Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
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„Und er ist nicht frei?“
„Doch, das ist er. Aber er würde mich niemals heiraten, solange sein Vater lebt. Es ist der Sohn meines Mannes aus erster Ehe. Wenn du so willst, mein Stiefsohn. Aber er war schon nicht mehr bei seinem Vater, als wir geheiratet haben. Er ist ledig. Wir lieben uns auch von dem Moment an, da wir uns das erste Mal sahen. Aber er brächte es nie fertig, seinem Vater den Schmerz zuzufügen, mich ihm wegzunehmen. Das ist unser Problem. Mit diesem Problem leben wir aber. Wir sind sogar, wenn man so will, damit fertig geworden. Wir sehen uns täglich, wir lieben uns und werden nie aufhören, uns zu lieben.“
„Glaubst du, dass das für mich beispielhaft ist?“, fragte Heidi.
„Ich weiß es nicht. Du sagtest vorhin, dass du seinen Namen kennst, durch einen Zufall kennengelernt hast, zwar nicht weißt, wo er genau wohnt, aber das leicht ermitteln könntest. Wie heißt er denn?“
„Das spielt keine Rolle“, erwiderte Heidi. „Es spielt wirklich keine Rolle. Ich kann ihn nicht suchen. Meine Ehe mit Dieter wäre von dem Augenblick an völlig zerstört.“
„Ist sie es nicht schon jetzt?“, fragte Veronika und sah Heidi aus ihren großen dunklen Augen prüfend an.
„Im Grunde ist sie es“, bestätigte Heidi. „Ich will es nicht wahrhaben, aber ich glaube, du hast recht. Sie ist es schon. Denn ich komme einfach mit meinen Gedanken nicht mehr von ihm los. Ich habe alles versucht. Wir sind aus gewesen miteinander, Dieter und ich. Wir wollten es uns schön machen. Aber er ist auch so eigenartig. Ich habe manchmal das Gefühl, dass er es mir sehr nachträgt, es mir so ankreidet, weil er glaubt, es sei eben doch etwas anderes als bei ihm. Ich meine, anders insofern, weil ich eben diesen Fremden geküsst hätte, während er ja immerhin mit einem Mädchen herumgeknutscht hat, das er schon lange kennt.“
„Wo liegt denn da der Unterschied? Sie ist nicht seine Frau und der sogenannte Fremde nicht dein Mann. Im Grunde kommt es auf dasselbe raus“, entgegnete Veronika. „Du kommst nicht von ihm los. Es hat gar keinen Zweck, dass du dir etwas vormachst. Wenn du mir den Namen sagst, könnte ich euch beiden helfen. Ich bin sicher, er möchte dich auch wiederfinden. Oder hast du eine Ahnung, ob er deinen Namen oder deine Autonummer kennt?“
„Meinen Namen sicher nicht. Bei der Autonummer, das gebe ich ehrlich zu, hatte ich schon gehofft, er hätte sie sich notiert, stünde eines Tages vor meiner Tür.“ Sie lachte. „Gehofft? Ich weiß nicht, was größer war, die Hoffnung oder die Angst davor. Stell dir mal vor, Dieter wäre da. Es klingelt, ich öffne, oder Dieter öffnet und er steht draußen.“
„Vielleicht warst du für ihn nur eine Episode, eine ganz harmlose Episode, an die er längst nicht mehr denkt.“
„Das sage ich mir ja auch. Andererseits, ich habe das Gefühl, dass es bei ihm so gewesen ist wie mit mir. Und deswegen meine ich, denkt er auch jetzt noch an mich, so wie ich an ihn denke.“
„Es könnte auch Einbildung sein“, gab Veronika zu bedenken.
Heidi schüttelte den Kopf. „Nein, irgendwie weiß ich es. Sicher, vom Verstand her sag ich mir auch, dass es Quatsch ist. Und doch spüre ich, dass das auch bei ihm etwas war, was außergewöhnlich ist, mehr als eine Liebelei, ein Flirt.“
„Sag mir den Namen, und ich arrangiere es für dich.“
„Du alte Kupplerin“, sagte Heidi lachend, „glaubst du wirklich, dass es einen Sinn hat?“
Veronika nickte. „Und ob es Sinn hat. Ich werde es für dich herausfinden. Sag mir den Namen!“
Heidi zögerte noch, doch dann schrieb sie Veronika den Namen auf: Dr. Hans Berring.
