Küstengold. Kurt Geisler

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Küstengold - Kurt Geisler страница 11

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Küstengold - Kurt Geisler

Скачать книгу

bekannt war. Zur Windsurfstation zog es ihn nur, wenn es richtig heiß war und er abtauchen musste.

      Nachdenklich schlürfte er seinen Milchkaffee und beobachtete interessiert das gelangweilte Abhängen der Möwen auf der spiegelglatten Nordsee. Ab und zu verschaffte sich Stuhr ein wenig Abkühlung, indem er ein kühlendes Bad nahm.

      Mittags hielt es Stuhr nicht mehr aus. Zeit für einen Konterdrink, befand er und schälte sich vom Barhocker, um ein eiskaltes Bier aus der Bar zu holen. Dort buchte er auch einen Strandkorb, den er gegen die Sonne drehte, bevor er sich genüsslich niederließ.

      Die Nordseeluft tat seinem Schädel gut, das Bier auch. Vorsichtig zog er das Frauenbuch aus der Zeitung und begann, den Klappentest zu lesen. ›Powerfrau Bea stellt sich die Frage aller Fragen: Soll das mit 50 alles gewesen sein? Völlig zu Recht fragt sie sich, wo die Romantik in ihren Beziehungen geblieben war.‹

      Romantik? Das kam unerwartet und klang kompliziert für Stuhr. Hatten Jenny und er eigentlich romantische Momente gehabt? Außer im Bett natürlich?

      Während er darüber grübelte, schielte er zur Sonntagszeitung. Er könnte den Sportteil lesen. Oder diese Reportage über Sankt Peter. Jäh wurde er in seinen Gedankenspielen unterbrochen.

      »Moin, Stuhr. Schön heiß heute, was?«

      Stuhr musste nicht einmal hochblicken, denn er erkannte Oberamtsrat Dreesens dröge Stimme sofort. Er grüßte zurück. »Moin, Dreesen. Was machst du denn an der Westküste? Kleine Dienstfahrt in die Marsch?«

      Nur zögerlich und unsicher antwortete sein ehemaliger Mitarbeiter. »Nö, sonntags eher nicht. Ein bisschen die Füße vertreten und abschalten. Mal herauskommen aus dem Alltagstrott, du verstehst?«

      Stuhr verstand nicht, aber er hatte eine böse Ahnung. Bevor er Dreesen in die Augen blicken konnte, fegte Jenny Muschelfang um die Ecke und ohrfeigte ihn links und rechts mit ihrem Exemplar der Sonntagszeitung.

      »Du Ferkel, du lernst aber auch nichts aus deinen Fehlern. Und dann noch mit Schneider, diesem Betrüger.«

      Dreesen versuchte, sie von weiteren Schlägen mit der Zeitung abzuhalten. »Aber Jeanette, nun regen Sie sich bitte nicht so auf. Kommen Sie, wir gehen weiter. Der Kollege Stuhr hat doch nicht nur schlechte Seiten.«

      Das ›Sie‹ nahm Stuhr mit Befriedigung zur Kenntnis. Anscheinend war Dreesen bei ihr noch keinen Fingerbreit weitergekommen.

      Aber jetzt wurde Jenny zur Furie. Wütend blaffte sie Dreesen mit einem Fingerzeig auf Stuhrs Sonnenbrand an. »Nicht nur schlechte Seiten? Der hat doch noch einen hochroten Kopf vom letzten Saufgelage und trinkt schon wieder Bier um Bier in der Mittagssonne!«

      Sie holte nur kurz Luft, denn sie hatte den hellblauen Frauenroman entdeckt. Jetzt kam Jenny richtig in Fahrt. »Warte nur ab, mein Freundchen, bis dein Flittchen ihre Lektüre durchgelesen hat. Dann wirst du dein blaues Wunder erleben. Wo treibt sich das Luder überhaupt herum? Ist es die aus der Sonntagszeitung? Du Schuft!«

      Wieder schlug sie Stuhr die Sonntagszeitung mehrfach um die Ohren. Glücklicherweise zog Dreesen Jenny behutsam aus seinem Gesichtsfeld.

      Stuhr wurde mulmig. Welches Luder meinte sie nur? Er war sich keiner Schuld bewusst.

