Küstengold. Kurt Geisler

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Küstengold - Kurt Geisler

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lächelte entspannt. »Nein, da habe ich lediglich meine erste Million mit gemacht. Aber es war mühsam. Ich habe Pawel kurzerhand die Zimmerei geschenkt und bin mit meinem Kapital in interessantere Wirtschaftszweige eingestiegen. Ab und zu treffen Pawel und ich uns noch, dann trinken wir ein Fläschchen Wodka und erzählen uns die skurrilsten Geschichten.«

      Wieder schüttelte Stuhr ungläubig den Kopf.

      Schneider rückte jetzt ganz nahe. »Aber passen Sie auf. Wenn Sie Pawel begegnen und bei ihm eine Holzvilla bestellen, dann stammt im besten Fall lediglich das Holz des gefälschten Prägestempels aus ökologischen Beständen, denn das Baumaterial für die Holzhütten kommt aus den Wäldern der Umgebung von Tschernobyl.«

      Stuhr verzog ungläubig das Gesicht. War das nicht Betrug? »Und welche Geschäfte betreiben Sie jetzt, wenn ich fragen darf?«

      »Dürfen Sie, dürfen Sie. Ich habe mich voll und ganz dem Handel in der Energiebranche verschrieben. Die Politiker zwingen uns ja förmlich dazu, unsere Millionen im Energiebereich zu verdienen. Es geht nur noch um Papiere und Beratungsleistungen. Keine unliebsamen Mitarbeiter, keine quengeligen Kunden, keine Regressansprüche mehr. Nur noch schnelle Geschäfte ohne Vorleistungen. Ihren Namen habe ich leider immer noch nicht verstanden.«

      Nur der Nachname würde nichts von ihm verraten. Er reichte Schneider die Hand. »Stuhr. Aus Kiel. Moin.«

      Schneider sprang völlig unerwartet hoch und vollführte fingerhebend drei tänzelnde Drehungen, bevor er sich wieder setzte. »Ihr Norddeutschen seid schon ein Kapitel für sich. Nur nicht jemand anderem zu nahe kommen. Dabei kann ich Ihnen ein völlig neues Lebensgefühl erschließen.«

      Stuhr schüttelte uninteressiert den Kopf, weil es sich anhörte, als ob ihm Schneider Waldparzellen auf dem Mond verscherbeln wollte.

      Sein Sitznachbar stöhnte auf. »Meine Geschäfte sind konkreter als Sie denken, Herr Stuhr. Schauen Sie sich nur einmal das riesige Naturschutzgebiet vor St. Peter-Ording an, auf dem lediglich einige Pfahlbauten stehen. Das ist genau die richtige Stelle, um einen unterirdischen Speicher für Kohlendioxid einzurichten. Die wohlhabenden Touristen können auf den Pfahlbauten weiter feiern, und nicht einmal die barfüßigen Strandgänger werden sich gestört fühlen. Hier oben kann alles so bleiben, wie es ist, während unten eine neue Geldquelle unerlässlich sprudeln kann.«

      Skeptisch fragte Stuhr nach. »Ist das Ihr Ernst? Das ist doch vermutlich alles Naturschutzgebiet hier oder nicht?«

      »Richtig, das gehört alles zum Schleswig-Holsteinischen Nationalpark Wattenmeer. Und genau deswegen wird sich jedes Sandkorn, in das Sie hier investieren, über kurz oder lang in einen Klumpen Gold verwandeln. Sie müssen einfach nur daran glauben.«

      Das fiel Stuhr schwer. »Glauben?«

      Schneider überging die Nachfrage. »Mein Konzept ist, Chancen doppelt und dreifach zu nutzen. Nehmen Sie die Nordseeküste als Beispiel: unter dem Wattenmeer ein Kohlendioxidlager anlegen und obendrauf einen Offshore-Windpark setzen. Dafür werden Genehmigungen benötigt. Man muss also beste Kontakte zu allen Beteiligten haben. Genau das ist mein Job. Jede Genehmigung eine Million Euro Gewinn.«

      »Doppelt, ich verstehe. Aber dreifach?«

      Das erläuterte Schneider souverän: »Tourismusförderung. Ich berate Investoren und besorge Fördergelder. Bei meinen Kontakten kein Problem, verstehen Sie?«

      Stuhr entschied sich, ein neutrales Gesicht aufzusetzen. »Nö.«

      Schneider zog die Kumpelkarte. »Mensch, Stuhr. Verstehen Sie mich nicht falsch. Aus jedem Klumpen Gold werden zwei.«

      Stuhr liebte Milchmädchenrechnungen nicht. »Oder drei. Und in den Spiegel gehalten sind es dann sechs.«

      Schneider musste nun auch lachen. »Hab schon verstanden. Das ist nicht Ihre Welt. Lassen Sie uns noch einen Kleinen nehmen. Prost.«

      Stuhr prostete zurück, während er bemerkte, dass Verena bereits mit neuen Drinks im Anmarsch war. Bei Absenken auf den Tisch wirkten die rot schillernden Blutstürze harmlos.

