Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden (ab 600)

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wies einen Pfleger an, ein Bett zu bringen, und nur ein paar Minuten später konnte Daniel seine leichte Last ablegen.

      Marika war so erschöpft von den Schmerzen und all den anderen Krankheitssymptomen, dass sie willenlos alles mit sich geschehen ließ.

      »Bist du sicher, dass es nur das ist?«, fragte Jenny ihren langjährigen Freund und Kollegen skeptisch, während sein Sohn Danny half, das Bett mit der Kranken in ein Behandlungszimmer mit Ultraschallgerät zu fahren. Er war froh darüber, nicht zur Tatenlosigkeit verdammt zu sein. »Sie ist in einem schlechten Zustand.«

      »Wahrscheinlich spielt die Psyche eine nicht unerhebliche Rolle«, beantwortete Danny anstelle seines Vaters diese Frage. »Marikas Vater sitzt in Georgien im Gefängnis, und sie wurde auf der Zugfahrt bestohlen.«

      »Gut möglich, dass ihr das bei ihrer ohnehin angeschlagenen Gesundheit den Rest gegeben hat«, stimmte Jenny dieser Vermutung zu.

      Sie waren im Behandlungsraum angekommen. Der Pfleger schloss die Tür, und eine Schwester half Marika dabei, den Bauch frei zu machen.

      »Vorsicht, jetzt wird es ein bisschen kalt.« Jenny drückte ein durchsichtiges Gel auf Marikas flachen Bauch.

      Trotz der Warnung zuckte die junge Frau ein bisschen zusammen und stöhnte leise auf, als Jenny den Schallkopf aufsetzte. Die Klinikchefin höchstpersönlich führte die Untersuchung durch, während Daniel aufmerksam die Bilder auf dem Monitor studierte.

      »Was untersuchen Sie denn jetzt?«, fragte Marika mit schwacher Stimme.

      »Mithilfe der Ultraschalluntersuchung können wir die Größe und Beschaffenheit der Leber untersuchen. Wir können auch die Leberelastizität untersuchen, die das Ausmaß von Bindegewebe in der Leber wiederspiegelt und verrät, ob das Organ schon geschädigt ist«, erklärte die Klinikchefin bereitwillig und sah prüfend hinüber auf den Bildschirm.

      Daniel Norden schüttelte lächelnd den Kopf.

      »Die Bilder sehen gut aus. Kein Grund zur Panik.«

      »Trotzdem möchte ich zur Sicherheit eine Leberbiopsie durchführen. Eine Gewebeprobe kann zeigen, wie schwerwiegend die Krankheit ist.«

      Marikas Augen weiteten sich vor Schreck.

      »Muss ich operiert werden?«, hauchte sie tonlos. Ihr Gesicht war fast so weiß wie das Kissen, auf dem ihr Kopf lag.

      »Nein!« Diesmal war es Danny, der auch einmal mit seinem Wissen glänzen wollte. »Bei der perkutanen Leberbiopsie wird der rechte Leberlappen nach lokaler Betäubung von Haut, Bauchfell und Leberkapsel punktiert. Davon merkst du so gut wie gar nichts«, erklärte er wie aus der Pistole geschossen. Jenny und Daniel tauschten überraschte Blicke, als er fortfuhr: »Im Übrigen erfolgt die Punktion in Rückenlage. Die geeignete Punktionsstelle wird vorher mithilfe einer Ultraschalluntersuchung festgelegt. Um Komplikationen wie Nachblutungen zu vermeiden, werden Bettruhe, Nahrungskarenz und regelmäßige Kontrollen von Herzfrequenz und Blutdruck verordnet.«

      »Hört, hört, das klingt ja wie aus dem Lehrbuch«, lobte Jenny Behnisch die Kenntnisse des jungen Arztes.

      Daniel grinste verschmitzt.

      »Der junge Mann hat sich ja auch vorgenommen, seine Doktorarbeit über Hepatitis C zu schreiben«, erklärte er und zwinkerte seinem Sohn gutmütig zu. Inzwischen hatte er natürlich den Grund für diese Behauptung durchschaut.

