Leander und die Stille der Koje. Thomas Breuer
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Читать онлайн книгу Leander und die Stille der Koje - Thomas Breuer страница 16
Bennings sah Hilke Rickmers herausfordernd an.
»Na ja«, ging die auf seinen Blick ein, »es stimmt schon, was Brar sagt. Die Entenjagd ist traditionelles Kulturgut auf Föhr. Aber in letzter Zeit flüchten sich die Tiere in die sicheren renaturierten Bereiche. Und wenn die Jäger sie über den angrenzenden Wiesen abschießen, gibt es Ärger, weil das angeblich die brütenden Vögel aufscheucht und vertreibt.«
»Sie hätten mal erleben müssen, was ich für ein Theater wegen meiner Kanonen gehabt habe. Die Viecher gehen gerne mal ins Saatgut; klar, ist ja leichtes Futter. Also habe ich Druckkanonen auf meinen Äckern aufgestellt, um die Biester zu verjagen. Angezeigt hat der Wiese mich, der Dreckskerl. Das Ordnungsamt war da. Wenn ich weiterhin die brütenden Vögel auf den angrenzenden Flächen aufscheuche, muss ich hunderttausend Euro Strafe zahlen. Hunderttausend Euro! Das ist doch irre! Dass wir demnächst verhungern, weil wir kein Korn mehr ernten, ist egal, solange die Austernfischer nur ausreichend Nachwuchs kriegen.«
»Tja, das ist ja alles ganz interessant«, erklärte Dernau, »aber was hat das mit dem Mord zu tun? Warum sollte dieser Herr Wiese Ihren Freund Rickmers erschlagen? So wie Sie die Sachlage schildern, war er doch klar im Vorteil und hatte überhaupt kein Motiv.«
»Dem ist alles zuzutrauen!«, antwortete Brar Arfsten zunächst ganz allgemein, fuhr dann aber fort, als er Bennings’ Stirnrunzeln sah: »Weil Nahmen sich das nicht gefallen lassen hat. Der hat mit seinen Leuten trotzdem gejagt und über die Kreisjägerschaft Druck gemacht. Zum Glück jagen die Herren in der Kieler Regierung auch ganz gerne und haben ein offenes Ohr für unsere Probleme. Sie hätten mal erleben müssen, wie Wiese mit Nahmen rumgetobt hat, als aus Kiel das Aus für seinen Naturerlebnishof kam. Der wollte seine Wasserflächen den Touristen zeigen und ihnen mit Kaffee und Kuchen das Geld aus der Tasche ziehen, nur um dann noch mehr Land unter Wasser setzen zu können. Aber dafür hat er keine Genehmigung bekommen. Das hat Nahmen immerhin erreicht. Ist doch klar, dass Wiese sauer auf ihn war.«
»Also, Herr Arfsten, Sie beschuldigen Herrn Wiese des Mordes. Ist das nur eine Vermutung, oder haben Sie dafür auch handfeste Beweise? Wenn nicht, muss ich Sie warnen: Das ist ein verdammt schwerer Vorwurf, den Sie da erheben.«
Bennings zückte demonstrativ seinen Block, um sich nun die entscheidenden Notizen zu machen. Derartige Beschuldigungen kannte er zur Genüge, deshalb hatte er es sich zur Angewohnheit gemacht, etwas auf den Busch zu klopfen, um einschätzen zu können, ob die Wut oder der Verstand die Mutter beziehungsweise der Vater des Gedankens war.
»Langsam, Herr Kommissar«, begehrte Arfsten auf. »Sie waren es, der nach meinem Verdacht gefragt hat. Ich habe Ihnen gesagt, mit wem Nahmen Streit hatte, mehr nicht.«
»Sie haben also keine Beweise?«
»Ich war nicht dabei, wenn Sie das meinen!«
»Nicht?«, hakte Dernau nach und warf einen Seitenblick auf Hilke Rickmers, die erschrocken zusammenzuckte. »Frau Rickmers hat uns erzählt, dass ihr Mann einen Termin hatte. Hatte er den zufällig mit Ihnen, um das weitere Vorgehen gehen diesen Verein abzusprechen? Wo waren Sie denn, als Herr Rickmers erschlagen wurde?«
»Das ist ja wohl der Gipfel. Bin ich jetzt verdächtig?«
»Nur, wenn Sie kein Alibi für die Tatzeit haben«, erklärte Bennings ruhig.
