Küstengold. Kurt Geisler

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Küstengold - Kurt Geisler

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in deiner aktiven Zeit in der Staatskanzlei ständig mit Energiethemen zu tun gehabt, oder? Hier läuft ein großes Ding.«

      Stuhr schaute Hansen erstaunt an. »Ein großes Ding? Habt Ihr Hinweise auf die Täter?«

      »Schwierig. Fingerloos und seine Leute suchen noch nach weiteren Spuren oder möglichen Zeugen. Ich denke, dass die Zusammenhänge komplex sind.«

      Hansens Kollege hatte Stuhr jetzt bemerkt, denn er winkte ihm mit Mundschutz und blutverschmierten Latexhandschuhen fröhlich zu, als wenn man sich beim Kappenfest trifft.

      Stuhr wies auf die verstörte Schafherde, die auf der anderen Seite der Weide eng zusammen­gedrängt verharrte. »Hundert stumme Tatzeugen, Hansen. Fang bei ihnen an.«

      Der Kommissar seufzte. »Wenn es so einfach wäre. Schafe stehen symbolisch für Geduld. Ihnen wird die Unruhe kaum gefallen haben. Schau dich einmal um, Stuhr. Die Weide erlaubt einen Blick auf den Sitz der Firma von Sörensen auf der anderen Seite des Nord-Ostsee-Kanals, genau am Schnittpunkt einer viel befahrenen Land- und Wasserstraße. Der Zeitpunkt war gut gewählt, denn zu dieser frühen Zeit ist am Samstagmorgen normalerweise kein Mensch unterwegs. Das alles kann kein Zufall sein, Stuhr.«

      »Wurde dieser Sörensen denn vermisst?«

      »Nein. Jedenfalls wurde nach bisherigem Stand keine Anzeige bei der Polizei erstattet. Einem Brief zufolge, den wir beim Opfer gefunden haben, konnten wir entnehmen, dass er vor etwa vier Wochen zu Hause ausgezogen ist.«

      »Der Grund?«, fragte Stuhr.

      »Offenbar eine Geliebte. Jelena Simonovich, eine 23-jährige Rumänin. Aber die Grausamkeit der Tat spricht nicht gerade für ein Eifersuchtsdrama. Ich habe Oberkommissar Stüber gebeten, bei den Angehörigen schnellstmöglich nähere Informationen einzuholen.«

      Ob der dem Hauptkommissar Hansen zugeordnete Stüber erste Wahl bei den Ermittlungen war, bezweifelte Stuhr. »Inwiefern glaubst du, dass ich bei der Aufklärung helfen kann?«

      Hansen holte aus. »Man muss zunächst die Hintergründe betrachten, Stuhr. Die Nordstrom AG ist einer der wenigen verbliebenen kleinen unabhängigen Stromanbieter in Schleswig-Holstein. Das könnte vielleicht ein Schlüssel zu Auflösung des Mordes sein.«

      Stuhr blickte skeptisch. Er traute dem Kieler Kommissar nicht allzu tiefe Einblicke in die Energiewirtschaft zu, zumal die Kieler Rundschau in dieser Hinsicht nur wenig kritischen Lesestoff bot.

      Hansen setzte seinen kleinen Exkurs ungerührt fort. »Einige wenige große Unternehmen betreiben die Mehrzahl aller Kraftwerke und das Netz in Deutschland und sind an vielen kleineren Stadtwerken und Regionalversorgern beteiligt. Es scheint ein Wettbewerber mitzuspielen, der mit harten Bandagen um Anteile kämpft.«

      Stuhr nickte. Ihm war bekannt, dass der deutsche Energiemarkt weitgehend unter diesen Energieriesen aufgeteilt war. Das Bundeskartellamt verdächtigte diese Konzerne seit Langem, die Strompreise durch Absprachen in die Höhe zu treiben. Neuerdings sollten sogar russische Konzerne mitmischen.

      Kommissar Hansen bemerkte Stuhrs skeptischen Blick. »Nach der Einschätzung meiner Kollegen vom Wirtschaftsdezernat sollen die Energiekonzerne auch vor illegalen Mitteln nicht zurückgeschreckt haben: Bestechung, Betrug und Prostitution.«

      Stuhr musterte ihn ungläubig. »Ja, aber auch Mord? Wie soll ich dir helfen können? Das ist vermutlich alles eine Nummer zu groß für mich.«

      Der Kommissar wurde konkret: »Stuhr, du musst mit deinen alten Kontakten herausbekommen, ob ein Antrag bei der Landesregierung auf die Übernahme der Nordstrom AG vorliegt. Wenn ich das auf dem Dienstweg anschieben würde, dann hätte ich mit ziemlicher Sicherheit nach vier Wochen immer noch keine plausible Auskunft.«

