Gottes Feuer. E.D.M. Völkel

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Gottes Feuer - E.D.M. Völkel

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ihren Laptop auf und fand Chris Mail.

      -Hallo Eva, leider reagierst du nicht, ich warte seit mehreren Tagen auf eine Antwort von dir, melde dich bitte. Chris-

      Eva starrte ungläubig seine Nachricht an, schüttelte verwirrt den Kopf und überprüfte ihren Posteingang. Hier war keine Mail von Chris angekommen, möglicherweise im Spam-Ordner? Ebenfalls negativ. Kurzentschlossen griff sie zum Handy, wählte Chris Nummer und wartete auf das Freizeichen. -Diese Rufnummer ist nicht vergeben- hörte sie die automatische Ansage. Erstaunt las sie den Eintrag ihres Telefonbuches und drückte erneut die Hörertaste.

      -Diese Rufnummer ist nicht vergeben-. ›Ok, dann hab ich definitiv etwas verpasst. Ruf ich in der Redaktion an und lass mich zu ihm durchstellen oder hat Moritz seine neue Handynummer? Ich muss sowieso mit ihm sprechen.‹ Das Signal ihres Telefons mahnte sie, dringend den Akku zu laden. Ihr prüfender Blick zur Uhr verriet, dass Moritz erst in knapp zwei Stunden hier sein würde. ›Dann doch vom Festnetz und die Redaktion‹, entschied sie, blätterte ihr Notizbuch auf und wählte die Zentrale der Zeitung an. Hier erfuhr sie, von einer freundlichen und höflichen Dame, Chris sei unterwegs und erst spät wieder erreichbar, es wäre besser, sie versuche morgen, im Laufe des Vormittags, ihn anzurufen.

      ›Verflixt, es ist zum Auswachsen. Heute ist der Wurm drin‹, gefrustet stand sie auf, ›Vielleicht brauche ich eine Pause. Kuchen backen, etwas Leckers kochen, eine große Tasse Tee und dem Regen zusehen.‹

      Nachdenklich stieg sie die Treppe hinunter und sah durch das Treppenhausfenster den Postboten einen großen Umschlag in des Nachbars Briefkasten werfen. ›Die Gemarkungskarte von Herr Gerhardt‹, fiel ihr siedend heiß wieder ein, ›Er hat sie mir extra geschickt, sie steckt noch in meinem Ordner.‹ Blitzschnell waren ihr Unmut und der Frust verflogen, sorgsam zog sie die Kopie der Karte aus ihrer Tasche und kehrte an ihren Schreibtisch zurück. Mit unterschiedlichen Farben zog sie die heutigen Gemeindegrenzen nach und umrahmte die ehemaligen Gebäude. ›Das Einzige was heute noch stand, waren ein Hangar und die Fuhrparkhalle.‹ Nachdenklich tippte sie mit dem Kugelschreiber auf die Schreibunterlage. Das Stakkato des Stiftes passte sie unbewusst dem Rhythmus der Regentropfen an. Die Gewissheit, dass es hier mehr als nur ein Geheimnis herauszufinden galt, breitete sich beständig in ihr aus. Der Krieg und die Zeit der Kapitulation waren voll von merkwürdigen Vorkommnissen. Überall kursierten die wildesten Gerüchte über angebliche Beuteverstecke, die gefunden werden wollten.

      Bereits der erste Skelettfund nahm viele Spalten der Zeitungen und eine Sondermeldung in den Hessennachrichten in Anspruch. Nach dem zweiten Fund kurze Zeit später, wurden beide ganz groß in den Tagesblättern und Nachrichten gebracht. Für wenige Tage war dies die Sensation. Live Übertragungen vom Schauerflugplatz bekamen die besten Sendezeiten und eine Extraspalte auf der ersten Seite. Reporter griffen uralte Berichte auf, wonach durch damalige Anzeigen die Vermutung nahe lag, das nach versteckten Gegenständen und persönlichen Dingen gesucht wurde. Rasend schnell verbreiteten sich die unglaublichsten Geschichten über das Internet, trieben immer neue kuriose Stilblüten von unentdeckten Kunstschätzen, geheimnisvollen Substanzen und die verschollenen Goldbarren vom 15. April 1945 verschwundenen Transport des deutschen Reichsbankgoldes nach Frankfurt.

      Diese Mutmaßungen zogen extrem schnell die modernen Schatzsucher mit ihren Sonden und Detektoren an. Die Bauarbeiten wurden empfindlich gestört, was die Ordnungsbehörde auf den Plan rief, welche die illegalen Zeltlager auflöste. Der Boom hielt jedoch nur einige Monate, bis sich die ernüchternde Erkenntnis in der gesamten Schatzsuchergemeinde verbreitete, dass das komplette Gelände mit den Lochstahlplatten der Start und Landebahnen durchzogen war. Auch der hartnäckigste Schatzsucher kapitulierte nach zwei Monaten erfolgloser Dauersuche.