»Ich weiß nichts von Nahmens Terminen. Mit mir hatte er jedenfalls keinen. Wenn wir etwas zu besprechen haben … hatten, trafen wir uns immer hier oder auf meinem Hof. Und gestern Abend war ich bis spät in die Nacht im Oldsumer Krug und habe Skat gespielt. Der Wirt kann das bezeugen, und Hein Frerich und Malte Ottensen auch, meine Skatbrüder.«
»Und Sie, Frau Rickmers? Entschuldigen Sie, wir müssen das fragen.«
»Ich war hier zu Hause, zusammen mit meinem Sohn.«
»Wie war Ihre Ehe, Frau Rickmers?«, wechselte Bennings das Thema.
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, waren Sie glücklich verheiratet?«
»Natürlich! Im nächsten Jahr hätten wir Silberhochzeit, wenn …«
»Gab es im Leben Ihres Mannes andere Frauen?«
»Nein!«
»Sicher?«
»Ja!«
»Und Sie, Frau Rickmers?«, mischte sich Dernau jetzt ein. »Wie ist das bei Ihnen?«
»Jetzt reicht es ja wohl!«, donnerte Brar Arfsten.
»Sagen Sie mal, Herr Arfsten, warum regen Sie sich jetzt so auf?«, erkundigte sich Dernau grinsend.
»Wie meinen Sie das?«
»Wessen Freund waren Sie noch mal? Der von Herrn Rickmers oder doch eher der Freund seiner Frau?«, schob Dernau nach.
»Das ist ja wohl eine Unverschämtheit!«, brüllte Arfsten und lief dunkelrot an. »Das wird Folgen für Sie haben. Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren!«
»Bei Herrn Hinrichs?«, fragte Dernau lachend.
»Wollen Sie nicht die Frage meines Kollegen beantworten?«, wandte sich Bennings in ruhigem Ton an Hilke Rickmers.
»Herr Arfsten ist ein Freund der Familie«, erklärte sie. »Reicht das?«
»Gut, wir werden Ihre Alibis überprüfen. Jetzt würden wir gerne mit Ihrem Sohn sprechen.«
»Maarten ist nicht da.«
»Wann kommt Ihr Sohn nach Hause?«
»Keine Ahnung. Eigentlich müsste er längst hier sein, aber der Tod seines Vaters hat ihn sehr getroffen. Ich nehme an, dass er bei Freunden ist, um Trost zu suchen.«
»Eine letzte Frage noch, Frau Rickmers.« Bennings schaute sie durchdringend an. »Ihr Mann hat Ihre Fleischereikette geleitet. Von Herrn Hinrichs wissen wir, dass Sie sich da weniger engagiert haben, und Sie haben das ja eben auch bestätigt. Können Sie sich vorstellen, dass sein Tod etwas mit dem Geschäft zu tun hat?«
»Unsinn«, antwortete Hilke Rickmers entschieden. »Was soll das denn miteinander zu tun haben? Die Läden laufen gut, wir achten darauf, dass wir nur bestes Fleisch einkaufen. Außerdem hat mein Mann ja schon länger kaum noch etwas mit dem Tagesgeschäft zu tun. Wir haben eine Geschäftsführerin, der wir vollständig vertrauen. So konnte sich mein Mann intensiv um seine Position in der Jägerschaft kümmern. Er hatte da noch Ambitionen.«
»Davon haben wir gehört«, lenkte Bennings ein. »Dann sind Ihre Geschäfte ja nun nicht gefährdet, nachdem Ihr Mann sie nicht mehr leiten kann.«
»Nein, Frau Olsen ist sehr selbstständig. Mit ihr haben wir großes Glück. Die Läden laufen sehr gut und werden von Jahr zu Jahr gewinnbringender. Nach dem Abitur soll mein Sohn Betriebswirtschaft