Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Staffel

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      Die vielen Blasen auf ihrer Mundschleimhaut schmerzten und machten ihr das Sprechen zusätzlich schwer. Doch noch war ihr Geist nicht so klar, dass sie einen Zusammenhang feststellen konnte.

      »Du leidest an einer sehr seltenen Krankheit. Sie ist für die Blasen auf deiner Mundschleimhaut verantwortlich. Dabei hast du noch Glück im Unglück gehabt. Bei anderen Kranken breiten sich diese Blasen auf dem ganzen Körper aus.« In Gedanken schickte Daniel einen Dank gen Himmel. Die Bilder, die er im Internet gesehen hatte, hatten ihn frösteln lassen, und schnell konzentrierte er sich wieder auf seine Frau. »Bis diese Blessuren halbwegs verheilt sind, kannst du weder essen noch trinken.« Daniel griff nach ihrer Hand und drückte sie fest. »Aber jetzt wird alles gut«, versprach er feierlich. Seine Stimme war warm und voller Überzeugung, sodass Felicitas mit dieser Erklärung zufrieden war. Sie war ohnehin so erschöpft, dass ihre Augenlider schon wieder flatterten. Ein unsichtbares Gewicht zerrte an ihrem Bewusstsein und wollte sie wieder mit sich in die Tiefe nehmen.

      »Ich bin so müde«, murmelte sie, und Daniel lächelte.

      »Dann schlaf dich gesund, mein Liebling. Ich fahre inzwischen in die Praxis, um zu sehen, ob Danny Arbeit für mich hat. In der Mittagspause bin ich wieder bei dir.«

      Fee hatte die Augen schon wieder geschlossen. Einen Moment lang dachte Daniel, dass sie seine Worte schon nicht mehr gehört hatte. Das Lächeln, das über ihre gesprungenen Lippen huschte, und ihr vages Nicken belehrten ihn aber eines Besseren, und beschwingt verließ er schließlich die Klinik, um seine Worte in die Tat umzusetzen.

      »Hier, probier mal das hier!« Die Bäckerin Hilde Bärwald stand in der Backstube, die im hinteren Teil des Gebäudes lag, und hielt ihrem Lehrling Tatjana Bohde ein Rosinenbrötchen hin.

      Danny Nordens sehbehinderte Freundin tat, wie ihr geheißen, und nahm ihrer Chefin das Gebäck aus der Hand. Schon beim ersten Bissen seufzte sie zufrieden. Sie schloss genießerisch die Augen und lächelte glücklich. Außen goldbraun und knusprig, war das Brötchen innen saftig und nicht zu süß, mit genügend Rosinen im saftigen Hefeteig, die das Gebäck erst perfekt machten.

      »Ist das nicht verrückt? Schon diese kleine Vollkommenheit lässt mich glauben, dass alles wieder gut wird«, schwärmte Tatjana versonnen, während sie das Brötchen unter die Nase hielt und den süß-säuerlichen Duft tief einatmete.

      Hilde Bärwald lächelte zufrieden.

      »Mal abgesehen davon, dass man niemals die Hoffnung verlieren darf, freut es mich, dass du mit meiner Arbeit zufrieden bist«, bemerkte sie schelmisch und zwinkerte Tatjana zu. Sie wusste, wie sehr die junge Frau mit Dannys Mutter Fee litt und wie sehr sie sich um ihre selbstgewählte Ersatzmama sorgte.

      »Mehr als das!«, sagte Tatjana in ihre Gedanken hinein. Obwohl sie nach einer Operation wieder einen Teil ihres Sehvermögens zurück erhalten hatte, reichte ihr Augenlicht nicht aus, um Feinheiten im Gesicht eines anderen Menschen zu erkennen. Doch die jahrlange Blindheit hatten ihre anderen Sinne auf erstaunliche, fast magische Art und Weise geschärft, sodass sie das Zwinkern am Tonfall ihrer Chefin erkannt hatte. »Ihr Gebäck ist einzigartig. Ich hab ja auch schon allerhand ausprobiert. Aber so wie Sie krieg ich das nicht hin. Manchmal habe ich Zweifel, ob ich das jemals lernen werde.«

      »Keine Angst. Das ist keine Hexerei!«, versprach Hilde Bärwald. »Obwohl ich zugeben muss, dass ich mein Geheimnis bisher niemandem verraten habe.«

      »Sie können mir vertrauen«, versprach Tatjana feierlich, sich der Ehre wohlbewusst, die ihr zuteil wurde.

