Sophienlust Paket 3 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 3 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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Holzbänken und unterhielten sich lebhaft.

      Ja, auch sie wollte ein wenig an die frische Luft gehen, dachte sie und stand schon auf. Der rosa Morgenrock passte ihr wieder. Das bedeutete, dass sie schlanker geworden war. Auf einmal fühlte sie sich wie neugeboren. Ja, alles würde wieder gut werden, sagte sie sich und verließ ihr Zimmer.

      Als Betty die Halle durchquerte, um das Haus über die Terrasse zu verlassen, achtete sie nicht auf den ungefähr vierzigjährigen Mann, der im gleichen Augenblick das Sanatorium betrat. Der Besucher machte auf den ersten Blick einen äußerst sympathischen Eindruck. Man konnte ihn unbedingt zu den gut aussehenden Männern zählen mit seinen dunkelbraunen Haaren und seinen markanten Zügen. Nur das unstete Flackern in seinen graugrünen Augen zeugte davon, dass er ein unausgeglichener Mensch war, der immer auf der Flucht vor irgendetwas zu sein schien.

      Als er Betty Cornelius erblickte, breitete sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht aus. Glück muss der Mensch haben, dachte er. Bei seinem gestrigen Besuch hatte ihm der Portier erklärt, Frau Cornelius dürfe keinen Besuch empfangen. Doch an diesem Tag hatte ein anderer Portier an der Pforte gesessen. Martin Aarhof hatte einen der Namen, die er am Tag zuvor gehört hatte, aufs Geratewohl genannt und war ohne Schwierigkeiten ins Haus gekommen.

      Betty stieg die flachen Stufen der Terrasse hinab und ging langsam den Kiesweg zwischen den Blumenbeeten entlang. Tief atmete sie den schweren Duft der Rosen ein. Lächelnd beobachtete sie eine Spatzenmutter, die ihre Jungen voller Eifer fütterte.

      Freundlich begrüßte sie einige Damen, die sie bereits kennengelernt hatte. Dann setzte sie sich auf eine Steinbank bei dem Springbrunnen. Von dort aus hatte sie einen herrlichen Ausblick auf den See, dessen Wasserfläche dunkelgrün zwischen den Bäumen schimmerte.

      Plötzlich aber wurden Bettys Bewegungen nervös und fahrig. Schweiß brach aus ihren Poren. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.

      Das Verlangen, ihre gewohnten Tabletten einzunehmen, packte sie mit Gewalt. Aber sie bekam keine Tabletten mehr.

      »Ich glaube, ich komme gerade im rechten Augenblick«, hörte sie da wie aus unendlicher Ferne eine ihr bekannte Stimme sagen.

      »Sie?«, fragte sie und hob abwehrend die Hände. »Gehen Sie! Ich will Sie nicht mehr sehen! Lassen Sie mich doch endlich in Ruhe!«

      »Frau Cornelius, schauen Sie, was ich habe. Ihre Tabletten«, entgegnete er, ihre Worte übergehend. »Wasser gibt es dort im Brunnen genug.« Zynisch lachte er auf, als er ihr das Röhrchen mit den Tabletten zeigte, es aber blitzschnell wieder in seiner Tasche verschwinden ließ, als sie die Hand danach ausstreckte.

      »Bitte, geben Sie mir eine Tablette«, flehte Betty erregt.

      »Erst, nachdem Sie einen Scheck für mich ausgeschrieben haben.«

      »Ich habe mein Scheckheft nicht da. Wirklich nicht. Und bares Geld habe ich auch nur wenig. Ein paar Hundert­euroscheine. Mehr nicht. Das müssen Sie mir glauben. Ich …«

      Martin Aarhof lachte spöttisch. »Also, dann nicht. Leben Sie wohl …« Er wandte sich zum Gehen um.

      Betty blickte gequält auf seinen breiten Rücken. Eine lodernde Flamme von Hass züngelte in ihr hoch. Wenn ich jetzt die Kraft aufbrächte, ihn gehen zu lassen, wäre ich endlich von ihm befreit, dachte sie. Aber nur er kann mir die Tabletten beschaffen.

      »Bleiben Sie«, keuchte sie und taumelte zur Bank zurück. »Ich hole Ihnen das Geld. Ungefähr achthundert Euro. Sie sollen es bekommen.«

      »Besser, als gar nichts«, erwiderte er mit gerunzelten Brauen.

