Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung - Sandy Palmer страница 56
„Ja, das tue ich. Vielleicht wäre alles ganz anders, hätten wir uns länger, viel intensiver gekannt. Vielleicht wären mir mittlerweile Fehler von ihm ...“
Veronika schüttelte ungläubig den Kopf. „Das genau habe ich auch gedacht. Aber so ist es nicht, ganz und gar nicht. Du wirst sehen. Warte ein paar Tage. Dann reden wir noch einmal darüber. Am besten wäre, du würdest wegfahren. Irgendeine Fahrt machen, wie du nach Salzburg gefahren bist. Fahr einfach irgendwohin! Sag Dieter, dass du Kostüme vorführen müsstest. Vielleicht helf ich dir. Mir fällt da etwas ein. Ich habe einen guten Kunden in Zürich. Wenn ich mit ihm spreche, könntest du ihn tatsächlich mal einige deiner Entwürfe zeigen. Falls es ihn interessiert, hätten wir das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden.“
„Ach, ich weiß nicht. Es war letztens schon so ein fürchterliches Durcheinander bei uns. Dann zwinge ich ihn ja gerade dazu, sich gehenzulassen, und er glaubt dann ...“
„Ja, er glaubt, dass du ihm untreu werden könntest. Mach dir keine Sorgen! Du musst ganz einfach mal weg von ihm. Diese Heuchelei steht dir nicht. Früher oder später verrätst du dich, wenn er’s nicht jetzt schon gemerkt hat.“
„Das ist ja meine Angst, dass er es gemerkt hat. Ich träume von einem Phantom, einem Mann, von dem wir beide jetzt den Namen kennen, wir sogar wissen, wo er ist, aber niemand kann uns sagen, ob er je frei sein wird. Und ich kann nicht frei sein. Dieter ist mein Mann. Ich hätte nicht den geringsten Grund, mich von ihm scheiden zu lassen. Abgesehen davon, es sind immerhin vier glückliche Jahre gewesen, und sechs, die wir uns kennen.“
„Alles hat einmal ein Ende. Das Bessere ist der Feind des Guten.“
„So kannst du doch nicht von einer Ehe reden, Veronika. Du hast da freie Ansichten. Ich weiß. Aber ich bin da furchtbar altmodisch.“
„Und du liebst einen Mann, von dem du weißt, dass du ihn nie vergessen wirst. Der Mensch soll nicht Illusionen nachhängen. Die Wirklichkeit zählt. Du kannst das verwirklichen. Du kannst dein Glück packen. Fahr erst einmal nach Zürich! Ich werde das arrangieren. Vielleicht regelt sich vieles von selbst, bis du wieder da bist, und du kommst womöglich mit dir selbst ins Reine. Die Sache flaut ab, und du findest auch von innen her wieder zu Dieter zurück.“
„Ich wünschte, ich könnte es.“
11
„Das ist Herr Dr. Gstaad aus Frankfurt“, sagte die Sekretärin zu Dr. Berring und wies auf einen korpulenten, kahlköpfigen Mann, der durch die starken Gläser seiner dunklen Brille Dr. Berring musterte. Hans begrüßte seinen Besuch aus Frankfurt, nickte dann der Sekretärin zu und sagte: „Herzlichen Dank. Ich werde mich um meinen Besuch kümmern.“ Dann begrüßten sich Dr. Gstaad und Dr. Berring im großen Foyer der chirurgischen Klinik.
Die Sekretärin wandte sich noch einmal Dr. Berring zu und sagte: „Der Chef hat das Besucherzimmer für Sie beide freimachen lassen, und Sie können ja, wenn Sie wünschen, auch noch die anderen Herren hinzurufen.“
„Besten Dank“, sagte Hans noch einmal, lächelte seinem Besuch zu und ging mit ihm durch die Schwingtür in den langen Gang, wo rechter Hand das Besucherzimmer lag.
Hans war irgendwie flau im Magen. Er musste immerfort an Ingrid denken und an das furchtbare Schicksal, das keine Macht der Welt von ihr abwenden konnte. Der kalte Schweiß brach ihm aus. Er spürte, dass seine Hände zitterten und war froh, heute nicht operieren zu müssen.
