How Not To Die. Gene Stone

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How Not To Die - Gene  Stone

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wissenschaftliche Erkenntnisse verwirft, wenn sie gegen die vorherrschenden konventionellen Weisheiten verstoßen. Dafür gibt es sogar ein Wort: „Tomateneffekt“. Dieser Begriff wurde vom Journal of the American Medical Association in Anlehnung an die Tatsache geprägt, dass Tomaten einst für giftig gehalten und deshalb jahrhundertelang in Nordamerika gemieden wurden, auch wenn es überwältigende Gegenbeweise gab.57

      Es ist schlimm genug, dass die meisten medizinischen Fakultäten in den USA nicht einmal einen einzigen verpflichtenden Kurs zur Ernährungswissenschaft anbieten,58 aber es ist noch weitaus schlimmer, wenn die etabliertesten medizinischen Organisationen aktiv gegen eine stärkere ernährungswissenschaftliche Ausbildung von Ärzten zu Felde ziehen.59 Als herauskam, dass die American Academy of Family Physicians (Amerikanische Akademie der Hausärzte, AAFP) stolz eine neue Geschäftsbeziehung mit Coca Cola eingegangen war, um die Patientenaufklärung über gesunde Ernährung zu fördern, fiel einem der Geschäftsführer der Akademie kein besseres Argument ein, als zu erklären, dass so etwas kein Einzelfall bei der Akademie wäre, schließlich hätten sie schon seit einiger Zeit geschäftliche Verbindungen zu PepsiCo und McDonald’s.60

      Noch früher gab es sogar finanzielle Verbindungen zum Tabakhersteller Philip Morris.61

      Dieses Argument schien die Kritiker jedenfalls nicht zu beschwichtigen, also zitierte der Vertreter der Akademie die folgende Grundsatzerklärung der American Dietetic Association (Amerikanische Diätetische Vereinigung, ADA), dass „es keine guten oder schlechten Nahrungsmittel, sondern nur gute oder schlechte Ernährungsweisen gibt.“ Keine schlechten Nahrungsmittel? Tatsächlich? Die Tabakindustrie versuchte sich an einem ähnlichen Motto: Nicht das Rauchen an sich war schädlich, sondern nur „übermäßiges“ Rauchen.62 Kommt Ihnen bekannt vor, nicht wahr? Alles in Maßen.

      Die American Dietetic Association (ADA), die eine ganze Serie an Informationsblättern zum Befolgen einer gesunden Ernährung herausgibt, hat ebenfalls ihre Verbindungen zur Unternehmenswelt. Wer schreibt diese Informationsblätter eigentlich? Die Lebensmittelindustrie zahlt der ADA pro Infoblatt 20.000 US-Dollar, um ausdrücklich beim Entwurfsprozess beteiligt zu sein. Daher dürfen wir also alles Wissenswerte über Eier vom American Egg Board und mehr über die gesundheitlichen Vorteile von Kaugummi vom Wrigley Science Institute erfahren.63

      Im Jahr 2012 änderte die ADA ihren Namen in Academy of Nutrition and Dietetics, ihre Grundsätze aber scheinbar nicht. Sie erhält weiterhin jedes Jahr Millionen-Zuwendungen von den Produzenten von Junk Food, Fleisch- und Milcherzeugnissen, Erfrischungsgetränken und Süßwaren. Als Gegenleistung lässt sie zu, dass diese Weiterbildungsseminare anbieten, um Ernährungsberatern beizubringen, was diese ihren Patienten erzählen sollen.64 Wenn Ihnen in den USA jemand mit dem Titel „registered dietitian“ (zertifizierter Ernährungsberater) über den Weg läuft, hat er oder sie ihn von dieser Organisation verliehen bekommen. Glücklicherweise hat sich unter den Ernährungsberatern und Diätspezialisten eine Bewegung namens Dietitians for Professional Integrity (Ernährungsberater für berufliche Integrität) formiert, die sich diesem Trend entgegenstellt.

      Doch wie sieht es mit den Ärzten aus? Warum sagen meine Kollegen ihren Patienten nicht, dass sie sich von ihrem McChicken verabschieden sollen? Zu wenig Zeit während des Patientengesprächs ist eine häufige Ausrede, die Ärzte anbringen, doch der Hauptgrund, warum sie ihre Patienten mit einem hohen Cholesterinspiegel nicht zu einer gesünderen Ernährung anhalten, ist, dass sie glauben, die Patienten würden „Einschränkungen im Zusammenhang mit Ratschlägen zur Ernährung befürchten.“65 D. h. sie sind der Ansicht, dass ihre Patienten sich des Junk Foods, das sie essen, beraubt fühlen würden. Können Sie sich einen Arzt vorstellen, der erklärt: „Ja, ich würde meinen Patienten schon gern sagen, sie sollten mit dem Rauchen aufhören, aber ich weiß leider, wie sehr sie es lieben.“?