      Jetzt rückte Schneider heran. »Ich setze mich zu Ihnen an den Tisch, da kann man sich besser unterhalten. Zu schade, dass es die Bundeswehr hier nicht mehr gibt. Das war eine regelrechte Goldquelle. Nach Übungen auf dem Sand oder Flugzeugabstürzen im Watt hat die Bundeswehrverwaltung immer gut Geld abgedrückt, um keinen schlechten Ruf zu hinterlassen. Ein Geschäftsfeld, das ich leider aufgeben musste. Trotzdem: pures Küstengold, die ganze Ecke hier. Glauben Sie mir.«

      Stuhr wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Schneider war ein abgebrühter Hund, ein richtiger Profitgeier. Aber das sollte Stuhr nicht weiter kratzen, denn er war nach St. Peter-Ording gekommen, um sich zu erholen. Mit Freuden registrierte er die gepflegten Hände von Verena, die neue Getränke servierte. Stuhr blieb nicht verborgen, dass anschließend diese Fingernägel den Rücken von Schneider herunterkratzten.

      Der reagierte unwirsch. »Bitte lass das, Verena. Kleine Mädchen sollten die großen Jungs nicht bei ihren Geschäften stören. Wir sind hier nicht im Streichelzoo.«

      Die Bedienung wich jedoch nicht von Schneider und begann mit beiden Händen, seinen Nacken intensiv zu massieren. Gequält lächelnd ließ Schneider die Prozedur über sich ergehen. Unangenehm konnte es nicht sein.

      Augenzwinkernd klärte die Kellnerin Stuhr auf. »Heutzutage muss man Kundenpflege betreiben. Es gibt nicht mehr genug zahlungskräftige Laufkundschaft wie früher. Die Zeiten ändern sich.«

      Als Schneider kurzzeitig genussvoll die Augen schloss, ging sie zum Generalangriff über. »Noch ein wenig Ganzkörperentspannung hinterher, der Herr Oberschneider?«

      Aber Schneider schüttelte ihre Hände von seiner Schulter und öffnete wieder die Augen. »Morgen vielleicht. Heute habe ich noch geschäftlich zu tun, meine kleine Honigschnute.«

      Verena bemerkte, dass sie zurzeit nicht mehr hilfreich sein konnte. »Dann erst einmal Wohlsein den Herren. Tja, wer nicht will, der hat schon.«

      Schnippisch drehte sie sich um und verließ die beiden, um die zahlreich aufgelaufenen Bestellwünsche von den Nachbartischen entgegenzunehmen.

      Erleichtert prostete Schneider Stuhr zu. »Verena ist schon eine klasse Frau, Stuhr. Aber einfangen lasse ich mich nicht.«

      Zum Trinken kam Schneider jedoch nicht, denn sein Handy klingelte. Offenbar war es der Pilot, der Bericht erstattete. Besonders aufzuregen schien Schneider dieser nicht. Er beendete das Gespräch, indem er den Piloten anwies, eine andere Maschine zu besorgen. Dann wendete er sich wieder Stuhr zu.

      »Jetzt aber. Prost.«

      Schneider kippte den Drink herunter und sog anschließend mit einem tiefen Zug eine gewaltige Menge Nikotin in sich hinein. Dieser Mann schien in allen Dingen maßlos zu sein.

      Stuhr tat es ihm nach, aber gewöhnen konnte er sich nicht an das Zeug. Zudem stieg es ihm mächtig in den Kopf.

      Schneider beugte sich wieder vor. »Meine Maschine muss geborgen und dann von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung begutachtet werden. Das kann Wochen dauern. Der Pilot soll deshalb eine andere Maschine auftreiben. Das wird am Wochenende nicht ganz so schnell gehen. Für mich heißt es, dass ich hier für ein paar Tage feststecke. Gibt es einen besseren Ort dafür?«

      Verena enterte mit neuen Drinks wieder den Platz und stellte die

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