Er hatte einen glatten klaren Schnitt machen wollen, um sich von ihr zu trennen. Aber jetzt konnte er es nicht mehr tun. Es wäre in seinen Augen die größte Gemeinheit gewesen, sie nun im Stich zu lassen. Er kam sich schuldig vor und war jetzt fest entschlossen, zu ihr zu halten ... bis zuletzt.
Die Unterhaltung mit Dr. Gstaad diente der Vorbereitung einer größeren Konferenz, an der die Assistenten Dr. Gstaads, aber auch die Mitarbeiter von Dr. Berring teilnehmen sollten. Obgleich es sehr wichtig war, was es zu besprechen gab, wirkte Dr. Berring zerfahren, unkonzentriert, ja manchmal direkt geistesabwesend. Dr. Gstaad hatte das längst bemerkt. Als er einmal eine Frage stellte und darauf keine Antwort bekam, blickte er Dr. Berring besorgt an und fragte über den Tisch hinweg: „Sagen Sie mal, Herr Berring, ist Ihnen irgendetwas? Sind Sie krank?“
Hans schrak wie aus den tiefsten Gedanken auf, blickte Dr. Gstaad verwirrt an und meinte: „Wieso? Was soll sein?“
„Ich hatte Sie eben gefragt, mit wie vielen Personen diese ersten Versuche durchgeführt werden können. Aber Sie haben mir keine Antwort gegeben.“ Hans lächelte verlegen. „Entschuldigen Sie bitte! Ich war wirklich etwas abgelenkt.“
„Sollten wir diese Besprechung unterbrechen?“, fragte Dr. Gstaad.
„Nein, nein“, erwiderte Hans. „Ich werde mich zusammennehmen.“
„Haben Sie irgendein Problem familiärer Natur?“
Hans nickte. „Meine Frau ist operiert worden. Sieht nicht besonders gut aus.“
„Krebs?“, fragte Dr. Gstaad.
Hans nickte. Dr. Gstaad ballte die Hände zu Fäusten, dass die Knöchel weiß wurden. „Das ist wirklich eine Geißel der Menschheit“, sagte er. „Wenn Sie wollen, machen wir am Nachmittag weiter. Möchten Sie zu Ihrer Frau gehen?“
„Nein, nein, wir können das Wesentliche noch besprechen. Es genügt, wenn ich in einer halben Stunde zu ihr gehe.“ Aber die Besprechung dauerte keine Viertelstunde mehr. Dr. Gstaad nahm Rücksicht auf Hans, und so trennten sie sich mit dem festen Vorhaben, sich am Nachmittag wiederzusehen.
Hans tat einen schweren Gang. Er wusste mittlerweile, dass die Röntgenaufnahmen, die von Ingrids Leber und Lunge gemacht worden waren, Metastasen gezeigt hatten. Und obgleich der Gebärmutterkrebs sehr spät Tochtergeschwülste bildet, war es hier schon der Fall. Mochten chemotherapeutische Mittel und die Kobaltbestrahlung das Wachstum der Karzinome aufhalten, völlig verhindern konnten sie es nicht. Wenn alles gutging, hatte Ingrid noch ein halbes Jahr. Aber selbst das war eine äußerst optimistische Prognose.
Als er dann an ihrem Bett saß, sie ansah und ihre Hand hielt, da musste er lächeln, musste so tun, als wäre gar nichts. Und sie lachte auch. Sie empfand keine Schmerzen und wusste nicht einmal, dass sie dies den schmerzstillenden Medikamenten verdankte, die man ihr injiziert hatte. Sie wusste nicht, was eigentlich bei der Operation gemacht worden war. Aber sie wollte es wissen.
„Hat man mir ... hat man mir etwa die Gebärmutter entfernt?“
„O nein, so schlimm war es noch nicht. Eine Kleinigkeit nur, ein Polyp. Man hat ihn weggenommen, mehr nicht.“