      Stuhr wurde unwirsch. »Hansen, um das herauszubekommen, hättest du heute Morgen einfach kurz bei mir anrufen können. Das kann nicht der einzige Grund gewesen sein, mich zu nachtschlafender Zeit am Samstagmorgen an diesen grauenhaften Ort zu beordern.«

      Der Kommissar sah ihm fest in die Augen. »Ruhig Blut, Stuhr. Ich muss vielleicht ein wenig weiter ausholen, es muss aber unter uns bleiben. Dies ist nämlich bereits der dritte Mord in den letzten Wochen; immer am Wochenende, immer das gleiche Muster. Wir haben die beiden anderen Morde bis jetzt mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen vor der Presse unter Verschluss halten können. Das wird dieses Mal kaum gelingen, weil der Tatort unweit von einer vielbefahrenen Straße liegt.«

      Stuhr pfiff durch die Zähne. Jetzt kam Musik in diesen Fall. Sein erwartungsvoller Blick veranlasste den Kommissar, weitere Einzelheiten preiszugeben: »Die Serie begann vor zwei Wochen in Kiel. Ein Sensor im Gemeinschafts­­kraftwerk in Dietrichsdorf hatte nachts die Blockierung eines Abflussrohres gemeldet, das erwärmtes Kühlwasser in die Kieler Förde zurückführt. Taucher entdeckten unter Wasser die Leiche eines Mitarbeiters des Kraftwerks, der mit einem Nylontau an das Abflusssieb gefesselt war. Es könnte sich um das gleiche Material handeln, mit dem das Opfer auf dem Hubwagen angebunden wurde.«

      Stuhr bohrte nach: »Hatte der getötete Mitarbeiter auch eine Geliebte?«

      Der Hauptkommissar schmunzelte. »Nein, so einfach liegt der Fall nicht, und wie der ans Sieb geriet, das wissen wir auch nicht. Er wollte abends nur Zigaretten holen gehen.«

      »Gibt es denn kein Muster?«

      Hansen klärte ihn auf. »Alle Morde fanden am Wochenende statt. Der zweite Mord geschah am letzten Wochenende in Eckernförde. Der Werkstattleiter der dortigen Stadtwerke wurde verschmort auf den Isolatoren in einem Umspannwerk entdeckt. Keiner weiß, wie er dorthin gekommen ist. Offensichtlich haben der oder die Täter Schlüssel gehabt. Und ich kann dich beruhigen, Stuhr. Auch der Werkstattleiter hatte keine Geliebte.«

      Stuhr staunte nicht schlecht. »Drei ungeklärte Morde also. Was wird als Nächstes geschehen?«

      Hansen seufzte. »Wenn wir das nur genauer wüssten. Wir waren seit gestern alle in Bereitschaft. Von der Systematik her wäre nach Kiel und Eckernförde als nächste Stadt an der Ostsee Schleswig in Frage gekommen. Wir haben seit Freitag alle Gebäude der Schleswiger Versorgungsbetriebe überwacht. Dann ereilt den armen Kerl hier das Schicksal am Rande von Rendsburg.«

      Zu kurz gedacht, sagte sich Stuhr. Eine Landkarte als Täterprofil, so simpel schien auch ihm der Fall nicht gelagert zu sein. Größere Zusammenhänge hatte Kommissar Hansen offensichtlich nicht im Auge. Ihm war anzumerken, dass er mit seinem Latein am Ende war.

      Neue Erkenntnisse waren nicht mehr zu erwarten, und so unternahm er vorsichtig Anstalten, diesen unwirtlichen Ort zu verlassen. »Ich werde mich auf die Socken machen, Hansen. Alte Weisheit: Wer morgens vor neun Uhr auf der Straße ist, der ist nichts und der wird nichts. Ich fahr zurück nach St. Peter-Ording.«

      Der Kommissar spottete. »Klar, die erwarten dich in Sankt Peter bereits mit Pauken und Trompeten. Aber Spaß beiseite, Stuhr. Du weißt doch, wer in der Landesverwaltung für diese Dinge zuständig ist: Strom, Energie, Klimaschutz?«

      Stuhr überlegte. Gut, er könnte vielleicht einmal unverbindlich im Wirtschaftsministerium nachfragen. »Ich sehe mal, was ich die Woche über erreichen kann. Die Zuständigkeiten für die Energiewirtschaft sind quer über die halbe Landesregierung verteilt, das wird ein wenig dauern. Wie geht es hier weiter?«

      »Na ja, der Notdienst der Stadtwerke wird gleich das Windrad blockieren. Dann können wir die Blutspuren an den Flügeln mit denen auf dem Boden vergleichen. Ansonsten sehe ich nicht, dass wir hier noch großen Erkenntnisgewinn erzielen können.«

      Stuhr

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