      »Geben Sie mir die Tabletten.«

      »Erst, wenn ich das Geld und Ihr Versprechen habe, dass Sie mir in zehn Tagen mehr Geld geben.«

      »Aber, ich kann es nicht. Ich weiß nicht mehr, wie ich das Geld beschaffen soll, ohne dass mein Mann es merkt! Bitte, lassen Sie mich doch in Ruhe! Nicht wahr, Claus weiß nichts von Ihren Erpressungen?«, fragte sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      »Natürlich weiß er es. Glauben Sie, er verdient in diesem Hospital im Urwald genügend? Er und ich wollen uns mit dem Geld eine neue Zukunft aufbauen. Aber wir brauchen noch viel mehr. Ihr Mann schwimmt doch im Geld. Er …«

      »Bitte, ich kann nicht …«

      »Dann wird er erfahren, was damals in Amsterdam geschah. Dass Sie ihn belogen und betrogen haben.«

      »Sie können doch nicht so gemein sein!«, rief sie außer sich.

      »Nicht so laut, meine Schöne. Wir wollen doch nicht auffallen. Außerdem möchten Sie doch die Tabletten haben.«

      »Ja, ja.« Betty schlug die Hände vors Gesicht und weinte leise in sich hinein. Wie gemein die Brüder Aarhof doch waren! Wie gemein! Damals, als Claus ihr das Baby gebracht hatte, hatte sie geglaubt, nun sei alles gut. Schließlich hatte sie dem Mädchen, der Mutter des Babys, viel Geld gegeben. Aber Claus und sie hatten sich strafbar gemacht, weil sie eine Schwangerschaft vorgetäuscht hatten, die gar nicht vorhanden gewesen war. Doch Claus hatte sie geliebt und hatte ihr deshalb helfen wollen. Hatte er sie wirklich geliebt? Heute konnte sie daran nicht mehr glauben. Wahrscheinlicher war, dass er ihr das Kind nur deshalb gebracht hatte, weil er schon damals die Absicht gehabt hatte, sie zu erpressen. Um sich den damit verbundenen Schwierigkeiten zu entziehen, hatte er sich ganz einfach in den Urwald abgesetzt und ließ nun seinen Bruder diese schmutzige Arbeit verrichten.

      »Ihr seid ein ganz gemeines Brüderpaar«, zischte Betty hasserfüllt.

      »Damals waren Sie anderer Meinung, meine Gnädigste«, erwiderte Martin Aarhof ungerührt. »Damals wollten Sie das Kind haben. Und Claus hat seinen Beruf aufs Spiel gesetzt, um Ihnen zu helfen. Nach wie vor sitzt er auf einem Pulverfass. Sollte nämlich die ganze Geschichte herauskommen, würde es nicht nur für Sie unangenehm werden. Er würde seinen Doktortitel verlieren und nicht mehr als Arzt arbeiten können.«

      »Dann ist mir aber unverständlich, dass er …«

      »Mein Gott, sind Sie borniert. Also holen Sie nun das Geld?«

      »Erst müssen Sie mir eine Tablette geben. Eine einzige Tablette!«

      »Meinetwegen.« Seine Mundwinkel zogen sich verächtlich nach unten, als er ihren Wunsch erfüllte. Gierig steckte sie die Tablette in den Mund, schöpfte Wasser in ihre hohlen Hände und spülte das Gift hinunter.

      Während Betty ins Haus ging, fühlte sich Martin Aarhof keineswegs so sicher, wie er vorgab. Doch hatte er längst erkannt, dass man mit Unverschämtheit besser durchs Leben kam.

      Martin setzte sich auf die Bank und hielt das Haus scharf im Auge. Sollte Betty Cornelius Dummheiten machen und jemanden auf ihn hetzen, brauchte er nur über die Mauer hinter sich zu klettern und in sein Auto einzusteigen. Zugleich überlegte er, dass es für ihn recht ungünstig wäre, sollte Betty Cornelius herausbekommen, dass Claus völlig ahnungslos war. Dieser hatte damals sogar seinetwegen Deutschland verlassen, um sich weiteren Erpressungen durch ihn, Martin, zu entziehen.

      Betty kam jetzt zurück und steckte ihm hastig die Geldscheine zu. Dann ergriff sie das Röhrchen mit den Tabletten. Diesmal würde sie es besser verstecken, sodass man es ihr nicht wieder würde fortnehmen können.

      »In zehn Tagen hole ich mir das versprochene Geld«, sagte Martin.

      »Ja,

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