      Dr. Neal Barnard, Präsident des Physicians Committee for Responsible Medicine (Ärztekomitee für verantwortungsvolle Medizin), schrieb einen überzeugenden Leitartikel in der Ethikfachzeitschrift der American Medical Association, in dem er beschrieb, wie Ärzte von passiven Zuschauern oder sogar Wegbereitern des Rauchens zur führenden Gruppe im Kampf gegen Tabak wurden. Ihnen wurde bewusst, dass es wesentlich effektiver war, die Patienten dazu zu bewegen, mit dem Rauchen aufzuhören, wenn sie selbst keine Tabakverfärbungen mehr an den Fingern hatten.

      Heute sagt Dr. Barnard, dass „eine pflanzenbasierte Ernährung das ernährungstechnische Äquivalent davon ist, mit dem Rauchen aufzuhören.“66

      KAPITEL 2

      Lungenkrankheiten überlisten

      Der schlimmste Tod, den ich je miterlebte, war der eines Mannes, der an Lungenkrebs starb. Ich arbeitete zu jener Zeit als Arzt im Praktikum an einem öffentlichen Krankenhaus in Boston. Da es sich in den Statistiken der Gefängnisse nicht gut machte, wenn Insassen während der Haft dort verstarben, wurden todkranke Häftlinge für ihre letzten Tage in mein Krankenhaus verlegt, auch wenn es nur noch wenig gab, was wir für sie tun konnten.

      Es war Sommer und im Häftlingstrakt gab es keine Klimaanlage, jedenfalls nicht für die Häftlinge. Wir Ärzte konnten uns in die gekühlten Randbereiche der Station zurückziehen, doch die Häftlinge, die mit Handschellen an ihre Betten gefesselt waren, lagen bei dieser Hitze im oberen Stockwerk dieses großen Backsteingebäudes nur ausgestreckt in ihren Betten. Wenn sie mit Fußfesseln den Flur vor uns entlanggeführt wurden, folgte ihnen ein stechender Schweißgeruch.

      In der Nacht, als jener Mann starb, hatte ich eine meiner Sechsunddreißig-Stunden-Schichten. Damals arbeiteten wir bis zu 117 Stunden pro Woche. Es ist erstaunlich, dass uns dabei nicht mehr Menschen zum Opfer fielen. Nachts waren wir nur zu zweit: ich und ein schwarz arbeitender Arzt, der es vorzog, für seine 1.000 Dollar Vergütung zu schlafen. Somit war ich die meiste Zeit auf mich allein gestellt, wenn es um die Betreuung von Hunderten Patienten ging, einige von ihnen im Endstadium ihrer Krankheiten. Es war in einer dieser Nächte, durch die ich mich wegen des Schlafentzugs wie im Nebel schleppte, als mich der Notruf erreichte.

      Bis zu dieser Nacht waren alle Tode, die ich mitbekommen hatte, entweder solche, bei denen die Patienten bei meiner Ankunft bereits tot waren, oder solche nach einem Alarmruf höchster Priorität, wenn wir nach einem Herzstillstand verzweifelt und fast immer erfolglos versuchten, den oder die Patientin wiederzubeleben.

      Bei diesem Mann war es anders.

      Er krallte sich mit weit aufgerissenen Augen in sein Bett, während er verzweifelt nach Luft rang. Der Krebs hatte seine Lungen mit Flüssigkeit gefüllt. Er wurde buchstäblich vom Lungenkrebs ertränkt.

      Während er verzweifelt strampelte, funktionierte ich nur noch medizinisch und spulte wie im Lehrwerk alle möglichen Maßnahmen ab. Doch es gab nichts mehr, was ich für den Patienten tun konnte. Er brauchte mehr Morphium, das auf der anderen Seite des Trakts verwahrt wurde, doch mir blieb keine Zeit, dorthin zu rennen, geschweige denn, es rechtzeitig zum Patienten zurück zu schaffen. Ich war nicht gerade beliebt auf der Häftlingsstation. Einmal hatte ich den Fall eines Wärters gemeldet, der einen kranken Häftling schlug, und als Dank Todesdrohungen bekommen. Die Wärter würden mich niemals schnell genug durch die Sicherheitstür lassen. Ich flehte die Schwester an, das Morphium zu besorgen, aber sie schaffte es nicht rechtzeitig zurück.

      Das Husten des Mannes wurde zu einem Gurgeln. „Alles wird gut“, sagte ich. Noch im selben Moment dachte ich mir: Wie entsetzlich dumm, so etwas zu jemandem zu sagen, der gerade erstickt. Eine weitere Lüge in einer wahrscheinlich langen Reihe an herablassenden Äußerungen, die dieser Mensch im Laufe seines Lebens von diversen Autoritätspersonen zu hören bekam. Hilflos wechselte ich von der Arztrolle in die eines Mitmenschen. Ich nahm seine Hand in meine, die er mit all seinen verbliebenen Kräften packte,

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