Dr. Norden Staffel 4 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Haben Sie Neuigkeiten von Sebastian?«, fragte sie sichtlich nervös.
Lydia nickte.
»Die Chefin schickt mich. Ich soll Sie fragen, ob Sie zu Herrn Hühn wollen.«
»Darf ich denn?« Ricarda konnte ihr Glück nicht fassen, und die Schwester schmunzelte.
»Offenbar haben Sie ganz schön Eindruck geschunden bei Frau Dr. Behnisch«, verriet sie augenzwinkernd. »Sonst würde sie das nie und nimmer erlauben.« Sie wandte sich an Daniel Norden. »Erlauben Sie, dass ich Ihnen Ihre charmante Unterhalterin entführe?«
»Ungern, aber es muss wohl sein.«
Ricarda war schon aufgestanden. Einer spontanen Eingebung folgend drehte sie sich noch einmal zu Dr. Norden um und umarmte ihn so fest, dass er kaum mehr Luft bekam.
»Danke. Danke für alles!«, raunte sie ihm ins Ohr. »Ich hab gehört, dass Ihre Frau schwer krank ist.« Zu seiner Erleichterung löste sie die Arme um ihren Hals und er holte tief Luft.
»Das stimmt. Bisher wussten wir nicht, was ihr fehlt. Aber jetzt haben wir Hoffnung, ihr endlich helfen zu können«, erwiderte er und stand ebenfalls auf. Vielleicht gab es ja schon erste Ergebnisse.
»Meine Gedanken sind bei Ihnen«, versprach Ricarda innig. Doch davon wollte Dr. Norden nichts wissen.
»Ihre Gedanken gehören jetzt erst einmal ganz allein Ihrem Freund. Er braucht Sie im Augenblick am nötigsten. Auch wenn er es vielleicht nicht zugeben will.«
Seine Wort trafen die junge Krankenschwester direkt ins Herz, und sie nickte zutiefst gerührt. Dann wurde es Zeit, der sichtlich ungeduldigen Schwester auf die Station zu folgen.
*
»Wie sagt man so schön? Das war auf den letzten Drücker«, erklärte Dr. Jenny Behnisch sichtlich zufrieden, als sie den Operationssaal in Begleitung der Kollegen verließ.
Schwester Elena konnte noch nicht glauben, welches Wunder sie gerade miterlebt hatte.
»Unser Dachdecker wird wirklich wieder laufen können«, schwärmte sie ergriffen.
»Die Rehabilitation wird schon noch eine Weile in Anspruch nehmen, und er wird fleißig üben müssen«, gab Jenny zu bedenken. Sie nahm die Gesichtsmaske, die noch an einem Ohr gebaumelt hatte, ab und warf sie in einen Abfalleimer auf dem Flur. »Aber dann wird er ohne Einschränkung leben können.«
»Ich wage nur zu bezweifeln, dass er je wieder auf Dächer klettern kann«, gab Dr. Weigand zu bedenken. »Gibt’s bei Dachdeckern sowas wie einen Innendienst?«
»Meines Wissens wird Herr Hühn sowieso die Geschäftsleitung übernehmen und nicht mehr selbst in luftigen Höhen herumturnen müssen«, berichtete Jenny Behnisch das, was Ricarda erzählt hatte. »Aber wie auch immer hat sich unser Einsatz gelohnt. Ich danke Ihnen für die gute Arbeit!« In der Ferne hatte sie Schwester Lydia entdeckt, die in Begleitung von Ricarda des Weges kam.
Mit einem zuversichtlichen Lächeln auf den Lippen erwartete sie die beiden vor dem Wachraum, in den Sebastian inzwischen gebracht worden war. Als Ricarda die Klinikchefin erkannte, verfiel sie in Laufschritt.
»Wie geht es Basti?«, rief sie über den Klinikflur und errötete, als Jenny mahnend den Zeigefinger auf die Lippen legte.
»Bitte entschuldigen Sie. Natürlich weiß ich, wie man sich in einer Klinik zu benehmen hat. Aber ich bin so aufgeregt.« Bevor sie wieder in den üblichen Redefluss verfallen konnte, hielt sie inne und sah Jenny erwartungsvoll an.
Die honorierte die offensichtlichen Bemühungen mit einem freundlichen Lächeln.
