Leander und die Stille der Koje. Thomas Breuer

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Leander und die Stille der Koje - Thomas Breuer

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und Galle spucken. Wie der allerdings mit dem Leiter der Inselpolizei umging, mit diesem Hinrichs, das war Baginski nach der nächtlichen Tortur eine Genugtuung!

      »Also noch mal«, ranzte Dernau ihn an. »Und jetzt reißen Sie sich mal zusammen und berichten in ganzen Sätzen. Sonst sitzen wir morgen früh noch hier.«

      »Ich habe doch schon alles gesagt«, verteidigte sich Baginski und leierte seinen ganzen Bericht noch einmal ab.

      Oberkommissar Hinrichs brachte zwei Tassen Kaffee in das kleine Besprechungszimmer, das seine Leute den Flensburger Kommissaren als provisorisches Büro eingerichtet hatten, und stellte sie vor den Kriminalbeamten auf den Tisch. Bennings schob seine Baginski hinüber, der ihm dankbar zunickte. Hinrichs wollte neben dem Zeugen stehen bleiben und der Vernehmung folgen, zumal die ohnehin genau so ablief, wie er sie in der letzten Nacht begonnen hatte, aber ein Blick von Dernau sorgte dafür, dass er den Raum fluchtartig wieder verließ.

      »Und wer Sie da umgerannt hat, haben Sie nicht erkennen können?«, fuhr Dernau fort.

      »Nein, es war dunkel, und der Typ hat mir die Tür vor den Kopf geknallt.«

      »Das merkt man«, kommentierte Dernau.

      »Aber dass es ein Mann war«, ging Bennings nun mit einem tadelnden Blick auf seinen Kollegen dazwischen, »das haben Sie erkannt?«

      »Ich habe ihn weglaufen gesehen. Von der Statur her war es ein Mann; kein alter Mann, so sportlich, wie er war. Höchstens vierzig oder fünfundvierzig, wenn überhaupt, eher jünger. Und als ich gefallen bin, habe ich, glaube ich, einen weiteren Schatten gesehen. Es könnten also zwei gewesen sein. Aber sicher bin ich mir da nicht.«

      »Und beide sind direkt auf den Haupteingang zugelaufen?«

      »Genau.«

      »Also wussten sie, dass die Klappbrücke offen war, und sind vermutlich auch dort hereingekommen und nicht über den geheimen Zugang auf der Rückseite«, stellte Bennings an seinen Kollegen gewandt fest. »Gut, Herr Baginski, wenn Sie sich an nichts Weiteres erinnern, können Sie jetzt gehen. Kommen Sie bitte morgen im Laufe des Tages, um das Protokoll zu unterschreiben. Falls Ihnen noch etwas einfallen sollte, wissen Sie ja, wo Sie uns finden. Und bitte verlassen Sie die Insel nicht, ohne vorher mit uns gesprochen zu haben.«

      Heinz Baginski ergriff die Gelegenheit, bevor sich dieser unerträgliche Dernau oder der Depp Hinrichs noch eine Gemeinheit einfallen lassen und ihn dabehalten konnten. Er stürmte an den Inselpolizisten vorbei und verließ die Wache.

      Hinrichs sprang auf und stürzte wütend in den Vernehmungsraum. »Wieso lassen Sie den Mörder denn laufen? Ich hatte ihn letzte Nacht fast so weit. Noch ein paar Stunden, und wir hätten sein Geständnis.«

      »Ach ja?«, fuhr Dernau ihn an. »Und was für ein Motiv sollte der Mann haben?«

      »Rickmers hat ihn überrascht. Reicht das nicht?«

      »Und darum bringt er ihn einfach um? Sagen Sie mal, Herr Hinrichs, wie kommt es, dass Sie hier die Polizeistation leiten, wo Sie doch offensichtlich auf der Polizeischule durchgefallen sind? Oder hat man Sie aus Mitleid im dritten Anlauf endlich bestehen lassen?«

      »Ich glaube nicht, dass er der Täter ist, Herr Hinrichs«, erklärte Bennings mit tadelndem Blick auf Dernau. »Er musste von hinten in die Vogelkoje eindringen, weil der Zugang an der Straße versperrt war. Das ist ein Hinweis darauf, dass das Opfer zu dem Zeitpunkt noch nicht in der Vogelkoje war. Die Täter müssen ebenfalls später gekommen sein, denn sie wussten im Gegensatz zu Baginski von dem offenen Hauptzugang.«

      »Und wenn Baginski sich das alles nur ausgedacht hat?«

      »Das glaube ich nicht. So abgebrüht ist der nicht.«

      Hinrichs wollte noch etwas erwidern, aber ihm fiel offensichtlich nichts Überzeugendes mehr ein, und so verließ er den Raum wieder.

