Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 13
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Marika lag auf der Couch in Dannys Wohnung und döste vor sich hin. Als sie hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte, hob sie den Kopf.
»Hallo, Marika, da bin ich wieder«, begrüßte Danny seinen Gast mit klopfendem Herzen. Was würde sie wohl dazu sagen, dass er nicht allein gekommen war?
Seine Befürchtungen waren nicht unbegründet. Marikas Augen wurden kreisrund, als sie Daniel erblickte.
»Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«, rief sie und wollte sich von der Couch hochrappeln, als Danny schon bei ihr war und sie mit sanfter Gewalt auf das Sofa zurück drückte.
»Keine Panik«, sprach er beruhigend auf sie ein. »Das ist mein Vater Dr. Daniel Norden. Er ist Arzt wie ich und unterliegt der Schweigepflicht.«
»Sie müssen sich keine Sorgen mehr machen, Marika.« Daniel war an ihre andere Seite getreten. Während er mit ihr sprach, stellte er seine Arzttasche auf den Boden und ließ die Schlösser aufschnappen. »Ich habe vorhin mit einem befreundeten Anwalt gesprochen. Er kümmert sich darum, dass Sie neue Papiere und auch ein Visum bekommen. Das heißt, dass Sie hier in Deutschland bleiben können.«
Es dauerte einen Moment, bis die Botschaft in Marikas Bewusstsein angekommen war. Sie strich sich eine Strähne aus der verschwitzten Stirn und gab endlich ihren Widerstand auf. Erschöpft sank sie zurück in die Kissen.
»Ist das wirklich wahr? Oder sagen Sie das nur, um mich zu beruhigen?«, fragte sie leise.
»Sie können mir vertrauen.« Dr. Norden maß ihren Puls und prüfte die Reflexe ihrer Pupillen. Dabei bemerkte er, dass sich der Glaskörper ihrer Augen bereits gelblich verfärbte. Er schickte Danny einen vielsagenden Blick. Es war Eile geboten. Marika brauchte dringend Medikamente.
»Außerdem haben wir veranlasst, dass deine Tante Liana gesucht wird«, erklärte Danny und brachte eine weitere warme Decke, um Marika für den Transport in die Klinik vorzubereiten. »Alles wird gut. Du wirst sehen. Und jetzt fahren wir in die Klinik. Einverstanden?«
Aus müden Augen blickte Marika von einem zum anderen und haderte sichtlich mit sich. Erschöpfung und Schmerzen gaben schließlich den Ausschlag.
»Also gut.«
Daniel nickte seinem Sohn zufrieden zu.
»Dann mal los. Wir sollten keine Zeit mehr verlieren.«
*
Nachdem sich Oliver eine Weile von den Strapazen erholt hatte, stand er auf und begann, unruhig in der kleinen Studentenwohnung auf und ab zu gehen. Tatjana, die sich in der Zwischenzeit an ihren Schreibtisch gesetzt hatte, um an ihrer Hausarbeit weiterzuschreiben, wurde fast wahnsinnig.
»Kannst du bitte mit dieser Wanderung aufhören?«, fragte sie sichtlich genervt.
»Ach, Schnecke, ich fühl mich so schlecht.« Mit hängenden Schultern blieb Oliver vor ihr stehen.
»Ich mach dir keine Vorwürfe!«, versuchte sie halbherzig, ihn zu beruhigen.
Doch er schien ihr gar nicht zuzuhören.
»Glaubst du, dass Natascha mir noch eine zweite Chance gibt?«
Unwillig runzelte Tatjana die Stirn.
»Hör mal. Du bist vor ein paar Stunden von deiner eigenen Hochzeit getürmt und denkst jetzt über eine zweite Chance nach? Das ist doch alles nicht mehr normal.«
Zu ihrem Erstaunen lächelte Oliver.
»Es ist Unsinn, sagt die Vernunft. Es ist, was es ist, sagt die Liebe«, zitierte er den Anfang des berühmten Gedichts von Erich Fried.
Tatjana zögerte. Dann seufzte sie und legte endgültig den Stift weg.
»Na, ich weiß nicht, ob eure Gäste ein zweites Mal zu eurer Hochzeit kommen würden.«
»Vielen Dank, Schnecke. Du bist eine echte Freundin«, murrte Oliver. »Deine besondere Stärke liegt darin, anderen Menschen Mut zu machen.«
Diesen Vorwurf wollte Tatjana nicht auf sich sitzen lassen.
»Warum bist du dann hier? Dann geh und rede mit Natascha. Sag ihr, dass du sie über alles liebst und dass du Angst hattest, ihr nicht gerecht zu werden.«
»Aber das stimmt doch gar nicht.«
Genervt verdrehte Tatjana die Augen.
»Na und? Aber es hilft! Frauen hören so was gern. Außerdem musst du ihr ja irgendwas sagen. Das, was du mir erzählt hast, wird sie als Grund für deine Flucht kaum gelten lassen«, gab sie zu bedenken und konnte sich nur über die Verfassung wundern, in der sich ihr sonst so selbstsicherer, souveräner Freund befand. »Frauen mögen keine Feiglinge.« Nie hätte sie für möglich gehalten, dass er einmal vor seiner eigenen Hochzeit davonlaufen würde.
»Glaubst du wirklich, dass ich es versuchen sollte?«, fragte er in ihre Gedanken hinein. Wie er so vor ihr stand, ein gutaussehender Mann im zerknitterten Hochzeitsanzug und mit verrutschter Fliege, tat er ihr fast leid.
»Natürlich glaube ich das«, wiederholte Tatjana mit Nachdruck.
»Also gut.«
Im ersten Augenblick erwartete sie, dass Oliver sich auf der Stelle von ihr verabschieden und zu Natascha gehen würde. Doch stattdessen kehrte er aufs Sofa zurück, setzte sich und vergrub den Kopf in den Händen.
»Was ist denn jetzt schon wieder los?«, fragte sie fast ärgerlich.
Verwundert hob Oliver den Kopf.
»Nichts. Aber ich hab ja keine Ahnung, wo Natascha im Augenblick steckt. Deshalb werde ich wohl oder übel bis heute Abend warten müssen, bis ich sie zu Hause antreffe.«
Diesem Argument hatte Tatjana nichts entgegen zu setzen. Seufzend wandte sie sich wieder ihrer Arbeit zu und hoffte, wenigstens eine Weile ungestört schreiben zu können. Doch die Gedanken an Danny, der sich nicht wieder bei ihr gemeldet hatte, machten ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung, sodass sie schließlich entnervt aufgab.
*
»Wir brauchen eine Blutuntersuchung und eine Sonographie der Leber«, erklärte Dr. Norden mit fester Stimme, als er die kranke Marika auf seinen eigenen Armen in die Notaufnahme der Behnisch-Klinik trug. Die Klinikchefin Dr. Jenny Behnisch, die in ein Gespräch mit einer Schwester vertieft gewesen war, blickte überrascht auf.
»Daniel, was ist passiert?«
»Verdacht auf Hepatitis C«, erklärte er kurz angebunden und sah sich nach einer Liege für Marika um.