»Der Eingriff ist ohne Komplikationen verlaufen und Herrn Hühns Prognose sehr gut.«
»Ist das wahr?« Vor Freude hopste Ricarda wie ein kleines Mädchen auf der Stelle auf und ab.
»Das ist es. Und ich habe noch eine Botschaft für sie: Vor der Narkose bat er, Ihnen auszurichten, dass ihm seine Worte leid tun. Und dass er sich freut, wenn sie bei ihm sind, wenn er aufwacht.«
»Oh!« Mehr konnte Ricarda nicht sagen. Und das lag nicht nur an dem Kloß, der wieder in ihrem Hals saß.
Auch Jenny Behnisch hatte nichts mehr zu sagen. In den letzten Tagen hatte es genug Neuigkeiten gegeben. Während sie Ricarda dabei zusah, wie sie in einen grünen Kittel schlüpfte, um ihren Basti zu besuchen, wanderten ihre Gedanken unwillkürlich zu ihrem Lebensgefährten. Wenn sie die Verabredung mit Roman einhalten wollte, sollte auch sie sich langsam auf den Weg machen.
»Für heute ist Feierabend für mich«, verabschiedete sie sich von Ricarda und machte sich auf den Weg in ihr Büro, als ihr noch etwas einfiel. Sie drehte sich noch einmal um. »Ach, Frau Schmied, könnten Sie bitte morgen um neun im Personalbüro sein? Auf dieser Station haben wir immer Bedarf an engagierten, erfahrenen und zuverlässigen Krankenschwestern.«
Ricardas Strahlen war Antwort genug, und Jenny Behnisch wandte sich endgültig ab. Doch sie setzte ihren guten Vorsatz nicht in die Tat um. Bevor sie ruhigen Gewissens ins Kino gehen konnte, musste sie unbedingt wissen, wie es um ihre Freundin Felicictas Norden stand. Mit weit ausgreifenden Schritten lief sie an dem Flur vorbei, der zu ihrem Büro führte, und eilte weiter Richtung Intensivstation.
Wo bin ich?« Felicitas Norden lag im Bett der Intensivstation und blinzelte in das helle Licht des noch jungen Morgens. Es dauerte einen Moment, bis sich der Nebelschleier lichtete und sie klar sehen konnte. »Was ist passiert?« Ihr fragender Blick ruhte auf dem Infusionsschlauch, der in der Kanüle endete, die in der Vene an ihrem Handrücken steckte.
In Gedanken versunken hatte Dr. Daniel Norden am Bett seiner Frau gesessen. Als er ihre heisere Stimme hörte, zuckte er zusammen. Fast sofort schossen ihm Tränen in die Augen. Es waren Tränen unermesslicher Erleichterung, unaussprechlichen Glücks. Er sprang vom Stuhl auf und beugte sich über seine Frau.
»Feelein, mein Engel, endlich!«, raunte er ihr zu und küsste sanft ihre Wange.
»Wie … wie meinst du das?« Ihr verwirrter Blick streifte sein Gesicht. Dabei bemerkte sie die Ernährungssonde, die in ihre Nase führte. »Warum das?«
Mühsam versuchte Daniel, sich zu beherrschen. Von Fees Einlieferung in die Klinik vor ein paar Tagen bis zur Diagnosestellung waren viele kostbare Stunden vergangen. Nur durch Zufall hatte sich herausgestellt, dass die Ärztin an einer seltenen lebensbedrohlichen Krankheit mit Namen Steven-Jacobs-Syndrom litt, für die nur zwei Behandlungsformen in Betracht kamen. Daniel hatte sich entscheiden müssen und seitdem bange Stunden am Bett seiner todkranken Frau verbracht. Ihr Erwachen war der Beweis, dass er die richtige Therapie gewählt hatte. Trotzdem rann eine einzelne Träne über seine Wange und tropfte von seinem Kinn auf die Bettdecke.
»Du warst drei Tage lang bewusstlos.« Um sie nicht zu beunruhigen, fuhr er sich schnell mit dem Ärmel über die Augen. »Zwischendurch war es so schlimm, dass du beatmet werden musstest. Der Tubus konnte erst gestern Abend wieder entfernt werden. Deshalb ist deine Stimme so rau.«
Verwunderung machte