Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 16
Tatjana hatte die Abwesenheit ihres besten Freundes genutzt, um schnell zu Frau Bärwald in die Bäckerei zu laufen, in der sie arbeitete und etwas Geld neben dem Studium verdiente. Inzwischen verband sie eine gute Freundschaft mit der beleibten Bäckersfrau, und als sie mit einer Tüte voller duftender Leckereien zurückkam, war sie schon wieder guter Dinge. Bis sie den zerknirschten Oliver auf der Straße vor dem Studentenwohnheim entdeckte.
»O je, das ist nicht gut gelaufen, oder?«, fragte sie in bangem Erwarten.
Oliver schüttelte den Kopf.
»Natascha weiß noch nicht, ob sie sich von mir trennen wird.«
Blankes Entsetzen sprach aus Tatjanas großen blauen Augen.
»Ach, Oli, das tut mir so leid.« Spontan fiel sie ihrem Freund um den Hals und umarmte ihn innig. In diesem Moment musste Tatjana wieder an Danny denken, an ihren Streit und daran, dass er es eigentlich sein sollte, den sie umarmte. Und doch war es Oliver, der in den Genuss ihrer Nähe und Wärme kam. Wie ein Ertrinkender schlang er seine Arme um ihren schlanken Rücken und erwiderte ihre Umarmung, als sie eine scharfe Stimme auseinander fahren ließ.
»So ist das also!«, fauchte Danny wütend und schleuderte den Strauß Blumen auf den Boden, den er gekauft hatte, um seine Freundin milde zu stimmen. »Kaum habe ich mal keine Zeit für dich, schon tröstest du dich mit einem anderen.«
»Hey, Moment mal!«, rief Oliver und baute sich schützend vor Tatjana auf.
Doch das hatte eine Frau wie sie nicht nötig. Energisch schob sie ihren besten Freund zur Seite und funkelte Danny wütend an.
»Sag mal, spinnst du eigentlich?«, fragte sie ihn kühl und so beherrscht, dass sich Danny fühlte, als hätte sie ihm einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf gekippt. »Tauchst hier einfach so aus dem Nichts auf und machst mir eine Szene? Dabei bin ich eigentlich diejenige, die sauer sein müsste. Immerhin hast du mich neulich versetzt. Schon vergessen?«
»Das ist noch lange kein Grund, auf offener Straße mit einem anderen rumzumachen!«, rief Danny blind vor Eifersucht und Enttäuschung.
»Und warum nicht? Du hast ja keine Zeit mehr für mich, versetzt mich wortlos und hältst es noch nicht mal mehr für nötig, dich zu entschuldigen.«
»Wie denn? Du gehst ja nicht mehr an dein Handy!«, verteidigte sich Danny in wütender Verzweiflung.
Tatjana stand da und starrte ihren Freund mit zornfunkelnden Augen an. »Du ja auch nicht«, konterte sie erbarmungslos. »Aber wenn du schon mal hier bist, kannst du mir ja erklären, wo du die ganze Zeit gesteckt hast.«
»Das kann ich dir nicht sagen.« Solange Marika noch keine neuen Papiere und kein Visum hatte, fühlte Danny sich an sein Versprechen gebunden. Doch das konnte er Tatjana unmöglich erklären. Schon gar nicht hier, mitten auf der Straße. Tatjanas apartes Gesicht gefror zu Eis.
»Ach, das ist ja interessant«, erwiderte sie mit einem süffisanten Lächeln. »Und was willst du dann überhaupt hier?«
Danny dachte blitzschnell nach. Wenn er jetzt einen Fehler machte, war alles aus. Das durfte auf keinen Fall passieren. So griff er kurzentschlossen zu einer List. Plötzlich verzerrte sich sein Gesicht, und er presste beide Hände aufs Herz. In Zeitlupe sank er vor seiner zu Tode erschrockenen Freundin auf die Knie.
»Medizin!«, röchelte er. »Ich brauche Medizin.«
Tatjana dachte nicht lange darüber nach, was zu tun war. Sie kniete neben ihm nieder und nahm seinen Kopf in ihre Hände.
