, fühlt sich genötigt, die Konversation aufrecht zu erhalten.

      «Weiss man schon, was passiert ist?»

      Langsam erschleicht ihn das Gefühl, dass Papadopoulos nicht einfach einen guten Freund anruft, um ihn höflichkeitshalber zeitnah über den Hinschied des Vizeverteidigungsministers zu informieren. Kranidakis ist Pavlides ja schliesslich nicht persönlich bekannt. Hat Papadopoulos’ Anruf womöglich etwas mit meiner Position als Direktor der Kriminalpolizei von Thessaloniki zu tun?

      Sogleich verwirft er diese These jedoch wieder, als er vernimmt, dass Kranidakis mit dem Flugzeug verunfallt ist. Dafür ist das Büro für Flugunfalluntersuchungen zuständig.

      «Vor etwa zwanzig Minuten hat mich die Nachricht erreicht, dass er in einer unserer Regierungsmaschinen abgestürzt ist.»

      «Tragisch, aber …»

      «… Also, nicht wirklich abgestürzt. Der Pilot konnte die Maschine kurz vor dem Aufprall noch abfangen. Anscheinend gab es eine Havarie auf zehntausend Metern. Nach ersten Erkenntnissen fiel die Energieversorgung aus, und das Flugzeug stürzte mehrere Kilometer in die Tiefe.» Papadopoulos Stimme klingt nun wieder gefasster.

      «Und der Pilot konnte trotzdem sicher landen?»

      «Ja, Gott sei Dank. Genau deswegen rufe ich dich an.»

      Also doch. Sicherstellung des Flugzeuges, der Leiche, des Gepäcks. Befragungen der Mitreisenden und so weiter. Routine. Den Rest machen die Leute von der Flugunfalluntersuchung. Ich muss Manpower bereitstellen. Nun komm schon zur Sache, Dimos. «Auf dem Flughafen Thessaloniki, nehme ich an.»

      «Nein, Alexandroupolis.»

      Alexandroupolis, also. Dreihundert Kilometer. Vier Stunden mit dem Auto. Der diensthabende Beamte wird sich freuen.

      «Ich weiss noch nichts Genaueres, Nikos. Das Büro für Flugunfälle ist eingeschaltet und hält mich auf dem Laufenden. Angeblich gibt es mehrere Tote in der Kabine. Ich habe die Staatsanwaltschaft unverzüglich in Kenntnis gesetzt. Traianos wird noch heute Nacht nach Alexandroupolis fliegen.»

      Der unermüdliche Miltiades Traianos. Athener Staatsanwaltslegende. Ein alter Bekannter. Dürfte mittlerweile gegen die siebzig gehen.

      «Ich will, dass du in deiner Funktion als Direktor der Kriminalpolizei von Thessaloniki die polizeilichen Ermittlungen persönlich in die Hand nimmst und koordinierst. Das hier ist Chefsache, Nikos! Ich vertraue nur dir! Pack deine Kaderleute und mach dich auf den Weg! … Und halt mich auf dem Laufenden!»

      Aufgehängt. Na, toll. Durchatmen. VIAP-Pastille in den Mund schieben. Penelope anrufen.

      «Hör mal, Liebes, es wird heute nichts mit einem gemütlichen Abend. Ruf bitte den Piloten-Pikettdienst an und richte ihm aus, dass er die Maschine volltanken und für einen Flug nach Alexandroupolis bereithalten soll. In einer Stunde fliegen wir los. Du kommst mit!»

      Penelope Livanou. Pavlides’ Ehefrau. Vor einem Jahr war Hochzeit. Sie ist leitende Beamtin im Innendienst der Polizei, betreut die Rechtsabteilung und ist Liaison Offizierin des Nationalen Informationsdienst EYP. Eine unverzichtbare Stütze für Pavlides. Privat, wie auch im Dienst.

      Dann Telefonrally. Spurensicherung, Morddezernat, Gerichtsmediziner. Spätestens um Viertel nach zehn haben sich alle am Flughafen von Thessaloniki einzufinden. Ein sportlicher Zeitplan. Im abgesperrten Sektor ist der Polizeihubschrauber, eine Bo-105 stationiert. Startklar.