      Tief in ihren Recherchen versunken hörte sie Moritz erst, als er schon mit einer Tasse Tee vor ihr stand.

      ›Diese liebe und fürsorgliche Geste von ihm, wie soll ich jetzt vorgehen? Egal was ich sage, es ist entweder für ihn oder für mich verkehrt‹, doch Moritz kam ihr zuvor.

      »Ok, was ist los? Du machst schon seit Tagen so ein komisches Gesicht. Was habe ich jetzt wieder angestellt?«

      »Lass uns runter gehen, du hast recht, wir müssen reden.«

      »So schlimm?«

      »Das kommt darauf an. Wohnzimmer oder Küche?«

      »Küche.« Gemeinsam stiegen sie die Stufen hinunter, gingen in die Wohnküche und setzten sich. Eva holte tief Luft, verwarf den ersten Gedanken und begann, »Moritz, ich weiß du hast eine harte Zeit hinter dir und eine ebenso aufreibende vor dir.«

      »Lass den Honig weg, ich bin schon groß.«

      »Wie weit bist du mit deinem Buch?«

      »Was hat das Buch damit zu tun?«

      »Wenn du eine Denkblockade hast oder Anregungen brauchst, frag mich doch bitte einfach, ich finde es nicht in Ordnung, dass du heimlich meinen Notizen und Ergebnisse durchsuchst.«

      Moritz Augen wurden groß wie Kuchenteller, was Eva ihm hier unterstellte, war in keiner Weise gerechtfertigt. Ohne ein Wort zu sagen, stand er auf, humpelte ohne seinen Stock ins Wohnzimmer hinüber und kam mit einem Packen Papier zurück. Diesen legte er bestimmt vor Eva auf den Tisch und sah sie abwartend an.

      »Das sind meine Entwürfe, Notizen und Zusammenfassungen. Ich habe keinen Grund in deinen Sachen herumzuschnüffeln und finde, da ist jetzt eine Entschuldigung fällig.«

      Eva betrachtete den Stapel, er war größer geworden, Moritz hatte tatsächlich weitergeschrieben, und dennoch wurden ihre Unterlagen durchsucht. Nicht sehr auffällig, jedoch gerade so viel, dass sie dies bemerkte. Moritz sah ihren leicht misstrauischen Blick.

      »Du bist noch nicht überzeugt? Brauchst du noch mehr Beweise um mir zu glauben?«

      »Entschuldige, ich glaube dir.« Mit zusammengekniffenen Augen sah sie an ihm vorbei zum Fenster hinaus. Er kannte diesen Blick, sie gab erst einmal nach, überzeugt war sie jedoch noch nicht. Etwas stimmte nicht, Eva bemerkte Kleinigkeiten, die ihm nicht auffielen. Am besten er ließ sie vorerst in Ruhe, griff den Stapel Papier, »Ich geh weiterschreiben«, und gab ihr einen Kuss mitten auf den Mund, den sie erwiderte.

      Das Gespräch war ohne greifbares Ergebnis verlaufen. ›Ich habe Moritz zu Unrecht verdächtigt. Er war es tatsächlich nicht. Wer kommt noch in Frage? Chris? Tom? Welchen Grund hätten die beiden? Im Gegenteil, Chris hilft mir, seine Recherchen sind Gold wert und Tom? Er ist eher Moritz Freund als meiner. In Zukunft schließe ich die Schubladen ab‹, entschied sie und stand fest entschlossen, dem ganzen einen Riegel vorzuschieben, auf. Mit einem Becher Eis und zwei Löffeln betrat sie das Wohnzimmer, »Frieden?«, sah ihn mit einem Lächeln in den Augen erwartungsvoll an und setzte sich dicht neben ihn. Er legte seinen Arm um sie und grinste zurück,

      »Frieden. Eva ich kenne Dich jetzt einige Zeit und bemerke sehr wohl, das etwas nicht stimmt. Dein Gesicht sagt mir, Du hast eine mögliche Lösung für Dich gefunden. Kann ich Dir dennoch helfen?«

      »Ja, das kannst Du. Ich habe von Chris eine Mail erhalten, er warte auf Antwort und ich würde mich nicht melden. Dann wollte ich ihn anrufen, doch er hat eine neue Handynummer, gib sie mir bitte.«

      »Chris hat keine neue Nummer, im Gegenteil, er ist ganz stolz darauf seit dem ersten Tag ein und dieselbe zu haben.« Verwunderung schwang in seinen Worten mit. Eva war aufgestanden und kam mit ihrem Handy zurück. Laut las sie den Eintrag in ihrem Telefonbuch vor. Moritz schupste sie an der Schulter, »Du hast einen Zahlendreher der letzten beiden Ziffern, dann kannst Du ihn auch nicht erreichen«, frotzelte er

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