      »Das weiß ich.« Der zufriedene Blick der Bäckerin ruhte auf ihrer Auszubildenden.

      Als Studentin hatte Tatjana schon bei ihr gearbeitet, um sich neben dem Studium etwas dazuzuverdienen. Dabei hatte Tatjana ihre Leidenschaft für diesen Beruf entdeckt. Nach erfolgreichem Abschluss hatte sie deshalb Frau Bärwalds Angebot angenommen und eine Ausbildung begonnen. Danach sollte sie das Geschäft mit dem angeschlossenen kleinen Café übernehmen.

      »Eigentlich ist es ganz einfach«, beantwortete Hilde Tatjanas Frage ehrlich und wandte sich dem Ofen zu, in dem ein weiteres Blech perfekter Rosinenbrötchen darauf wartete, herausgeholt zu werden. Ein köstlicher Duft durchflutete die Backstube, als sie die Ofentür öffnete und mit den behandschuhten Händen beherzt hineingriff. »In diesen Zeiten haben die Menschen lediglich vergessen, dass es manche Dinge gibt, die sich nicht automatisieren lassen. Die Zubereitung eines guten Teigs gehört zweifelsfrei dazu.«

      »Verraten Sie mir Ihr Geheimnis?«, fragte Tatjana, froh, wenigstens für eine Weile von ihren drängenden Sorgen abgelenkt zu sein.

      Während Hilde Bärwald die Rosinenbrötchen zum Auskühlen auf einem Gitter verteilte, lächelte sie verschmitzt.

      »Es geht darum, den Hefeteig mit der Hand kneten. Nur so fühlt man den Augenblick, in dem er zum Leben erwacht, wann er bereit ist, aufzugehen und zu wachsen.« Lässig zuckte sie mit den Schultern. »Das ist eigentlich schon das ganze Geheimnis. Fast langweilig einfach, findest du nicht?«

      Mit wachsendem Erstaunen hatte Tatjana dieser Erklärung gelauscht.

      »Das ist wirklich alles?«, fragte sie ungläubig. »Und ich dachte, Sie benutzen so selten moderne elektrische Geräte, weil Sie Angst davor haben.«

      Einen Moment lang stand Hildes Mund offen vor Staunen. Dann brach sie in herzhaftes Lachen aus.

      »Ich mag zwar alt sein, aber ängstlich bin ich deshalb noch lange nicht. Sonst hätte ich es damals nicht gewagt, das Geschäft nach dem Tod meines Mannes zu übernehmen und …«, setzte sie zu einer wortreichen Erklärung an, als das Telefon in der Backstube klingelte.

      Es handelte sich um einen dieser altmodischen Apparate, die an der Wand hingen. Frau Bärwald blickte zuerst ratlos auf ihre teigverkrusteten Hände und dann hinüber zum Telefon Apparat.

      »Ich geh schon.« Wie so oft erahnte Tatjana das Problem mehr, als dass sie es sehen konnte, und versetzte ihre Umwelt mit dieser Sensibilität ein weiteres Mal in grenzenloses Erstaunen.

      »Woher weißt du …?«, wollte die Bäckerin fragen, als sich Tatjana auch schon meldete.

      »Bäckerei Bärwald, Sie sprechen mit Tatjana, was kann ich für Sie tun?«, hallte ihre stets freundliche Stimme durch die Backstube.

      »Jana, gut, dass du dran bist. Ich bin’s!« Es war ihr Freund Danny. Und er war unverkennbar aufgeregt.

      Vor Schreck setzte Tatjanas Herzschlag einen Moment lang aus. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass schon etwas Besonderes passieren musste, damit sich ihr Freund derart aus der Ruhe bringen ließ. Natürlich galt ihr erster Gedanke Felicitas.

      »Stimmt was nicht mit Fee?«, fragte sie atemlos. »Ist ihr was passiert?«

      Zu ihrer großen Erleichterung lachte Danny.

      »Na, das nenne ich mal eine freundliche Begrüßung. Aber gut, ich will mal nicht so sein und großzügig über dieses Manko hinwegsehen. Mum ist vorhin aufgewacht«, teilte er die umwerfenden Neuigkeiten bereitwillig mit seiner Freundin.

      Von ihrem Arbeitsplatz aus konnte Hilde Bärwald sehen, wie Tatjanas Miene wie ein Geburtstagskuchen erstrahlte.

      »O Mann, Danny, warum hast du das nicht gleich gesagt?«, tadelte sie ihren Freund.

      »Aber das hab ich doch!«, verteidigte sich der junge

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