Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung - Sandy Palmer страница 54
Hans fühlte sich schuldig. Und wenn alle zu ihm gesagt hätten, dass es Wahnsinn war, sich für etwas die Schuld zu geben, was er gar nicht verschuldet haben konnte, er selbst machte sich diese Vorwürfe. Ich habe sie betrogen. Ich habe ihr bis heute nichts davon gesagt, und ich werde es ihr niemals sagen können. Jetzt erst recht nicht. Aber ich werde es wieder gut machen, dachte er. Ich werde mich um dich kümmern, Ingrid. Ich werde nur für dich da sein, für dich und niemand anderen.
Nach der Notfalloperation wollte er auf die Station gehen, aber die Sekretärin des Chefarztes kam zu ihm und sagte: „Herr Dr. Berring, der Chef lässt Ihnen etwas ausrichten. Morgen kommen diese Herren aus Frankfurt. Sie wissen doch, diese Untersuchungsreihe, an der Sie zusammen mit unserem Anästhesisten teilnehmen werden.“
„Ach ja!“ Dr. Berring blickte die etwa fünfzigjährige blonde Chefsekretärin an, eine nette Frau, die er wegen ihrer Zuverlässigkeit sehr schätzte. Mit ihrer dunklen Brille und dem weißen Kittel wirkte sie streng und unterkühlt, ein Eindruck, der überhaupt nicht stimmte. Sie galt als sehr hilfsbereit und war immer recht nett ,Der Chef hat Sie für die Operationen, die morgen angesetzt sind, dispensiert“, sagte die Sekretärin.
Hans nickte nur, und es sah mürrisch, fast grimmig aus.
Ein wenig besorgt kam die Chefsekretärin näher und fragte: „Herr Dr. Berring, ist etwas mit Ihnen? Sind Sie krank? Sie sehen so blass aus.“
„Ach was“, meinte er schroff, „was soll sein? Ein Haufen Arbeit, was sonst?“
Sie blickte ihn zweifelnd an und sagte: „Vielleicht sollten Sie einmal Urlaub machen. Verdient hätten Sie es. Ihre Frau würde sich gewiss auch freuen, wenn Sie mit ihr in Urlaub führen.“
„Meine Frau liegt drüben in der Gynäkologie.“
„Um Himmels willen, das habe ich nicht gewusst“, sagte die Sekretärin erschrocken. „Entschuldigen Sie bitte. Wie geht es ihr denn?“
„Nun ja, wie soll es ihr gehen? Reden wir nicht davon!“ Er wandte sich ab und ließ die erschrocken dreinblickende Frau einfach stehen.
10
Auf dem Zeil wimmelte es von Menschen, die diesen schönen Augusttag zu einem Ausflug in die Innenstadt benutzten. Hier in der Fußgängerzone hatten sich auch ein paar junge Leute zusammengefunden, die, umringt von Zuschauern, Musik machten.
Heidi Rechner war gerade aus einem Warenhaus herausgekommen, warf einen kurzen Blick auf die musizierenden jungen Leute und entdeckte dann Veronika. Ihre langjährige Freundin stand dort drüben und schien etwas in ihrer Handtasche zu suchen. Sie hatte langes, bis zur Schulter reichendes dunkles Haar, trug eine pinkfarbene sportliche Bluse und einen weinroten Faltenrock mit lilafarbenen Karos. Wie immer wirkte Veronika Gstaad sehr attraktiv und sah weit jünger aus, als sie mit ihren sechsunddreißig Jahren war.
Heidi kannte Veronika fast so lange wie Dieter in Dr. Gstaads Abteilung arbeitete. Die beiden Frauen hatten sich kennengelernt und auf Anhieb sehr gut verstanden. Veronikas Rat war es auch gewesen, der Heidi veranlasst hatte, nicht nur Bühnenkostüme zu entwerfen, sondern auch schicke Mode für Menschen von heute zu schaffen.
Heidi ging auf Veronika zu, die sie immer noch nicht gesehen hatte, und rief ihren Namen. Veronika sah auf, erkannte Heidi und lachte übers ganze Gesicht. Es war ein schmales, sehr hübsches Gesicht. Veronika Gstaad verkörperte mit allem das, was man eine elegante moderne Dame nennt. Ihre Schönheit war nicht aufgesetzt. Sie kam von innen heraus.
