Der dicke Mann. Wolfgang Armin Strauch

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Der dicke Mann - Wolfgang Armin Strauch

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länger im Bad brauchte. „Willst du mir was erzählen?“

      „Nein, nein. Es gibt nichts Neues.“

      Bei sich dachte er daran, dass er heute wieder Alina treffen würde.

      Andrzej Mazur konnte sich kaum konzentrieren. Mühselig kämpfte er sich durch den Stapel Papier. Die Befragungen lasen sich wie ständige Wiederholungen.

      „Zu viele Leute waren unterwegs. Sie hatten nichts gesehen.“

      Leberzirrhose war die Todesursache von Tadeusz Klimek schrieb der Gerichtsmediziner. Das waren alles viele Worte, aber kein Hinweis zur Tat, dem Täter oder möglichen Motiven.

      Er hatte bereits seine Jacke angezogen, als das Telefon klingelte. Sein Chef wollte ihn sprechen. Mazur ärgerte sich. Alina würde warten und dem Schlosser hatte er versprochen, ihn zur Wohnung mitzunehmen. Glücklicherweise war sein Kollege Krawczyk da. Kurz erzählte er ihm, was zu tun war. Nach dem Gespräch würde er nachkommen.

      Der Chef hatte Besuch aus Warschau. Obwohl er schon seinen Rapport hatte, musste er dem Offizier vom Innenministerium über den Stand der Ermittlungen berichten. Dann fiel dem Chef ein, dass es Mittag war. Er lud seinen Gast ein.

      Seine Jawa brachte ihn zur Wohnung der Klimeks. Er sprang die Stufen zum Eingang hinauf. Im Hausflur sah er, dass das Siegel an der Wohnungstür gebrochen war. Warum hatte Krawczyk nicht gewartet? Die Tür war nur angelehnt.

      Ärgerlich rief er: „Adam, warum hast du nicht …“

      Er hatte keine Chance. Der Schlag traf ihn zu schwer.

      Der Arzt hatte ein besorgtes Gesicht.

      „Er ist noch nicht bei Bewusstsein. Ihr Mann hatte großes Glück.“

      Alina berichtigte seine Annahme nicht. Adam Krawczyk stand dabei und sah zum Boden. Hätte er nicht zu lange beim Schlosser gebummelt, wären sie rechtzeitig angekommen und Andrzej würde nun nicht hier liegen. Als er die offene Tür sah, war ihm sofort klar, dass etwas passiert war. Er stürzte hinein und entdeckte ihn auf dem Fußboden liegend.

      Alina, die hinter ihm hereingekommen war, schrie. Sie beugte sich zu Mazur herunter, strich ihm über das Gesicht. Als sie seinen Puls fühlte und merkte, dass er am Leben war, küsste sie ihn auf die Stirn. Krawczyk stand da, wie angenagelt, bis sie ihn anschrie: „Worauf wartest du? Ruf den Notarzt!“

      Doch der Schlosser hatte schon Hilfe angefordert.

      Alina Klimek stieg zu ihm in den Krankenwagen. Die beiden Männer blieben zurück und warteten auf die Kriminaltechnik.

      Andrzej Mazur wachte erst nach Stunden auf. Er wusste nicht, wo er war. Im Halbdunkel erkannte er Alina, die seine Hand hielt. Neben ihr saß seine Mutter. Sie war eingeschlafen und lehnte sich an Alina. Was war geschehen? Er wollte etwas sagen, doch reichte seine Kraft nicht aus.

      „Ruhe dich aus! Es wird alles gut.“

      Er blickte Alina an und dachte: ‚Wie schön sie ist.‘

      Dann schloss er die Augen und bemerkte es nicht mehr, als seine Mutter wach wurde.

      Alina hatte dafür gesorgt, dass sie informiert wurde. In der Eile hatte keiner daran gedacht, sie aufzusuchen und von dem Unglück zu erzählen. Sofia Mazur begriff sofort, dass da etwas zwischen ihrem Sohn und Alina war. Die Art und Weise, wie sie im Krankenzimmer die Hand ihres Sohnes hielt, verriet alles. Es wärmte ihr Herz, trotz der großen Sorge um Andrzej.

      Sie wechselten sich an den folgenden Tagen ab. Wenn sie sich trafen, erzählte Frau Mazur davon, wie ihr Sohn als Kind war und Alina hörte zu. Erst nach einiger Zeit berichtete sie über ihre Kindheit. Vor allem, wie ihr die Mutter fehlte und wie Jadwiga versucht hatte, ihr ein Zuhause zu geben. Sofia spürte ihre Hilflosigkeit.