»Welche Medizin, Danny?«, fragte sie panisch. »Bitte sag doch was! Was ist los mit dir? Welche Medizin brauchst du?« In diesem Moment bemerkte sie das verräterische Blitzen in seinen Augen. Doch da war es schon zu spät.
»Dich!«, erklärte Danny im selben Augenblick und umfasste mit einer Hand ihren Hinterkopf. Gleich darauf fühlte sie seine warmen Lippen auf den ihren. Zuerst wollte Tatjana sich wehren. Doch angesichts seiner Leidenschaft fiel ihr Widerstand in sich zusammen wie ein Kartenhaus, und fast bedauerte sie es, als er sich nach einer gefühlten Ewigkeit von ihr löste. Das Lächeln in seinem Gesicht war zärtlich. »Bist du mir noch böse?«
»Wenn du glaubst, du kommst so leicht davon, hast du dich getäuscht«, schützte Tatjana Härte vor. Doch es gelang ihr nicht, ihre Erleichterung vor ihm zu verbergen. Erst jetzt, da sie ihn wieder hatte, wurde ihr bewusst, wie schmerzlich sie ihn vermisst hatte.
»Wollt ihr nicht langsam mal vom kalten Boden aufstehen?«, wurden sie schließlich von einer ungeduldigen Stimme aus der Versunkenheit gerissen.
Erschrocken rappelte sich Tatjana vom Boden hoch.
»Oh, Oli, tut mir leid. Ich hab dich völlig vergessen.«
»Das ist mir auch schon aufgefallen«, bemerkte er zerknirscht. »Dafür hat mich Dannys Schauspieleinlage auf eine Idee gebracht, wie ich Natascha vielleicht doch noch überzeugen kann, mich zu heiraten. Oder wenigstens bei mir zu bleiben.«
Die Passanten, die dem Paar sichtlich amüsiert zugesehen hatten, waren weitergegangen. Auch Danny war inzwischen vom Boden aufgestanden. Verständnislos sah er Oliver an.
»Moment mal, ich dachte, ihr habt heute geheiratet.«
Bevor ihr bester Freund auf diese Bemerkung antworten konnte, hakte sich Tatjana links und rechts bei den beiden Männern unter.
»Scheint, als hätten wir viel zu erzählen. Aber das machen wir lieber bei ein paar leckeren Pizzataschen. Wer ist dabei?«
Auf Zustimmung brauchte sie nicht lange zu warten, und vergnügt machte sich das Trio auf den Weg in die kleine Studentenwohnung, um sich zu stärken, nebenbei die spannenden Neuigkeiten auszutauschen und Pläne zu schmieden.
*
»So, das war doch gar nicht so schlimm, oder?«, fragte Fee Norden ihren kleinen Patienten und klebte ein Pflaster auf die kleine Einstichwunde, als es an der Tür klopfte. Der Junge nickte, und Fee stand auf, um ihn zurück auf sein Zimmer zu bringen und bei dieser Gelegenheit nachzusehen, wer sie um diese Uhrzeit – es war kurz vor Dienstschluss – noch sprechen wollte.
»Dan, das ist ja eine Überraschung!«, begrüßte sie ihren Mann freudig und sah hinunter zu dem kleinen Jungen an ihrer Hand. »Schau mal, das ist dein Namensvetter.«
Der kleine Daniel musterte den großen Daniel.
»Der ist aber ganz schön groß«, stellte er staunend fest. »Und kostbar ist er auch noch.« Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Krankenzimmer.
»So groß wirst du bestimmt auch mal«, erwiderte Daniel amüsiert und ein bisschen geschmeichelt. »Aber wieso denkst du denn, dass ich kostbar bin?«
Der Fünfjährige legte den Kopf schief. »Weil du silberne Haare hast.« Mit kindlichem Ernst deutete er auf Daniel Nordens silbergraue Schläfen. Nur mit Mühe konnte sich Fee ein amüsiertes Lachen verkneifen. »So was will ich auch mal haben.«
»Dann gehst du jetzt ganz schnell ins Bett und isst dein Abendbrot, damit du bald wieder ganz gesund bist. Dann hast du gute Chancen, noch kostbarer zu werden, als du es ohnehin schon bist«, versprach die Ärztin gerührt und half dem Jungen ins Bett. Sie nahm den Deckel von dem Tablett