      »Tja.« Bennings setzte sich auf den Stuhl, auf dem eben noch ihr Zeuge gesessen hatte. »Das hat uns ja nun nicht gerade weitergebracht. Bevor wir jetzt überlegen, wie es weitergeht, schließ doch bitte mal die Tür. Unser Sherlock Holmes muss nicht alles mitbekommen.«

      Dernau sah ihn erstaunt an, folgte aber der Aufforderung und knallte grinsend die Tür zur Wachstube vor den erstaunten Inselpolizisten zu. Dann setzte er sich auf die Kante des Tisches vor seinem Vorgesetzten und wartete.

      »Ich verstehe eins nicht«, begann der. »Dieser Hinrichs ist doch seit über fünfundzwanzig Jahren im Dienst. Wieso beißt der sich so in dem Baginski fest, obwohl offensichtlich ist, dass der nichts mit dem Mord zu tun hat? Nicht mal Totschlag im Affekt traue ich dem Wicht zu. Klar, viele Morde gibt es hier auf der Insel nicht, aber … wenigstens das ABC der Tatortsicherung müsste Hinrichs doch aus dem Effeff beherrschen. Warum begeht so ein erfahrener Beamter den Fehler, die Leiche wegschaffen zu lassen? Das heißt, wenn es ein Fehler war.«

      »Du meinst, es war Absicht? Ich glaube, der Typ ist einfach nur doof.«

      »Nein, mein Lieber, da machst du es dir zu leicht. Der hat zwar sicher nicht die Elektrizität erfunden und auch nicht in der ersten Reihe gestanden und ›Hier!‹ gerufen, als seinerzeit das Gehirn verteilt wurde, aber die Jungs auf den Inseln ersetzen mangelnde Erfahrung durch praktische Intelligenz. Bauernschläue, sozusagen. Wenn so einer gegen alle Dienstvorschriften verstößt, dann nicht, weil er es nicht besser weiß oder weil ihm gerade danach ist. Normalerweise ist dieser Typ Dienststellenleiter ein Rückversicherer. Wenn der so eine Entscheidung fällt, dann hat er dafür triftige Gründe.«

      »Und die wären?«, fragte Dernau, der genau wusste, wann er zuzuhören hatte.

      »Er vertuscht etwas. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann hat das mit dem Toten selbst zu tun, vielleicht mit seiner sozialen Stellung hier auf der Insel. Aber das kriege ich raus.« Er stand auf, öffnete die Tür und rief jovial: »Herr Kollege Hinrichs, kommen Sie bitte mal, wir brauchen Ihre Hilfe.«

      »Klar«, murmelte Hinrichs, allerdings so leise, dass Bennings es nicht mitbekam. »Ohne uns seid ihr hier auf der Insel nicht mal in der Lage, euren eigenen Arsch zu finden.«

      Er schlenderte betont lässig in das Verhörzimmer, griff sich unaufgefordert einen Stuhl und setzte sich an den Tisch. »Womit kann ich dienen?«, fragte er in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran ließ, dass er mit den Kollegen vom Festland am liebsten gar nicht mehr geredet hätte.

      Bennings gab Dernau ein Zeichen, woraufhin der sich von der Tischkante erhob und sich ebenfalls etwas abseits auf einen Stuhl setzte.

      »Kollege Hinrichs«, begann Bennings freundlich. »Uns ist natürlich klar, dass wir hier auf der Insel ohne Sie keine Chance haben. Sie kennen sich hier aus, wir nicht. Mit Ihnen reden die Leute, uns verraten sie kein Sterbenswort. Deshalb brauchen wir von Ihnen alle Informationen, die Sie uns über den Toten und sein soziales Umfeld geben können.«

      Hinrichs genoss die Situation und schwieg. So leicht wollte er es den arroganten Schnöseln nicht machen.

      »Also, Kollege, wer ist der Tote?«

      »Nahmen Rickmers«, antwortete Hinrichs und überlegte einen Moment, ob er es zunächst dabei belassen sollte, beschloss dann aber, den Bogen nicht zu überspannen. »Er ist … war Leiter des Hegerings Föhr.«

      »Hegering, soso«, kommentierte Dernau.

      »Was, bitte, ist ein

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