      Inspektion

      Der Pilot fliegt die ganze Strecke mit eingeschaltetem Nachtvisier. Pavlides döst im Helikopter vor sich hin. Ihm ist bewusst, dass es eine lange Nacht werden könnte. Tieffrequente, brummende Maschinengeräusche machen ihn schläfrig. Eine wohlige Lethargie. Jorgos Kapsis, der Gerichtsmediziner, schaut die ganze Zeit zum Fenster hinaus auf die Küstenlinie, derer entlang der Hubschrauber, auf einer Höhe von dreitausend Fuss, fliegt. Eine nicht enden wollende, funkelnde Lichterkette. Christos Arambatzis von der Spurensicherung und Prokopis Patsis von der Mordkommission starren stumm vor sich auf den Boden. Auf die vibrierenden, rutschfesten Stahlbodenplatten. Wären wohl beide lieber zuhause. Oder zumindest nicht in der Luft. Livanou – ihr Handy in der Hand – hört Musik über Kopfhörer und lehnt ihren Kopf an Pavlides’ Schulter. Kurz vor Mitternacht setzen die Kufen der Bo-105 auf dem Vorfeld des Provinz-Flughafens Alexandroupolis-Demokritos auf.

      Der Polizeichef Fotis Charalambidis persönlich, feinsäuberlich herausgeputzt als würde er auf einen Offiziersball gehen, empfängt Pavlides und sein Team. Begleitet wird er von einer ganzen Heerschar an uniformierten und zivilen Beamten. Dagegen sieht die kleine Delegation des Bürgermeisters von Alexandroupolis geradezu bescheiden aus.

      «Wir sind bestürzt über den Vorfall, Herr Direktor», wendet sich Charalambidis an Pavlides. Herr Direktor. Offensichtlich liegt ihm viel an formeller Korrektheit. Pavlides versucht sich derweil zu orientieren. Das Flugfeld ist durch die Scheinwerfer taghell erleuchtet. Links vor ihm, in einer Distanz von etwa fünfzig Metern, steht das Flughafenterminal. Auf dessen Aussichtsterrasse blitzen die Fotoapparate. Die Medien haben also bereits Wind von der Sache bekommen. Die Presseleute richten ihre Kameras und Teleobjektive auf das Objekt ihrer Begierde, das Regierungsflugzeug, das in etwa zweihundert Metern Entfernung am anderen Ende des Vorfeldes steht. Abgesperrt und umstellt von einem Dutzend Mann der Einsatzpolizei. Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, dass die Polizei in der Provinz verhältnismässig gut vertreten ist, während man sich in den Ballungszentren permanent mit Personalproblemen rumschlagen muss.

      «Sie möchten wohl unverzüglich mit der Zeugenbefragung beginnen, Herr Direktor», stellt Charalambidis beflissen fest.

      Pavlides winkt ab.

      «Nicht im Geringsten. Zeigen Sie uns zunächst das Flugzeug. Ich will erst mal einen Blick auf den Tatort werfen.»

      «Bitte entschuldigen Sie: Tatort?» hakt Charalambidis irritiert nach.

      «Ist jemand im Flugzeug ums Leben gekommen? Ein aussergewöhnlicher Todesfall?»

      «Ja, aber …»

      «Dann ist das Flugzeug defmitionsgemäss ein Tatort. Páme.»

      Gefolgt von einer Menschentraube aus Sicherheitsund Verwaltungsbeamten machen sie sich auf den Weg. Voraus schreiten Pavlides, Charalambidis und der Bürgermeister Lambakis, ein sympathischer Mittfünfziger im Anzug, mit feiner Metallrahmenbrille, Glatze und Vollbart. Begründer einer regionalen Bürgerbewegung, die in dieser Stadt die Geschäfte führt.

      «Das Flugzeug, eine Maschine des französischen Herstellers Dassault, landete um 21.08 Uhr auf dem Flughafen. Der Pilot hatte kurz vor Eintritt in den griechischen Luftraum einen Notruf abgesetzt. Die Feuerwehr stand bereit für den Fall, dass das Fahrwerk nicht hätte ausgefahren werden können.

Скачать книгу