      Kurze Zeit später kehrte Dreesen alleine zurück. »Tut mir leid, Stuhr. Das wollte ich nicht. Jeanette und ich hauen jetzt besser ab. Kann ich etwas für dich tun?«

      Die Schläge von Jenny hatten Stuhr nicht wehgetan, nur ihre unbändige Wut. Aber sicher, Dreesen könnte etwas für ihn tun. »Sag mal, wer ist aktuell im Wirtschaftsministerium zuständig für diesen ganzen Energiekram? Genehmigungen und so.«

      »Der Kollege Meyer-Riemenscheidt. Den müsstest du noch von früher kennen. So ein jüngerer schwitziger Dicker mit roten Wangen. Er war früher für Wirtschaftsförderung an der Nordseeküste zuständig, jetzt prüft er alle möglichen Anträge im Energiebereich. Du kannst aber auch seltsame Fragen stellen.«

      »Wieso seltsam?«

      »Na, hör mal. Du ziehst hier über die Tische und durch die Betten und dann fragst du mich ausgerechnet nach dem Kollegen Meyer-Riemenscheidt.«

      Stuhr sah Dreesen ungläubig an. Der tippte an die Sonntagszeitung.

      »Das ist schon ein scharfer Feger in der Postille, Stuhr, mit dem du am Freitagabend auf der Arche Noah gefeiert hast. Da kann ich schon verstehen, dass du selbst Frauen wie Jenny abservierst.«

      Stuhr bemühte sich, seriös zu erscheinen. »Hör auf Dreesen, am Freitag war ich superbreit. Ich bin abgestürzt. Eine Ausnahme.«

      Dreesen beugte sich vor. »Kannst ja am kommenden Donnerstag zu meinem 50. ins Sportheim in meinem Dorf kommen. Da wird die Post so richtig abgehen.«

      Skeptisch fragte Stuhr nach. »Ist Jenny auch dabei?«

      Dreesen hielt den Finger vor den Mund. »Tschüß, ich muss weiter.« Dann entschwand er und eilte Jenny hinterher.

      Stuhr schob den Frauenroman beiseite und begann neugierig die Sonntagszeitung von hinten aufzublättern. ›VIPs: Strandleben in SPO – Schöne Frauen und Machos‹, das musste die Reportage sein.

      Bereits das erste Foto ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren. Schneider hielt lässig seine Overstolz im Mundwinkel, während er versuchte, mit einer brennenden 50-Euro-Geldnote Stuhrs Zigarre anzuzünden.

      Aber es kam noch schlimmer, denn auf dem zweiten Foto hielt Stuhr besitzergreifend die Bedienung Verena im Arm. Eigentlich ein schönes Foto, wenn sich seine rechte Hand nicht in ihren Ausschnitt geschlichen hätte und ihre rechte Brust fest umklammerte. Daher stammten also die vielen Fotoblitze, an die er sich noch vage erinnern konnte.

      Stuhr fluchte laut, bevor er begann, den Artikel genauer zu studieren.

      Drei schwarze Punkte

      Manchmal stehen Pressekonferenzen unter keinem guten Stern. Hansens Chef, der Polizeidirektor Magnussen, zog an diesem Montagvormittag eine unglückliche Miene, denn die Veranstaltung war dem Pressesprecher vollends entglitten.

      Sein Versuch, die Reporter in der Kieler Polizeidirektion mit vertraulichen Informationen über die Morde in Kiel und Eckernförde auf seine Seite zu ziehen, endete nahezu mit einem Aufruhr. Die Reporter waren aufgebracht und warfen der Kripo Unfähigkeit vor, ihre Bürger im nördlichsten Bundesland ordentlich zu schützen.

      Dabei war die Sachlage weitaus schlimmer, denn nach 14 Tagen, in denen die Presse an der Nase herumgeführt worden war, gab es immer noch keine einzige erfolgversprechende Spur.

      Hansen konnte sich plastisch die nachfolgende Dienstbesprechung ausmalen, denn Magnussen nahm solche Dinge immer ausgesprochen persönlich. Bei der letzten Besprechung hatte ihm sein Chef vor versammelter Mannschaft theatralisch eine virtuelle Blindenbinde überreicht.

      Dabei war sich Kommissar Hansen absolut sicher, keine Spur übersehen zu haben. Oberkommissar Stüber hatte ihn gestern Abend noch angerufen und darauf hingewiesen, dass der Täter zunehmend auf die Führungsetagen von Energieunternehmen zu zielen schien: Erst traf es einen Mitarbeiter, dann einen Werkstattleiter, jetzt einen Abteilungsleiter. Das nächste Opfer könnte ein Vorstandsmitglied oder ein Direktor sein, aber das war nichts für die Presse.

      Wieder einmal platzte

Скачать книгу