      »Ach, wirklich?«, hakte Jenny interessiert nach. »Dann ist es also jetzt wirklich so weit?«

      »Ähm, ja, ich denke schon!«, stotterte Danny verlegen. Mit dieser Bemerkung hatte sein Vater ihn in einen echten Erklärungsnotstand gebracht. Da er es aber nicht wagte, Daniel zu widersprechen, fügte er sich wohl oder übel in sein Schicksal. »Hepatitis C und andere Erkrankungen der Leber fand ich schon immer wahnsinnig spannend.«

      »Komisch, das wusste ich ja gar nicht«, gab Jenny verwundert zurück und machte sich dann daran, alles für die bevorstehende Punktion vorzubereiten.

      Marikas Zustand war durchaus besorgniserregend, und sie wollte sich so schnell wie möglich endgültige Sicherheit verschaffen über die Art der Erkrankung und die weiteren Behandlungsschritte, die nötig waren, damit die junge Frau bald wieder gesund wurde und ihr Spätfolgen wie eine Leberzirrhose oder gar ein Leberkarzinom erspart blieben.

      *

      »Stellen Sie sich vor, es ist mir tatsächlich gelungen, drei Liana Turaschwilis in München ausfindig zu machen«, rief Wendy und wedelte mit eine Stück Papier, kaum dass die beiden Ärzte an diesem Nachmittag die Praxis betraten.

      Sie hatten Marika in der Obhut der Kollegen zurückgelassen, die an diesem Nachmittag die notwendigen Untersuchungen durchführen würden.

      »Habe ich Ihnen schon mal gesagt, dass Sie eine Wucht sind, Wendy?«, fragte Daniel Norden zufrieden und nahm ihr den Zettel aus der Hand.

      »Zumindest kann ich mich nicht daran erinnern.« Wendys Wangen glühten vor Freude, und ihre Freundin und Kollegin Janine hätte am liebsten ein Foto gemacht. Da sich aber die Patienten im Wartezimmer drängten, gab es keine Zeit zu verlieren.

      »Bevor Sie sich aber auf die Suche machen können, müssten Sie sich um die Herrschaften dort drüben kümmern«, machte sie ihren Chef leise aufmerksam und blickte in Richtung des Wartezimmers.

      »So viele?«, entfuhr es Danny, der ihrem Blick gefolgt war.

      Unwillig schüttelte Wendy den Kopf.

      »Wir haben ohnehin nur die dringenden Fälle dabehalten. Alle anderen haben wir angerufen, um die Termine zu verschieben«, erklärte sie tadelnd.

      »Schon gut, schon gut.« Abwehrend hob Danny die Hände. Bevor er wieder etwas falsch machen konnte, schnappte er sich die obenliegende Patientenkarte von seinem Stapel und verschwand in Richtung Wartezimmer, um sich an die Arbeit zu machen.

      »Und wer wartet auf mich?«, erkundigte sich Daniel.

      »Herr Ostermann«, klärte Janine ihn auf. »Ich glaube, er ist sehr nervös, was seine Diagnose betrifft.«

      »Zum Glück muss ich ihm wenigstens nicht noch einmal Blut abnehmen«, seufzte Daniel. »Ich hätte nicht gewusst, wie ich ihm das erklären soll.« Das, was er Herrn Ostermann zu sagen hatte, war auch so schon unerfreulich genug.

      »Wie fühlen Sie sich heute?«, eröffnete er das Gespräch mit einer freundlichen Frage.

      Doch statt die Frage zu beantworten, lächelte Michael Ostermann seinen Arzt milde an.

      »Warum länger als nötig um den heißen Brei herumreden?«, fragte er. »Sie können mir ruhig sagen, dass mir nicht mehr viel Zeit bleibt.«

      Mit dieser Prognose verwunderte er seinen Arzt.

      »Wie kommen Sie denn auf diese Idee?«, hakte Daniel verblüfft nach. So schnell konnte sich also eine ernste Diagnose in eine halbwegs gute Nachricht verwandeln. »Davon kann keine Rede sein.«

      »Nicht?« Erstaunt legte Michael Ostermann den Kopf schief. »Ich war überzeugt davon, Krebs zu haben.«

      »Da haben Sie sich zum Glück geirrt. Sie leiden unter einer sehr seltenen Autoimmunerkrankung der Leber,

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