      „Nach dem Tod meines Mannes, dachte ich, dass es nicht mehr weitergeht. Alles schien so sinnlos. Wäre mein Junge nicht gewesen.“

      Übergangslos sagte sie zu Alina: „Du kannst mich gern Sofia nennen.“

      Die beiden Frauen umarmten sich.

      Der Chef hatte die Morduntersuchung an sich gezogen. Das bedeutete allerdings nur, dass Krawczyk die Arbeit von Mazur übernehmen musste und er selbst sich aufraffte, Berichte zu lesen. Zumindest war ihm seit dem Überfall auf seinen Mitarbeiter klar, dass es sich nicht um einen Raubmord handelte und Klimek unschuldig war.

      Es ging bei dem Fall um abgrundtiefen Hass gegenüber einer Frau. Doch warum bricht der Täter in die Wohnung des Opfers ein? Wonach hatte er gesucht? Und hatte er gefunden, wonach er gesucht hatte?

      Der Chef veranlasste, dass man das Haus rund um die Uhr bewachte. Ermittlergruppen befragten noch einmal die Leute der Umgebung.

      Adam Krawczyk setzte alles daran, jeder Spur nachzugehen. Die Kriminaltechniker untersuchten die gesamte Wohnung nach Spuren. Dabei fanden sie den Schlüssel für den Panzerschrank. Dieser steckte im Hohlraum einer Skulptur von Stalin, die auf dem Schreibtisch von Tadeusz Klimek stand und bei der ersten Durchsuchung übersehen wurde.

      Der Einbrecher hatte alle Räume durchsucht. Offenbar ging es ihm nicht um Wertsachen, denn eine goldene Uhr, Schmuck und antiquarische Gegenstände hatte er nicht mitgenommen. Demgegenüber hatte er Schubfächer mit Unterlagen herausgerissen und den Inhalt auf dem Boden zerstreut. Selbst Bilder hatte er abgenommen. Die Situation ließ nur den Schluss zu, dass es ihm um Dokumente ging. Am Panzerschrank fanden sich Spuren von Einbruchswerkzeugen. Hier war er aber erfolglos geblieben.

      Ein einziger fremder Fingerabdruck wurde gesichert. Er stammte von einem Bilderrahmen aus dem Zimmer der Jadwiga Klimek. Das Bild war aus dem Rahmen entfernt worden. Die Verriegelung auf der Rückseite war so gestaltet, dass der Täter gezwungen war, die Federn mit bloßen Fingern zur Seite zu schieben. Und trotz intensiver Suche fand sich kein Bild, das in den Rahmen passte. Also hatte er es mitgenommen.

      Krawczyk nahm sich vor, Alina Klimek nach dem Bild zu fragen. Der Chef machte Druck und wollte Ergebnisse sehen. Doch sie hatten nur zwei Fingerspuren und ein fehlendes Bild. Es gab keine Zeugen.

      Ein wenig Hoffnung verband er mit dem Inhalt des Panzerschranks. Doch der Inhalt war enttäuschend: Orden, Urkunden und persönliche Sachen von Tadeusz Klimek. Es gab noch einige Briefe. Diese betrafen aber Alina Klimek. Krawczyk legte alles wieder sorgfältig in den Schrank, verschloss ihn und steckte den Schlüssel ein. Er wollte nicht, dass die junge Frau, die sich so rührend um seinen Kollegen kümmerte, in die Untersuchungen hineingezogen wurde.

      Mazur ging es nach einer Woche merklich besser. Er trug zwar einen Verband um den Kopf, der an einen Turban erinnerte, doch die Kopfschmerzen waren fast weg. Die Besuche seiner Mutter und von Alina taten ihm gut. Als er einmal mit seiner Mutter allein im Zimmer war, hatte sie ihn gefragt, warum er nichts von ihr erzählt hatte. Er war wie ein kleiner Junge rot geworden und hatte nur herumgestottert. Sie hatte dann gelacht und auf eine Antwort verzichtet.

      Wenn Alina kam, war es ihm immer etwas peinlich, im Bett zu liegen. Er wusste nicht, wie er mit ihr über seine Gefühle sprechen sollte. Doch er war sich sicher, dass es nicht nur Mitgefühl war. Seine Mutter verhielt sich völlig anders. Sie sprach mit ihr, als ob sie sich schon ein Leben lang kannten.

      „Du musst ihr sagen, dass du in sie verliebt bist“

      Sie hatte gut reden. Er nahm sich vor, am Freitag mit Alina zu sprechen, wenn er aus dem

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