Sie begrüßten sich, und Veronika fragte: „Was tust du hier in der Stadt? Ich hätte auf dich gewartet, wenn ich gewusst haben würde, dass du ...“
„Und ich bin bei dir gewesen, und du warst nicht da“, erwiderte Heidi. „Wollen wir einen Bummel machen? Oder setzen wir uns drüben in das Café?“
„Ich müsste eigentlich noch einige Dinge besorgen. Mein Mann fährt morgen nach Köln. Er hat da eine Besprechung in der Universitätsklinik.“
„Ach ja, ich weiß. Dieter hat es mir erzählt.“
„Du machst ein so verdrossenes Gesicht. Ist irgendetwas zwischen euch?“ Heidi zuckte die Schultern. „Nichts, und alles, alles und nichts. Ich würde dich damit langweilen.“
„Aber Liebes, wie kannst du mich damit langweilen? Wir haben uns doch immer über alles unterhalten. Wenn du etwas auf dem Herzen hast, dann schütte es aus. Nun gehn wir doch in dieses Café. Das, was ich holen will, hat Zeit. Walter kann warten.“
Heidi wusste, was es mit dieser Ehe zwischen Walter Gstaad und Veronika auf sich hatte. Vor zehn Jahren hatte sie für ihn geschwärmt. Aber jetzt machte sich der Altersunterschied von vierundzwanzig Jahren sehr deutlich bemerkbar. Die beiden hatten sich allerdings arrangiert. Über die Epoche der Streitigkeiten waren sie hinweg. Er tat, was ihm passte, und sie das ihre. Zueinander war man freundlich, höflich, wirklich intime Beziehungen bestanden nicht mehr.
Das mit dem Café erwies sich als Reinfall. Es war so überfüllt, dass sie keinen Platz fanden. Kurz entschlossen gingen sie weiter auf die Hauptwache zu und betraten das Café Kranzier. Dort fanden sie noch einen kleinen Tisch, bestellten sich etwas, und als der Kellner wieder weg war, erzählte Heidi von ihrem Erlebnis, der Autofahrt von München.
Veronika hörte gespannt zu, unterbrach Heidi aber mit keinem Wort. Und schließlich sagte Heidi: „Weißt du, es ist wie ein Einschnitt, als wäre ein Strich in meinem Leben gezogen. Die Zeit davor und danach. Ich habe versucht, es aus meinem ganzen Denken zu verbannen. Es gelingt nicht. Ich bin hingegangen und habe es Dieter gestanden. Er selbst hatte mir tags zuvor gesagt, dass er auf einer Fete, wie er es ausdrückt, mit einem Mädchen namens Renate Friedländer geknutscht hätte, harmlos. Bei ihm glaub ich das. Aber ich, ich habe ihn belogen, denn ich tat so, als sei es bei mir nicht anders gewesen, nämlich ebenfalls harmlos. Ein Kuss, mehr nicht. Was ihn dabei gewundert hat, ist die Tatsache, dass es sich bei Hans um einen Fremden handelt. Und er versteht nicht, was ich selbst ja kaum begreife, dass man einen Mann sieht und ihm verfallen ist. Du kannst dir nicht vorstellen, welche Kraft es mich gekostet hat, nicht mit ihm ins Bett zu gehen. Es ist ein unvorstellbarer Gedanke. Ich kann es gar nicht begreifen, was da auf mich eingewirkt hat, als wenn ich unter Hypnose gestanden hätte. Aber ich weiß nicht, ob ich ein zweites Mal die Kraft hätte. Dass es so etwas gibt ...“
Veronika lächelte wissend. „Natürlich gibt es so etwas. Jede Frau mit etwas Erfahrung kann es dir nachfühlen. Aber es ist natürlich klar, wer das nicht selbst am eigenen Leib erlebt hat. hält es für übertrieben. Es ist furchtbar. Ich weiß, was das heißt. Ich habe es dir noch nicht erzählt, aber mir ist ähnliches schon passiert. Im Grunde bin ich bis heute davon nicht losgekommen.“
„Kenn ich ihn?“, fragte Heidi.