„Dr. Berring?“, fragte Veronika überrascht. „Und sagtest du nicht, der Wagen hätte ein Kölner Kennzeichen gehabt?“
Heidi nickte. „Wieso? Warum siehst du mich so an?“
„Ich glaube, ich kenne deinen Dr. Berring, zumindest habe ich von ihm gehört. Oberarzt Dr. Hans Berring von der Universitätsklinik.“
„Ja, ich glaube, das stimmt. So etwas stand unter dem Bild.“
Veronika lachte. „Dein Dr. Berring und mein Walterchen, die sitzen vermutlich morgen zusammen und reden über irgendein Medikament, das sie gemeinsam ausprobieren wollen. Jedenfalls habe ich so etwas gehört. Und der Name Dr. Hans Berring ist da mehrmals vorgekommen. Außerdem war er aufgeschrieben mit der ganzen Adresse auf Walters Block.“
„Das gibt es nicht. Das kann doch nicht wahr sein. Das würde ja bedeuten, dass Dieter ...“ Heidi sprach es nicht aus.
Veronika nickte. „Ja, das bedeutet es. Er ist doch auch dabei heute?“
„Wenn ich das so genau wüsste. Er hat gesagt, er hätte eine Dienstreise.“
„Ich kann Walter ja fragen, ob er mitfährt. Jedenfalls ganz gleich, ob er mitfährt oder nicht, Tatsache ist, dass es zwar völlig unmöglich klingt, aber offensichtlich wahr ist: Dein Geliebter und dein Mann werden künftig gemeinsam arbeiten, ohne voneinander zu wissen, welche Rolle sie in deinem Leben spielen. Ist das nicht phantastisch?“
„Es ist nur eine Frage der Zeit, wann alles herauskommen wird.“
„Herauskommen wird? Du tust ja gerade so, als hättest du eine Straftat begangen. Du liebst einen Menschen, und er liebt dich. Was ist daran verbrecherisch? Wie kann Liebe ein Verbrechen sein?“
„Mein Mann ist Dieter und nicht Hans.“
Veronika schüttelte den Kopf. „Du hast nur ein Leben, ein einziges Leben. Es kann lang, es kann kurz sein. Aber keiner weiß, wann es zu Ende ist. Ich weiß nicht, ob man die Zeit, das einzige, was unwiederbringlich ist, einfach vergeuden sollte. Du hast erkannt, dass du ihn mehr liebst als deinen Mann.“
„Ich weiß es eben nicht. Du, Veronika, es ist ganz eigenartig. Es hat mich erfasst wie ein Bazillus, wie eine Krankheit, gegen die ich machtlos bin. Oder könnte es so etwas wie Hypnose sein?“
„Ach, Unsinn“, widersprach Veronika. „Ich sagte dir, es ist mir mit Walters Sohn genauso gegangen. Jens und ich, wir haben uns gesehen und waren einander verfallen. Wenn es so ist, wie es bei uns war, kommst du nie mehr von ihm los und er nicht mehr von dir. Es ist das seltene Glück der sogenannten großen Liebe. Das ist wie ein Erdbeben, es ist ein Naturereignis. Es kann natürlich eine Katastrophe sein. Wir haben uns bemüht, daraus keine Katastrophe zu machen. Es wäre eine geworden, und es würde auch eine, wenn ich mich von Walter trennte. Walter und ich, das sagte ich dir schon, haben ein Abkommen miteinander, und wir leben gut damit. Nach außen sind wir ein Ehepaar. Er liebt es, mich vorzuzeigen. Noch sehe ich einigermaßen gut aus. Eines Tages werde ich auch kein Ausstellungsstück mehr für ihn sein. Aber er ist viel älter als ich. Meine Mutter hatte mich damals gewarnt. Sie sagte: ,Er ist einfach zu alt.' Und sie hatte recht.“
„Bei mir ist das alles ganz anders mit Dieter. Ich komme mir wie eine Verräterin vor.“
„Du kannst nicht gegen dich selbst an. Gegen deine Gefühle bist du machtlos.“
„Ich kann mich aber zusammennehmen, und ich versuche es, aber es gelingt mir nicht. Ich gebe mir Mühe, so zu sein wie immer. Aber ich habe das Gefühl, dass